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2.

Beste Kolleginnen

10. April 2046 NGZ

Das Knistern in der Energiekupplung des Zentraletransmitters wurde lauter.

Barbara Meekala kniff automatisch die Augen zusammen, korrigierte den Fehler aber sogleich, den sie seit Jahrzehnten mit schöner Regelmäßigkeit beging. Energieströme ließen sich mit Blicken nicht verfolgen, dafür stand ihr Spezialwerkzeug zur Verfügung.

Sie blickte Rohonzori von der Seite an. Sie selbst war für eine Siganesin recht hochgewachsen, ihre Kollegin für eine Swoon ziemlich klein. Mit elf Zentimetern machte der Unterschied aber fast ein Drittel von Rohonzoris Körpergröße aus.

Das beeinträchtigte ihre Zusammenarbeit jedoch in keiner Hinsicht. Die Swoon und die Siganesin verstanden einander fast blind.

Mit einem Energiespürer strich Barbara über die Oberfläche der Leitung, die sie im Verdacht hatte. Energiefluktuationen konnten vielfache Ursachen haben. Doch zuerst einmal galt es, das System zu stabilisieren, bevor sie sich an die Reparatur machen konnten.

»Gibt es ein Problem?«, erklang eine dröhnende, in ihren Ohren dumpfe Stimme hinter ihr.

Glosiant ter Tupun.

»Ausgerechnet jetzt? Bekommt ihr das in den Griff, oder muss ich einen Spezialisten anfordern?«

Barbara lachte innerlich auf. Was waren sie denn sonst, wenn nicht Spezialisten, die er eigens angefordert hatte, um das Problem zu beseitigen?

Normalerweise war der Etappenkommandant ein zwar eher arroganter, aber ziemlich umgänglicher Mann, der sie gewähren ließ, solange die Systeme im Großen und Ganzen funktionierten. Kleinigkeiten interessierten ihn nicht.

Aber seit ein paar Tagen war er ziemlich ungenießbar.

Wie fast alle an Bord. Sämtliche Besatzungsmitglieder reagierten viel gereizter als sonst, und Barbara konnte die Nervosität, die sich unter der Führungsspitze des Etappenhofs ausbreitete, fast körperlich spüren. In zwei Tagen sollte der Etappenhof mit dem Namen Kesk-Kemi feierlich eröffnet werden, und alle an Bord waren schon seit geraumer Zeit mit den Vorbereitungen für die Eröffnung und den letzten Arbeiten beschäftigt. Alle wussten, wie wichtig das Ereignis für das neue Transportsystem war.

Es hatten sich jede Menge prominente Gäste angekündigt, die den Feierlichkeiten beiwohnen wollten – und wahrscheinlich darauf hofften, dass man ihnen die berühmten gestuften Kaninchenfüßchen des Chefkochs Augustyn Didio kredenzte. Barbara wusste nicht, ob sie wirklich so gut waren, wie die halbe Galaxis behauptete. Sie entsprachen nicht ihrem oder Rohonzoris Ernährungsschema.

»Keine Panik, wir schaffen das«, antwortete die Swoon. Sie kam besser mit der leichten Arroganz des Akonen klar, vor allem in Stresssituationen.

Ter Tupun murmelte etwas Unverständliches und zog weiter, zur nächsten kleinen Baustelle, die er inspizieren wollte.

Zu seinem nächsten Opfer.

Barbara Meekala kannte es flüchtig: Es war ein terranischer Kollege von ihr, der Leuchtkörpertechniker Jay Voss, der seit fast zwei Stunden gemeinsam mit seiner unithischen Assistentin Keehi Pratna versuchte, einen defekten Deckenleuchtkörper auszutauschen. Es schien sich alles gegen das kleine Wartungsteam verschworen zu haben, angefangen von unzureichendem Werkzeug bis hin zur Beschaffenheit des ganz normal aussehenden Leuchtkörpers unter der Decke, der ganz und gar nicht der üblichen Bauweise zu entsprechen schien.

»Dieses Ding hat etwas gegen uns «, murmelte Voss, als er sah, dass der Kommandant in seine Richtung kam. »Es ist nicht von dieser Welt.«

Normalerweise war der Techniker einer der ausgeglichensten und gelassensten männlichen Terraner, denen Barbara je begegnet war. Nun aber war sein Gesicht leicht gerötet; Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, seine Bewegungen waren hektisch, seine Haltung angespannt.

»Da gebe ich dir recht«, trötete Keehi. »So etwas habe ich niemals nicht gesehen.« Sie stand auf einer nicht besonders stabil aussehenden Leiter, die Voss im Bordmuseum aufgetrieben haben musste. Als sie ihr Gewicht verlagerte, schwankte das Konstrukt bedrohlich.

»Kommt ihr klar?«, fragte Glosiant ter Tupun.

»Eine vernünftige Ausrüstung wäre Gold wert«, antwortete Voss. »Zum Beispiel eine Antigravplattform. Aber die sind derzeit alle in Gebrauch.«

»Wir legen letzte Hand an«, versuchte der Kommandant zu beschwichtigen. »Da sind alle Geräte im Einsatz.«

»Und an diesem Leuchtkörper kann es scheitern? Verschiebst du die feierliche Eröffnung, falls er nicht funktioniert?«

Ter Tupun räusperte sich lediglich. Seine Miene verriet allerdings, dass er diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatte.

»Die Wartungsroboter sind wohl auch alle im Einsatz?«, fragte Voss.

»Leider. Soll ich einen Experten kommen lassen?«

»Wir sind die Experten.« Voss winkte Keehi von der Leiter herab und kletterte selbst hinauf. »Ich brauche einen ganz normalen Winkel. Haben wir so einen auf Lager?«

»Ich kann einen anfordern«, antwortete die Unitherin.

»Vergiss es.« Voss machte sich wieder an die Arbeit.

Barbara schüttelte den Kopf und widmete sich wieder ihrem eigenen Problem. Eigentlich war sie, genau wie ihre swoonsche Kollegin, Transmittertechnikerin, die auf Mikrobauteile, deren Wartung und Entwicklung spezialisiert war. Aber unmittelbar vor der Eröffnung des eben fertiggestellten Etappenhofs wurde das gesamte Personal überall dort eingesetzt, wo gerade Not an der Frau herrschte.

Notfalls auch an Leuchtkörpern und Energiekupplungen, die sie versorgten und steuerten.

»Fertig«, sagte Jay Voss. »Das wird halten. Kommt ihr mit in die Deckskantine?« Er schaute zu der Unitherin und den beiden Transmittertechnikerinnen.

»Ich brauche jedenfalls eine Pause«, sagte Keehi, »sonst drehe ich mir noch einen Knoten in den Rüssel! Es ist zum Verzweifeln. In unserer Abteilung gibt es im Augenblick kein einziges geeignetes Werkzeug für die Reparaturen, zu denen man uns abgestellt hat!«

Barbara Meekala und Rohonzori sahen einander an. Dann nickte die Siganesin zustimmend. »Wir haben hier ein Problem, mit dem wir nicht weiterkommen. Die Positronik verzeichnet minimale unregelmäßige Energiefluktuationen, aber unsere Messgeräte können deren Ursprung nicht eingrenzen. Eine Pause wäre vielleicht nicht schlecht.«

»Und dann wieder mit frischer Kraft ans Werk!«, ergänzte Keehi Pratna. »In der Kantine sind wir außer Sichtweite des Kommandanten. Die wird er wohl nicht kontrollieren.«

*

In einer abgelegenen Ecke der Kantine hatten Meekala und Rohonzori es sich in einer ausgeräumten Menage auf dem Tisch bequem gemacht. Einige Gewürzgläser standen daneben, die Aroma-Streudose diente als Abstelltisch. Die Swoon trank einen tiefen Schluck Dillessig aus ihrem Humpen und rollte mit den Augen, während sie die Etappenhof-Nachrichten verfolgte.

»Bevor wir uns in das nächste Live-Trivid schalten, hier noch einmal die wichtigsten Daten für den kommenden Eröffnungstag. Unser neuer Etappenhof Kesk-Kemi liegt nur 1280 Lichtjahre von Pspopta, dem Hauptplaneten der Cheborparner, entfernt und verbindet einen weiteren Sektor des ruhmreichen Sternenreiches Chebor-Popta mit dem galaxisweiten Netz. Der gewählte Standort im Chrag-Odisz-System lässt darauf schließen, dass ein zügiger Ausbau der neuen Transmitterstrecke bereits geplant wird.

Wie wir erfahren konnten, sind bereits viele offizielle Delegationen aus Politik und Wirtschaft avisiert, es sind etliche Doppelkugelraumer der Cheborparner unterwegs, auch Schiffe der Akonen, der Barniter, Blues und anderer galaktischer Völker sind im Anflug. Zur festlichen Eröffnung wollen die akonischen Konstrukteure und das Betreiberkonsortium eine Zeremonie abhalten, wie die Milchstraße sie in den letzten fünfzig Jahren nicht mehr gesehen hat. Und ihr, liebe Zuschauer, werdet mit uns in der ersten Reihe live dabei sein!«

Keehi kam an den Tisch zurück und ließ sich mit einem befreiten Tröten auf der gemütlichen Sitzbank nieder. »Ich musste dringend den Rüssel reinigen«, sagte sie. »Da war so viel Staub und ein langjährig verfestigter Räucherbelag unter der Decke, dass ich permanent niesen musste.«

Ihr terranischer Kollege rutschte ein wenig zur Seite, ohne sich beim eifrigen Auslöffeln seiner scharf gewürzten Yrsah-Suppe stören zu lassen.

Erst als das Trivid umschaltete und einige akonische Porträts zu sehen waren, wurde Jay Voss aufmerksam. »Da kommen unsere obersten Arbeitgeber zu Besuch!« Er grinste.

Die Reporterin hatte die baldige Ankunft des Akonischen Hohen Rats Benert von Bass-Thet angekündigt. Im Bild war der hochrangige Diplomaten-Vollprofi gemeinsam mit der Regierungschefin Priorrätin Rheelona tan Thanor bei einem früheren Auftritt zu sehen.

»Die Sprecherin des Hochrats ist leider durch aktuelle Termine verhindert, aber auf Benert von Bass-Thet dürfen wir uns freuen! Er wird via Transmitter aus dem Khanonsystem anreisen und hat damit eine Transportmethode gewählt, die zu diesem Anlass keiner weiteren Erklärung bedarf. Auf dem Planeten Galazin hielt er sich in wichtiger Mission in der Hauptstadt Ehembor auf, bevor er heute früh über den Etappenhof Galazin seine Reise antrat. Liebe Zuschauer, die direkte Distanz zwischen den Höfen beträgt 35.163 Lichtjahre! Damit kann unser Etappenhof gleich seinen ersten Leistungstest bestehen!«


Illustration: Swen Papenbrock

Meekala wandte sich zu dem terranischen Techniker um. »Der Hohe Rat Benert von Bass-Thet hat zwar eine beträchtliche politische Bedeutung, aber Hyadusz Pervuggan, der Sprecher der cheborparnischen Co-Finanziers des Netzwerkes, hat sie auf jeden Fall in wirtschaftlicher Hinsicht. Er repräsentiert die ökonomische Macht, die hinter dem Netzwerk steckt. Genau genommen beziehen wir von denen unser Gehalt!«

Voss grinste die Siganesin an. Natürlich war ihm aufgefallen, dass sie in typischer Höflichkeit ihres Volkes von der einfliegenden Prominenz mit vollem Namen und Titeln sprach. Jeder andere benutzte die Abkürzung für den Cheborparner. »Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir HyPer nicht bald zu sehen bekommen. Er reist aber konventionell, haben sie gerade gemeldet, mit einem Raumschiff von Pspopta, der cheborparnischen Hauptwelt.«

Rohonzori schaute in ihren leeren Humpen. »Wir sollten uns aufraffen und weitermachen. Denkt an Glosiant ter Tupuns Worte! Ohne unseren heldenhaften Einsatz kann Kesk-Kemi nicht feierlich eröffnet werden. Die gesamte Führungsspitze des Etappenhofs schaut auf uns! Jay, kannst du bitte die Gewürzstreuer wieder zurückstellen? Sonst meckern die Serviceroboter wieder. Die gucken mich sowieso immer etwas merkwürdig an!«

*

»Ich habe die Energiekupplung und die Leitungen mehrfach überprüft«, sagte Barbara Meekala eine beträchtliche Weile später, nachdem sie sich wieder an die Arbeit gemacht hatten. »Ich kann keinen Fehler finden. Willst du es überprüfen?«

Die Swoon schüttelte den Kopf. »Blödsinn. Ich vertraue deiner Ultrasicht.« Siganesen und Swoon konnten mit bloßem Auge mikroskopische Details erkennen; das prädestinierte sie für die Arbeit als Mikrotechniker. An der Aussage bestand also kein Zweifel. »Wo liegt der Fehler dann?«

»Energiefluktuationen ... Eigenartig.«

»Ich vermute eine Störung im Transmitterfeld-Transponder.«

Meekala dachte kurz nach. Wie fast immer dabei kaute sie auf einer Strähne ihres schwarzen, glatten Haars. »Davon würde ich auch ausgehen. Das ist eigentlich keine große Sache, die automatischen Sicherheitssysteme verhindern eine Gefährdung ...«

»Trotzdem sollten wir die Sache melden. Das ist und bleibt eine ... Irritation. Du kennst den Kommandanten. Der spielt beim kleinsten Fehler verrückt.«

Barbara stöhnte leise auf. »Allerdings.« Sie stieg mit dem Gravopak ihres dunkelblauen, schmucklosen Anzugs in die Höhe und hielt nach Glosiant ter Tupun Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Er musste die Zentrale mittlerweile verlassen haben, um an anderen neuralgischen Stellen des Hofs nach dem Rechten zu sehen und die Fortschritte der letzten Arbeiten zu überprüfen.

Langsam sank sie wieder zu Boden und tippte mit der Fingerspitze auf das leuchtende Bereitschaftssymbol ihres Kommunikators. Augenblicklich bildete sich ein Holo vor ihr, doch es zeigte nicht das Gesicht des Etappenkommandanten, sondern das eines ihr namentlich nicht bekannten Sicherheitsoffiziers niedrigen Ranges. Fragend sah er sie an.

»Ich muss Glosiant ter Tupun sprechen«, sagte sie barsch.

»Er ist unterwegs«, sagte ihr Gegenüber abweisend.

»Ich bin sicher, er kann laufen und sprechen gleichzeitig«, sagte die Siganesin eisig. »Ich muss mit ihm reden. Jetzt.«

Der Mann versuchte ein Lächeln. »Es liegen bereits vierzehn Kommunikationsanfragen für den Kommandanten vor, jede einzelne so enorm wichtig wie deine. Kann ich dir stattdessen helfen?«

Barbara Meekala tat der Mann beinahe ein bisschen leid. »Kennst du dich ein bisschen mit Transmittertechnik aus? Es gibt eine Komplikation. Etwas in einem Transmitterfeld-Transponder weist winzige Abweichungen von den Idealwerten auf. Sollen wir dem nachgehen?«

Der Mann schloss die Augen und verlor sein Lächeln. »Also schön. Ich bestätige den Eingang der Meldung und setze dich in die Warteschlange. Besteht eine akute Bedrohung?«

»Nein.«

»Der Kommandant wird sich so schnell wie möglich bei euch melden.« Das Holo löste sich auf.

»Bürokraten ...!« Die Siganesin tippte auf ihr Komgerät und sah die Swoon fragend an.

»Willst du tatsächlich auf Anweisungen warten?«

»Sicherheit geht vor«, entschied Meekala. »Wir warten nicht, bis Glosiant ter Tupun reagiert. Wir kümmern uns sofort darum.«

Rohonzori bog ihren schlanken Körper zurück. Sie trug einen grünen, also fast hautfarbenen Anzug. Genau wie die Montur der Siganesin war er technisch erstklassig ausgerüstet, verfügte über Messinstrumente und einen Prallschirmgenerator.

»Ist klar.« Sie folgte Barbara Meekala aus der Zentrale.

*

In Kesk-Kemi herrschte rege Betriebsamkeit, die die beiden Technikerinnen jedoch gelassen zur Kenntnis nahmen. In den Gängen wimmelte es von Besuchern, die den Feierlichkeiten beiwohnen wollten. Die abgelegenen technischen Bereiche waren weiterhin so gut wie verlassen, doch in den öffentlich zugänglichen – mit den Einkaufszentren und Vergnügungseinrichtungen, den Parks und Kunstlandschaften – drängten sich die Besucher. Wie professionelle Aufnahmegeräte und Ausrüstungsgegenstände verrieten, die zahlreiche Besucher mit sich führten, befanden sich etliche Journalisten unter ihnen.

An allen wichtigen Knotenpunkten verkündeten Wand- und Deckenholos die neuesten Nachrichten. Eine besagte, dass die TREU & GLAUBEN, ein Schiff der Barniter, weitere Gäste zum Etappenhof brachte und in wenigen Minuten andocken sollte.

»Erstaunlich«, sagte Barbara. »Oder auch nicht. Die Barniter wollen sich auch ein Stück vom Kuchen sichern.«

»Ich habe nichts gegen sie.« Rohonzori wedelte gleichmütig mit den Ärmchen.

»Da bist du wohl in der Minderheit.«

Rohonzori wusste, wie ihre Kollegin das meinte: Die Barniter waren bei den Akonen nicht besonders beliebt. Sie galten als Konkurrenten, denen das immer weiter ausgebaute Netz aus Etappentransmittern ein Dorn im Auge war.

»Tarnen wir uns?«, fragte die Swoon. »Dann können wir uns ungehindert bewegen.« Sie hatte zwei Deflektorschirme ergattert und für sie und ihre Kollegin abgezweigt. Sie arbeitete gern ungestört, und das konnte mitunter unbeobachtet heißen. Die Energieemissionen ihrer Aggregate waren minimal.

Die Siganesin grinste. »Wieso tarnen? Wir sind in offizieller Mission unterwegs!«

»Ich will jede Aufmerksamkeit vermeiden.«

»Glaubst du, bei diesem Tohuwabohu achtet jemand auf uns?«

»Dann los!« Rohonzori stieg bis dicht unter die Decke empor und beschleunigte.

In der Tat schauten nur wenige Passanten nach oben, als die beiden Technikerinnen über ihre Köpfe hinwegbrausten. Bei der Hektik, die in dem Hof herrschte, fielen sie nicht weiter auf.

»Machen wir einen kurzen Abstecher zum Hangar?«, schlug Barbara Meekala vor. »Ich möchte ter Tupun in Aktion sehen.«

»Ich stehe nicht auf riesige Personenaufläufe.« Wenn Rohonzori ehrlich war, sehnte sie sich bereits nach dem Beutel, dem kleinen, geheimen Unterschlupf, den sich die beiden angelegt hatten. Am liebsten hätte sie sich augenblicklich in ihn zurückgezogen.

»Ach, sei keine Spielverderberin.«

»Du hast gut reden. Du kannst dein Holo nutzen.«

Die Siganesin warf Rohonzori einen bittenden Blick zu.

»Meinetwegen«, sagte die Swoon genervt.

Barbara Meekala suchte eine abgelegene Nische, in die sich kein Besucher verirrt hatte, und landete dort. Zehn Sekunden später schien ihr Körper zu explodieren. Er schoss in die Höhe, bis er eine Größe von stolzen 170 Zentimetern erreicht hatte, und das Grün ihrer Haut nahm ein helles Samtbraun an.

Rohonzori beachtete die Verwandlung kaum. Sie erlebte sie nicht zum ersten Mal.

Die Siganesin schritt ein wenig unsicher voran. Zwar musste sie nicht mehr befürchten, von achtlosen Ertrusern oder Überschweren versehentlich zertrampelt zu werden, doch es dauerte eine Weile, bis sich ihr Verstand an die vorgegaukelten neuen Ausmaße des Körpers gewöhnt hatte.

Im Hangar war die TREU & GLAUBEN gelandet. Kondayk-A1, der Eigner des Raumers, verließ gerade als Erster das Schiff, gefolgt von einer illustren Schar Galaktiker. Unter den Gästen waren Terraner, Tefroder und Blues, eine bunte Mischung aus Journalisten, Technotouristen und unbedeutenderen regionalen Würdenträgern, die dank des Eröffnungsspektakels wieder einmal die Chance hatten, galaxisweit in den Medien aufzutauchen.

Etappenkommandant Glosiant ter Tupun merkte man an, dass er Barniter nicht besonders schätzte. Er versuchte nicht einmal ansatzweise, es zu verbergen. Stocksteif stand er da, ließ sich zu einem knappen Nicken hinreißen.

Rohonzori hatte befürchtet, dass der Empfang so frostig ausfallen würde. Aber sie konnte nicht sagen, ob nicht viel mehr als bloße Abneigung gegen ein Kolonialvolk der Terraner dahintersteckte, das sich ganz und gar dem Handel verschrieben hatte.

Kondayk-A1 schien abweisendes Verhalten gewöhnt zu sein; jedenfalls ignorierte er es geflissentlich. Der Händler legte den Kopf zurück und stimmte einen lautstarken Gesang an. Es dauerte eine Weile, bis der Swoon klar wurde, dass er Kesk-Kemi überschwänglich lobpreiste, obwohl er den Etappenhof noch gar nicht kannte.

Sie ließ den Blick über die Passagiere gleiten, die geduldig warteten, bis Kondayk-A1 den Lobgesang auf den Etappenhof beendete. Die meisten jedenfalls. Ihr fielen zwei Terraner auf, ein getrenntgeschlechtliches Pärchen. Sie wirkten so unauffällig, dass sie schon wieder auffällig waren. Der Mann mochte Mitte der vierzig sein, die Frau wirkte etwas jünger.

Ein Herzensbrecher, dachte die Swoon. Mit seinen dunkelblauen Augen kriegt er bestimmt jede terranische Frau rum.

»Wie lange willst du dir dieses Geseier anhören?«, fragte die Siganesin. »Das ist ja widerlich. Der Barniter gibt sich alle Mühe, die Vorurteile gegen sein Volk zu bestätigen.«

»Ich finde das amüsant. Aber du hast recht, das müssen wir uns nicht unbedingt antun.«

Sie stiegen wieder bis dicht unter die Decke empor und flogen weiter. Kurz darauf erreichten sie das Maschinenzentrum, das für den Transmitter des Hofs verantwortlich war. Es befand sich in der Scheibenmitte, direkt unter einem der spitzkegligen Transmittermasten.

Das war Sperrgebiet. Dort hielten sich keine Besucher auf. Mit einem Codegeber schaltete Barbara für sie und ihre Kollegin die Zugangsbeschränkung der Sektion aus.

Zielstrebig flog sie zu einem Terminal, das ihr Zugriff auf den Transmitterfeld-Transponder ermöglichte, und rief die Daten ab. Zahlenkolonnen huschten so schnell über den Monitor, dass sie instinktiv wieder die Augen schloss.

Es wurden keinerlei Unregelmäßigkeiten angezeigt.

»Positronik, zeige mir sämtliche aktuellen Fluktuationen!«, befahl sie.

»Es liegen keinerlei Fluktuationen vor. Sämtliche Systeme funktionieren einwandfrei innerhalb der vorgegebenen Parameter. Soll ich die Fluktuationen der letzten zwei Tage anzeigen?«

»Ich bitte darum.«

»Negativ. Ich habe keinerlei Schwankungen feststellen können.«

Rohonzori merkte auf. Keinerlei Unregelmäßigkeiten in den letzten beiden Tagen? Das war äußerst ungewöhnlich.

Wie dem auch sein mochte, die Irritation war verschwunden.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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