Читать книгу Briefe aus der Hölle - Pavel Markovich Polian - Страница 14

Die Probanden: sowjetische Kriegsgefangene

Оглавление

Die Anzahl solcher kurzfristigen Insassen dieses „unsichtbaren“ Lagers belief sich Franciszek Piper zufolge auf 880.000 Menschen. Die überwiegende Mehrheit, 98 Prozent, waren Juden. Die restlichen zwei Prozent entfielen auf sowjetische Kriegsgefangene, Polen und die unbekannten Häftlinge anderer Konzentrationslager, die zum selben „humanen“ Zweck nach Auschwitz deportiert wurden: um ihnen auf wirtschaftlich effiziente Weise das Leben zu entziehen oder um sie in einem „Experiment“ zu töten. Genau genommen waren die Selektion und die Vergasung ursprünglich auch nur Experimente gewesen. Die erste experimentelle Erfahrung machte man mit 2.000 sowjetischen Kriegsgefangenen. Mit diesem Versuch fing in Auschwitz alles an.

Die 2.000 Mann wurden im September 1941 nach Auschwitz gebracht (möglich ist, dass einige Hundert schon im August eingeliefert worden und als Versuchskaninchen umgekommen waren). Sie kamen aus den umliegenden Stalags34, wo sie kurz zuvor selektiert und die einen als Politkommissare, die anderen als Juden überführt worden waren. In den Stalags im Reichsgebiet durften sie nicht erschossen werden, also brachte man sie – in strenger Übereinstimmung mit den Einsatzbefehlen des RSHA-Leiters Heydrich – an die eigens dafür eingerichteten Orte. Erschießen konnte man sie schließlich jederzeit. Wäre es da nicht besser, man würde sie der Wissenschaft opfern? Zumal einer Wissenschaft, die in diesem Reich von zentraler Bedeutung war: der Wissenschaft vom Töten von Menschen.

Die Geschichte sowjetischer Kriegsgefangener im Kriegsgefangenenlager der SS in Auschwitz teilt sich in eine legendarisch (hauptsächlich mündlich) und eine dokumentarisch überlieferte. Die Letztere begann am 6. Oktober 1941, als für die sowjetischen Häftlinge erstmalig eine eigene Kartei angelegt wurde. Die legendarisch überlieferte Geschichte beginnt beinahe drei Monate früher, Mitte Juli. Das war, wie der Häftling Kazimierz Smolen berichtet, der Zeitpunkt, an dem der erste Transport mit sowjetischen Kriegsgefangenen in Auschwitz ankam35. Jerzy Brandhuber zufolge habe der Lagerkommandant Rudolf Höß dies bestätigt und angegeben, dass sie in kleinen Gruppen von den Stapo-Leitstellen Breslau, Troppau und Kattowitz gekommen seien36. Der Warschauer Baranowski teilte dem TschGK mit, die erste Gruppe sowjetischer Kriegsgefangener, circa 400 Menschen, sei am 13. August 1941 in Auschwitz angekommen. Sie seien gleich nach der Ankunft, ohne registriert zu werden, im Lagergefängnis, dem Block 11, untergebracht worden, von wo aus man sie zum Arbeitseinsatz in den Kiestagebau eskortiert habe37.

Wahrscheinlicher ist es, dass die erste Gruppe der Kriegsgefangenen nicht vor der zweiten Augusthälfte ins KZ eingeliefert wurde. Denn erst am 14. August erging der „Organisationsbefehl Nr. 40 OKW über die Organisation von Kriegsgefangenenlagern im Reichsgebiet“, dem gemäß im Militärbezirk VIII zwei Stalags auf ehemaligen Schießübungsplätzen angelegt wurden: Nr. 308 in Neuhammer nahe Breslau und Nr. 318 in Lamsdorf in der Nähe von Oppeln. Aus diesen zwei Lagern kam später der Großteil registrierter Transporte im Konzentrationslager an.

Doch an welchem Tag auch immer die erste Gruppe sowjetischer Kriegsgefangener ins Lager gebracht wurde – aus wem sie bestand, lässt sich mit Bestimmtheit sagen: aus todgeweihten Politoffizieren und Juden, die vom argwöhnischen SD aufgespürt und zur Hinrichtung nach Auschwitz geschickt worden waren. Zu diesem Zweck gab es im Lager zwei Erschießungsorte: die Kiesgrube und die sogenannte Todeswand im Hof des wohl grauenvollsten Blocks des ganzen Lagers, des Blocks 11, in dessen Kellergeschoss das Lagergefängnis untergebracht war (auch „Todesblock“ und „Bunker“ genannt).

Bald aber ließ man von der Verschwendung der Kugeln ab, nachdem nämlich Hauptsturmführer Karl Fritzsch, Schutzhaftlagerführer und Höß‘ Stellvertreter, das Hinrichtungsverfahren revolutioniert hatte. Er war es, der vorgeschlagen hatte, ein wenig mit den Pestiziden herumzuexperimentieren, insbesondere mit dem Cyanwasserstoff „Zyklon B“, einem Gift zur Vernichtung von Ungeziefer bei der Entwesung von Massenunterkünften und bei der Entlausung von Bekleidung, das in Auschwitz vorrätig lagerte38.

Es fanden insgesamt drei Versuche solcher Art statt. Sie alle werden in Höß‘ Aufzeichnungen erwähnt und vereinzelt auch in anderen Quellen. Der allererste fiel in die Zeit Ende August, als Höß zur Unterredung mit Eichmann nach Berlin gerufen wurde. Erörtert wurden dort logistische Fragen jener künftigen Aufgabe, die die Stadt Auschwitz als Epizentrum der Judenvernichtung weltberühmt machen sollte.

Während sein Chef abwesend war, beschäftigte sich der Schutzhaftlagerführer Fritzsch mit Umsetzungsmöglichkeiten des Holocaust. Er probierte die in Auschwitz vorhandenen Pestizide mal eben an den Versuchskaninchen, den sowjetischen Kriegsgefangenen, aus39. Es geschah offenbar Ende August im sogenannten Bunker in Block 11. Ob es nun genau so oder doch etwas anders war – die Voraussetzungen für einen solchen Versuch waren alle exakt zu diesem Zeitpunkt gegeben: Vorhanden waren ein geeignetes Gebäude, das tödliche Gift und die Opfer, über deren Anzahl nichts bekannt ist.

Über das zweite Experiment wissen wir unvergleichlich mehr, nicht allein von Höß. Es fand vermutlich zwischen dem 3. und 5. September 1941 statt und kostete 850–860 Menschen das Leben: 600 sowjetische Kriegsgefangene40 240–250 Häftlinge aus dem Häftlingskrankenbau sowie zehn polnische Sträflinge, kollektiv verurteilt wegen der Flucht von Jan Nowaczek am 1. September41.

Offensichtlich hatte man sich auf das Experiment vorbereitet: Das Evidenzbuch im Block 11 verzeichnet für die Zeit vom 31. August bis 5. September keine Neuzugänge42. Am Abend des 3. September wurde im gesamten Lager eine Sperre verhängt: Unter Androhung der Todesstrafe war es verboten, die Schlafblöcke zu verlassen43. Als Ort der experimentellen Hinrichtung wurden die Kellerräume des 11. Blocks ausgesucht, deren vergitterte Fenster nur als kleine Öffnungen ins Freie zeigten. Diese Fenster wurden mit Erde zugeschüttet.

Nun füllten die Opfer die Räumlichkeiten. Zehn zum Tod verurteilte Polen befanden sich zu dem Zeitpunkt ohnehin in dem Block44. Zudem brachten Sanitäter aus dem benachbarten Krankenbau rund 250 tuberkulöse Polen dorthin, die am Vortag vom Standortarzt Dr. Siegfried Schwela ausgesucht worden waren. Dann wurden 600 sowjetische Kriegsgefangene hineingeführt, die höchstwahrscheinlich gerade erst angekommen waren – möglicherweise waren es alle Kriegsgefangenen, die sich gerade im Lager befanden. Es ist durchaus denkbar, dass die Experimentatoren sich für die Unterschiede in der Lebensfähigkeit zwischen den kranken und den noch relativ gesunden Menschen interessierten.

Der Tod sei schnell eingetreten, jedes der Opfer habe nur kurz aufschreien können – damit brüstete sich Höß in seinen Memoiren. Die Wirklichkeit war jedoch eine etwas andere: Als Rapportführer Palitzsch am 4. September, dem Tag nach der Hinrichtung, eine Gasmaske tragend, die Tür dieser Versuchskammer öffnete, sah er, dass einige sowjetische Kriegsgefangene noch am Leben waren. Augenblicklich wurden die Türen wieder geschlossen, noch mehr Gas wurde hineingegeben. Erst um die Mittagszeit wurden die Türen wieder geöffnet und die Fenster des Kellers zum Lüften von der Erde befreit. Am Abend gab es dann wieder eine Ausgangssperre.

Im Hof von Block 11 wurden 20 Sträflinge aus dem Block 5a (wohin sie zeitweise aus dem Gefängnisblock verlegt worden waren), alle Sanitäter und zwei Hilfsarbeiter aus der Leichenhalle mit Karren zum Abtransport der Leichen ins Krematorium versammelt (eine Art Vorläufer des Sonderkommandos). Ihnen wurde Zusatzverpflegung versprochen und aufs Strengste befohlen, kein Wort über die Aktion zu verlieren.

Die ganze Nacht dauerten die Arbeiten, eingeteilt in vier Etappen und dementsprechend in vier Gruppen. Die erste Gruppe (mit Gasmasken) holte die Leichen aus dem Keller heraus. Die zweite entkleidete sie: Kranke trugen nur Unterwäsche, Kriegsgefangene hingegen Uniformen, in deren Taschen Papiere, Geld und Zigaretten zu finden waren. Die dritte Gruppe trug die Leichen in den Hof des Lagergefängnisses, die vierte lud sie auf die Karren und fuhr sie ins Krematorium. Nur schafften sie es nicht, bis Tagesanbruch fertig zu werden, weshalb die Arbeit am Tag darauf – zur selben Zeit und von denselben Gruppen – fortgesetzt wurde. Besonders schlecht lief es mit der Entlüftung der provisorischen Gaskammer und der Einäscherung der Leichen. Dafür wurden noch mehrere Tage benötigt. Die Strafkompanie konnte erst am 11. September in „ihren“ Block 11 zurückkehren.

Das nächste, dritte Experiment fand am 16. September statt, dann aber bereits in der Leichenhalle des Krematoriums. Denn die Nutzung des 11. Blocks bereitete so viele Probleme, dass sie als unzweckmäßig aufgegeben wurde. 900 Menschen, allesamt sowjetische Kriegsgefangene, hielten als Versuchsopfer her45.

Informationen über die Vergasung sowjetischer Kriegsgefangener und polnischer Sträflinge sickerten jedoch nach außen durch, möglicherweise durch die Arbeiter im Krematorium. Im „Informator bieżący“ („Laufender Anzeiger“), dem Untergrundreport des Oberkommandos des Verbandes für den bewaffneten Kampf, vom 17. November 1941 wird das Ereignis auf den 5.–6. September datiert: An diesen Tagen wurden die letzten Leichen aus dem zweiten Experiment im Krematorium angeliefert.

In seinen Aufzeichnungen vermerkte Höß, von Eichmann Einzelheiten über die Tötungsmöglichkeiten erfahren zu haben, wie Vergasungen im industriellen Ausmaß durchzuführen seien46. Höß verschweigt dabei in aller Bescheidenheit, dass in Auschwitz bereits unabhängige Versuche unternommen worden waren.

Was die dokumentarisch überlieferte Geschichte sowjetischer Kriegsgefangener in Auschwitz betrifft, so begann diese offiziell schon am 15. September. An diesem Tag wurde nämlich das „Russische Kriegsgefangenen-Arbeitslager“ innerhalb des Konzentrationslagers Auschwitz offiziell eröffnet. Dafür wurde praktisch der gesamte Lagerbereich links von dem Lagertor bereitgestellt und von einem Elektrozaun eingefasst: die Blöcke 1–3, 12–14 und 22–24 – zwischen den Blöcken 14 und 2447 wurde der Eingang48 eingerichtet. Verwaltungstechnisch handelte es sich um ein Arbeitslager der SS und der Polizei, nicht der Wehrmacht – wie alle anderen Stalags und Dulags49.

Der zweite Meilenstein dieser Geschichte ist der 1. Oktober 1941. Ab diesem Tag existierte in der Lagerverwaltung eine SS-Sonderbauleitung für die Errichtung eines Kriegsgefangenenlagers in Birkenau unter der Aufsicht des SS-Oberführers Hans Kammler. Am 3. November wurde diese Abteilung mit der SS-Neubauleitung Auschwitz zusammengelegt, woraus die Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei in Auschwitz unter der Führung von Karl Bischoff50 hervorging. Als Maximilian Grabner, Leiter der Politischen Abteilung des Konzentrationslagers und für die Registrierung der Häftlinge zuständig, sich an Höß mit dem Vorschlag wandte, Ordnung in das Registrierverfahren sowjetischer Kriegsgefangener zu bringen, sagte der Letztere mit einem Lächeln: „Machen Sie sich keine Sorgen. Die leben ohnehin nicht mehr lange.“51

Das dritte relevante Datum ist der 6. Oktober 194152. An diesem Tag wurden im Lager die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen registriert, wie aus den Bruchstücken der teils erhaltenen Namenskartei hervorgeht. Das sind nur Fragmente aus der Anfangszeit des Lagers: Karteikarten mit den Daten von 7.641 Menschen, von denen die meisten mit den ersten 9.908 Kriegsgefangenen in sechs Transporten im Verlauf von weniger als zwei Wochen in Auschwitz eingeliefert wurden. Die ersten 100 (exakt 100) Kriegsgefangenen wurden am 6. Oktober 1941 registriert. Zwei große Gruppen zu circa 1.800–1.900 Menschen wurden am 7. und 9. Oktober ins Register eingetragen (3833 ist die letzte Häftlingsnummer). Dem Eintrag folgt eine auffällige Lücke von rund 250 Menschen (die Häftlingsnummern 3834 bis 4087). Dann wurden wieder circa 900 Menschen registriert, die ebenfalls am 9. Oktober angekommen waren (die Häftlingsnummern 4088 bis 4999). Die annähernd gleiche Anzahl von Neuankömmlingen wurde am 14. Oktober erfasst (Häftlingsnummern 5000 bis 5899). Denen folgen die Ankömmlinge vom 19. und 20. Oktober (bis zur Häftlingsnummer 7900).

Mit diesen Daten korrelieren die Angaben zu den Transporten mit sowjetischen Kriegsgefangenen. Die ersten beiden dokumentierten – mit 2.014 bzw. 2.145 Personen – kamen aus dem Stalag 308 in Neuhammer dementsprechend am 7./8. und 9. Oktober.

Ein Abgleich mit der Anzahl der Registrierten ergibt einen Unterschied von 300 und 500 Menschen: Das sind sie, die ersten Selektionen, die noch nicht zur Routine geworden sind53. Drei weitere Transporte mit sowjetischen Kriegsgefangenen kamen am 19., 20. und 25. Oktober aus den Stalags 308 und 318 (jenem in Lamsdorf), mit jeweils 1.955, 986 und 1.908 Menschen. Registriert wurde zudem eine Gruppe von 75 Personen, angekommen aus Neuhammer am 15. November.

Erhalten ist auch ein Totenbuch: das Todesregister sowjetischer Kriegsgefangener54. Deren natürliche Sterberate – nach der Selektion, aber ohne Vergasung – war einfach gewaltig: An den ersten 144 Tagen, an denen das Register geführt wurde, starben 8.320 Menschen. Dabei starben im Oktober 1941 pro Tag im Schnitt 50 Personen, im November 124, im Dezember 62, im Januar 33 und im Februar 1942 15 Personen. Die Auswertung der Kartei und der Totenbücher zeigt, dass von den Menschen, die nicht später als am 20. Oktober 1941 registriert worden waren, bis März 1942 nur 1.688 überlebten. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung im Lager betrug zwei, höchstens jedoch vier Wochen55. Den Höhepunkt erreichte das Sterben an den ersten vier Novembertagen, als jeweils 253, 213, 278 und 352 Leichen registriert wurden, und vom 13. bis 15. November mit 284, 255 und 201 Toten56.

Die Sonderkommission der Gestapo unter der Führung von Dr. Rudolf Mildner, Leiter der Kattowitzer Gestapo, die zum Monatswechsel Oktober/November nach Auschwitz gekommen war, teilte die Kriegsgefangenen in vier Gruppen ein: fanatische Kommunisten (rund 300 Menschen), politisch Belastete (700), politisch Unverdächtige (8000) und zum Wiederaufbau Geeignete (30). Anders gesagt wurde im November die Selektion nach gesundheitlichen Aspekten um die Selektion nach politischen Gesichtspunkten erweitert. Insofern ist nicht auszuschließen, dass die „Todesrekorde“ im November auf die „fanatischen“ Kriegsgefangenen zurückzuführen sind57.

Die körperlich relativ kräftigen „Fanatiker“ wurden entweder im Hof des 11. Blocks erschossen oder von Ärzten durch Phenolspritzen getötet. Die Leichen wurden im Krematorium I eingeäschert; wenn es aber wegen Wartungsarbeiten geschlossen war – wie etwa am 19. November –, wurden sie nach Birkenau gebracht, um dort in Massengräbern verscharrt zu werden.

Die arbeitsfähigen Kriegsgefangenen wurden vom ersten Tag an geschunden. Allerdings wurde erst in einem Schreiben des Inspekteurs der Konzentrationslager und des Bevollmächtigten für den Arbeitseinsatz vom 29. November die Verwendung der Kriegsgefangenen in Aussicht gestellt. Dementsprechend wurde auch die Pflicht eingeführt, die arbeitenden Kriegsgefangenen statistisch genauso zu erfassen wie andere Gruppen auch. Zweimal monatlich, am 1. und 15. eines Monats, wurden die Anzahl der Gefangenen, die Anzahl der Facharbeiter unter ihnen und deren Verwendung nach Berufsgruppen gemeldet58. Ende des Jahres wurde der Bau eines neuen, gigantischen Lagers für Kriegsgefangene in Birkenau beschlossen, das auf 100.000–125.000 Menschen ausgelegt sein sollte59. Eine Entscheidung, hinter der sich der Übergang zur massiven Konzentration und die Vorbereitung auf den Massenmord nicht mehr an Kriegsgefangenen, sondern – ab 1942 – an den Juden verbergen.

Die genaue Anzahl der Auschwitz-Häftlinge, die in der Zeit vor 1942 ums Leben kamen, ist unbekannt. Schätzungsweise waren es 20.000. Im Verlauf des Jahres 1941 wurden über 27.000 Häftlinge ins Lager eingewiesen, darunter 9.997 registrierte sowjetische Kriegsgefangene und 17.270 andere. Die Todesrate unter den Registrierten betrug 83 Prozent.

Das Konzentrationslager Auschwitz, das im Juni 1940 als eine Art Internierungslager und teils auch als Umschlagplatz für polnische Gefangene aus den Gefängnissen in Oberschlesien und dem Generalgouvernement geschaffen worden war, wuchs aus diesen Funktionen schnell heraus und entpuppte sich als das Herzstück der schwersten Repressionen und schließlich der Vernichtung der sowjetischen Kriegsgefangenen und teils auch der polnischen politischen Häftlinge. Neben der indirekten Einwirkung auf die Gefangenen (menschenunwürdige Haftbedingungen in Kombination mit schwerster Arbeit) wurden hier auch direkte Vernichtungsmethoden eingesetzt: Massenmord an Kriegsgefangenen und polnischen Gefangenen durch medizinische Versuche, Erschießung, Einspritzung von Phenol oder Vergasung.

Auf die unverblümte Frage, wem es im KZ Auschwitz schlechter gegangen sei – den Juden oder den sowjetischen Kriegsgefangenen –, sagte der polnische Zeuge Sigmund Sobolewski, Auschwitz-Häftling mit der Nummer 88, ohne nachzudenken: „den Kriegsgefangenen“60.

Briefe aus der Hölle

Подняться наверх