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»ICH GÄHNE NICHT AUS LANGEWEILE«

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Gähnen kann ein weiteres Signal dafür sein, dass Ihr Hund sich unwohl fühlt. Leicht ängstliche Hunde gähnen oft, worauf Hundetrainer und Verhaltenstherapeuten aufmerksam achten. Natürlich gähnen Hunde mitunter auch einfach deshalb, weil sie gerade aufgewacht und noch schläfrig sind. Machen Sie sich also keine Sorgen, dass jedes Gähnen gleich ein Alarmsignal sein muss. Trotzdem werden Sie Ihren Hund viel besser verstehen lernen, wenn Sie auf sein Gähnen achten. Gähnen ist eine hervorragende Einführung in das Thema »Calming Signals« (beruhigende oder beschwichtigende Signale), wie es eine norwegische Hundetrainerin namens Turid Rugaas in ihrem gleichnamigen Buch genannt hat. In diesem Buch legt sie dar, dass viele der in diesem Kapitel besprochenen Signale von Hunden dazu benutzt werden, andere Hunde zu beruhigen und beschwichtigen. Auch das Gähnen zählt sie zu diesen Signalen. Sie empfiehlt sogar, Hundebesitzer sollten einmal selbst versuchen, ihre Hunde in stressigen Situationen durch Gähnen zu beruhigen. Sie stimmt aber auch zu, dass Hunde gähnen, wenn sie ängstlich sind und man das Gähnen am häufigsten bei Hunden sieht, die umarmt werden, vom Tierarzt untersucht werden oder die stressige Begegnungen mit Artgenossen haben.

Dies führt uns zu zwei interessanten Feststellungen im Zusammenhang mit der Funktion vieler der eben besprochenen Signale. Eine davon ist, dass die gleiche Bewegung viele Bedeutungen haben kann, so, wie das Lächeln eines Menschen sowohl Freude als auch Nervosität bedeuten kann. Wenn der Grund eines Gähnens Müdigkeit oder Entspannung ist, dann liegt auch nahe, dass es eine beruhigende Wirkung auf andere haben muss. Geschieht es aber aus Angst, ist die Wirkung auf andere weniger klar. Eine zweite interessante Frage betrifft die Funktion des Gähnens selbst. Versucht der Gähnende, der »Sender des Signals«, den anderen absichtlich und bewusst zu beruhigen (oder zu beunruhigen), oder ist der Ausdruck ein ungesteuertes Ergebnis der Gefühle des Senders? Ich vermute, dass Letzteres öfter der Fall ist, zumindest was Signale wie Züngeln oder Gähnen betrifft. Ein ängstlicher Hund, der züngelt oder gähnt, versucht vermutlich nicht bewusst, ein anderes Individuum zu beruhigen – Sie erinnern sich, wir sagten, dass Gähnen unwillentlich geschieht, was auch auf das Züngeln zutreffen könnte. Trotzdem ist es durchaus sinnvoll, dieses Verhalten »Calming Signals« oder »Beschwichtigungssignale« zu nennen, weil sie das Gegenteil derjenigen Signale sind, die ein angriffsbereiter Hund zeigt. Hunde, die züngeln und gähnen, übermitteln auf keinen Fall die Botschaft »Ich habe keine Angst und kann dich gleich beißen«, wie sie ein steifer, unbeweglicher Körper und ein harter, kalter Blick ausdrücken. Es ist nachvollziehbar, dass Signale wie Gähnen die Gefühle von Hunden, die sie sehen, beeinflussen können, und deshalb ist es auch nachvollziehbar, sie »Beschwichtigungsignale« zu nennen.

Gähnen ist ein besonders interessantes Signal – nicht nur, weil es meistens unwillentlich geschieht, sondern auch deshalb, weil es fast unmöglich ist, jemandem dabei zuzusehen, ohne selbst gähnen zu müssen. Wir sind uns noch nicht einmal über die Funktion des Gähnens sicher, aber wir wissen, dass die meisten Menschen gähnen müssen, wenn sie jemand anderen gähnen sehen. Das perfekte Beispiel dafür, dass wir auch mit Hunden Gefühle austauschen, ist, dass das Gähnen eines Hundes auf Sie genauso ansteckend wirken kann wie das Gähnen eines Menschen.

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