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IV

1.

Da nun das Wort εὐχή zwei Bedeutungen (Gebet und Gelübde) hat, so schien es mir angemessen, zuerst das, was es in den (heiligen) Schriften bedeutet, darzulegen. Dasselbe muß aber auch bei dem Wort προσευχή geschehen. Denn abgesehen von seiner gewöhnlichen und üblichen, vielfach vorkommenden Bedeutung (=Gebet) , wird dieses Wort in dem Bericht über Anna im ersten Buch der Königreiche auch für das verwendet, was wir nach unserem gewohnten Sprachgebrauch mit εὐχή (=Gelübde) bezeichnen. (Es heißt dort:) „Und Eli, der Priester, saß auf einem Stuhl an den Türpfosten des Tempels des Herrn. Und sie (Anna) war in ihrer Seele von bitterem Schmerz erfüllt und richtete ein Gebet an den Herrn (προσηύξατο) und vergoß viele Tränen. Und sie tat ein Gelübde (ηὒξατο εὐχήν) und sprach: Herr der (Himmels)mächte, wenn du die Niedergeschlagenheit deiner Magd ansiehst und meiner gedenkst und nicht vergissest deiner Magd und deiner Magd einen männlichen Sproß schenkst, so will ich ihn als Geschenk dem Herrn übergeben für alle Tage seines Lebens, und ein Schermesser soll nicht auf sein Haupt kommen74.“

2.

Freilich kann hier jemand, wenn er die beiden Ausdrücke: „προσηύξατο πρὸς κύριον = sie richtete ein Gebet an den Herrn“ und „ηὔξατο εὐχὴν = sie tat ein Gelübde“ (zusammen) erwägt, mit Wahrscheinlichkeit sagen, dass, wenn sie beides getan hat, nämlich „sie richtete ein Gebet an den Herrn “ und „sie tat ein Gelübde“, vielleicht der erste Ausdruck (προσηύξατο) für das, was wir gewohnheitsgemäß „εὐχή = Gebet“ nennen, gebraucht ist, der zweite aber (ηὔξατο εὐχὴν) in der in den Büchern Leviticus und Numeri vorhandenen Bedeutung (= Gelübde). Denn die Worte: „ich will ihn als Geschenk dem Herrn übergeben für alle Tage seines Lebens, und ein Schermesser soll nicht auf sein Haupt kommen“ sind eigentlich nicht der Inhalt eines „Gebets an Gott“(προσευχὴ) , sondern ein „Gelübde“(εὐχὴ) , wie jenes, welches Jephtha in diesen Worten darbrachte: „Und Jephtha tat dem Herrn ein Gelübde (ηὔξατο εὐχὴν) und sprach: Wenn du mir die Söhne Ammons in meine Hand gibst, so soll, wer aus der Türe meines Hauses mir entgegenkommt, wenn ich im Frieden von den Söhnen Ammons zurückkehre, dem Herrn gehören und ich will ihn als Brandopfer darbringen.75

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