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BEWEGENDE GEFÜHLE

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Wir können mit gutem Grund annehmen, dass das Ausdrucksverhalten unserer Hunde genau wie bei uns Menschen ein verlässlicher Indikator des inneren Gefühlszustandes ist. Das aus dem Lateinischen stammende Fremdwort für Gefühle, »Emotion«, ist abgeleitet von dem Wort »Motion«, was so viel heißt wie »Bewegung« – und diese Wortverwandtschaft ist sehr vielsagend. Eine Emotion ist, so erklärt es der Neurobiologe John Ratey, eine »Bewegung nach außen, ein Weg, unsere wichtigsten inneren Zustände und Bedürfnisse mitzuteilen«. Wie wir im ersten Kapitel gesehen haben, sind die Ausdrucksbewegungen auf unseren Gesichtern feste Bestandteile unserer Gefühle – man kann nicht von beidem als getrennte Dinge sprechen. Wenn Sie die Gefühle Ihres Hundes verstehen möchten, müssen Sie den Ausdruck seines Gesichts lesen können.

Der Rest dieses Kapitels möchte deshalb Ihre Fähigkeit zum Verstehen von Gefühlsausdrücken bei Hunden etwas aufpolieren. Natürlich werden wir alle nur durch Übung besser darin, aber wir haben auch eine solide Grundlage, auf der wir aufbauen können. Im Allgemeinen sind Menschen ziemlich gut darin, starke Gefühle aus den Gesichtern anderer Menschen lesen zu können – egal, wo diese herkommen oder welche Sprache sie sprechen.

Paul Ekman, der jahrzehntelang den Ausdruck von Gefühlen in verschiedenen Kulturen studiert hat, fand heraus, dass Ärger, Glück, Angst, Überraschung, Traurigkeit und Ekel auf der ganzen Welt gleich aussehen. Wenn er ein Mitglied eines isoliert lebenden Stammes auf Neu Guinea bat, so zu tun, als sei sein Kind gestorben, dann bewegte sich sein Gesicht in genau den gleichen Ausdruck, den Sie auch bei einem japanischen Computerprogrammierer oder bei einem amerikanischen Schuhverkäufer finden würden, wenn Sie diesem die gleiche Frage stellen würden. Trotz der immensen kulturellen Unterschiede drücken wir Menschen unsere grundlegenden Gefühle alle auf die gleiche Weise aus.

Es ist nicht nur so, dass unsere Gesichter sich auf genau vorhersehbare Weise verändern, wenn wir glücklich oder traurig sind, sondern unser Gefühlsausdruck wird auch auf jedem Kontinent der Welt gleich verstanden. Dutzende von Studien zeigen, dass Menschen verschiedener Länder und Kulturen, darunter auch Mitglieder von isoliert lebenden Jäger-und-Sammler-Stämmen, Fotografien von Gesichtern mit den Ausdrücken der grundlegenden Gefühle gleich interpretieren. Selbst blind geborene Kinder, die nicht durch Nachahmung von anderen gelernt haben können, drücken ihre Gefühle so aus, dass sie überall auf der Welt richtig verstanden werden. Kulturelle Unterschiede gibt es nur darin, mit welcher Wahrscheinlichkeit Menschen Grundgefühle ausdrücken – Japaner beispielsweise drücken negative Gefühle seltener aus als Amerikaner – aber beide Kulturen stimmen darin überein, wie Gefühle aussehen, wenn sie denn erst einmal ausgedrückt werden.

Wie wir schon gesehen haben, teilen Menschen und Hunde viele dieser Gefühlsausdrücke – nur kann es eben etwas verzwickt sein, sie durch Schlappohren und lange, haarige Schnauzen hindurch zu erkennen. Selbst Menschen, die schon ihr ganzes Leben mit Hunden verbracht haben, können sich selbst noch trainieren, indem sie nur auf die wichtigen Signale achten, also »Thin-slicing« betreiben, damit sie besser verstehen können, was im Kopf des Hundes vorgeht. Besonders wertvoll ist, wahrnehmen und deuten zu lernen, was Paul Ekman als »Mikro-Ausdrücke« bezeichnet – flüchtige und subtile Indikatoren für Gefühle, die man nur mit Übung erkennen kann. Je besser Sie darin werden, desto leichter werden Sie erkennen, wann Buster nicht gerne gestreichelt wird und folglich damit aufhören, bevor seine Unbehaglichkeit sich zu Knurren, Schnappen oder gar Beißen steigert. Sie werden erkennen können, wann Ihr Hund während einer Übungsstunde gestresst ist und wann es Zeit ist, die Anforderungen zurückzuschrauben oder seine Verwirrung aufzulösen. Außerdem werden Sie auch besser erkennen können, wann Ihr Hund wirklich richtig glücklich ist – womit Sie besser darin werden, ihn glücklich zu machen.

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