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3.

Seltsame Geschenke

12. April 2046 NGZ

Hyadusz Pervuggan war ein Cheborparner wie aus dem Bilderbuch.

Er bewegte seinen knapp zwei Meter großen, allenfalls entfernt menschenähnlichen, mit schwarzem, drahtigem Fell bedeckten Körper mit der Anmut eines Satyrs, ein wenig abgehackt und voller Energie, mal hierhin schauend, mal dorthin, und nie zur Ruhe kommend. Seine großen, rot leuchtenden Augen blickten weniger neugierig als fordernd in die Welt. Er würde nicht bitten, er würde sich nehmen, was er haben wollte.

Aus seiner Stirn wuchsen zwei gerade nach oben stehende Hörner, seine Hände waren eher grobschlächtig, die Finger dick und kaum beweglich. Doch seine Nase hatte drei Löcher, und aus einem hatte er die Zunge ausgefahren, einen Tentakel, der sich am Ende in vier sehr zarte Greifwerkzeuge aufspaltete. Dieser Tentakel war fast einen halben Meter lang und muskulös; die Greifzunge schnellte ebenfalls hierhin und dorthin, ihre vier Spitzen waren ständig in Bewegung.

Was für ein schräger Ziegenbock!, dachte Barbara Meekala, die allerdings im Leben noch keines dieser legendären Tiere des mythischen Planeten Terra leibhaftig gesehen hatte. Sie konnte allerdings nicht leugnen, dass HyPer eine starke Ausstrahlung hatte. Sie konnte sich einer gewissen Faszination nicht entziehen.

HyPer war nicht allein gekommen. In seinem Gefolge von einem halben Dutzend weiterer Cheborparner befanden sich auch zwei weibliche Exemplare der Spezies, wie die Siganesin anhand der runderen Gesichtszüge und der eher nach hinten gebogenen Hörner erkannte.

Selbstbewusst ging er im Hangar, in dem sein Doppelkugelraumer aufgesetzt hatte, zum nächsten Transmitter. Er kam nicht als Bittsteller oder um Gespräche zu führen, ganz im Gegenteil. Er vertrat die cheborparnischen Co-Finanziers des Etappenhofs. Etappenkommandant Glosiant ter Tupun scharwenzelte um ihn herum, als wäre ihm ein leibhaftiger Engel erschienen.

Barbara Meekala folgte der Gruppe gemeinsam mit Rohonzori in einiger Entfernung, konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Dieses diplomatische Geplänkel interessierte sie nicht. Aber ihre Anwesenheit war erforderlich. Bald würde es ernst werden. HyPer würde den Transmitter des Etappenhofs offiziell einweihen, und da musste sie zur Stelle sein.

Ein hohes, meckerndes Lachen drang ihr in die Ohren, dann gingen die Gäste und das Empfangskomitee des Hofs nacheinander durch den Transmitter. Das Protokoll schrieb vor, dass die beiden Technikerinnen respektvollen Abstand zu halten hatten, aber bei der gesamten Zeremonie anwesend sein mussten, um bei einem unvorhergesehenen Zwischenfall sofort eingreifen zu können.

Bei einem Zwischenfall, zu dem es keinesfalls kommen würde. Wie zumindest der Kommandant hoffte.

Barbara Meekala nickte ihrer Partnerin zu, und sie traten durch den Transmitter in die Zentrale.

Diese war festlich geschmückt. Holos verzierten die sonst so nüchternen, kalten Wände mit filigranem Goldschmuck, üppigen Lebendreliefs, die Darstellungen klassischer Etappenhöfe von den Anfängen des Transportsystems bis zur Neuzeit zeigten, und dreidimensionalen Porträts bedeutender Persönlichkeiten des Transportsystems. Die Siganesin kam sich vor wie im Kitschmuseum der Station.

Mit großspurig anmutenden Bewegungen folgte der Cheborparner dem Kommandanten zu der in der Mitte des Raums errichteten Holobühne. Kameras erwachten zum elektronischen Leben und übertrugen Bilder der beiden in den gesamten Hof.

»Es hat Jahre gedauert«, begann Glosiant ter Tupun, »und was lange währt, wird endlich gut. Wir freuen uns, heute den Etappenhof Kesk-Kemi in aller Feierlichkeit in Betrieb nehmen zu können ...«

Barbara blendete geistig aus. Sie kannte die salbungsvollen Ansprachen des Kommandanten zur Genüge und konnte gut darauf verzichten.

Zum Glück fasste er sich kurz. Schon nach wenigen Minuten übergab er das Wort an Hyadusz Pervuggan. Der jedoch schien sich seinem Vorredner angepasst zu haben und holte weit aus.

»Besonders glücklich bin ich, zur Einweihung des neuen Etappenhofs persönlich anwesend sein zu dürfen. Der Hof trägt seinen Namen nach der Welt der Cheborparner, in deren Orbit er sich bewegt: Kesk-Kemi. Ich habe in den vergangenen Monaten den Bau dieser großartigen Station bis zur Fertigstellung heute mit besonderem Interesse verfolgt, denn im Chrag-Odisz-System, auf dem fünften Planeten, habe ich einige Ausbildungsjahre verbracht, an die ich mich oft und gern erinnere.

Wir befinden uns hier an der Peripherie unseres Sternenreiches Chebor-Popta, das heutzutage stolze dreitausend Lichtjahre durchmisst und 866 Siedlungswelten umfasst. Die Entscheidung für den Standort zeigt unser Bestreben, überall im Reich gleichwertige Lebensbedingungen zu schaffen und die Wirtschaft zu stärken. Innerhalb des Chebor-Popta entwickeln sich unter unserer Anleitung mittlerweile sieben neue raumfahrende Zivilisationen und ...«

Die außerhalb des Kernsektors gelegenen 128 Welten in 119 Systemen wurden in den Jahren 1950 bis 1986 NGZ im Zuge der sogenannten Einkehr aus politischen Gründen aufgegeben, dachte die Siganesin. Aber das verschweigt HyPer natürlich ...

»... und aus diesem Grund haben wir Cheborparner einige Geschenke mitgebracht«, kam der Finanzier mit meckernder Stimme zum Ende. Auch er verstand sich auf Showeffekte. Eine knappe Handbewegung, und der Transmitter in der Zentrale wurde von indirekten Lichtquellen in einen goldenen Glanz getaucht.

Ein Serviceroboter cheborparnischer Bauart schwebte aus dem Transmitterfeld, ein Ellipsoid mit tiefroter Oberfläche, deren Färbung nach oben ins Blaue überging. Er verharrte kurz und orientierte sich. Dann glitt er gemächlich zu dem Kommandanten und seinem Gast, hielt vor ihnen an und fuhr drei stelzenartige Beine aus, auf denen er sich langsam wieder entfernte.

»Nicht nur diesen Roboter kann die Besatzung von Kesk-Kemi nun nutzen, sondern ein volles Dutzend dieser praktischen, hilfreichen Diener«, fuhr der Cheborparner fort. »Weitere sind auf der Welt, die der Hof umkreist, günstig zu erwerben.«

Er hatte kaum ausgesprochen, als das nächste Objekt im Transmitter auftauchte. Der Roboter erfasste es mit einem Traktorstrahl und zog es zu sich heran. Es handelte sich um eine faustgroße metallische Kugel, aus der zahlreiche dünne, schmale borstenähnliche Auswüchse sprossen, praktisch um einen Vollkörper-Käseigel. Augenblicklich verbreitete sie ebenfalls einen hellen Schein, und ein großes Gebilde erschien zwei Meter über dem Boden in der Mitte der Zentrale.

Es bestand aus drei trapezförmigen, zehn Meter langen Bänken mit einer Höhe von 20 Zentimetern. Weitere Bankreihen schienen dahinter in einer Höhe von 40, 60 und 80 Zentimetern in der Luft zu schweben. Sie waren mit rotem Stoff überzogen; die Farbe war identisch mit der des Serviceroboters.

»Was soll das denn sein?«, flüsterte Rohonzori neben ihr.

Die Siganesin zuckte mit den Achseln. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Sie öffnete ein Holo. »Aber eine Frachtliste. Position zwei ... das ist ...«

»Ein Projektor für eine holografische Chorbühne!«, rief HyPer in diesem Augenblick. »Unverzichtbar für holografische Gesangsdarbietungen der Besatzung! Diese Geschenke sollen als Symbol dienen! Sie wurden als Erste vom Transmitter des Etappenhofs empfangen – ein kurzer Transport vom Schiff aus, aber ein großer Schritt für das Transportwesen in der Milchstraße! Und das ist nicht alles ...«

Erwartungsvoll blickte HyPer zum Transmitter.

Aber der Gegenstand, den er nun offenbar erwartete, kam nicht.

Barbara warf einen zweiten Blick auf die Frachtliste. »Ein Designerstuhl mit nach oben gebogener Sitzfläche für den Kommandanten. Na, da wird der sich aber freuen.«

»Was sind das denn für Geschenke? Will der Cheborparner uns verspotten?«, fragte Rohonzori.

»Traut nicht dem Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke tragen!«

»Welche Pferde?«, fragte die Swoon irritiert. »Wo laufen sie denn?«

»Das sagt man so «, behauptete Barbara. »Aber etwas stimmt hier nicht. Was ist schiefgegangen?«

Die Greifzunge des Cheborparners hob sich steil in die Höhe. Er flüsterte dem Kommandanten etwas zu.

Der Akone kniff die Augen zusammen. »Ein unvorhergesehener Zwischenfall«, murmelte er. »Heißen wir nun den Kommandanten von HyPers Schiff willkommen, der uns persönlich ...«

Barbara Meekala tippte energisch auf ihren Kommunikator. »Kommandant, sofort abbrechen! Unbedingt abbrechen!«

Ein kleines Holo bildete sich vor ihr. Aber es zeigte nicht das Gesicht des Etappenkommandanten, sondern erneut das des Sicherheitsoffiziers niedrigen Ranges, der sie schon einmal hatte abblitzen lassen. »Kommandant ter Tupun ist beschäftigt, wie du selbst siehst. Du befindest dich doch in der Zentrale, oder? Ich werde dein Ersuchen weiterleiten, nachdem ...«

Die Siganesin beendete die Verbindung mit einer unhöflichen Plötzlichkeit, die dem Naturell ihres Volkes ganz und gar widersprach. »Ich wechsle auf den Notfall-Kanal. Da kann ter Tupun mich nicht ignorie...«

Sie verstummte.

Dem Cheborparner war es offensichtlich gelungen, ter Tupun von seinem Vorhaben abzubringen.

»Es tut mir leid«, sagte der Kommandant, »aber unvorhersehbare Gründe haben uns bewogen, die Vorführung abzubrechen ...«

*

Aus nächster Nähe betrachtet wirkte Hyadusz Pervuggan noch beeindruckender als aus der Ferne. Er strahlte eine animalische Kraft aus, deren Wirkung sich nicht einmal eine Siganesin entziehen konnte. Lässig räkelte er sich in der Sitzlandschaft des Konferenzraums, in den Kommandant ter Tupun zur Besprechung gebeten hatte.

»Und es steht zweifelsfrei fest, dass nicht alle abgestrahlten Objekte angekommen sind?«, fragte Barbara Meekala.

»Eindeutig«, bestätigte der Cheborparner. »Ein Kommandostuhl für die Zentrale und ein Schock selbstumrührender Becher für die Zentralebesatzung. Man gibt einfach ein Heißgetränk hinein, zum Beispiel Camana, fügt dann die Beigaben hinzu, und der Becher rührt das Gemisch selbsttätig um, bis der gewünschte Vermischungszustand erreicht ist. Dabei kommt es zu keinerlei Wärmeverlust des Gebräus ...«

»Beeindruckend«, unterbrach Meekala seine Rede. Ihr oblag es nicht, irgendeinen Kommentar über den Geschmack eines Fremdvolkes abzugeben. Außerdem konnte sie da wirklich nicht mitreden. Der Stuhl war für sie viel zu groß, und das schwarze, psychotrope, koffeinhaltige Getränk war bei den Siganesen ein so beliebtes Rauschmittel, dass es sogar hieß, Camana hieße eigentlich Kaffee und stammte ursprünglich von Siga, von wo es zunächst nach Terra und dann nach Arkon gelangt sei. Zwei Welten, die es nicht mehr gab.

»Und du hast nicht die geringste Erklärung dafür?«

»Nicht die geringste. Die Objekte wurden zweifelsfrei abgestrahlt, sind aber nicht in der Gegenstation von Kesk-Kemi angekommen. Sie sind während des Transports einfach verschwunden. Die Protokolle liegen dir vor.«

Die Siganesin nickte. Sie hatte sie gründlich durchgesehen, ohne allerdings eine Unregelmäßigkeit entdecken zu können.

»Es kommt immer wieder vor, dass Objekte beim Durchgang durch einen Transmitter verschwinden, nicht wahr?«, warf der Kommandant ein.

Ja, dachte die Siganesin resigniert. Einmal alle hundert Jahre. Das passiert, aber die Transmittertechnik ist sicher. Dass muss sie auch sein. Milliarden Wesen vertrauen ihr täglich ihr Leben an. Da darf es keine Ausfälle geben.

»Das würde ich so nicht sagen.«

Ter Tupun überlegte kurz. »Geht der Sache nach«, entschied er dann. »Mit aller gebotenen Gründlichkeit. Ich habe begreiflicherweise mehr zu tun denn je.« Er senkte den Blick zu Meekala. »Wir behalten den Zeitplan bei.«

Die Siganesin verdrehte die Augen, enthielt sich aber auch diesmal jedes Kommentars.

*

»Wie stellt der Etappenkommandant sich das vor?« Rohonzoris Frage war eher rhetorischer Natur. »Er will heute noch den Transmitter für den Personenverkehr öffnen. Das ist reiner Wahnsinn!«

»Wir haben sämtliche Systeme zweimal überprüft«, hielt ihr Barbara Meekala entgegen, obwohl ihr Gefühl der Swoon zustimmte, »und nichts Ungewöhnliches gefunden.«

»Das bedeutet gar nichts«, sagte die Swoon. »Der Fehler kann beispielsweise beim Transmitter der Cheborparner liegen, auf den HyPer uns keinen Zugriff gewährt.«

Meekala schüttelte den Kopf. »Nein, das ist es nicht. Bei einer so geringen Entfernung ...« Sofort hielt sie inne. Die Entfernung hatte nichts damit zu tun, ob sie nun zehn Meter oder hundert Lichtjahre betrug.

»Du merkst, was für einen Unsinn du redest?«

Die Siganesin grinste. »Außerdem haben seine Techniker den Transmitter überprüft. Und was tun wir jetzt?«

»Wir rüsten uns aus. Und dann machen wir uns auf die Suche.«

»Du willst in den Beutel?«

»Und ob.«

»Und dann?«

»Dann werden wir weitersehen.«

*

Barbara Meekala beobachtete mit beiläufigem Interesse, wie Rohonzori die Hand auf eine Fläche an der Wand legte, die sich in nichts von jeder anderen Stelle unterschied – falls man nicht über die seltene Fähigkeit der Ultrasicht verfügte. Wenn man auch ohne optische Hilfsmittel selbst kleinste Darstellungen wahrnehmen konnte, offenbarte sich einem ein Kreis aus winzigen, schwarzen Punkten.

Die Siganesin wusste, dass sich nun ein Tarnfeld über die Wand legte, das selbst ein Mikro-Optiker mit bloßem Auge nicht wahrnehmen konnte. Darunter fuhr ein 40 Zentimeter hohes Wandpaneel über dem Boden zurück, und Rohonzori betrat ihr kleines, ureigenes Reich.

Den Beutel.

Licht flammte auf, und Barbara folgte der Swoon hinein. Hinter ihr schloss die Tür wieder.

»Willkommen daheim«, erklang eine angenehme Bassstimme.

»Danke, Eppnu«, entgegnete Rohonzori.

Meekala sah sich um, konnte den Sprecher jedoch nicht erkennen. Noch nicht.

Wenn man sich zu zweit im Beutel aufhielt, war es ziemlich eng. Dieser kleine, geheime Unterschlupf, den die Swoon sich mit Barbaras Hilfe angelegt hatte, war zwischen Wänden verborgen und beherbergte nicht mehr als eine winzige Schlafnische, einige Ausrüstungsgegenstände – und Eppnu.

Nun schwebte er in Sicht, ein Miniaturroboter, den sich die Swoon zusammengebastelt hatte. Er war diskusförmig und damennagelgroß – und zwar so groß wie Barbaras Daumennagel. Der Winzling schimmerte dunkelrot, doch das hatte nicht viel zu bedeuten. Er konnte seine Farbe ändern und in einen Mimikrymodus gehen.

Normalerweise krabbelte er auf vier winzigen Beinen, doch Rohonzori hatte ihn programmiert, die Rolle eines intelligenten, sprechenden Haustiers zu spielen. Vor Freude, dass seine Herrin heimgekommen war, flog er ihr nun entgegen und wackelte mit den Beinchen. Die Gefahr einer zufälligen Entdeckung bestand nicht. Seine Energieemissionen waren denkbar gering, und er konnte sich sogar energetisch totstellen.

Die Swoon streckte den Arm aus, und er landete auf der Handfläche und huschte hin und her. »Keine besonderen Vorkommnisse«, meldete er. »Hier war alles ruhig. Niemand hat unser Versteck entdeckt.«

Davon war Meekala ausgegangen. Dennoch bemerkte sie, wie immer, bei Rohonzori eine gewisse Erleichterung. Die Swoon betrachtete den Etappenhof als ihren Lebensraum, hatte sich in für größere Wesen unzugänglichen Bereichen häuslich eingerichtet.

»Ich hole schnell, was ich brauche«, sagte die Swoon. »Ein paar Gimmicks habe ich ja noch auf Lager.« Sie ging zur kleinen Waffenkammer des Beutels.

Während Barbara Meekala wartete, betrachtete sie das Luftschiff der Swoon, das vor einem passenden Schott auf der anderen Seite der breiten Wand stand. Es war ein druckluftgetriebenes, geniales kleines Fahrzeug, mit dem Rohonzori manchmal kurze Ausflüge im nahen Umfeld des Hofs unternahm. Die Siganesin war allerdings nie mit ihm geflogen; Risiken waren ihre Sache nicht. Und das Luftschiff bot der Swoon zwar reichlich Raum, für sie beide aber war es ziemlich eng. Und allein fliegen mochte Meekala nun wirklich nicht.

»Fertig!«, riss Rohonzori sie aus ihren Gedanken. »Ich habe alles, was ich brauche. Und dazu eine Idee, was wir nun tun könnten.« Sie hielt die Hand an eine Ablagefläche, und Eppnu krabbelte darauf.

»Ich wünsche euch einen schönen Tag«, sagte der Roboter.

»Ebenfalls. Und pass schön auf!« Sie ging zur Personentür des Beutels.

»Und was wäre das für eine Idee?«, erkundigte sich Meekala.

»Wir werden nacheinander sämtliche technischen Anlagen abklappern, die in Verbindung mit dem Transmitter stehen. Vielleicht liegt dort jene Störung vor, die für das Verschwinden der Transmitterlieferung verantwortlich ist.«

Zweifelnd betrachtete die Siganesin ihre Kollegin. »Das kommt mir ziemlich weit hergeholt vor.«

»Hast du eine bessere Idee?«

Meekala schüttelte den Kopf.

»Na also. Der Etappenkommandant möchte, dass wir Nachforschungen anstellen, also tun wir, was er verlangt. Schließlich sind wir ja pflichtbewusste Mitarbeiter.«

Sie verließen den Beutel. Hinter ihnen schloss sich automatisch die Tür und verschwand, als wäre sie nie dort gewesen.

*

Falls überhaupt möglich, hatte der Betrieb im Etappenhof sogar zugenommen. Nach der misslungenen Präsentation herrschte unter den Medienvertretern gelinder Aufruhr. An zahlreichen prägnanten Knotenpunkten behinderten Nachrichtenteams das Vorankommen. Reporter sprachen in die Aufnahmegeräte Berichte, die größtenteils live in die gesamte Galaxis gesendet wurden.

Bislang hatten Meekala und Rohonzori immer wieder Kapital aus ihrer geringen Körpergröße schlagen und sich im Geheimen durch den Etappenhof bewegen können, doch selbst das wurde zunehmend schwieriger. Außerdem reagierten die Berichterstatter nicht sonderlich freundlich, wenn ihnen während einer Übertragung eine Siganesin und eine Swoon durchs Bild flogen.

Außer barschen Worten drohten ihnen zwar keine Konsequenzen, aber aufgrund der den meisten Siganesen eigenen Höflichkeit im zwischenmenschlichen Umgang machten gerade diese Meekala arg zu schaffen. Rohonzori hielt eine solche Empfindsamkeit für nichts anderes als die höfliche Umschreibung für ein verklemmtes und pedantisches Wesen, wobei sie Meekala von dieser Beurteilung ausnahm. Die Siganesin war in ihren Augen lediglich ein bisschen zu wohlerzogen.

Die beiden besten Kolleginnen – Freundinnen erschien beiden als nicht ganz zutreffende Bezeichnung für ihr Verhältnis – untersuchten alles, was irgendwie Einfluss auf den Transmitter nehmen konnte. Energiekonverter, Energieumwandler, Energiekupplungen, Energieleitungen ... Sie fanden aber nichts. Keine Störungen, die sowieso von den Positroniken erfasst worden wären. Keine sporadischen Ausfälle von irgendwelchen Systemen, die solche Schwankungen hervorrufen könnten.

Meekala klappte die Abdeckung des Energieumwandlers, den sie gerade überprüft hatten, wieder zu und verschloss ihn.

»Allmählich bin ich wirklich mit meinem Latein am Ende.« Die Untersuchung hatte sie mit normaler Größe vorgenommen, nun schaltete sie wieder den Holoprojektor ein, der ihren Körper scheinbar auf 1,70 Meter vergrößerte.

»Kann es sich um den Defekt eines Bauteils des Transmitters selbst handeln?«, dachte Rohonzori laut nach. »Um einen kleinen mechanischen Fehler, der sporadisch zu dieser Störung führt?«

Sie gingen weiter zum nächsten Umwandler. »Nein«, antwortete die Siganesin schließlich. »Auch einen sporadisch auftretenden Ausfall würde die Positronik uns sofort anzeigen.«

»Das Problem muss also ganz woanders liegen. Aber wo? Vielleicht denken wir ganz einfach falsch. Wir müssen ...« Rohonzori hielt inne.

Sie hatten den Umwandler fast erreicht.

Aber sie waren nicht allein in dem für gewöhnlich ziemlich verlassenen Sektor. An diesem Ort gab es keine Attraktionen, nichts Bestaunenswertes, nur verplombte Technologie und damit nichts, was Schaulustige oder Reporter anspräche.

Trotzdem kamen Barbara und Rohonzori zwei Terraner entgegen, die der Siganesin nicht bekannt waren.

Augenblick mal ..., dachte Barbara Meekala, als die Fremden fast auf gleicher Höhe mit ihnen waren.

Sie hatte sie schon einmal gesehen.

Es war ein Paar, und zumindest an den Mann konnte sie sich ganz genau erinnern – oder zumindest an seine dunkelblauen Augen. Wenn sie sich nicht irrte, waren die beiden mit der TREU & GLAUBEN des barnitischen Eigners Kondayk-A1 auf dem Etappenhof eingetroffen.

Was hatte sie damals noch gedacht, als sie ihn zum ersten Mal bemerkt hatte?

Ja, genau. Ein Herzensbrecher.

Überrascht von sich selbst blieb sie stehen und sprach ihn an. »Kann ich euch helfen? Ihr scheint euch verlaufen zu haben. In diesem Teil von Kesk-Kemi gibt es für Touristen nicht viel zu sehen. Ich heiße übrigens Barbara Meekala.«

»Atryon Limbach«, stellte er sich vor und nickte zu seiner Begleiterin hinüber. »Das ist Cayca Ender. Ja, irgendwie sind wir vom Weg abgekommen.«

»Wohin und wozu?«, hakte die Siganesin nach.

Limbach lachte laut auf. »Wie dumm von mir, das nicht erwähnt zu haben! Wir wollen zu diesem großen Konsumtempel ...«

»Ihr sucht die Mall? Da habt ihr euch aber gewaltig verfranzt.« Sie zeigte zur nächsten Gangkreuzung. »Dort nach links, bei der nächsten Gelegenheit wieder links, und dann immer geradeaus.«

»Danke.« Der Terraner mit den betörend blauen Augen nickte ihr zu, und das Paar ging weiter.

Nachdenklich sah die Siganesin den beiden nach.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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