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Neue kriegerische Herren – Die goldreichen Mykener auf den Kykladen
ОглавлениеMan geht davon aus, dass die kykladische Inselwelt um 1500 v. Chr. von neuen, noch kriegerischeren Herren, als die minoischen Kreter es waren, erobert worden ist. Diese kamen diesmal von Westen, vom griechischen Festland her, auf dem sie sich ca. 2000 v. Chr. festgesetzt hatten. Das Athener Nationalmuseum beherbergt die grandiosen Funde Heinrich Schliemanns aus Mykene und ermöglicht damit vor Ort einen einzigartigen Einblick in die materielle Kultur der nach diesem Hauptfundort benannten Mykener.
Ihre Fürsten residierten aber nicht nur in Mykene selbst, dessen Herrscher laut griechischer Mythentradition freilich eine besondere Stellung zukam, sondern auch in anderen, in der Regel ebenfalls schwer befestigten Zentren wie Orchomenos, Theben, Athen, Tiryns, Pylos und Sparta. Wie die minoischen Paläste standen auch die trutzigen mykenischen Burgen inmitten von Siedlungen. In ihrer Architektur unterschieden sie sich aber von ihnen: Sie waren auf einen rechteckigen Thronsaal, das Megaron, hin ausgerichtet. Die Mykener schufen eine eigene Schrift, eine Silbenschrift, die man als Linear B bezeichnet und die 1952 entziffert worden ist. Die Menschen, die sie benutzten, sprachen also ein frühes Griechisch. Man hat auf Kreta und auf dem Festland fast 6.000 kleine beschriftete Tontäfelchen gefunden, deren Erhalt der Tatsache verdankt wird, dass sie bei der Zerstörung der Häuser durch das Feuer gehärtet worden sind. Mehr als die Hälfte stammt aus Knossos, das die Mykener ebenfalls eroberten. Die Schrift diente lediglich der Verwaltung, für längere literarische Texte war sie hingegen ungeeignet. Sorgfältig wurde über die Güter Buch geführt, die von den Untertanen als Abgaben an den König geliefert werden mussten und über die Güter, die den Palast verließen. Wir lernen aus den Täfelchen viel über die frühe Form der griechischen Sprache, außerdem geben sie uns Auskunft über die Landwirtschaft, die Herrschafts- und Sozialstruktur, über Berufe, Verträge und die Religion. So konnten Götternamen wie Zeus, Poseidon, Hera, Artemis, Athena, Dionysos und Hermes sicher entziffert werden. Apollon erscheint nur mit seinem Beinamen „Paian“, Aphrodite gar nicht. Zudem findet eine namenlose Herrin (gr. Potnia) häufige Erwähnung.
Die Mykener pflegten die Handelsbeziehungen weiter, die die Minoer geknüpft hatten. Ihre Kunst war von den Minoern beeinflusst, ohne jedoch reine Nachahmung zu sein. Manche Objekte dürften gar direkt aus minoischen Werkstätten stammen. Um 1200 v. Chr. ereilte die mykenischen Burgen auf dem Festland das Schicksal der gewaltsamen Zerstörung – sie wurden nie wieder aufgebaut. Zur gleichen Zeit brach das Hethiterreich zusammen und Ägypten wurde bedroht.
Ägyptische Quellen sprechen von „Seevölkern“. Über die Frage, wer sie waren, woher sie kamen und ob sie wirklich die Ursache der globalen Katastrophe gewesen sind, rätselt die Wissenschaft bis heute. Man nimmt an, dass es eine durch klimatische Veränderungen im Mittelmeerraum verursachte Dürreperiode mit entsprechendem Getreidemangel und nachfolgender Hungersnot gegeben haben könnte. Daraufhin dürften Unruhen und Aufstände ausgebrochen sein. Die Infrastruktur brach jedenfalls mit Sicherheit zusammen. Viele Menschen verließen ihre Heimat und suchten neue Siedlungsgebiete.
Von all dem erzählen die Museumsobjekte kaum etwas. Auch ist nicht klar, ob und in welchem Maß die Kykladeninseln davon betroffen waren. Die stummen Zeugen der Vergangenheit mögen so manches Unglück und persönliche Schicksalsschläge beobachtet haben. Allein sie schweigen noch und überlassen uns unserer Phantasie.