Читать книгу Die großen Themen des christlichen Glaubens - Norbert Scholl - Страница 52
Transparenz des Alltags
ОглавлениеAuch der Alltag, der gewöhnliche und banale Alltag, kann transparent werden im Hinblick auf das Geheimnis „Gott“.
So ist für den mittelalterlichen Mystiker Meister Eckhart (ca. 1260–1328), der heute geradezu wieder „neu“ entdeckt wird, „jegliche Kreatur Gottes voll. […] Wenn sich Gott einen Augenblick von allen Kreaturen abkehrte, so würden sie zunichte.“37 Das Leben Gottes selber entfaltet sich in den Dingen. Wer die Geschöpfe kennt, braucht keine Predigt, denn jedes Geschöpf ist ein von Gott beschriebenes Buch.38 Die Dinge „schmecken“ nach Gott. „Alle Dinge“ sind für Eckhart „reiner Gott.“39 Es liegt nur am Menschen, dieses Geheimnis der Dinge zu entdecken und ihm gemäß zu leben. Die Hinwendung zur Kreatur ist für Eckhart weder ein Abweg noch ein Irrweg, sondern vielmehr ein Weg zu Gott. Das Sein der Dinge entspringt, davon ist Eckhart überzeugt, ganz und gar aus Gott.
Von Immanuel Kant stammt das bekannte Wort: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und immer zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“40
Auch ein anderer Großer des Geistes, Albert Einstein, bekennt, dass er die wundervolle Ordnung der Natur stets voll Staunen und Verwunderung wahrnimmt und dass er sich in der Harmonie des Seienden aufgehoben fühlt: „Der Anblick des Meeres ist unbeschreiblich großartig, besonders wenn Sonne darauf fällt. Man ist wie aufgelöst in die Natur. Man fühlt die Belanglosigkeit des Einzelgeschöpfes noch mehr als sonst und ist froh dabei.“41 Religiosität, so meint er, sei die stärkste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung. Er beschreibt sie so: „Das Erlebnis des Geheimnisvollen, wenn auch mit Furcht gemischt, hat auch die Religion gezeigt.“42
Und schließlich dürfen in diesem Zusammenhang auch noch die zwei erst unlängst ausgezeichneten deutschen Nobelpreisträger Gerhard Ertl und Peter Grünberg erwähnt werden. Sie antworteten auf die Frage „Können Sie als aufgeklärte Naturwissenschaftler eigentlich an Gott glauben?“: „Ja, aber sicher! (…) Das Leben ist ein gewaltiges Wunder, wir nähern uns wissenschaftlich den Erklärungen an, aber eine Frage bleibt doch immer bestehen: Warum das alles? Hier glaube ich an Gott!“ (Gerhard Ertl), „Aber ja, es ist mehr da, als wir in der materiellen Welt sehen und erfassen können“ (Peter Grünberg).43