Читать книгу Liebst Du mich auch? - Patricia B. McConnell - Страница 36
»WALAUGEN«
ОглавлениеEs gibt noch einen weiteren Ausdruck, der mit den Augen zu tun hat und auf den die Profis achten, um die Gefühlslage eines Hundes einzuschätzen, der aber für die Allgemeinheit der Hundefreunde nicht so intuitiv erkennbar ist. Sue Sternberg, eine Expertin auf dem Gebiet der Aggression bei Hunden, hat ihn als »Walauge« bezeichnet. Er ist zu sehen, wenn Kopf und Augen nicht in die gleiche Richtung schauen, sodass Sie das Weiße auf einer Seite des Auges erkennen können.22 Schauen Sie sich das Foto des Hundes mit diesem Ausdruck auf Seite 190 oben an und Sie wissen, was ich meine. Dieser nervöse Hund ist so verängstigt von dem, was er sieht, dass er eigentlich seinen Kopf wegdrehen möchte, aber andererseits hat er zu viel Angst, um seinen Blick von dem Angst auslösenden Objekt abzuwenden. Am häufigsten sehe ich diesen Ausdruck bei Hunden, die Angst vor fremden Menschen oder fremden Hunden haben. Wenn Sie ein Beispiel dafür sehen möchten, wie das Gleiche beim Menschen aussieht, dann gehen Sie ins Kino und schauen einen Horrorfilm an. Wenn etwas Erschreckendes passiert, werden Sie sehen, wie die Kinozuschauer ihre Köpfe wegdrehen, aber die Augen auf das Monster auf der Leinwand geheftet lassen. Der rationale Teil unseres Gehirns versteht zwar, dass die Gefahr nur auf der Leinwand besteht, aber der emotionale Teil des Gehirns ist sich jederzeit bewusst, dass der Außerirdische jeden Moment von dort hervorspringen und uns angreifen könnte und es deshalb ratsam ist, ihn nicht aus den Augen zu lassen.
Hunde scheinen die Situation ähnlich zu bewerten, denn ängstliche Hunde drehen ihren Kopf weg, als ob sie es nicht aushalten könnten, dem Monster direkt gegenüberzustehen, aber sie halten ihre Augen fest auf das gerichtet, was ihnen Angst macht. Dieser Ausdruck ist etwas vollkommen anderes als der harte, direkte Blick eines selbstbewussten Hundes. Zwar könnten beide Hunde alle möglichen Schwierigkeiten machen, aber ein Hund, der »Walaugen« macht, sagt Ihnen damit eindeutig, dass er wirklich schreckliche Angst hat. Sie tun ihm keinen Gefallen, wenn sie das ignorieren oder ihn dazu zwingen, sich der Gefahr hier und jetzt direkt zu stellen.
Es gibt allerdings eine Ausnahme von der Regel, dass man sich vorsichtig gegenüber einem Hund verhalten sollte, der das Weiße in den Augen zeigt: Den gleichen Ausdruck habe ich auch schon in den Gesichtern völlig entspannter Hunde gesehen, die schlicht und einfach – mir fällt keine bessere Beschreibung dafür ein – amüsiert wirkten. Schauen Sie sich einmal Lukes Gesicht auf der letzten Bildseite an: Sein Kopf ist teilweise mir und teilweise dem Fotografen zugewendet, während seine Augen direkt in die Kamera schauen. Den gleichen Ausdruck können Sie auf den Gesichtern von Elizabeth Marshall Thomas’ Hunden sehen, die auf dem Titelbild ihres Buches Das geheime Leben der Hunde abgebildet sind. Ich habe ihn nicht sehr häufig gesehen und möchte an dieser Stelle ganz klar machen, dass ich nur eine reine Vermutung äußere – aber ich kann mir nicht helfen, für mich sieht es ganz genauso aus, als ob der Hund sich gemeinsam mit der Person, die er gerade anschaut, köstlich amüsiert. In Lukes Fall habe ich den dummen Verdacht, dass er sich über meine Frisur lustig machte.