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VORWÄRTS UND RÜCKWÄRTS, GERADEAUS ODER SEITWÄRTS
ОглавлениеBevor wir zur Gesichtsmimik übergehen, ist noch eine Bemerkung zur gesamten Körperhaltung des Hundes wichtig, und zwar deshalb, weil genau wie bei uns Menschen auch der Gesichtsausdruck immer im Zusammenhang mit der restlichen Körperhaltung gesehen werden muss. Dabei ist vor allem die Energierichtung wichtig. Wenn Sie einem Hund begegnen oder sehen, wie Ihr Hund andere Hunde trifft, dann fragen Sie sich einmal: In welche Richtung läuft die Energie im Hundekörper? Sie werden feststellen, dass viele Hunde leicht nach vorn lehnen, wenn sie Menschen an der Tür oder andere Hunde begrüßen. Hunde können ihren Körper als Zeichen für Freundlichkeit, aber auch als Zeichen für Offensivhaltung nach vorn lehnen. In beiden Fällen teilt der Hund Ihnen mit, dass er sich in relativ selbstbewusstem Zustand befindet. Wenn ein Hund willig auf mich zukommt, ab den Schultern rückwärts mit dem ganzen Körper wedelnd, den Kopf niedrig, den Fang geöffnet und die Augen zwinkernd, dann hocke ich mich hin und wir beweisen uns unsere gegenseitige Zuneigung. Wenn ein Hund bei nach vorn gelehntem Körper steif und unbeweglich ist, sein Fang geschlossen ist und der Schwanz nur an der Spitze wedelt, dann bleibe ich wo ich bin und nehme die Spannung heraus, indem ich mich wegdrehe oder einen Ball oder ein Leckerchen aus der Tasche ziehe. Wenn der Hund mir aber schon sehr nahe ist und beginnt, mit immer noch geschlossenem Fang und immer noch steifem Körper auf mich zuzukommen, drehe ich schnell meinen Kopf zu ihm um (das ist das »Gesicht zudrehen«, von dem ich sprach) und spreche ihn mit tiefer, scharfer Stimme an. Dieser Hund befindet sich in der Offensive und muss so schnell wie möglich gestoppt werden, ohne noch mehr Spannung in die Situation zu bringen. So schnell wie möglich wende ich mich dann wieder von ihm ab und nehme die Spannung weg, indem ich zum Beispiel sage »Fressen!« oder »Lust auf einen Spaziergang?«
Hunde, deren Energie nach rückwärts gerichtet ist, befinden sich hingegen in der Defensive, also Verteidigungshaltung – auch, wenn sie dabei vielleicht knurren und die Zähne fletschen. Solche Hunde haben viel Angst in sich und Sie müssen sehr darauf achten, keinerlei Druck auf sie auszuüben, indem Sie sie in die Enge drängen oder die Hand ausstrecken, um sie zu streicheln. Bedenken Sie, dass ein angeleinter oder angeketteter Hund praktisch in der Falle sitzt, was zweifellos der Grund dafür ist, dass so viele Bisse in genau dieser Situation vorkommen. In meinem Buch Das andere Ende der Leine beschreibe ich ausführlich, wie Sie die Aufmerksamkeit eines Hundes darauf, ob jemand mit seinem Körper vor- oder zurücklehnt, ausnutzen können und werde deshalb hier nicht näher darauf eingehen. Wenn Sie aber einfach nur im Kopf behalten, darauf zu achten, ob ein Hund mit seinem Körper vor- oder zurücklehnt, kann Ihnen das ein großes Stück dabei weiterhelfen, sein künftiges Verhalten vorauszusagen.
Viel über die Motivation eines Hundes können Sie auch erfahren, wenn Sie beobachten, wie er sich anderen Hunden nähert. Höfliche Hunde begrüßen sich, indem sie sich einander seitlich nähern, so, als ob sie einer gebogenen Linie folgen würden, die zu den Flanken des anderen führt. Niemals gehen sie direkt Kopf auf Kopf aufeinander zu. Geradeaus-Annäherungen gelten unter Menschen als höfliche Begrüßung, aber nicht bei Hunden – achten Sie also auch auf diesen Aspekt der Körperhaltung. Vielleicht ist Ihnen nicht entgangen, dass ich mich dem nervösen Lhasa Apso im Seminar näherte, indem ich meinen Körper zur Seite drehte. Sie können das Gleiche tun, wenn Sie einem fremden Hund begegnen – drehen Sie sich leicht zur Seite und gehen Sie auf einer gedachten Kreislinie. Sie werden erstaunt sein, wie viele Hunde plötzlich ganz begeistert sind, Sie zu treffen.