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06 MÜNSTER MITTELZELL AUF DER INSEL REICHENAU Spaziergang durch die Baugeschichte

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Das Münster in Mittelzell, die alte Klosterkirche, ist keine Kirche, in der man beim Eintreten „Ah“ und „Oh“ sagt, wie in den Barockkirchen mit ihrer farbigen Pracht. Hier sagt man erst mal nichts und lässt den großen, langen Raum auf sich wirken. Deshalb ist es hier auch ruhiger als etwa im Konstanzer Münster.

Vom Eingangsbereich aus sieht man zuerst den westlichen romanischen Teil, dessen einziger Schmuck die zweifarbigen Bögen sind. Sie erinnern etwas an den Dom von Speyer mit seiner rötlich-gelben Musterung. Hier sollte man einen Moment bleiben, um sich an den Raum zu gewöhnen, vielleicht auch ganz vorne im Halbrund der Apsis. Für einen besseren Überblick kann man auch diskret die fünf Stufen zum Markusaltar hinaufsteigen. Während das westliche Querhaus oben noch durch eine Balkendecke abgeschlossen ist, öffnet sich der Raum im Langhaus zu einem bis zum First sichtbaren Dachstuhl, der aus dem 13. Jahrhundert original erhalten ist und entfernt an ein umgekehrtes Schiff erinnert. Die östliche Hälfte des Bauwerks, hinter dem barocken Chorgitter, ist dann eine stilistische Mischung, und man entdeckt hier immer neue Facetten der Baugeschichte: die gotischen Fresken an der Chorwand (von den Seiten her sichtbar), die beiden barocken Tafelbilder mit Darstellungen der Insel und als moderne Elemente die Orgeln auf beiden Seiten.

Das Kloster hatte seine Blütezeit im frühen Mittelalter und wurde nach einem langen Niedergang 1757 aufgehoben. Erst seit 2001 gibt es wieder klösterliches Leben auf der Insel: die von der Abtei Beuron ausgegangene Cella St. Benedikt in Niederzell. Die Mönche sind auch für die Gottesdienste im Münster zuständig, und dreimal am Tag kann man in der Egino-Kapelle in Niederzell an ihrem Stundengebet teilnehmen (mit Psalmengesängen). Der Kräutergarten zwischen der Kirche und dem Bootshafen ist der Versuch, das Buch des Mönchs Walahfrid Strabo aus dem 9. Jahrhundert, „De cultura hortorum“, mit seinen detaillierten Kräuterbeschreibungen wieder in die Praxis umzusetzen.


ADRESSE: 78479 Reichenau, www.benediktiner-reichenau.de. TIPP: Einen schönen Blick über einen grünen Teil der Insel hinter dem Münster hat man von der Terrasse des Hotels Inselhof, das auf die Barockzeit zurückgeht.

Der Bodensee

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