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Das erste Mal polizeilich auffällig wurde Ralf Paulsen nicht erst, als er 16 Jahre alt war. Nur damals war es zum ersten Mal im Zusammenhang mit einem Fahrzeug. Es war nicht so, dass er gern an Autos und Motorrädern herumschraubte, sich in irgendeiner Garage unter die Dinger legte und ölige, schwarze Finger hatte, die man nicht mehr sauber bekam. Er fuhr nur gern. Ralf Paulsen wollte anscheinend nur weg. Nicht hier bleiben, nicht stillstehen. Nichts verpassen außerdem. Als er 16 Jahre alt war, Frerk erzählte mir Tränen lachend die Geschichte, war Paulo besoffen auf seinem Mofa gefahren. Nun, das kam oft vor. Nur diesmal hatte er, in einer Mischung aus echter Hilfsbereitschaft, Übermut und insgeheimer Sehnsucht nach Absolution, da war ich sicher, schließlich war er katholisch, eine Seltenheit bei uns, nachts einer liegen gebliebenen Polizeistreife seine Hilfe angeboten.

Er wollte fahren, in Bewegung sein, am besten an zwei Orten gleichzeitig. So scheint es mir im Nachhinein nur logisch, dass er an die Grenze fahren wollte. Die Zonengrenze. Heute Nacht noch. Historisch. Klar. Ich sollte mit. Muss man doch erlebt haben. Wir mittendrin.

Mein Vater war aus, Karten spielen, Frerk hatte Holly oben. Ich musste allein entscheiden. Wollte ich nachts mit Rallyepaul quer durch das Land zum Grenzübergang fahren? Getrunken hatte er offenbar noch nicht.

Die Bilder der vergangenen beiden Tage waren berauschend, unwirklich gewesen. An den Grenzübergängen hatten sich Karawanen und Knäuel gebildet. Jetzt, am Wochenende, würden noch mehr Menschen aus der DDR in den Westen strömen.

»Ich weiß gar nicht, was du da lange überlegst.«

»Hast du Bier?«

»Getrunken noch nicht.«

»Aber dabei?«

»Ist doch verboten: besoffen fahren.«

Ich steckte ein bisschen Geld ins Portemonnaie, dieses in die obere Jeansjackentasche, schloss den Knopf, schrieb einen knappen Zettel und stieg ein.

Grosse Fahne West

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