Читать книгу Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout - Ortwin Meiss - Страница 19
Psychodynamische Theorien
ОглавлениеDepression wurde anfangs in Zusammenhang mit realen oder symbolischen Verlusten einer geliebten Person gesehen. Es besteht ein Konflikt zwischen Wut und Hass (Freud 1916–17) und zwischen Wut und Schuld. Depression gilt in der Psychoanalyse auch als eine nach innen gewandte Aggression. Die Bindungsforscher Bowlby und Fry (1977) sehen Depressionen in Verbindung mit frühen Verlusterfahrungen. Es besteht zudem ein Auseinanderklaffen von Selbst- und Idealbild. Miller (1997), Kohut (1993) und Winnicott (1992) betonen die Bedeutung von dysfunktionalen Familien mit überforderten Eltern. Das Kind soll problemlos funktionieren, sich anpassen und den Erwartungen der Eltern entsprechen.
Kommentar: Versucht man, die psychodynamischen Theorien zur Depression einzuschätzen, so fällt auf, dass sie Phänomene beschreiben, die bei vielen depressiven Patienten zu finden sind. Frühe Verluste zu wichtigen Bezugspersonen können die Entwicklung von Depressionen fördern. Gleichwohl findet sich nicht bei allen depressiven Patienten eine frühe Verlusterfahrung. Ein vermindertes Selbstwertgefühl und ein Auseinanderklaffen von Idealbild und Selbstwahrnehmung sind oft zu beobachtende Phänomene, da die depressiven Patienten sich als wenig selbstwirksam wahrnehmen und den Kriterien, die andere und sie selbst an sich stellen, nicht gerecht werden. Unterschwellige Wut und Aggressionen sind bei vielen Patienten feststellbar. Während sie nach außen oft brav, angepasst und devot erscheinen, brodelt es im Inneren. Daher wurde die Depression manchmal als nach innen gewendete Aggression bezeichnet.
Die Bedeutung der familiären Erfahrungen für die Entstehung von Depressionen ist unbestritten. Viele der in diesem Buch geschilderten Fallbeispiele dokumentieren den Zusammenhang zwischen den Erfahrungen in der Ursprungsfamilie und der Entwicklung von Depressionen.