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(Von 500 bis 1066.) I. Die lateinische Sprache.

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Christliche Kelten sind die ersten schriftsteller des nunmehr unter dem namen Anglia, England, bekannten landes gewesen. Das idiom, dessen sie sich bei der abfassung ihrer werke bedienten, war die kirchen-, d. h. die lateinische sprache.

Gildas. Nennius. Columban. Gildas oder Gildus, ein christlicher priester und missionar aus Alcluyd (Dumbarton), welcher in der ersten hälfte des sechsten Jahrhunderts gelebt haben soll, mag eine lateinische abhandlung über die ältere brittische geschichte geschrieben haben, welche unter seinem namen bekannt ist. Allein die geschichte dieses autors ist sehr unsicher; man stellt seine wirksamkeit sogar um ein jahrhundert später und ist selbst der meinung, dass zwei verschiedene Gildas zu verschiedenen Zeiten gelebt haben, um durch eine solche annahme die geschichtlichen ungehörigkeiten des wahrscheinlich später überarbeiteten buches zu erklären. Einige bezweifeln das geschichtliche dasein eines schriftstellers Gildas gänzlich.35 Ein ähnliches schicksal theilt Nennius, dem ebenfalls ein kleines historisches werk zugeschrieben wird.36 Derselbe soll zu anfang des siebenten jahrhunderts als abt zu Bangor gelebt haben. Der erste unzweifelhafte Schriftsteller von bedeutung ist Columban, geboren in Irland, ein grosser beförderer des christenthums, welcher im jahre 615 starb. Seine schriften bestehen aus lateinischen abhandlungen und gedienten.37

Theodorus. Adrian. Theodorus, gebürtig aus Tarsus, ein sogar zu Rom wegen seiner gelehrsamkeit und seiner kenntniss der alten sprachen berühmter gelehrter, erzbischof von Canterbury, und sein freund, der abt Adrian, von geburt ein Afrikaner, von W. von Malmsbury „fons litterarum, rivus artium“ genannt, begannen in der zweiten hälfte des siebenten jahrhunderts die klassischen sprachen in England zu lehren. Diesen beiden fremden verdankten die Angelsachsen eine reihe von lateinischen schriftstellern und gelehrten, welche auf das ausland wieder befruchtend zurück wirkten.

Aldhelm. Unter den lateinischen Schriftstellern der ältesten angelsächsischen zeit in England ist zu erwähnen Aldhelm, abt von Malmsbury, dem ersten angelsächsischen kloster, wo die mönche nach einer festen regel lebten, und wo sich um Aldhelm, welcher durch seine gelehrsamkeit eben so sehr als durch seine frömmigkeit und herzensgüte berühmt war, selbst aus Schottland und Frankreich schüler sammelten. Aldhelm starb im jahre 709. Ausser einigen unsicheren schriften ist zuerst eine abhandlung Aldhelm’s in prosa De Laude Virginitatis zu erwähnen, welche ein lieblingsbuch der Angelsachsen war, und in mehreren handschriften auf uns gekommen ist. Einige derselben, besonders die späteren, sind theilweise mit einer angelsächsischen übersetzung zwischen den zeilen versehen. Aldhelm schrieb über denselben gegenstand noch eine andere abhandlung in hexametern. Beide schriften enthalten die leidensgeschichten von märtyrern beiderlei geschlechts, welche sich durch ihre keuschheit ausgezeichnet haben. Ein anderes werk Aldhelm’s, Aenigmata, war bei den Angelsachsen nicht minder beliebt. Voraus geht eine einleitung in prosa, welche von den eigenthümlichkeiten der lateinischen metrik handelt. Ausser diesen schriften ist noch ein gedicht Aldhelm’s über die sogen. todsünden und eine kleine sammlung seiner briefe vorhanden. Die Aenigmata, eine nachahmung der Aenigmata des Symposius, enthalten eine doppelt acrostische einleitung in versen, deren erste oder letzte buchstaben den vers

Aldhelmus cecinit millenis versibus odas.

geben, woraus geschlossen wird, dass das nur siebenhundert und vier und sechszig verse enthaltende werk nicht vollständig sei. Wright theilt diese acrostische einleitung aus einem im brittischen Museum aufbewahrten alten manuscripte mit. Sie möge ihrer sonderbarkeit wegen und als älteste probe lateinischer dichtung der Angelsachsen hier eine stelle finden:

Arbiter æthereo jugiter qui regmine sceptra Lucifluumque simul cœli regale tribunal Disponis, moderans æternis legibus illud; Horrida nam multans torsisti membra Behemoth, Ex alta quondam rueret dum luridus arce, Limpida dictanti metrorum carmina præsul Munera nunc largire, rudis quo pandere rerum Versibus ænigmata queam clandestina fatu. Sic Deus indignis tua gratis dona rependis, Castalidas nymphas non clamo cantibus istuc, Examen neque spargebat mihi nectar in ore, Cinthi sic nunquam perlustro cacumina, sed nec In Parnasso procubui, nec somnia vidi. Num mihi versificum poterit Deus addere carmen, Inspirans stolidæ pia gratis munera menti. Tangit si mentem, mox laudem corda rependunt Metrica; nam Moysen declarant carmina vatem Jamdudum cecinisse prisci vexilla trophæi, Late per populos inlustria, qua nitidus sol Lustrat ab oceani jam tollens gurgite cephal, Et psalmista canens metrorum carmina voce Natum divino promit generamine numen, In cœlis prius exortum, quam Lucifer orbi Splendida formatis fudisset lumina sæclis. Verum si fuerint bene hæc ænigmata versu, Explosis penitus nevis et rusticitate, Ritu dactilico recte decursa, nec error Seduxit vana specie molimina mentis, Incipiam potiora; sui Deus arida verbi, Belligero quondam qui vires tradidit Iob, Viscera perpetui si roris repleat haustu. Siccis nam laticum duxisti cautibus amnes Olim, cum cuneus transgresso marmore rubro Desertum penetrat; cecinit quod carmine David. Arce poli genitor, servas qui sæcula cuncta, Solvere jam scelerum noxas dignare nefandas.

Aldhelm war auch in seiner muttersprache ein solcher sänger, Scóp, dass ihn Alfred der grosse in die vorderreihe angelsächsischer dichter setzt; doch sind seine gedichte in der muttersprache verloren gegangen, obwohl sie im zwölften jahrhundert, wie William von Malmsbury schreibt, noch gesungen wurden. J. Grimm ist geneigt, das von ihm herausgegebene angelsächsische epos Andreas dem Aldhelm beizulegen.38 Von ihm soll auch eine übersetzung der psalmen in angelsächsische verse herrühren, aber es sind keine genügende gründe vorhanden, die von Thorpe im jahre 1835 herausgegebene psalmenübersetzung für ein werk Aldhelm’s zu halten. Aus seinen angelsächsischen gedichten mochte Aldhelm die gewöhnte alliteration auch auf seine lateinischen verse übertragen, wie obige Probe zeigt.39

Ceolfrid. Ein anderer kirchenschriftsteller der Angelsachsen, berühmt durch seinen noch berühmteren schüler Beda, war Ceolfrid, welcher um das jahr 642 wahrscheinlich in Northumberland geboren war. Ceolfrid lebte als abt des klosters zu Yarrow und seit 690 als abt des klosters zu Wearmouth. Im jahre 716 legte er sein amt nieder und begab sich auf die reise nach Rom, um dort zu sterben; sein tod erfolgte aber schon unterwegs in Frankreich. Durch seinen ruf angezogen, sammelten sich viele schüler, darunter auch Beda, um den abt von Wearmouth, welcher in kirchenangelegenheiten eine solche autorität besass, dass der neu bekehrte könig der Picten, Naitan, ihn um auskunft über die feier des osterfestes bat. Der von Ceolfrid als antwort an Naitan geschriebene brief ist von Beda (kirchengeschichte V, 21) überliefert worden.40

Tatwine. Tatwine, geboren in Mercia, erzbischof von Canterbury von 731 bis 734, in welchem jähre er starb, ist ein nachfolger Aldhelm’s auf dem gebiete der lateinischen poesie, indem von ihm Aenigmata, gedichte in hexametern, in einem noch nicht gedruckten manuscript des brittischen museums (reg. 12. c. XXIII) auf uns gekommen sind. Das folgende von Wright aus der Handschrift mitgetheilte Aenigma Tatwine’s beweist, dass die angelsächsischen mönche sich der feder zum schreiben bedienten.41

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