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WAS DIE FORM AUSMACHT

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Eine letzte Sache noch, die Sie bedenken sollten: Auch die Kopfform Ihres Hundes hat Einfluss auf Ihre Wahrnehmung. Durch unsere umfassenden Bemühungen zur Züchtung von Designer-Hunden kommen heute sämtliche Kopfformen vor – vom Babygesicht eines American Cocker Spaniel bis hin zum Wolfslook eines Malamute. Es ist bekannt, dass Menschen auf ein kindlich aussehendes Gesicht – das so genannte Kindchenschema – stärker reagieren als auf ein erwachsen aussehendes. Die Schlüsselmerkmale, die einem Gesicht kindliches Aussehen verleihen, sind das Größenverhältnis von Stirn zum Rest des Gesichtes und die Größe der Augen. Babys haben proportional größere Augen und eine größere Stirn als Erwachsene. Wenn man auf dem Bildschirm nur die Größe der Stirn verändert und alles andere so lässt, kann man damit beeinflussen, wie Menschen in verschiedenen Situationen auf das Bild reagieren. Wenn alles andere gleich ist, neigen wir zum Beispiel eher dazu, Menschen mit babyähnlichen Gesichtern in Schutz zu nehmen und glauben eher weniger, dass sie ein Verbrechen begangen haben könnten. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass ein Babygesicht Aggressionen verhindert und beschützendes Verhalten fördert: Die Gesichtsproportionen von missbrauchten Kindern ähneln denen von Erwachsenen stärker als es die von nicht missbrauchten Kindern tun.

Die Bedeutung der Gesichtsproportionen scheint auch in unserem Umgang mit Hunden repliziert zu werden. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie lange Menschen einen aggressiven Hund mit Welpengesicht in Schutz nehmen – selbst Fremde, die von diesem Hund gebissen wurden, tun das. Von einem Deutschen Schäferhund, einem Hund mit »Erwachsenengesicht«, gebissen zu werden, ist hingegen eine ganz andere Sache. Natürlich ist die Gesamtgröße des Hundes immer ein Faktor: Größere Hunde sind respekteinflößender als kleinere. Dabei habe ich in meiner Laufbahn genug wirklich gefährliche Hunde aller erdenklichen Größen mit Babygesichtern gesehen – Hunde, die genug Menschenfleisch zerbissen und zerrissen hatten, um als Massenvernichtungswaffen eingestuft zu werden. Trotzdem werden solche Hunde für weniger gefährlich gehalten als erwachsen aussehende Hunde, die viel weniger Unheil angerichtet haben. Sogar Schafe scheinen auf das Kindchenschema in Hundegesichtern zu reagieren. Ich schaute einmal zu, wie auf einem Hütehundseminar eine Schafherde den ganzen Tag lang von außer Kontrolle geratenen Corgis, Border Collies, Pulis und Spaniels im Pferch rundgetrieben wurde, aber als ein sanftmütiger Deutscher Schäferhund den Ring betrat, gerieten die Schafe in eine Panik, als ob der Hund ein Maschinengewehr dabei gehabt hätte. Sie kletterten in dem verzweifelten Versuch, aus dem Pferch zu kommen, buchstäblich übereinander weg, während der wohl erzogene, wolfsähnlich aussehende Hund mit Stehohren sich ruhig in der Mitte hinsetzte. Ob es uns gefällt oder nicht: Unser Reaktionen haben einiges mit denen der Schafe gemeinsam, aber zumindest können wir uns bewusst machen, dass wir uns von der Anatomie genauso beeinflussen lassen wie vom tatsächlichen Ausdruck der Gefühle.

Auf den nächsten Seiten lesen Sie etwas über die Ausdrucksformen und Verhaltensänderungen, anhand derer Profis beurteilen, was im Kopf eines Hundes vorgeht. Diese Aufstellung ist keine erschöpfende Enzyklopädie aller Ausdrucksformen und Körperhaltungen, die bei Hunden vorkommen. Im Anhang habe ich einige Bücher aufgelistet, die da vollständiger sind. Hier möchte ich mich aber auf einige der subtileren Signale konzentrieren, die es dem Profi ermöglichen, die Mimik des Hundes mittels selektiver Wahrnehmung zu betrachten und daraus dessen Gefühlszustand in einem einzigen Augenblick ablesen zu können. Blättern Sie zwischen dem Text und den Fotos hin und her, um am besten eine Vorstellung davon zu bekommen, worauf Sie schauen müssen und vergleichen Sie die Gesichtsausdrücke der Hunde mit denen der Menschen.

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