Читать книгу Fokus SEIDENPLANTAGE - Paul Fenzl - Страница 14

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Kapitel 9

Vor der ersten Besprechung zum Mordfall SEIDENPLANTAGE nahm sich der Köstlbacher die Cuscunà zur Seite.

»Habe ich Ihnen irgendwann gesagt, Sie sollen eine Pressekonferenz vorbereiten?«, blaffte er sie an.

Die Kommissarin Cuscunà wurde schlagartig rot im Gesicht. Sie hatte natürlich mit einer zumindest ähnlichen Reaktion vom Köstlbacher gerechnet, aber wie es schien, war ihr Chef mehr als nur etwas angepisst. Ihr eigenmächtiger Vorstoß, dem Wunsch der Staatsanwältin auf dem kleinen Dienstweg Nachdruck zu verleihen, war doch nicht so gut gewesen.

»Ich, ich wollte Ihnen nur eine Arbeit abnehmen«, stotterte sie. »Dass es eine Pressekonferenz geben würde, setzte ich dabei voraus!«

»Setzten Sie voraus, Kollegin Cuscunà? Was bitte sollten wir den Aasgeiern jetzt schon sagen, ohne laufenden Ermittlungen vorzugreifen?«

»Ich, ich…«, begann die Cuscunà erneut zu stottern.

Der Köstlbacher ließ sie einfach stehen und drehte sich zu den anderen um, die von dieser Unterredung nichts mitbekommen hatten, weil sie selbst emsig in Gespräche vertieft waren, und weil der Köstlbacher zwar sehr energisch, aber trotzdem sehr leise gesprochen hatte.

Die Martina Cuscunà verließ schnell für wenige Minuten den Raum. Sie hatte Tränen der Wut in den Augen und die wollte sie niemandem sehen lassen.

Die Besprechung begann zäh. Obwohl inzwischen über das abgestellte Auto des Opfers und der darin aufgefundenen Papiere die Identität der Toten bekannt war, hatte man noch nicht den geringsten Anhaltspunkt, der Licht in den Fall hätte bringen können.

»Bei der Toten handelt es sich um die 21jährige Norwegerin Helge Martinson, wohnhaft im Studentenwohnheim Blaue-Stern-Gasse.« Der Köstlbacher steckte, während er diese Info vorlas, zu dem Fähnchen vom Tatort an der Pinnwand das der Adresse der Ermordeten.

»Das ist ja schon mal was«, bemerkte der Abteilungsleiter Lenz, der es sich wegen der Besonderheit des Verbrechens, quasi sein erster Mord seit seiner Beförderung, nicht hatte nehmen lassen, zu dieser Besprechung persönlich zu erscheinen.

»Das und die Mordwaffe. Ein handelsübliches Küchenmesser. Natürlich alles Ansätze zu weiteren Ermittlungen«, ergänzte der Köstlbacher. »Was wir aber der Presse nicht auf die Nase binden sollten. Ich schlage vor, wir geben vor, eine heiße Spur zu verfolgen und können daher wegen laufender Ermittlungen vorerst noch nichts verlauten lassen.«

»Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Allerdings neigt die Presse dazu, Märchen zu erfinden, wenn sie keine Fakten von uns an die Hand bekommt. Daher ist es vielleicht besser, wenn wir sie auf eine Spur lenken, die unverfänglich ist«, warf Abteilungsleiter Lenz ein.

Der Köstlbacher hob erstaunt den Kopf. Natürlich wusste er nicht, dass diesen Floh die Staatsanwältin dem Abteilungsleiter ins Ohr gesetzt hatte. Denselben Floh, den sie der Kollegin Cuscunà auch schon…

»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er verwirrt seinen Boss.

»Wir vermuten ein Eifersuchtsdrama. Das kommt immer gut an. Der Täter handelte mutmaßlich im Affekt, was schon daran zu erkennen ist, dass er die Mordwaffe nach der Tat weggeworfen hat. Dass sie dabei im Innenhof der SEIDENPLANTAGE landete, das war wohl eher unbeabsichtigt. Damit nehmen wir die SEIDENPLANTAGE aus dem direkten Fokus. Stellen Sie sich doch einmal vor, welchen finanziellen Schaden die Betreiber der SEIDENPLANTAGE hätten, wenn sie direkt mit einem Mord in Verbindung gebracht würden?«

»Aber…«, versuchte der Köstlbacher zu intervenieren.

»Nichts aber! Es bleibt dabei! Veranlassen Sie die entsprechende Presseerklärung!«

Mit dieser strikten Anweisung hatte sich der neue Abteilungsleiter von einer anderen, einer harten Seite gezeigt. Jetzt wusste jeder im Raum, dass der Sekt und die Canapés nur einem freundlichen Start gedient hatten.

Die Cuscunà hatte sich unterdessen wieder leise zu den anderen gesellt. Ihr Makeup leicht verschmiert. Schadenfreude empfand sie keine. Aber direkt unglücklich war sie nun auch nicht mehr.

Fokus SEIDENPLANTAGE

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