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Ein Konflikt schlägt hohe Wellen – Der Perserkrieg und die Kykladen
ОглавлениеDer Perserkrieg begann mit einem Aufstand der an der Westküste Kleinasiens gelegenen Griechenstadt Milet gegen das Perserreich (Ionischer Aufstand). Anlass zu diesem folgenreichen Ereignis gab ein fehlgeschlagener Versuch des dortigen Stadttyrannen, Aristagoras, mit Unterstützung des persischen Statthalters Artaphernes die reiche Insel Naxos zu erobern. Um die Niederlage wettzumachen, stürzte er sich in das Abenteuer des Krieges mit den Persern, das länger als 50 Jahre dauern und erst 448 v. Chr. mit dem sogenannten Kalliasfrieden seinen Abschluss finden sollte Die Schlachten bei Marathon (490 v. Chr.), bei den Thermopylen (490 v. Chr.), bei Salamis (480 v. Chr.) und schließlich bei Platää (479 v. Chr.) markieren den Verlauf des Krieges und benennen zugleich die Orte der persischen Niederlagen.
Die meisten Kykladeninseln konnten sich jedoch nicht des Zugriffs der Perser erwehren. Sie wurden zum Heeresdienst verpflichtet und mussten Geiseln stellen. Lediglich Delos verschonte der persische Großkönig wegen seiner religiösen Bedeutung. Manche Inseln wie Naxos erlitten schwerste Zerstörungen.
Die Athener ließen nach ihrem Sieg die perserfreundlichen Inseln nicht ungeschoren davonkommen. Es heißt, der siegreiche Feldherr Themistokles forderte von ihnen Geld und drohte, er würde sie, falls sie die Zahlung verweigerten, mit der hellenischen Flotte belagern und erobern. Bei Herodot heißt es:
Mit dieser Drohung erpresste er große Summen von den Bewohnern der Stadt Karystos (auf Euböa) und von den Pariern. … Ob auch andere Inseln Geld gezahlt haben, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass außer den Genannten auch einige andere gezahlt haben. … Die Karystier wurden trotz der Zahlung nicht verschont. Die Parier konnten mit ihrem Geld Themistokles besänftigen und die Kriegsgefahr abwenden. So trieb Themistokles von Andros aus ohne Wissen der anderen Feldherrn Geld von den Inselbewohnern ein. (8,112).
Ob Herodot dem Themistokles gerecht wird, sei dahingestellt. Es ist damit zu rechnen, dass die Opposition in Athen ein Interesse daran hatte, sein Bild zu verdunkeln.
Die Athener hatten zuerst die Siege über die Perser mit der Flotte errungen, die Spartaner mit dem Heer, und dann gingen sie zügig daran, die Situation zu nutzen und ihre Seeherrschaft zu sichern und auszubauen. 478 / 77 v. Chr. gründeten sie den Delisch-Attischen Seebund zum Schutz der kleinasiatischen Küstenstädte und der ägäischen Inseln vor einem erneuten Angriff der Perser. Die Mitglieder verpflichteten sich, entweder Schiffe zu stellen oder Geld zu zahlen, das zunächst im Tempel des Apollon auf Delos, später (454 v. Chr.) auf der Akropolis in Athen deponiert wurde. Waren im Grunde genommen alle Mitglieder formell gleichberechtigt, so reklamierte dennoch Athen dank seiner Macht und großen Flotte die uneingeschränkte Führung, ein Zustand, der Missfallen erregte. Immer wieder versuchten daher Bündnispartner, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen,
hauptsächlich, weil sie mit der Zahlung ihrer Beiträge oder mit der Stellung von Schiffen im Rückstand waren. Manche wollten sich auch gänzlich der Heeresfolge entziehen. Denn die Athener führten ein strenges Regiment und zeigten Härte jenen gegenüber, die es nicht gewohnt oder nicht willens waren, sich anzustrengen. In diesen Fällen griffen sie zu Zwangsmaßnahmen. Auch sonst übten sie die Herrschaft bald nicht mehr zur Zufriedenheit der Bundesgenossen aus. Sie betrachteten sie bei Kriegszügen nicht als gleichberechtigt und konnten die Abtrünnigen leicht wieder in ihre Gewalt bringen. Daran waren die Bundesgenossen selbst schuld. Wegen ihrer Abneigung gegen den Kriegsdienst waren die meisten, um nicht fern von der Heimat Dienst leisten zu müssen, die Verpflichtung eingegangen, statt Schiffe zu stellen lieber den auferlegten Betrag zu zahlen. So vergrößerten sie mit ihren Abgaben die Flotte der Athener, während sie selbst, wenn sie abfielen, ungeübt und unerfahren in den Krieg eintraten. (Thukydides, 1,39).
Perikles, der als einflussreicher Staatsmann von 461 bis 429 v. Chr. die Geschicke Athens leitete, nutzte die Gelder, um die Akropolis mit Prachtbauten zu schmücken. 449 v. Chr. begann der Bau des Parthenon, 432 v. Chr. der Bau der Propyläen. So haben auch die ägäischen Inseln zum Ruhm Athens beigetragen. Die Zweckentfremdung der Gelder löste in Athen heftige Diskussionen aus.
Als 431 v. Chr. der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta ausbrach, hing für Athen viel von der Loyalität der Inseln ab. Die Insel Melos, eine Kolonie der Spartaner, die sich 416 v. Chr. weigerte, Athen zu unterstützen, wurde kurzerhand erobert und grausam bestraft. 404 v. Chr. endete der Peloponnesische Krieg mit der Niederlage Athens. Die Mauern der Stadt wurden geschleift, der größte Teil der Flotte konfisziert und der Seebund aufgelöst. Auf den Inseln hatten nun die Spartaner das Sagen, ihre Herrschaft währte jedoch nicht lange. Man empfand sie als drückend, und als 378 v. Chr. die Gründung eines neuen Seebundes erfolgte, waren manche Inselstaaten wieder schnell bereit, diesem beizutreten. Dieser zweite Seebund blieb bestehen, bis die Makedonen ihn 338 v. Chr. auflösten. Wenige Jahre vor der Neugründung hatte der persische Großkönig Artaxerxes II. (404–356 v. Chr.) in einem Friedensvertrag, den er mit Athen und Sparta geschlossen hatte, den meisten ägäischen Inseln noch Autonomie gewährt (386 v. Chr.).