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Perseus und Atlas

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Freilich war beiden ihr Enkel ein großer Trost [605] für ihre Verwandlung. Ihn verehrte das eroberte Indien, Achaea erbaute ihm Tempel und feierte ihn. Als einziger hält noch Acrisius, der Sohn des Abas, obwohl er von demselben Stamme ist, den Gott von den Mauern der Stadt Argos fern und führt gegen ihn Krieg; er glaubt nicht, [610] daß er von Göttern stammt; hielt er doch auch Perseus, den Danae im goldenen Regen empfangen hatte, nicht für Iuppiters Sohn. Bald bereut Acrisius freilich – so wirksam setzt sich die Wahrheit durch! –, daß er den Gott beleidigt und seinen Enkel nicht anerkannt hat. Der eine ist nämlich bereits zum Himmel aufgestiegen, der andere aber [615] trägt schon das berühmte schlangenhaarige Haupt als Beute mit sich fort und durchmißt die zarten Lüfte mit schwirrenden Flügeln. Und als der Sieger über Libyens Sand schwebte, fielen blutige Tropfen vom Gorgonenhaupt, der Boden nahm sie auf und belebte sie zu schillernden Schlangen. [620] Daher ist jenes Land mit vielen Nattern verseucht.

Von dort tragen ihn die feindlichen Brüder, die Winde, durch den unermeßlichen Raum, bald hierhin, bald dorthin, wie eine wasserführende Wolke. Vom hohen Himmel blickt er auf die weit entfernten Länder hinab und fliegt über die ganze Welt. [625] Dreimal hat er die eisigen Bären, dreimal die Scheren des Krebses gesehen, oft wurde er nach Westen, oft nach Osten getragen. Und als der Tag zur Neige ging, fürchtete Perseus, sich der Nacht anzuvertrauen. So machte er am westlichen Ende der Welt im Reich des Atlas halt und suchte eine kurze Ruhepause, bis der Morgenstern die Glut [630] der Morgenröte hervorlocken würde und die Morgenröte den Wagen des Tagesgestirns. Hier wohnte der Sohn des Iapetus, Atlas, der alle Menschen an gewaltiger Körpergröße übertraf. Der Rand der Welt stand unter seinem Zepter und das Meer, das mit seiner Fläche die keuchenden Sonnenrosse auffängt und die heißgelaufenen Achsen aufnimmt. [635] Tausend Schafherden und ebenso viele Rinder streiften auf seinen Wiesen umher, und sein Grund und Boden wurde durch keine Nachbarschaft beengt. Auf den Bäumen bedeckte von gleißendem Golde schimmerndes Laub goldene Zweige und goldene Äpfel. »Fremdling«, sprach Perseus zu ihm, »wenn dir der Ruhm eines großen Geschlechtes etwas bedeutet, [640] so wisse: Iuppiter ist mein Stammvater. Bist du aber ein Bewunderer von Heldentaten, wirst du die meinen bewundern. Ich bitte um Gastfreundschaft und ein Nachtlager.« Atlas aber hatte einen alten Orakelspruch im Gedächtnis. Am Parnaß hatte Themis ihm folgenden Bescheid gegeben: »Es wird die Zeit kommen, Atlas, da dein Baum des Goldes beraubt wird, [645] und Iuppiters Sohn wird sich dieser Beute rühmen dürfen.« Aus Angst davor hatte Atlas seinen Obstgarten mit einer lückenlosen Bergkette umschlossen und von einem riesigen Drachen bewachen lassen und hielt alle Fremden von seinem Gebiet fern. So sprach er auch zu diesem: »Geh weit fort, damit der Taten Ruhm, [650] von dem du faselst, und Iuppiter dich nicht im Stiche lassen.« Auf die Drohungen läßt er Gewalt folgen und versucht, Perseus mit den Händen zu vertreiben, während dieser noch zögert und sanfte Worte mit mutigen mischt. Da er ihm an Stärke unterlegen ist – denn wer könnte dem starken Atlas gewachsen sein? –, spricht er: »Weil dir nichts an meiner Freundschaft liegt, [655] empfange ein Geschenk.« Und von links holte er das von Schlangen starrende Haupt der Meduse hervor, während er selbst sich zurückwandte. Groß, wie er war, wurde Atlas zum Berg: Bart und Haare wachsen sich zu Wäldern aus; Schultern und Arme bilden Bergjoche; was vorher das Haupt war, ist jetzt der Gipfel; [660] die Knochen werden zu Stein. Dann wuchs er nach allen Richtungen ins Unermeßliche – so habt ihr, Götter, es bestimmt –, und der ganze Himmel mit all seinen Gestirnen ruhte auf ihm.

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