Читать книгу Fokus SEIDENPLANTAGE - Paul Fenzl - Страница 19

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Kapitel 14

Am Donnerstag, 12. November, dem vierten Tag des zweiten Lockdowns, war im Präsidium beim Köstlbacher die Hölle los. Mit Corona hatte das nichts zu tun, auch wenn im Moment sich alles nur um diese Pandemie zu drehen schien. Nicht zu vergessen die Präsidentenwahl in den vereinigten Staaten, die Corona zumindest stundenweise den Rang ablief. Das Telefon schien nicht zur Ruhe zu kommen. Unter anderem wurde ein Professor von der Uni als vermisst gemeldet. Allerdings erregte das die Gemüter kaum, zumal diese Meldung seine Ehefrau machte. Egal ob Uniprofessor oder Baggerführer, Männer verschwinden ab einem gewissen Alter gerne einmal für einige Tage und tauchen dann reumütig irgendwann mit einem Blumenstrauß wieder auf.

Jedenfalls ging diese Meldung spätestens dann völlig unter, als die Forensische Psychiaterin, die im Normalfall im Präsidium als Beraterin und Gutachterin arbeitete, auf die Idee kam, eine weitere Tote, zumindest aber einen Mordversuch, ins Spiel und damit Bewegung in den Fall SEIDENPLANTAGE zu bringen. Gemäß ihres nach neuesten psychologischen Erkenntnissen ausgeklügelten Plans, hatte alles erneut oben gegenüber der SEIDENPLANTAGE zu passieren. Und wieder sollte es eine junge Frau sein, diesmal eine, die ihren Gutschein für diverse Anwendungen in der ›Dayspa‹ einlösen wollte und ganz vergessen hatte, dass wegen des Lockdowns die Tore geschlossen waren.

Um alles so echt wie nur irgend möglich aussehen zu lassen, weihte man zunächst nur einen sehr kleinen Kreis in diese Inszenierung ein. Darunter fielen vor allem alle die, die nach außen hin sichtbar für jeden Beobachter agieren mussten, wie zum Beispiel die Spusi und einen Notarzt.

Warum erneut dort oben? Warum wieder exakt auf der Höhe der SEIDENPLANTAGE, nur wenige Meter vom Haupttor entfernt? Zufall? Oder wollte jemand ein Zeichen setzen? Und welches Zeichen? – Fragen über Fragen, die Helge Martinsons Mörder durch den Kopf gehen und ihn nervös machen sollten. Die Forensische Psychiaterin Dr. Karin Unger hätte so eine Maßnahme kaum vorgeschlagen, wenn sie nicht gerade eine Fortbildung hinter sich gehabt hätte, die sich mit der Frage befasst hatte, was in Menschen vor sich geht, die einen Mord detailliert planen und ihn anschließend auch erfolgreich durchführen. Die Quintessenz der Fortbildung war vor allem, dass derartige Täter von sich sehr überzeugt sind. Natürlich rechnen sie mit einer effizienten Ermittlung seitens der Mordkommission. Aber sie rechnen nicht mit etwas, das sie aus ihrer Sicht lächerlich zu machen droht. Sie rechnen nicht um alles in der Welt damit, kopiert zu werden. Ein ›Trittbrettmord‹ war, laut Dr. Karin Unger, bestens dazu geeignet, den Mörder zu Reaktionen aufzustacheln. Mögliche Reaktionen der beschriebenen Mörder wären vielfältig und teilweise recht außergewöhnlich. Keine Reaktion wäre eher die Ausnahme.

Der Köstlbacher hielt nicht allzu viel von diesem Plan, wurde aber von der Staatsanwältin, der Richterin und sogar von seinem Abteilungsleiter überstimmt. Man müsse mit der Zeit gehen und moderne Ansätze berücksichtigen.

Stunden später, kaum hatte man eine zweite Tat inszeniert, erfuhr der Sportstudent Peter Bräu, der bekannterweise das erste Opfer gut gekannt hatte, aus erneut nicht nachvollziehbaren Quellen vom neuerlichen Gewaltverbrechen. Ein Grund mehr für ihn, seine Recherchen zu vertiefen.

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