Читать книгу Schriften vom Gebet - Origenes - Страница 8

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II

1.

Aber du gottesfürchtiger und arbeitsamer Ambrosius und du züchtige und mannhafte Tatiana, für die ich schon ein ähnliches Ausbleiben der „weiblichen Schwäche10“ wünsche, wie es bei Sara der Fall war, ihr beiden seid wahrscheinlich im unklaren, warum wohl die Einleitung diese Ausführungen über Dinge, die den Menschen unmöglich sind, aber durch die Gnade Gottes möglich gemacht werden, enthält, während doch unser Thema „Über das Gebet“ lautet. Nun bin ich überzeugt, dass zu den unmöglichen Dingen mit Rücksicht auf unsere Schwäche auch die Abfassung einer genauen und der Gottheit würdigen Gesamtlehre vom Gebet gehört: auf welche Weise man beten muß, welche Worte man im Gebet an Gott richten soll, welche Zeiten für das Gebet günstiger sind als andere11… [Auch Paulus,] der sich wegen „des Übermaßes der Offenbarungen“ dagegen verwahrt, „dass ihn jemand über das hinaus, was er von ihm sieht oder hört, einschätze12“, erklärt [offenbar] nicht zu wissen, „wie man beten solle“; denn „was wir“, sagt er13, „beten sollen nach Gebühr, das wissen wir nicht.“ Notwendig aber ist nicht nur das Beten an sich, sondern auch das Beten „wie es sich gebührt“ und das Beten „was sich gebührt“. Denn gesetzt auch, wir wären imstande, zu erfassen, was wir beten sollen, so bleibt dies doch unvollkommen, wenn wir nicht auch die rechte Art hinzunehmen. Was nützt uns aber die rechte Art, wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen?

2.

Das eine von diesen beiden Erfordernissen, ich meine den notwendigen Inhalt, das sind die Worte des Gebetes; die rechte Art aber, das betrifft den Zustand des Betenden. Beispielsweise beziehen sich auf den Inhalt des Gebets die Worte: „Bittet um das Große, und das Kleine wird euch zugelegt werden14“, und: „Bittet um das Himmlische, und das Irdische wird euch zugelegt werden15“ und: „Betet für die, welche euch mißhandeln16“, und: „Bittet also den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter hergebe zu seiner Ernte17“, und: „Betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet18“, und: „Betet, dass eure Flucht nicht stattfinde im Winter oder am Sabbat19“, und: „Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern20“, und andere ähnliche Stellen. Auf die rechte Art des Betens beziehen sich folgende Worte: „Ich will nun, dass die Männer beten an jedem Ort, heilige Hände aufhebend, frei von Zorn und Bedenklichkeit; ebenso auch, dass die Frauen, züchtig in Kleidung21, sich schamhaft und besonnen schmücken, nicht mit Haargeflecht oder Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, sondern, wie es Frauen, die sich zur Gottesfurcht bekennen, ziemt, durch gute Werke22“. Über die rechte Art zu beten belehrt auch folgende Stelle: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dort daran denkst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und gehe zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bringe deine Gabe dar.23“ Welch größere Gabe könnte denn von dem Vernunftwesen zu Gott emporgesandt werden als ein Gebet voll Wohlgeruch, dargebracht von einem Gewissen, das keinen übeln Geruch von der Sünde her an sich trägt? Ferner (lehrt) die rechte Art (zu beten auch) diese Stelle: „Entziehet euch einander nicht, außer nach Vereinbarung auf einige Zeit, damit ihr euch dem Gebete widmen und dann wieder zusammen sein könnt, damit sich nicht der Satan über euch freue wegen eurer Unenthaltsamkeit24.“ Denn durch diese Dinge wird die rechte Art (des Betens) beeinträchtigt, wenn (nämlich) auch das Werk der ehelichen Geheimnisse - über die man schweigen muß - nicht ehrbar, bedächtig und ohne Leidenschaft vollbracht wird, indem die dort (in der Schrift) genannte „Vereinbarung“ das Unvereinbare der Leidenschaft beseitigt und die Unmäßigkeit vertilgt und den Satan an seiner Schadenfreude hindert. Ferner belehrt über die rechte Art des Gebets die folgende Stelle: „Wenn ihr euch zum Gebete stellt, so vergebet, wenn ihr etwas gegen jemanden habt 25.“ Auch diese Stelle bei Paulus: „Ein jeder Mann, der beim Beten oder Weissagen etwas auf dem Haupte hat, beschimpft sein Haupt; eine jede Frau aber, die beim Beten oder Weissagen das Haupt unverhüllt läßt, beschimpft ihr Haupt26“, gibt eine Anleitung zu der rechten Art des Betens.

3.

Alles dies wußte Paulus und hätte noch viel mehr Stellen aus dem Gesetz und den Propheten und dem Vollinhalt des Evangeliums mit mannigfaltiger Erklärung jedes einzelnen Punktes beibringen können; da er aber sah, wie weit er auch nach allen diesen Kenntnissen hinter dem Verständnis dessen, was wir „nach Gebühr“ beten müssen, zurückblieb27, so sagt er nicht bloß in bescheidener, sondern auch in wahrhaftiger Gesinnung: „Das aber, was wir beten sollen nach Gebühr, das wissen wir nicht28.“ Und auch dies fügt er zu seinen Worten hinzu, woher das Fehlende für den ergänzt wird, der es nicht kennt, aber sich für die Ergänzung des Fehlenden in ihm würdig vorbereitet hat; er sagt nämlich: „der Geist selbst tritt mit unaussprechlichen Seufzern Gott gegenüber (für uns) kräftig ein. Der aber die Herzen erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, dass er nämlich nach Gottes Willen für Fromme eintritt29.“ Der Geist aber, der in den Herzen der Glückseligen „Abba, Vater!“ ruft30, der von den Seufzern „in dem (irdischen) Zelt“ genau weiß, dass sie imstande sind, die Gefallenen oder (vom rechten Wege) Abgewichenen „zu beschweren31“, (dieser Geist) „tritt mit unaussprechlichen Seufzern Gott gegenüber (für uns) kräftig ein“, indem er in seiner großen Menschenliebe und Mitempfindung unsere Seufzer auf sich nimmt. Da er aber gemäß der in ihm wohnenden Weisheit unsere bis „zum Staub32“ erniedrigte und in dem „Leibe der Erniedrigung33“ eingeschlossene Seele sieht, so „tritt er Gott gegenüber“ nicht mit den gewöhnlichen „Seufzern“, sondern mit gewissen „unaussprechlichen Seufzern kräftig (für uns) ein“, die mit den „unsagbaren Worten“ zusammenhängen, „welche auszusprechen einem Menschen nicht gestattet ist34“. Dieser Geist nun, der sich nicht begnügt, „Gott gegenüber (für uns) nur einzutreten“, steigert seine Fürsprache und „tritt (Gott gegenüber für uns) kräftig ein“, ich meine für „die Obsiegenden“, für Männer wie Paulus, welcher sagt: „Aber in allen diesen Dingen obsiegen wir35.“ Es ist aber natürlich, dass er einfach nur „eintritt“ für solche, die siegreich, und weder von der Art sind, dass sie „obsiegen“, noch auch umgekehrt von der Art, dass sie besiegt werden.

4.

Mit der Stelle: „Das aber, was wir beten sollen nach Gebühr, das wissen wir nicht; aber der Geist tritt mit unaussprechlichen Seufzern Gott gegenüber (für uns kräftig ein36“, ist die andere verwandt: „Ich werde beten mit dem Geist, ich werde aber auch beten mit dem Verstand; ich werde lobsingen mit dem Geist, ich werde (aber) auch lobsingen mit dem Verstand37.“ Denn unser Verstand kann gar nicht beten, wenn nicht vor ihm der Geist gleichsam in Hörweite von ihm38 gebetet hat, (ebenso) wie er auch den Vater in Christus nicht mit dem Saitenspiel besingen und in schönem Takt und wohllautend und im rechten Maß und harmonisch lobpreisen kann, wenn nicht „der Geist, der alle Dinge, auch die Tiefen Gottes erforscht“, vorher diesen besungen und gepriesen haben wird, dessen „Tiefen er erforscht39“ und nach seinen Kräften erfaßt hat. Einer von den Jüngern Jesu ist sich, wie ich glaube, der menschlichen Schwachheit, die der rechten Art zu beten ermangelt, bewußt geworden und hat dies besonders damals erkannt, als er den Heiland in dem Gebet zum Vater einsichtsvolle und erhabene Worte aussprechen hörte, und hat deshalb zu dem Herrn, als dieser sein Gebet „beendet hatte“, gesagt: „Herr, lehre uns beten, so wie auch Johannes seine Jünger gelehrt hat.“ Die ganze Stelle aber lautet im Zusammenhang so: „Und es geschah, als er an einem Orte war und betete, als er aufgehört hatte, da sagte einer von seinen Jüngern zu ihm: Herr, lehre uns beten, so wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat40.“ …41 Sollte denn nun ein Mann, aufgewachsen in der Unterweisung im Gesetz und im Anhören der Worte der Propheten, dazu ein fleißiger Besucher der Synagoge, nicht in irgendeiner Weise zu beten verstanden haben, bis er den Herrn „an einem Orte beten“ sah? Aber diese Behauptung wäre widersinnig; denn er betete nach den Bräuchen der Juden, sah aber, dass er selbst für die Lehre vom Gebet einer größeren Einsicht bedurfte. Was aber konnte denn auch „Johannes seinen Jüngern, die von Jerusalem und von dem ganzen Judäa und der Umgegend zu ihm kamen, um sich taufen zu lassen42“, über das Gebet „lehren“, wenn er nicht entsprechend dem (Wort, dass er) „mehr als ein Prophet43“ sei, manches über das Gebet (geistig) schauen durfte, was er naturgemäß nicht allen, die getauft, sondern denen, die zu der Taufe noch unterrichtet wurden, im geheimen überlieferte?

5.

Solche Gebete, die tatsächlich geistiger Art sind, da der Geist in dem Herzen der Frommen (zu Gott) betet, und die erfüllt sind von geheimnisvollen und wunderbaren Lehren, wurden (auch) aufgezeichnet; nämlich im ersten Buche der „Königreiche“ das Gebet der Anna, nur zum Teil, weil damals, als „sie lange vor dem Herrn betete, redend in ihrem Herzen44“, das ganze Gebet nicht aufgeschrieben wurde; ferner ist unter den Psalmen der 16. Psalm „Gebet Davids“ betitelt, und der 89. „Gebet von Mose, dem Mann Gottes“, und der 101.„Gebet von dem Armen, sobald er mutlos wird und vor dem Herrn seine Bitte ausschüttet“. Da diese Gebete wahrhaft im Geist entstanden und gesprochen waren, so sind sie auch von Lehren der Weisheit Gottes erfüllt, so dass man über ihren Inhalt wohl sagen könnte: „Wer ist weise und wird diese verstehen? und verständig, und wird sie erkennen45?“

6.

Die Erörterung über das Gebet ist demnach eine so bedeutende Aufgabe, dass auch sie der Erleuchtung des Vaters bedarf und der Belehrung seines erstgeborenen Wortes selbst und der Einwirkung des Geistes auf eine dieser so bedeutenden Aufgabe würdige Erkenntnis und Darstellung. Daher bete und wünsche ich als ein Mensch, der sich nicht wohl anmaßt, das Gebet zu begreifen, vor der Erörterung des Gebetes den Geist zu erlangen, damit uns eine ganze vollständige und geistige Darstellung geschenkt werde und wir die in den Evangelien aufgezeichneten Gebete verstehen lernen. Wir wollen also nun mit der Erörterung des Gebetes beginnen.

Schriften vom Gebet

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