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Schauplätze – Die Kykladen im Wandel der Zeiten
ОглавлениеWer heute die Inselwelt der Kykladen bereist, befindet sich meist unbewusst auf der Suche nach der typischen Postkartenidylle, die längst zum Synonym für Griechenland schlechthin geworden ist: Strahlendweiße würfelförmige Häuser mit blauen Dächern, umgeben von der nicht minder tiefblauen Ägäis, eingetaucht in gleißendes Sonnenlicht (Abb. 1); ein Szenario, das zum Träumen verführt und vor allem pure Erholung verspricht. Der besondere Ruf von Mykonos und Ios als freizügige Partyinseln lenkt dann in der Regel vollends den Blick auf die angenehmen Seiten des Lebens. Klassische Bildung scheint in diesem Klischee dagegen nicht unbedingt vorzukommen. Nur wenige der jungen Partybegeisterten, die im Hochsommer alljährlich in Scharen auf die ansonsten höchstens von 1500 Personen bevölkerte Insel Ios strömen, dürften wohl dorthin reisen, um Ausschau nach dem Grab Homers zu halten, der dort laut Pausanias (10, 24, 2), einem griechischen Reiseschriftsteller des 2. Jhs. n. Chr., aus Verbitterung darüber starb, dass er ein Rätsel nicht lösen konnte, das ihm die einheimischen Fischer gestellt hatten. Überhaupt gibt es kaum Ereignisse oder bekannte Persönlichkeiten, die im kulturellen Gedächtnis der Menschheit so fest mit den Kykladen verbunden sind, dass die Inseln deshalb prominente Erinnerungsorte wären, die es unbedingt aufzusuchen gilt. So braucht es auch Niemanden zu wundern, dass die Kykladen nicht unbedingt als erste Adresse für Bildungsreisende gelten. Wer die berühmtesten klassischen Schauplätze Griechenlands aufsuchen möchte, zählt in der Regel die Kykladen ganz anders als Athen, Delphi, Epidauros, Mykene und Olympia nicht zu seinen Topfavoriten.
Doch dieses Bild trügt. Die Kykladen haben eine faszinierende Geschichte zu bieten, die bis zu den Anfängen europäischer Hochkulturen schlechthin führt und voll von Geschichten interessanter Menschen ist, die die Inseln gleichsam zu besonderen Schauplätzen des antiken Griechenlands machen. Bedeutend für die alten Griechen waren sie jedenfalls schon allein deshalb, da sie nach damaliger Vorstellung einen Kreis (gr. Kyklos) um einen der heiligsten Orte des Altertums bildeten, nämlich um Delos, die Geburtsinsel der göttlichen Zwillinge Artemis und Apollon.