Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 145
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Schlagkräftige Argumente
Verwirrt rappelte Barbara Meekala sich auf.
»Ihr?«, sagte sie. »Ausgerechnet ihr? Wie kommt ihr hierher? Das ist doch kein Zufall!«
»Nein, das ist es nicht«, bestätigte Limbach. »Aber eine lange Geschichte ...« Er bückte sich und sammelte ein paar Waffen der Terroristen ein.
»Wieso habt ihr uns geholfen? Nur euer Eingreifen hat uns gerettet!«
Limbach lachte. »Wir können wohl kaum mit ansehen, wie eine so reizende junge Dame mit lindgrüner Haut von grobschlächtigen Verbrechern massakriert wird!«
»Vielleicht sollten wir das später klären«, warf Rohonzori ein, »und erst einmal zusehen, dass wir Land gewinnen. Oder seid ihr taub?«
Barbara spitzte die Ohren. Offenbar waren die vier Paralysierten nicht die Einzigen, die Genner zur Verfolgung losgeschickt hatte. Oder er hatte reagiert, als seine Schergen sich nicht nach angemessener Zeit zurückgemeldet hatten. Wie dem auch sein mochte, sie waren längst nicht aus dem Schneider.
»Folgt mir!«, sagte sie. »Ich weiß, wo wir uns verstecken können.« Sie wollte den Kopf drehen, spürte aber einen stechenden Schmerz im Nacken und stöhnte leise auf.
»Alles in Ordnung mit dir? Oder brauchst du Hilfe?«, fragte die Swoon.
»Das können wir auch anders regeln«, sagte Limbach, kniete nieder und streckte die Hand aus.
Barbara verdrehte die Augen, kletterte seinen Arm hinauf und ließ sich auf seiner Schulter nieder. Für falschen Stolz war nicht die richtige Zeit.
Die Swoon hatte sich auf Cayca Enders Schultern niedergelassen, und die beiden Terraner – falls sie das denn waren – liefen los.
»Den rechten Gang nehmen!«, sagte Barbara. »Und danach sofort wieder links!«
Die Hektik und das Chaos in den Gängen des Etappenhofs waren kaum in Worte zu fassen. Verwirrte und verängstigte Touristen drängten sich dicht an dicht, schrien durcheinander, redeten aufeinander ein, doch niemand konnte sagen, was genau geschehen war. Und selbst die letzten Journalisten schienen erkannt zu haben, dass es womöglich nicht um die Story ihres Lebens ging, sondern um ihr Leben selbst.
Das Fauchen eines Paralysators erklang.
Wenigstens schießen unsere Verfolger nicht mit tödlichen Waffen in die Menschenmenge!, dachte Barbara.
Aber sie hatten sich auf ihre Fährte gesetzt und wirkten nicht so, als würden sie die Jagd aufgeben. Was würden sie tun, wenn sie ihre Opfer gestellt hatten? Würden sie die Einstellung des Kombistrahlers ändern? Barbara traute es ihnen zu. Ihnen lag nichts an den beiden Technikerinnen.
»Jetzt wieder nach links!«, sagte Barbara. »Wisst ihr, wie die Attentäter an Bord des Hofs gekommen sind?«
»Wir haben herausgefunden, dass sich ein Vortrupp von ihnen schon seit einer ganzen Weile an Bord aufgehalten haben muss«, gab Cayca Ender zurück. »Vielleicht war einer der beiden Tomopaten schon früher an Bord, gemeinsam mit einer kleineren Gruppe.«
»Oder beide. Wir wissen ja nicht einmal, wie viele es sind. Aber das beantwortet meine Frage nicht. Wie gelangen Tomopaten an Bord eines Etappenhofs? Die sind ja nicht gerade unauffällig. Und wie haben sie die Waffen an Bord schaffen können?«
»Vielleicht werden wir das nie erfahren. Es ändert aber nichts an der Situation, mit der wir fertig werden müssen.«
»Jetzt nicht mehr so schnell! Geht zu der Tür da!« Barbara zeigte auf die linke Seite des Ganges und aktivierte ihr Armbandgerät.
Sie gab einen Code ein, und die Tür öffnete sich. »Schnell hinein!«
Limbach und Ender liefen in den Raum. Licht flammte auf, und die Tür schloss sich wieder hinter ihnen. Mit kleinen Containern gefüllte Regale säumten die Wände des kleinen Raums bis zur Decke.
»Wo sind wir hier?«
»In einem Lagerraum für Transmitter-Ersatzteile«, antwortete Barbara. »Seht ihr keine Trivid-Krimis? Da verstecken sich die Helden immer in Lagerräumen.«
Limbach lachte leise auf.
»Noch einmal vielen Dank für die Rettung aus höchster Not«, sagte Barbara.
»Und ihr habt uns dank eurer Ortskenntnis in Sicherheit gebracht. Wir sind quitt.«
Barbara ließ sich von dem blauäugigen Herzensbrecher wieder absetzen, aktivierte ihr persönliches Holo und schoss auf eine Größe von 170 Zentimetern in die Höhe. Nun fühlte sie sich schon viel besser. Auch der stechende Schmerz im Nacken ließ allmählich nach.
»Und wer seid ihr nun wirklich?«, fragte sie.
Limbach zögerte kurz und wechselte einen Blick mit seiner Begleiterin.
Ender nickte.
»Das ist Giuna Linh«, sagte er, »und ich heiße Lanko Wor. So viel Ehrlichkeit muss sein. Wir verdanken einander gegenseitig das Leben.«
»Seid ihr Geheimagenten?«
»Nicht direkt. Was das betrifft, haben wir die Wahrheit gesagt.«
»Aber irgendwie schon?«
»Irgendwie schon«, bestätigte Wor. »Wir verstehen uns ganz gut mit dem Geheimdienst. Derzeit jedenfalls.«
»Seid mal still!« Giuna Linh hatte ihr Armbandgerät aktiviert. »Eine Nebenzentrale des Etappenhofs gibt bekannt, dass sich Galuu Alvaraidse an die Angreifer gewandt hat.«
Barbara hatte mehrere Holos der Cairanerin gesehen. Die Konsulin war eine Frau, die auch unter Terranern als Schönheit gelten würde: hochgewachsen, souverän, charmant, eloquent, voller Spottlust.
»Sie fordert die Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen«, sagte Giuna Linh. »Und von den Cheborparnern verlangt sie bedingungslose Kooperation mit einem bereitstehenden Einsatzteam der Cairaner, das in Kürze in den Etappenhof eindringen wird!«
Barbara atmete scharf ein. »Und das verkündet sie ganz offen?«, fragte sie.
»Eine Drohung an die Invasoren!«, antwortete Giuna Linh.
*
Ein Moment herrschte Stille in dem kleinen Lagerraum.
»Und eine Warnung für alle anderen«, sagte Barbara dann. »Es ist noch lange nicht vorbei Wenn die Konsulin so etwas verkündet, steht ein militärisches Eingreifen unmittelbar bevor. Die Cairaner werden mit brachialer Gewalt vorgehen, und die Besatzung des Etappenhofs sollte sich darauf vorbereiten.«
Ihr Armbandkom summte. Sie aktivierte es, und ein kleines Holo bildete sich vor ihr. Sie ging davon aus, dass es von allen öffentlichen Holostationen im Etappenhof gezeigt und in Räumen, in denen keine einsehbar waren, an Privatgeräte geschickt wurde.
Es zeigte den Ara in der violetten Phantasieuniform, der kaltblütig eine Geisel ermordet hatte, um sich den Zugang zur Zentrale zu erzwingen. Er lächelte in das Aufnahmegerät, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht; sie blieben weiterhin eiskalt.
»Von Wunschphantasien zur Realität«, sagte er statt einer Begrüßung. »Die cairanische Konsulin weiß so gut wie ihr, dass sie mit dem angedrohten Vorgehen ein Blutbad anrichten wird. Es gibt aber auch eine andere Lösung. Ich bin übrigens Zenderrit, der Anführer der Transmitter-Hasardeure, und ein durchaus vernünftiger Mann, wenn man auf meine Forderungen eingeht.«
Er legte eine Kunstpause ein.
»Das ist Unsinn!«, sagte Lanko Wor. »Das ist nie und nimmer der Anführer der Invasoren!«
»So ist es!«, pflichtete Giuna Linh ihm bei. »Er hat weder die Macht noch das Format!«
»Ich schätze, beim eigentlichen Anführer handelt es sich um einen der Tomopaten!«, vermutete Barbara.
»Ly und Genner.« Wor nickte. »Einer von ihnen oder beide zusammen. Aber sie halten sich weitmöglichst im Hintergrund und präsentieren uns eine andere Zielscheibe.«
»Wie euch vielleicht aufgefallen ist«, fuhr der Ara fort, »sind wir imstande, Transmittertransporte abzuzweigen, indem wir auf die Hyperblase zugreifen.«
»Er spricht von dem Hyperfeld, das das Objekt durch den Hyperraum transportiert«, erklärte Barbara.
»Diesen Vorgang haben wir leider noch nicht perfektionieren können.« Zenderrits Lächeln wurde noch kälter. »Bei etwa einem Drittel aller Zugriffe wird die Blase zerstört. Das transportierte Objekt vergeht in solchen Fällen im Hyperraum.«
»Warum erzählt er uns das?«, fragte Rohonzori. »Damit weist er uns schließlich explizit auf eine Schwäche seiner technischen Möglichkeiten hin.«
Giuna Linh hob eine Hand. »Dahinter steckt eine ganz bestimmte Absicht. Diese Verbrecher tun nichts ohne Grund!«
»Ich weiß nicht«, gab der Ara sich plötzlich bewusst unsicher, »ob wir die Akonen sowie die Cairaner von der Ernsthaftigkeit der Situation und unserem Durchsetzungswillen überzeugen konnten. Daher biete ich noch eine kleine Demonstration an.«
Das Holobild veränderte sich. Es zeigte zwei walzenförmige, jeweils einen halben Meter lange Körper aus Metallplast, die Barbara instinktiv mit Bomben assoziierte, auf einer Transmitterplattform. Ein Hyperfeld bildete sich. Zuerst löste sich der eine, dann der andere auf.
»Mit diesen beiden Bomben, die wir soeben passenderweise vom Etappenhof Kesk-Kemi aus verschickt haben, werden wir die nächstliegenden beiden Relaisstationen sprengen.« Er schloss kurz die Augen. »Oh, ich höre gerade, sie sind bereits explodiert. Zum Glück waren die Relaisstationen unbemannt. Nicht auszudenken, wenn so etwas mit bemannten Einrichtungen passieren würde.«
»Ist das möglich?«, fragte Giuna. »Das Ding ist schließlich kein Fiktivtransmitter!«
»Die Relais verfügen über eigene Transmitter, die vom Etappenhof aus angesteuert werden können«, bestätigte Barbara.
»Dann hat er damit die nächste Stufe der Eskalation eingeleitet.«
»Wir fordern«, sagte Zenderrit hart und kompromisslos, fast schon arrogant, »nur ein paar Hyperkristalle, einige Bauunterlagen für Transmitterteile und Tanktechnologie, ein paar nicht löschbare Kreditchips und einige weitere Kleinigkeiten. Eine genaue Aufstellung haben wir als Anhang hinzugefügt. Keine Angst, er ist virenfrei.«
»Das sind billige Erpresser«, sagte Lanko Wor. »Jetzt wissen wir, warum sie hier sind.«
Wissen wir das wirklich?, fragte sich Barbara.
»Sollten die Forderungen nicht binnen sechsundzwanzig Stunden erfüllt sein«, sagte der Ara, »werden wir einige Gefangene zum nächsten Etappenhof transmittieren. Allerdings können wir nicht garantieren, dass sie dort auch in kompletter Gestalt ankommen werden. Zu diesem Zweck haben wir bereits drei prominente zukünftige Passagiere in den Transmittermast verbracht. Den akonischen Hochrat, den cairanischen Legaten und den cheborparnischen Finanzier.«
Lanko Wor pfiff leise auf. »Das sind schlagkräftige Argumente.«
»Er hat sich die richtigen Promis ausgesucht«, bestätigte Giuna.
»Ach ja«, betonte Zenderrit lapidar, »Kommandant Glosiant ter Tupun ist übrigens tot. Deshalb habe ich kommissarisch das Kommando über den Etappenhof übernommen. Ich hoffe, bald von den zuständigen Stellen zu hören, und wünsche noch einen schönen Tag.«
Das Holo löste sich auf.
»Die Forderungen sind kaum zu erfüllen«, brauste Lanko Wor auf, »jedenfalls nicht in so kurzer Zeit!«
»Aber wir müssen die Drohungen ernst nehmen«, sagte Giuna Linh. »Oder bezweifelt jemand, dass die Tomopaten sie in die Tat umsetzen werden? Für die Geiseln – und in letzter Konsequenz für alle an Bord – besteht Lebensgefahr.«
»Was habt ihr jetzt vor?«, fragte Barbara. »Als Geheimdienstler kennt ihr euch damit schließlich besser aus als alle anderen.«
»Wir sind nicht vom Geheimdienst, wie oft sollen wir dir das noch sagen?« Giuna sah Lanko Wor an. Der nickte kurz. »Aber wir müssen trotzdem eingreifen.«
»Edel sei der Geheimdienstler«, sagte die Siganesin, »hilfreich und gut.«
Wor funkelte sie wütend an, verkniff sich aber eine Entgegnung.
Und wie die vom Geheimdienst sind, dachte Barbara zufrieden und sah Rohonzori an. Die Swoon nickte ebenfalls.
»Vielleicht können wir euch helfen, sie zu befreien«, sagte sie.
»Und wie?«, fragte Giuna.
»Wir können sie eventuell mit den eigenen Waffen schlagen. Schließlich bin ich Transmittertechnikerin, und die Invasoren haben die Geiseln in den Transmittermast gebracht.«
»Worauf willst du hinaus?«
Barbara tippte mehrmals auf das Display ihres Armbandgeräts. Vor ihr bildete sich ein Holo von einem der beiden Transmittermasten. Er war spitzkeglig, durchmaß an der Basis 80 Meter und war 320 Meter hoch. »Könnt ihr feststellen, wo die Geiseln untergebracht sind?«
»Die Buschtrommeln haben uns verraten, dass die Invasoren die Spitze des Masts geräumt haben. Es sieht den Tomopaten auch ähnlich, ihre Gefangenen an einer exponierten Stelle festzuhalten.«
»Da hast du recht. Und genau dort oben gibt es einen Personentransmitter, der öffentlich nicht zugänglich ist.«
»Das hilft uns nicht weiter.«
»Doch. Ich habe den Zugangscode.«
*
Als Barbara Meekala aus dem Transmitter trat, hoffte sie inbrünstig, dass die Geiseln nicht von einem der Tomopaten, sondern nur von nicht ganz so gefährlichen anderen Terroristen bewacht wurden.
Leuchtkörper unter der Decke waren angesprungen, als der Transmitter aktiviert worden war. Einer flackerte kurz und erlosch dann.
Schade, dass Jay Voss nicht bei uns ist! Barbara fragte sich, wie es dem begnadeten Techniker ergangen war. Aber sie schätzte ihn als mutigen Überlebenskünstler ein. Wahrscheinlich hatte er schon eine Widerstandgruppe gebildet, um den Invasoren zu zeigen, wo die Boliden fuhren.
»Gesichert!«, rief Giuna Linh leise.
Eigentlich eine überflüssige Information, dachte Barbara. Der kleine Raum war leer.
Lanko Wor ging mit gezogener Waffe zur Tür. »Ich kann kaum glauben, dass dieser Transmitter nicht in den allgemeinen Unterlagen verzeichnet ist.«
»Unsinn!«, widersprach Barbara. »Das ist ein akonischer Etappenhof. Was meinst du, wie viele Transmitter es hier gibt? An die zehntausend! Kaum zu glauben ist, dass die Eindringlinge sich tatsächlich unbemerkt und bewaffnet an Bord schmuggeln konnte.«
Barbara trat hinter Wor, der die Tür vorsichtig öffnete.
Vor ihnen lag ein verlassener, fensterloser Gang.
Er nickte, und sie traten hinaus.
Barbara drehte sich um. Die Tür war nahtlos in die Wand eingelassen. Wenn man nicht wusste, dass sie sich dort befand, hätte man sie nicht entdeckt. »Nur vernünftig, der Transmitter ist ja nicht verzeichnet«, sagte die Siganesin eher zu sich selbst als zu den anderen.
»Wohin jetzt?«, fragte Wor.
»Da bin ich genauso ratlos wie du.« Barbara ging nach links; die meisten Menschen wären nach rechts gegangen, aber ihr Bauchgefühl riet ihr davon ab.
Nach wenigen Metern mündete der Gang in einen größeren, breiteren. Barbara rief sich die Baupläne der Station in Erinnerung. »Wir müssten ganz oben in der Spitze des Masts sein«, murmelte sie. »Über uns befinden sich keine Räume mehr. Wir müssen also nach unten.«
»Gibt es einen Antigravschacht?«, fragte Wor.
»In den Plänen war keiner verzeichnet. Außerdem ist es in unserer Lage nicht sinnvoll, einen zu benutzen, oder?«
»Da können die Geiselnehmer ein Tontaubenschießen veranstalten«, gab Wor ihr recht.
So denken Geheimagenten eben, dachte Barbara zufrieden und ging weiter, bis sie auf eine konventionelle Treppe stieß. Es war eher ein schmaler Steg, auf dem maximal zwei Personen nebeneinander gehen konnte. Sie wollte auf die Brüstung treten, doch Wor streckte die Hand aus und hielt sie zurück. »Ich gehe voran!«
Vorsichtig stieg er die Stufen hinab. Sie und Rohonzori folgten ihm, Giuna bildete die Nachhut.
Die Treppe endete; sie waren auf der nächsttieferen Etage angelangt.
Wor schlich vorsichtig zur Gangbiegung weiter. Er hatte sie noch nicht erreichte, als ihm zwei Personen entgegenkamen.
Verbrecher arkonidischer Herkunft, wie die hellen, ungepflegten Haare und die roten Augen verrieten.
Beide hielten Waffen in den Händen. Wor paralysierte den ersten, doch der zweite riss den Thermostrahler hoch und schoss gezielt.
Der NDE-Agent, der angeblich keiner war, hätte nicht schnell genug reagieren können, um dem Schuss auszuweichen. Doch er hatte sich schon fallen lassen, als er den Paralysator auslöste, und der Thermostrahl surrte über ihn hinweg.
Und traf Barbara mitten in die Brust.
*
Das Holo, das ihren Körper scheinbar auf 1,70 Meter vergrößerte, flackerte leicht, und der Strahl traf weit über ihr in die Wand. Trotzdem sprang sie vor, um nicht von den glutheißen Tropfen verflüssigter Materie getroffen zu werden, die durch die Luft spritzten.
Ihr Gegenüber riss überrascht die Augen auf und richtete die Waffe tiefer.
Abdrücken konnte der Arkonide nicht mehr. Wor hatte längst einen zweiten Schuss abgegeben. Der Gegner sackte gelähmt zusammen.
Wor stieg achtlos über ihn hinweg und ging weiter; Barbara folgte ihm schnell.
An beiden Seiten des vor ihnen liegenden Ganges waren jeweils drei Türen in die Wände eingelassen. Wor schaut hilflos von rechts nach links.
»Ist da jemand?«, erklang eine hohe, meckernde Stimme hinter einer der Türen. Barbara konnte nicht sagen, welche es war.
»HyPer?«, rief Wor. »Bist du das?«
»Wer ist da?«, erklang die tiefe Stimme eines Cairaners, und sofort darauf die höhere eines Akonen: »Wir sind hier!«
»Toll!«, brauste Wor auf. »Das hilft mir weiter! Welche Tür?«
»Die mittlere links!«
»Welches links?« Fluchend zog Wor einen erbeuteten Thermostrahler aus dem Hosenbund, richtete ihn auf den Verschlussmechanismus und schoss. Dann trat er gegen die Tür.
Sie schwang zurück.
Der Raum dahinter war leer, ein kleiner Lagerraum. Die Regale an den Wänden hatte man notdürftig zu Pritschen umgebaut, auf denen Gefangene sich niederlassen konnten. Er diente zweifellos als Zelle.
»Na toll! Das andere links!« Wor stürzte hinaus auf den Gang.
Giuna Linh hatte bereits das Schloss der anderen Zelle mit einem erbeuteten Desintegrator verdampft. Sie trat zurück, als ein lautes Scheppern erklang. HyPer trat hinaus, gefolgt vom akonischen Hochrat. Als Letzter folgte Legat Matetao Goniwari.
Der Cairaner bewegte sich fast zögernd, hatte Barbara den Eindruck. Ein wenig ängstlich und fast widerwillig sah er sich um.
»Wem verdanken wir unsere Befreiung?«, fragte Benert von Bass-Thet.
»Später!« Wor schaute an dem riesenhaften Cairaner hoch. »Matetao Goniwari, vermute ich?«
Der Legat für die Sicherheit öffentlich-interstellarer Transportsysteme würdigte Wor keiner Antwort.
»Wir sollten uns beeilen!«, sagte der Cheborparner meckernd. »Wir seid ihr überhaupt an den Wachen vorbeigekommen?«
»Es waren nur zwei.«
»Hier wimmelt es von bewaffneten Posten!«, antwortete der Cheborparner verwundert. »Sie haben praktisch die gesamte Etage unter uns abgeriegelt.«
Wor grinste. »Eben. Wir müssen nach oben!«
»Nach oben?«
Barbara aktivierte den Antigrav ihrer Montur, und folgte Rohonzori, die vor ihr flog. Jetzt gab es kein Holo mehr, mit dem sie die Geiselnehmer verwirren konnte. Sie schaltete den Prallschirm und den Deflektor zu. Ein wenig Schutz war besser als gar keiner.
Der Mensch, der angeblich nicht zum Geheimdienst gehörte, drängte die drei Geiseln zur Treppe. Von Bass-Thet lief so schnell, dass er fast über die eigenen Beine gestolpert wäre, HyPer bemühte sich um eine gewisse Gelassenheit und Würde, und Goniwari schaute sich immer wieder um, als befürchtete er, von einem Thermostrahl in den Rücken getroffen zu werden. Wor war es schließlich leid und stieß ihn die Treppe hinauf.
Plötzlich geriet der schmale Steg in Schwingungen – ausgelöst nicht etwa von ihren Schritten, sondern von anderen.
Die Verbrecher folgten ihnen nach oben!
Giuna Linh hatte den Kopf der Treppe erreicht, packte den Cheborparner am Arm, zerrte ihn weiter. Bei dem Akonen war das nicht nötig. Er lief so schnell wie wohl nie zuvor in seinem Leben, erinnerte Barbara eher an einen Leistungssportler als an einen Hochrat. Nur Goniwari schien Schwierigkeiten mit dem Tempo zu haben.
Sie hetzten durch den kurzen Gang, erreichten die verborgene Tür, die noch geöffnet war, stürmten in den kleinen Raum mit dem Transmitter. Barbara aktivierte das Feld.
Giuna stieß HyPer hinein. Benert von Bass-Thet machte einen Hechtsprung, Rohonzori folgte ihm. Schwer atmend wankte der Cairaner zum Transmitter. Giuna packte ihn an den Schultern und trat gleichzeitig mit ihm hindurch.
Barbara sah sich nach Lanko Wor um. Er war an der Tür zum Transmitterraum stehen geblieben, lauschte. Die Schritte, die ihnen folgten, wurden lauter.
Wor wartete bis zum letzten Augenblick, dann schlug er die Tür zu.
Ein lauter Schrei erklang.
Wor fuhr grinsend herum. »Wenn das kein schlagkräftiges Argument war, weiß ich es nicht.« Er lief zum Transmitter und sprang ins Feld.
Barbara folgte ihm, trat hinein und an der Gegenstation wieder hinaus. Sie aktivierte ihr Armbandgerät und tippte konzentriert auf das Display ein.
Das Transmitterfeld erlosch.
»Umschaltung vorgenommen!«, sagte sie und schaltete das Armbandgerät wieder aus.
»Und wo kommen die Verfolger heraus, wenn sie durch den Transmitter gehen?«
»In der am weitesten entfernten Gegenstation«, antwortete die Siganesin grinsend, »auf die ich Zugriff bekam.«