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c) Der Mensch – „unheilbar religiös“
ОглавлениеWeil „Religion“ in den Tiefenschichten der menschlichen Psyche verankert ist, erklärt sich, dass auch mit zunehmender Bewusstwerdung dieses Phänomen nicht verschwindet, dass auch intensive atheistische Aufklärungsarbeit die Religiosität des Menschen nicht auslöschen kann. Der Mensch ist „unheilbar religiös“, mögen die Ausdrucksformen wechseln, mag sich Religion in Verzerrungen und Entstellungen, in vielerlei Variationen und Erscheinungsformen äußern, mag sie über weite Zeitläufe verschüttet und wie tot erscheinen.
Ein langer und verschlungener Weg mit vielen Abwegen, Irrwegen und Sackgassen verläuft von den Uranfängen der Religion bis hinein in unsere Gegenwart. Das darf nicht verwundern. Denn woher soll der Mensch das Wissen nehmen, wie er in rechter Weise jene geheimnisvolle Macht ansprechen soll, die ihn ins Leben ruft, die ihn durchs Leben trägt, die ihn führt und beschützt, ihn aber auch bedroht und ängstigt und die ihn schließlich wieder in den Schoß der Erde zurücksinken lässt? Ist es eine einzige Macht oder sind es viele, vielleicht gute und böse Mächte? Wo wird dieses Geheimnis in besonderer Weise erfahrbar, wo kann man ihm begegnen? Wie kann man dieser Macht oder diesen Mächten Wünsche und Sorgen, Hoffnungen und Befürchtungen, Dank und Bitte vortragen? Wie soll das Unsagbare benannt werden? Hat es einen Namen, oder ist es vielleicht namenlos?