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ZÜNGELN

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Ein weiterer wichtiger Ausdruck der Gefühle Ihres Hundes ist das »Züngeln«, bei dem die Zunge ganz kurz gerade nach vorn ausgestreckt und sofort wieder zurückgezogen wird. Verwechseln Sie es nicht mit der zur Seite heraushängenden Zunge eines hungrigen, speichelnden Hundes, der sich auf sein Abendessen freut. Beim Züngeln wird die Zunge ein Stückchen weit gerade nach vorn aus dem Fang heraus bewegt und sofort wieder zurückgezogen. Diese kleinen Züngelbewegungen sind entweder ein Ausdruck für leichte Unsicherheit oder Beschwichtigungsgesten niederrangiger Hunde gegenüber höherrangigen. Wie weit die Zunge hervortritt, hat vermutlich mit der Intensität des Gefühls zu tun.17

Sobald Sie auf das Züngeln achten, werden Sie es praktisch überall sehen. Ihr Hund könnte züngeln, wenn Sie seine Pfote zum Krallenschneiden in die Hand nehmen oder wenn der dicke Brocken von Chesapeake Bay Retriever aus der Nachbarschaft zum Spielen herüberkommt. Ein Beispiel dafür können Sie auch auf einem Videoclip sehen, der überall im Internet zu finden ist (Suchbegriffe »Police dog bites reporter« eingeben, Anm. d. Übers.) Darin wird der Führer eines neu erworbenen Polizeihundes vom lokalen Reporter interviewt. Der Reporter hockt ein paar Zentimeter vom Hundegesicht entfernt auf dem Boden und legt seine Hände beiderseits um den Hundekopf, während er wieder aufzustehen beginnt. Der Hund hat seinen Fang fest geschlossen, und obwohl er weder knurrt noch seine Zähne zeigt, können erfahrene Hundehalter erkennen, dass er sich in dieser Situation nicht wohl fühlt. Dem Reporter sind diese Signale entgangen, aber er verstand vermutlich, was los war, als der Hund ihn geradewegs ins Gesicht biss – unmittelbar, nachdem seine Zunge als klares Zeichen für Angst kurz hervorgeschnellt war.

Oft sehe ich Hunde in Tierarztpraxen züngeln, in Hundeschulen, bei der Begrüßung anderer Hunde und wenn ihre Besitzer sie umarmen oder sonst welche Dinge tun, die ihnen unangenehm sind. Ich sehe auch unterwürfige Hunde züngeln, die ständig allen um sie herum signalisieren, dass sie nicht die Führung und Verantwortung übernehmen möchten. Für nichts. Niemals.18

Wie oft ein Hund züngelt, kann Ihnen viel über seine Persönlichkeit verraten. Meine liebe, untergebene Pip züngelt bei praktisch jeder Gelegenheit, auch dann, wenn ich zu ihr hingehe, um sie zu streicheln. Sie liebt mich innig – zumindest glaube ich das – aber sie ist so unterwürfig, dass sie auf so gut wie jede soziale Begegnung mit Züngeln reagiert. Ich hörte damals auf, sie zur Hütearbeit einzusetzen, als sich einmal ein Schaf zu ihr umdrehte und sie mit Schwanzwedeln und Züngeln darauf reagierte. Sämtliche Border Collies auf der ganzen Welt wären entsetzt gewesen. Mein Cool Hand Luke dagegen hat fast niemals gezüngelt. Er liebte es, sich um widerspenstige Schafe zu kümmern und strotzte nur so vor Selbstbewusstsein. Das einzige Mal, dass ich ihn zu seinen besten Zeiten züngeln sah, war, als er zu einer Krebsbehandlung beim Tierarzt war. Als Jahre später seine Nieren versagten, musste ich ihm zweimal täglich mit einer riesigen Spritzennadel Flüssigkeit unter die Haut injizieren, wobei er jedes Mal kläglich winselte. Nachdem ich das vier Tage lang getan hatte, züngelte er eines Morgens, als ich mich ihm näherte. Ich war so geschockt, dass ich wie angewurzelt stehen blieb. Ich war sicher, dass er das tat, weil er gelernt hatte, mich mit Schmerzen in Verbindung zu bringen. Ich rief besorgt beim Tierarzt an (was so viel heißt, dass ich haltlos schluchzte) und sagte, dass unmöglich ich es weiter übernehmen konnte, Luke Flüssigkeit zuzuführen. In der Hoffnung, dass die zusätzliche Flüssigkeit ein totales Nierenversagen verhindern könnte, machten wir noch vier Tage lang damit weiter, aber ich fuhr ihn zweimal täglich in die Tierarztpraxis, sodass unsere letzte gemeinsame Zeit nicht von Angst, sondern von Zuneigung geprägt war. Ich bin so dankbar, dass ich wusste, was Züngeln bedeutet. So krank Luke auch war, er züngelte nie wieder und wir konnten die letzten Tage in einem bittersüßen Nebel von Liebe und Kummer verbringen.

Aus den erzählten Begebenheiten erkennen Sie, dass jeder Hund anders ist. Beobachten Sie ab jetzt einmal Ihren Hund daraufhin, wann er züngelt. Vielleicht sehen Sie es nie, oder vielleicht sehen Sie es die ganze Zeit. Manche Hunde tun es, wenn man ihre Hinterpfoten in die Hand nimmt und hochhebt, denn die meisten Hunde mögen es nicht, wenn man ihre Hinterpfoten anfasst. Unterwürfige oder leicht ängstliche Hunde werden als Reaktion züngeln, während auf Status bedachte Hunde steif werden und ihre Kiefer zusammenpressen.19 (Die Hunde dazwischen werden zappeln, sich winden, Ihre Hand lecken oder sich auf den Rücken rollen.) Wenn Sie eine Vorstellung von der »Grundfrequenz« des Züngelns bei Ihrem Hund haben, können Sie leichter erkennen, wann er ängstlich ist oder sich unterlegen fühlt. Sie können dieses Wissen auch auf fremde Hunde anwenden. Ein Hund, der am ganzen Körper wedelnd mit tief getragenem Kopf und züngelnd auf Sie zukommt, bittet untergebenst um Aufmerksamkeit. Wenn ein Hund aber stillsteht, aus geschlossenem Fang heraus züngelt und dann seinen Kopf steif von Ihnen wegdreht, dann passen Sie auf, was Sie tun. Der Hund teilt Ihnen laut und deutlich mit, dass er sich unwohl fühlt und im Moment kein Interesse an einem Date mit Ihnen hat. Sie sollten diese Botschaft in Ihrem eigenen Interesse nicht ignorieren.

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