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ОглавлениеVIII
1.
Ferner kann man, um zum Beten zu mahnen und von Vernachlässigung des Gebetes abzumahnen, passender weise auch ein derartiges Beispiel anführen. Wie es (dem Manne) nicht möglich ist, Kinder zu erzeugen ohne ein Weib und die der Kindererzeugung dienliche Betätigung, so dürfte wohl jemand dieses oder jenes nicht erlangen, wenn er nicht so betet, mit solcher Gesinnung, mit diesem Glauben, und wenn er auch122 vor dem Gebete nicht auf diese Weise gelebt hat. Man soll also nicht „plappern123“, auch nicht „unbedeutende Dinge“ erbitten, auch nicht um „Irdisches“ beten124, auch nicht mit „Zorn“ und verwirrten „Gedanken125“ zum Gebet kommen; ebenso wenig darf man denken, dass man sich ohne Reinheit „dem Gebet widmen“ könne126. Aber auch Vergebung der Sünden kann der Betende unmöglich erlangen, wenn er nicht „dem Bruder“, der gefehlt hat und Verzeihung erhalten will, „von Herzen vergibt127“.
2.
Dass aber Nutzen entsteht für den, der in rechter Weise betet oder sich (wenigstens) nach Kräften darum bemüht, das, glaube ich, trifft in vielfacher Hinsicht zu. Und zuerst hat der innerlich zum Gebet Gesammelte unbedingt einen Nutzen, wenn er gerade durch seine Gebetshaltung ausdrückt, dass er sich vor Gott hinstellt und zu ihm, dem Gegenwärtigen, redet, in der Überzeugung, dass Gott ihn sieht und hört128. Denn wie diese und jene Vorstellung und Erinnerung an das und jenes bei den Gegenständen, deren Erinnerung geweckt wird, die innerhalb solcher Vorstellungen erzeugten Gedanken befleckt, ebenso muß man überzeugt sein, dass in gleicher Weise Nutzen bringt die Erinnerung an Gott, an den man glaubt und der die Regungen in dem Innersten der Seele wahrnimmt, während diese sich in die geeignete Stimmung bringt, um dem, der „die Herzen prüft und die Nieren erforscht129“, als dem, der gegenwärtig ist und auf sie blickt und jedem Gedanken zuvorkommt, zu gefallen. Denn angenommen, dass derjenige, der seine Gedanken auf das Beten richtet, keinen andern Nutzen außer diesem hätte, so muß man doch einsehen, dass keinen gewöhnlichen Vorteil davontragen wird, wer sich zur Zeit des Gebetes in eine so fromme Stimmung versetzt. Geschieht dies aber häufig, so wissen die anhaltenden Beter durch die Erfahrung, von wie vielen Sünden dies abhält und zu wie viel wohl gelungenen Taten es führt. Denn wenn (schon) die wiederholte Erinnerung an einen berühmten und in der Weisheit fortgeschrittenen Mann uns auffordert, ihm nachzueifern und oft den Drang zum Schlechteren hemmt: um wie viel mehr muß dann die Erinnerung an Gott, den Vater des Weltganzen, verbunden mit dem Gebet an ihn, denen nützen, die überzeugt sind, dass sie vor Gott dem Gegenwärtigen stehen und zu Gott dem Hörenden sprechen?