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2.1.2 Wirtschaftswissenschaft
ОглавлениеHalten wir uns an das Selbstverständnis des Fachs, können wir vorab folgendes über die Wirtschaftswissenschaften sagen. Die Wirtschaftswissenschaften zerfallen in die beiden Teildisziplinen der Betriebswirtschaftslehre (business administration), welche die Entscheidungsprozesse in Unternehmen zum Gegenstand hat, und die Volkswirtschaftslehre (economics), älter Nationalökonomie oder auch Politische Ökonomie, die in der Hauptsache die Produktion und Distribution bzw. Allokation von Gütern untersucht. Wie auch der englische Name anzeigt, entspricht sie am ehesten dem, was man gemeinhin unter einer Erforschung der Wirtschaftszusammenhänge versteht. Sie ist es, die uns in diesem Buch interessieren wird.
Die Volkswirtschaftslehre zerfällt grosso modo in die beiden Teilgebiete der Mikro- und Makroökonomie (bzw. -ökonomik). Erstere setzt bei den verschiedenen Wirtschaftssubjekten an, während sich die Makroökonomie den gesamtwirtschaftlichen Prozessen widmet und dabei auf gesamtwirtschaftliche Größen wie die der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zurückgreift. Bruttonationalprodukt, Arbeitslosenrate, Inflationsrate sind typische makroökonomische Größen. Ein Teilgebiet der Mikroökonomie, welches für uns von besonderem Interesse sein wird, stellt die Wohlfahrtsökonomie (welfare economics) dar, welche die Auswirkungen der mikroökonomischen Variablen auf die ökonomische Wohlfahrt der Gesellschaft untersucht. Die Geldtheorie (monetary economics) hingegen, welche ebenfalls bisweilen die Aufmerksamkeit von Philosophen auf sich gezogen und im Zuge der Finanzkrise, beispielsweise mit David Graebers einflussreichem Buch Schulden15, auch ein allgemeineres Interesse geweckt hat, gehört in die Makroökonomie:
Mikro- und Makroökonomie untersuchen wohlgemerkt nicht im Sinne einer Arbeitsteilung unterschiedliche Gegenstände, sondern betrachten vielmehr denselben Gegenstandskreis aus unterschiedlichen Perspektiven, eben vom ›Kleinen‹ und vom ›Großen‹ her. Dies kann Spannungen erzeugen. Während die Mikroökonomie beispielsweise Arbeitslosigkeit als Folge einer Abweichung von der Norm des idealen Marktes versteht, besteht in der Makroökonomie eine viel größere Bereitschaft, dieselbe als empirisch konstatierte Normalität zu begreifen.16 Zum Konflikt kommt es dadurch, dass es dem reduktionistischen Programm der Mikroökonomie eingeschrieben ist, auch makroökonomische Phänomene auf Interaktionen auf mikroökonomischer Ebene zurückzuführen. Dieses Programm wird Mikrofundierung genannt. Auf die mit ihm einhergehenden Probleme werden wir zurückkommen.17