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5.

Eine Vorhersage zum Guten und zum Schlechten

»Was ist mit Homer?«, hakte Perry Rhodan nach.

Kommandant Hanko Lee nahm sein Wasserglas und trank. Das Deckenlicht brach sich auf den goldenen Sternen seiner Uniform. »Er schläft.«

»Schläft?«, wiederholte Rhodan ungläubig.

»Wir nennen es so. Eigentlich befindet er sich im Zustand der Suspension. Du weißt, was das bedeutet?«

Selbstverständlich wusste er das. Diese Technologie war in seinem Raumschiff, der RAS TSCHUBAI, zuerst eingesetzt worden. »Heißt das, ihr habt eine Möglichkeit gefunden, die Suspensionstechnologie für Fernreisen auch hier ...«

»Nein«, fiel Lee ihm ins Wort. »Fernreisen sind ein elend langweiliges Geschäft – unsere Hochleistungslineartriebwerke bewältigen knapp fünfundzwanzig Lichtjahre pro Etappe, ehe wir die Raumschiffe mehrere Stunden lang neu justieren und außerdem die nächste Etappe sondieren müssen. Suspension wäre wegen der Hyperimpedanz in großem Maßstab sowieso unvorstellbar. Es geht darum, dem Advisor das Leben zu retten.« Ein Räuspern, dann: »Das ist der Posten, den Adams bekleidet. Hatte ich das schon erwähnt?«

»Ich habe es mir gedacht. Aber warum das Leben retten? Was ist mit ihm?«

»Ich weiß nicht, ob ich ...«

Perry Rhodan stand auf und stützte die Hände auf das Tischchen. Er hatte nicht die geringste Lust auf weitere Verzögerungen in diesem Café. »Nun red endlich!«

»Bleib ruhig!« Lee erhob sich ebenfalls. »Vergiss nicht, dass wir dir und deinen Leuten das Leben gerettet haben. Du bist hier Gast, egal wie dein Rang anderswo sein mag. Ist das klar?«

»Völlig.« Rhodan blieb stehen, entspannte seine Haltung jedoch ein wenig. Ja, er konnte keine Rechte einfordern, aber er würde sich nicht länger hinhalten lassen – seine Geduld war am Ende.

Muntu Ninasoma, der dem Gespräch und seiner Eskalation schweigend zugehört hatte, ergriff das Wort. »Von Kommandant zu Kommandant – ich bitte dich, versetz dich in unsere Situation.«

Hanko Lee atmete tief durch. »Niemand hat euch gezwungen, hierherzukommen. Oder auch nur darum gebeten. Aber gut. Das Problem liegt beim Zellaktivator des Advisors. Noch mal – ich bin kein Fachmann, das gilt ebenso in dieser Hinsicht. Ich weiß allerdings, dass dieses Gerät bald nach der Ankunft in diesem Teil des Dyoversums versagt hat. Damit es sich regeneriert, muss es in Suspension versetzt werden, und Adams natürlich genauso. Es tritt alle paar Jahrzehnte auf – dann geht er für einige Wochen in den Alkoven. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Vielleicht sollten wir dieses Gespräch als beendet ansehen. Gabril da Gonozal ist unterwegs, um sich mit euch zu treffen.«

»Da Gonozal?«, fragte Rhodan verblüfft.

»Ein offizieller Abgesandter der Regierung. Ein passenderer Gesprächspartner als ich.«

»Er ist Arkonide?« Den wichtigeren Gedanken verschwieg er: Aus derselben Adelsfamilie wie Atlan?

»Terrarkonide aus Neu-Atlantis. Sie stellen traditionell einige Regierungsämter.«

»Ich danke dir für die Auskunft und die Kooperation«, sagte Rhodan versöhnlich.

Er dachte bereits über etwas anderes nach. Homers Zellaktivator hatte also auf die hiesigen Gegebenheiten reagiert ... ob es seinem eigenen früher oder später ebenso ergehen würde? »Nur eine Frage noch.«

»Die letzte«, verlangte Lee abweisend.

Rhodan wollte wissen, ob sich die CISTOLO KHAN nur rein zufällig in der Nähe aufgehalten und deshalb die TESS QUMISHA so rasch hatte retten können. Aber er kam nicht dazu, es auszusprechen.

Der Servoroboter verließ seinen Platz hinter der Theke und hielt eine bauchige Flasche, gefüllt mit goldklarer Flüssigkeit, wohl um den Gästen davon anzubieten. Doch nach wenigen Schritten schmetterte die Maschine die Flasche gegen die Wand. Das Glas zerbarst. Tropfen und Splitter spritzten weg. Scherben klirrten auf dem Boden, und es stank nach Alkohol.

»Was ...«, setzte Hanko Lee an, offenbar ebenso überrascht wie Rhodan.

Eine Frau rannte in den Raum. Sie trug eine weinrote Borduniform mit einem einfachen schwarzen Streifen über dem Oberkörper. Und hielt einen Handstrahler schussbereit.

Rhodan stieß Ninasoma zur Seite. Der Kommandant krachte auf den Tisch und riss ihn mit sich. Rhodan sprang, rammte gegen Hanko Lees Schulter, und beide fielen hin.

Die Angreiferin schoss. Die energetische Entladung traf die Sitzbank, deren Rückenlehne in Flammen aufging.

Die Frau schrie verärgert. Ihre Waffenhand zitterte, und sie feuerte eine ganze Salve ab – diesmal eindeutig mit Perry Rhodan als Ziel.

Sie war jedoch so langsam, dass er sich nach seinem Sturz abrollen konnte und wieder auf die Beine kam.

Hanko Lee hatte ebenfalls schnell reagiert und war zuerst bei ihr. Er schlug ihr die Waffe aus der Hand und drehte ihr den Arm auf den Rücken.

»Was ist in dich gefahren?«, herrschte er die Angreiferin an.

Der Strahler lag dicht an der Wand, nahe beim Ausgang.

Die Frau ächzte und krümmte sich. »Angriff«, sagte sie laut, aber mit zitternder Stimme und scheinbar unmotiviert.

Rhodan rechnete damit, dass weitere Leute den Raum stürmten, doch er irrte sich.

Muntu Ninasoma erkannte es zuerst: »Der Roboter!«

Die Servomaschine eilte mit zwei raschen Schritten ihrer metallenen Beine zu Lee und stieß ihm den gezackten Überrest der Flasche zwischen die Schulterblätter. Der Kommandant schrie auf. Die Uniform zerriss, Blut rann über den Rücken.

Die Frau kam frei, wollte sich auf den Strahler stürzen, aber Rhodan war bereits dort und nahm sie an sich.

Der Roboter stampfte auf ihn zu, seine improvisierte Waffe erhoben.

Rhodan schoss, und der Rumpf der Maschine explodierte. Der Metallkopf überschlug sich in der Luft, krachte auf eine Tischplatte, rutschte darüber, kippte über den Rand, prallte auf und blieb liegen.

Während Hanko Lee trotz seiner Verletzung erneut die Angreiferin packte, behielt Rhodan den Eingang im Auge, aber niemand stürmte mehr hindurch.

»Ich glaube, wir müssen reden«, sagte er.

*

Lee führte die Frau an den Trümmern eines Tisches vorbei und stieß sie auf die Sitzbank. Er blutete noch immer zwischen den Schulterblättern, aber die Wunde war nicht besonders tief.

Muntu Ninasoma baute sich vor der Attentäterin auf.

»Ich will genau wissen, was soeben passiert ist, Leutnant!«, herrschte Hanko Lee die Angreiferin an.

»Es ist Rhodan!«, stieß sie aus.

»Du gehörst zu den Vanothen?«

Sie schwieg zu dem Begriff, den Rhodan nie zuvor gehört hatte.

»Bist du allein hier an Bord?«

»Ich bin Leutnant Errin Lhorga«, sagte sie mit monotoner Stimme. »Stationiert auf der CISTOLO KHAN.«

»Werden andere angreifen?«

Sie starrte stur geradeaus. »Ich bin Leutnant Errin Lhorga. Stationiert auf der CISTOLO KHAN.«

»Wenn du erlaubst.« Rhodan stellte sich neben Hanko Lee, sah den Kommandanten an. »Ihr Angriff war offensichtlich ungeplant. Sie hat spontan eine Chance gesehen und auf die Schnelle das wahrscheinlich einzige Hilfsmittel ausgenutzt, auf das sie zugreifen konnte – den Servoroboter zur Ablenkung. Samt einer recht kreativen Bewaffnung. Eine verzweifelte Attacke.«

»Nicht verzweifelt«, stieß die Frau aus, die ihrer eigenen Aussage nach Errin Lhorga hieß. »Sondern genau, wie du zuerst gesagt hast – es war eine Möglichkeit, die ich ergreifen musste! Ich hätte der Menschheit einen Gefallen getan, wenn es mir gelungen wäre, dich spontan zu beseitigen.«

»Das sehe ich naturgemäß anders«, entgegnete Rhodan gelassen. »Dir ist doch klar, dass es nach dem Attentat keine Chance für dich gab, zu entkommen.«

Kurz zitterten ihre Lippen. »Man muss Opfer bringen.« Ihr Blick wanderte zu Hanko Lee. »Ich bedauere deine Verletzung, Kommandant. Es lag nicht in meiner Absicht. Als ich sah, dass ihr in das Café geht, blieb nicht viel Zeit. Ich konnte den Roboter aber per Fernzugriff so programmieren, dass niemand außer Rhodan schwere Schäden davontragen durfte.«

»Geschenkt«, sagte Lee barsch. »Ich will wissen, ob du allein an Bord agierst oder ob sich noch andere Vanothen in meinen Kugelraumer geschlichen haben!«

Sie senkte den Blick. »Ich bin Leutnant Errin Lhorga«, betete sie dann die Worte ihres Mantras herunter. »Stationiert auf der CISTOLO KHAN.«

»Spar dir das!«, verlangte Lee. »Perry Rhodan, Muntu Ninasoma – ich kann für diesen Zwischenfall nur um Entschuldigung bitten. Es hätte auf meinem Schiff nicht passieren dürfen. Ich bürge ab sofort persönlich für eure Sicherheit.«

»Du stehst uns schon immer nahe, Kommandant!«, sagte Lhorga. »Du verstehst doch genau, warum ich es getan habe!«

Lee fuhr herum, deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf sie. »Ich kann die Beweggründe und Gedanken von Vanothen nachvollziehen, ja. Aber Extremisten, die zur Waffe greifen? Niemals.«

»Ich denke, wir verdienen einige Erklärungen«, sagte Rhodan.

Hanko Lee nickte. »Ich werde es versuchen, obwohl nicht mehr viel Zeit bleibt, bis Gabril da Gonozal eintrifft.«

*

Der Sicherheitsdienst führte Leutnant Errin Lhorga ab.

Hanko Lee brachte seine beiden Gäste in einen Besprechungsraum, der im Vergleich zu dem Café einen klaren Vorteil und einen ebenso deutlichen Nachteil aufwies. Er war merklich offizieller und auch besser gesichert – aber er hatte weitaus weniger Charme, sondern strahlte vielmehr die Tristesse aus, die derlei Räumlichkeiten meistens anhaftete.

Kahle Wände, ein gewaltiger Metalltisch, etliche Stühle rundum, sonst nichts. Rhodan fiel allerdings etwas am Rand der Tischplatte auf, das ein unbedarfter Beobachter für einen Puppenstuhl hätte halten können. »Es gibt Siganesen an Bord?«

»Mein Erster Offizier. Er gehört zur dritten Generation, die nach der Zerozone geboren ist. Es gab bei der Versetzung eine kleine Gruppe seines Volkes in Neu-Atlantis, ursprünglich allesamt Mediker.« Lee warf einen Blick auf die Uhr. »Beim Stichwort Neu-Atlantis denke ich an Gabril da Gonozal. Sofern er pünktlich ist, trifft er in wenigen Minuten ein. Bis dahin sollt ihr die Hintergründe des Angriffs erfahren.«

Rhodan setzte sich. »Du hast ... Vanothen erwähnt. Was hat es damit auf sich?«

»Die Lage ist kompliziert.« Lee nahm seinem Gast gegenüber Platz. Kommandant Ninasoma blieb stehen. »Es gibt einige, die euch und vor allem dir, Perry Rhodan, bis zu einem gewissen Maß feindlich gesinnt sein werden, wenn sich deine Ankunft allgemein herumspricht.«

»Dieses gewisse Maß scheint recht eindeutig zu sein«, meinte Rhodan.

»Nicht sämtliche Vanothen treten derart radikal auf, davon bin ich überzeugt. Wahrscheinlich wird dein Auftauchen die Gruppe spalten. Aber zunächst solltest du wissen, womit du es zu tun hast. Die Vanothen bezeichnen sich auch als Irreversibilisten – ihre Forderung lautet, alle Versuche einzustellen, in die ursprüngliche Heimat zurückzukehren. Sie sind der Meinung, unserer Versetzung war keine Katastrophe ... sondern eine Chance.«

»Ein Gedanke, den du nachvollziehen kannst.«

»Ist das ein Vorwurf?«

»Nein«, stellte Rhodan klar. »Du bist in diesem Zwilling geboren – deine Eltern und deren Eltern genauso. Es überrascht nicht, dass du in diesem Solsystem deine Heimat siehst.«

»Ich sehe sie nicht nur, sie ist es. Aber zurück zu den Vanothen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer ihr derzeitiger Anführer ist. Er bezeichnet sich als Vano – ein Titel, nicht sein Eigenname. Es ist lange her, dass der damalige Vano mit einigen Getreuen in den Untergrund gegangen ist – genauer gesagt, 82 Jahre. Er hieß Porphyrio Dana. Niemand weiß, ob er noch lebt. Der Geheimdienst vermutet, dass er in Skiaparelli untergetaucht ist.«

»Skiaparelli?«

»Die Hauptstadt des Mars.«

»Oh.«

»Seitdem gilt der Planet als Hochburg der Vanothen.«

»Woher kommt der Begriff?«, meldete sich Muntu Ninasoma zu Wort.

»Er geht auf einen Eigennamen zurück: Jathao Vanoth. Er war ein Fremder, keiner weiß, wo er damals hergekommen ist, aber er brachte eine Botschaft, die vieles verändert hat. Unter anderem hat er prophezeit, dass du kommen würdest, Rhodan – und zwar genau da, wo die TESS QUMISHA das Solsystem erreicht hat.«

»Und den Zeitpunkt hatte er ebenfalls vorhergesagt?«

»Das nicht – nicht einmal ansatzweise. Seine Prophezeiung ist Jahrhunderte alt! Doch wegen seiner Worte wurde eine Sicherheitszone errichtet, stets nahe beim Neptunmond Triton auf seiner Bahn um den Planeten und um Sol. Eine dort platzierte Überwachungssonde hat die Flotte über eure Ankunft informiert – mein Schiff stand am nächsten. Deshalb waren wir schnell genug vor Ort, um euch vor dem Absturz zu retten.«

»Also verdanken wir diesem Jathao Vanoth unser Leben«, stellte Rhodan fest. »Aber seine Jünger wollen uns tot sehen.«

»Jünger ist der falsche Begriff. Stell sie dir nicht wie eine Sekte vor. Jathao hat keine Religion gegründet. Die Irreversibilisten folgen dem nachvollziehbaren Gedankengang, dass wir sämtliche Ressourcen dafür verwenden sollen, uns in diesem Kosmos auszubreiten.« Man hörte dem Kommandanten deutlich an, dass er diesen Überlegungen viel abgewinnen konnte – dass er den Vanothen nahestand, wie die Attentäterin es ausgedrückt hatte. »Neue Kolonien zu gründen. Was schwer genug ist. Fernreisen sind extrem mühevoll – und außerdem gefährlich.«

Lee brach ab, als ein Mann den Besprechungsraum betrat.

Der Neuankömmling zog sofort jede Aufmerksamkeit auf sich, seine Präsenz war überwältigend.

Gabril da Gonozal war ein hochgewachsener Arkonide – auf Terra geboren, also ein Terrarkonide, wie Hanko Lee es bezeichnet hatte – mit zentimeterkurz geschorenen, weißen Haaren. Die Brauen über den roten Augen hatte er abrasiert. Er trug einen eng anliegenden, tiefgrünen Einteiler, der sich an den durchtrainierten Körper schmiegte.

»Meine Herren.« Seine Stimme klang melodiös, fast wie Gesang, ohne dass er dadurch auch nur einen Hauch seiner Würde verlor. »Welche Freude, euch alle zu sehen.«

Da Gonozal kam näher und nickte Hanko Lee zu. »Kommandant.« Danach ging er zu Muntu Ninasoma und reichte ihm die Hand. »Gabril da Gonozal«, sagte er, ehe er sich Rhodan zuwandte. »Ich hörte von deiner Ankunft und konnte es zunächst nicht glauben. Hat sich die Prophezeiung doch noch erfüllt. Ich gebe zu, ich zweifelte daran.«

»Es war nicht einfach, den Weg hierher zu finden.«

»Davon bin ich überzeugt. Wir suchen seit Jahrhunderten einen Rückweg, und obwohl es ein eigenes Institut zur Erforschung des Dyoversums im Gestänge des Pluto gibt, verstehen wir nur so wenig.«

Das Gestänge des Pluto.

Zumindest den ersten Teil dieses Begriffes hatte auch Hanko Lee erwähnt.

»Ich bin sicher, dass ihr mehr wisst als wir auf unserer Seite des Zwillings«, sagte Ninasoma.

»Dennoch habt ihr zuerst eine Passage durch die Zerozone gefunden. Dein Schiff ist doch durch die Zerozone gekommen, oder nicht? Es wäre faszinierend, gäbe es noch einen anderen Weg.«

»Wir haben sie als Transportmedium genutzt«, erklärte Rhodan. »Aber ich muss zugeben, dass wir die Natur dieses Raumes nur ansatzweise verstehen.«

Gabril da Gonozal lachte. »Exakt so, wie es in den alten Berichten über dich steht. Ein wagemutiger Vorstoß in unbekannte Gefilde.«

»Würde man immer alles genau erforschen wollen, ehe man es entdeckt, hätte die Menschheit heute noch nicht Terra verlassen. Nichts gegen die Theorie, sie ist notwendig, aber ich bin eher ein Mann der Praxis.«

»Da unterscheiden wir uns – es gibt wahrscheinlich keinen größeren Theoretiker als mich. Doch das soll uns nicht trennen, im Gegenteil. Unsere Einstellungen ergänzen sich.«

»Ein angenehmer Gedanke«, stimmte Rhodan zu. »Wären alle wie ich, käme es wohl zu einer kosmischen Katastrophe ungeahnten Ausmaßes.«

»Du bist allzu bescheiden«, sagte der Terrarkonide. »Aber genug der Begrüßungsfloskeln und des gegenseitigen Abschätzens. Ich hoffe, dein Ergebnis fällt ebenso positiv aus wie meines. Ich bin beeindruckt.«

»Sehr positiv«, sagte Rhodan, und das entsprach der Wahrheit.

»Ich heiße dich ...« Da Gonozal stockte und wandte sich mit einer angedeuteten Verbeugung Muntu Ninasoma zu. »Entschuldigung. Ich heiße euch hiermit im Namen der Liga willkommen. Da ich nicht weiß, wie viel ihr über die politische Struktur und die Entwicklungen auf Terra seit dem Wechsel bereits erfahren habt, nehme ich mir die Freiheit, einige Erklärungen abzugeben. Wir haben die Bezeichnung Liga Freier Galaktiker beibehalten, denn genau das sind wir auch hier. Nach dem CEE ...« Er sah Rhodan fragend an.

Der nickte. »Das Change-Everything-Event.«

»Danach gab es Angehörige aus siebenunddreißig verschiedenen Völkern auf Terra und Luna, die meisten in sehr geringer Anzahl. Das Extrem bildete ein einziger Fligoraner, der im Jahr 1743 NGZ allerdings bereits verstarb. Ihm zu Ehren gibt es einen speziellen Erinnerungsraum im Appelles-Turm in Terrania City.«

»Ein mir unbekanntes Gebäude«, sagte Rhodan.

»Gisso Appelles war die erste Residentin nach der Zerozone. Sie spielte damals eine herausragende Rolle, hat die Liga zusammengehalten, stabilisiert, ihr eine neue Richtung gegeben – sie steht für die Ausrichtung auf ein Ziel, für Zweck und Mut. Kurz, für das Überleben in einer bewegten Zeit. Von Anfang an hat sie mit Homer G. Adams zusammengearbeitet. Ich nehme an, du hast bereits erfahren, dass sich dein alter Weggefährte momentan in einer seiner Schlafphasen befindet?«

Rhodan bestätigte.

»Adams wird in dreizehn Tagen aus der Suspension geholt werden, am 20. November.«

»Kannst du mir mehr über den Ausfall seines Zellaktivators berichten?«, fragte Rhodan, um mit einem leichten, schmallippigen Lächeln zu ergänzen: »Ich frage nicht ohne Eigeninteresse.« Dabei tippte er auf die Region unterhalb seines Schulterblatts.

»Sehr verständlich«, sagte Gabril da Gonozal. »Sein Zellaktivator arbeitet hier nicht störungsfrei – und ja, es steht zu vermuten, dass es in deinem Fall ähnlich laufen wird. Das Gerät zeigt Leistungsamplituden. Etwa alle zweiundsechzig Jahre, nicht exakt, stellt es seine Tätigkeit ein – für einen genau bemessenen Zeitraum, nämlich 620 Stunden.«

Was dem Zehnfachen der Zeit entsprach, die ein Träger ohne Zellaktivator überleben könnte.

»Um Adams das Leben zu retten, wird er in entstofflichtem Zustand konserviert, für eben diese Zeitspanne. Du kannst dir denken, Perry Rhodan, dass die Suspension unter den hier herrschenden Bedingungen ein äußerst komplexer Vorgang ist. Sehr schwierig und kostenintensiv, gerade bei der notwendigen Dauer. Die Maurits-Vingaden-Klinik macht es möglich. Sie liegt in Neu-Atlantis. Unnötig zu erwähnen, dass du mit mir einem ihrer großen Förderer gegenüberstehst.« Da Gonozal winkte ab. »Nun, so viel dazu. Noch einmal: Ich heiße euch im Namen der LFG und der aktuellen Residentin Orfea Flaccu willkommen.«

Der Arkonide wandte sich an Hanko Lee. »Die Residentin hat Anweisung gegeben, die TESS QUMISHA zum Mars zu schleppen. Wenn du so freundlich wärst, das an deine Mannschaft weiterzugeben.«

»Ich hörte, der Mars wäre eine Hochburg der Vanothen«, sagte Rhodan. »Ist es unter diesen Umständen klug, unser Schiff ausgerechnet dorthin zu bringen?«

»Mir ist der ... Zwischenfall bekannt.« Der Terrarkonide legte die rechte Hand auf seinen Brustkorb. »Oder, nennen wir es beim Namen, der Angriff auf dich. Aber die Vanothen werden deinen Raumer wohl kaum fürchten – in seinem desolaten Zustand ist er nicht einmal manövrierfähig.«

»Dennoch bleibt die TESS ein symbolisches Ziel für potenzielle Attentäter.«

»Sie wird auf der Rog-Fanther-Werft gesichert«, versicherte da Gonozal.

»Ich erinnere mich an Rog Fanther«, sagte Rhodan. »Er war der Erste Offizier des Flottentenders DINO III, der in die Vergangenheit versetzt wurde, um der CREST III Hilfe zu bringen. Das liegt Jahrtausende zurück. Eine interessante Namenswahl für eine neu erbaute Werft – und, wie ich mir vorstellen könnte, allein schon dadurch den Vanothen ein Dorn im Auge.«

»Viele Terraner versuchen sich ihrer Wurzeln im Ursprungsuniversum zu versichern«, erklärte der Terrarkonide. »Sie verwenden deshalb häufig die großen Namen der Historie. Aber ja ... den Irreversibilisten ist das Anlass zu Spott und Kritik.«

»Soll die TESS QUMISHA dort nur geparkt werden – oder auch untersucht?«

»Selbstverständlich beides. Es ist ein interessantes Stück Technologie, aus dem wir möglicherweise lernen können. Ganz davon abgesehen, dass unsere Ingenieure gerne dabei behilflich sind, euer Schiff umzurüsten. Die Besatzung kann an Bord bleiben oder, wenn gewünscht, in ein besonderes Quartier in Terrania City ausweichen.«

»In ein Quartier? Oder ein Gefängnis?«

»Die Lage ist kompliziert«, wich da Gonozal aus.

»Das habe ich schon gehört«, sagte der Aktivatorträger mit einem Seitenblick auf Hanko Lee.

»Und vor allem ist es für dich und deine Mannschaft nicht ungefährlich. Statt der unschönen Wortwahl Gefängnis könnte man vielleicht von einem Schutzraum sprechen. Aber es steht euch frei, dieses Angebot anzunehmen oder abzulehnen.«

»Ich bespreche es mit meinen Leuten«, sagte Rhodan. »Allerdings kommt mir dein Verhalten merkwürdig unscharf vor, Gabril, wenn ich das sagen darf.«

»So?«

»Mal spielst du die Gefahr durch die Vanothen herunter, mal betonst du sie.« Wie es ihm gerade zupasskam.

»Sie bilden nicht die einzige Gruppe«, erklärte der Arkonide, »die euch und im Speziellen dir gefährlich werden könnte.«

»Aha.«

Gabril da Gonozal beugte sich vor. »Hast du noch nichts von den hiesigen Topsidern gehört?«

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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