Читать книгу Fast kein Land - Ocke Bandixen - Страница 10
8.
ОглавлениеEs sollte ein Treffen auf unserem Hof stattfinden. Ich durfte nichts wissen und war doch beteiligt bei all den Vorbereitungen. Mein Vater stockte mehrfach, wenn er mit meiner Mutter über das bevorstehende Ereignis sprach. Er brach ab und murmelte entweder »besprechen wir später«, oder er nickte meiner Mutter zu, die mir eine Bitte zuhauchte, ich möge ihr doch bitte, bitte ihre Stola, ihr kleines Adressbuch oder sonst etwas suchen oder holen, ich wäre doch so nett? Ich ging und versuchte, die Demütigung nicht zu sehr in mein Inneres sickern zu lassen.
Ich bekam dennoch genug mit. Ich hatte Irene und Ludwig und ich konnte gut zuhören. Was ich aber noch besser konnte, war, mich am Küchentisch unsichtbar zu machen. Ich konnte mit dem Küchenmesser noch und noch kleine und kleinere Stückchen aus den Kartoffelschalen schnitzen, aus den abgenippelten Bohnen kleine Türmchen stapeln, die alsbald wieder einstürzten.
Irene war aufgeregt, das gab es nicht so oft. Sie glich sich sonst in ihrer Ruhe dem Dampf des Kaffees an, der morgens von ihrer Tasse aufstieg. Für gewöhnlich. Nun aber war sie unruhig.
Ludwig strich ihr, was er sich und ihnen beiden nur selten am Tage und vor anderen, auch vor mir, kaum gestattete, sanft über den Arm und den Rücken. Er brummte dazu aufmunternd.
Mein Vater hatte nach einigen Tagen wohl eingesehen, dass er mich zumindest teilweise einweihen musste. Soviel wusste ich: Es sollten Herrschaften kommen. Aus dem Ausland.
»Schweden?«, fragte ich.
»Nein, von woanders«, war seine Antwort.
Ich wurde daraus nicht schlau. Aber sei’s drum. Möbel wurden benötigt, denn sie sollten über Nacht bleiben.
»Zehn bis zwölf Gäste, Herren«, sagte mein Vater.
Betten, Stühle und ein großer Tisch, der in unserer Wohnstube aufgestellt werden sollte.
Karlsson würde in einigen Tagen noch einmal kommen, um uns zu helfen. Und wohl auch, um ein waches Auge darauf zu haben, ob alles im Sinne des Herrn Dahlerus lief. Ich sollte ihm keine unnötigen Fragen stellen und nicht durch Frechheiten die Lage erschweren. Dieser Zusatz kam von meiner Mutter, was mich besonders empörte. Denn sie formulierte es nicht, wie ich es angemessen gefunden hätte, wie eine Warnung, sondern wie eine Herzensbitte, die ich ihr nicht abschlagen könne.
Ihr Bauch war rund und ragte weit nach vorn.