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5.

Pas de Chat

»Fünf Tage«, murmelte Vadkuin da Chao und rang die Hände, während er auf die verglühenden Trümmer auf der Holowand starrte. »Lyos leben oft nicht sehr lange, aber fünf Tage war verdammt kurz.«

»Leben?« Die Kommandantin sah irritiert zu dem Hochingenieur, dessen graues Haar in einer struppigen Igelfrisur von seinem Kopf abstand. Wie alle Murnarkoniden war er von gedrungener, stämmiger Statur; gerade mal anderthalb Meter groß und dabei so breit gebaut wie ein normal großer Ringer – eine Anpassung an die herrschenden Schwerkraftverhältnisse. »Lyos leben nicht. Sie sind Roboter.«

Zu fünft standen sie in einer für gewöhnlich unbenutzten unterirdischen Steuerungszentrale der Talur-Werft. Die Hauptwerft Murnarks war nach dem mythischen Admiral Talur benannt, der vor Jahrtausenden den Zentrumskrieg entschieden und den Arkoniden die Unabhängigkeit von ihren akonischen Stammvätern gesichert hatte.

Während der Name sich in der Bezeichnung für Thantur-Lok durch Lautverschiebungen verändert hatte – der ursprüngliche Name des Kugelsternhaufens hatte »Talur-Lok« gelautet, Talurs Ziel –, hatte man auf Murnark auf die ursprüngliche Sprechweise zurückgegriffen. In Mava da Valgathans Augen war es nur ein weiterer Hinweis darauf, dass man dort einerseits auf Traditionen pochte und andererseits bewusst bemüht war, sich abzusetzen.

Die Kontrollstation, an der sie sich aufhielten, war der einzige aktive und beleuchtete Teil der Zentrale. Der Rest der gut 20 Meter im Quadrat messenden Halle lag im Halbdunkel. In einer Holoanzeige hatten sie das Geschehen über Orbitalsonden und eine stehende Verbindung zum angeblichen Kurierschiff verfolgt, das ein nur mit Lyos besetztes Testschiff gewesen war.

Ein Hüsteln kam von einer dunkelhaarigen Kolonialarkonidin mit einer Figur, die selbst für murnarkonidische Verhältnisse plump wirkte. Sie hatte sich als Salkis Mert vorgestellt. Die mittelalte Frau, die dem neben ihr stehenden Hochingenieur nur bis zum Kinn ging, war die einzige aus der Crew der Hauptwerft Talur, die da Chao mit einbezogen hatte. Sie war die Leitende Programmiererin der Talur-Werft. Als solche fiel auch die Programmierung der Lyos in ihr Ressort.

»So weit die Theorie, und für die allermeisten Lyos würde ich dem sofort zustimmen«, ging sie auf Mavas Bemerkung ein. »Aber Lykander ... na ja, er ist etwas Besonderes. Darum war er so gut für diesen Einsatz geeignet.«

Gucky kicherte. »Stimmt. Ich habe nur selten von einem rein positronischen Roboter eine solche Ausdrucksweise gehört. ›... kannst du dir dein Kriegsrecht sonst wohin stecken‹ ... man hätte meinen können, meinen Freund Bully zu seinen besten Zeiten sprechen zu hören.«

»Nun ja, die Lyos sind lern- und anpassungsfähig«, erläuterte die Frau. »Vorrangig lernen sie aus den Testläufen, die sie absolvieren, aber in einem gewissen Grad passen sie sich auch an die Arkoniden an, mit denen sie umgehen. Was nicht verkehrt ist, denn von wem sollten sie besser lernen, uns so gut wie möglich zu imitieren, als von uns?«

»Willst du etwa behaupten, er hätte seine Unsitten von mir?«, brauste der Hochingenieur auf. »Ich weiß besser als die meisten anderen, wie man sich als Arkonide zu verhalten hat, insbesondere als Arkonide von Stand! Ganz sicher weiß ich es besser als solche Esso...«

Seine Stimme verkam auf einmal zu einem Murmeln hinter krampfhaft verschlossenen Lippen.

Gucky beugte sich zu der Programmiererin. »Ist das seine Vorstellung von Manieren einer Frau gegenüber?«

Salkis schmunzelte und winkte ab. In verschwörerischem Tonfall raunte sie deutlich hörbar: »Er meint es nicht so. Er glaubt nur, es der Tradition arkonidischen Hochadels schuldig zu sein, Leute aus dem Volk herunterzuputzen. Aber eigentlich ist er ganz anständig.«

Unvermittelt riss Vadkuin die Lippen auseinander, atmete tief ein und starrte Gucky an. »Warst du das, Pelzvieh?«

»Ja, und wenn du mich noch mal so nennst, mache ich noch ganz andere Sachen mit deinen Lippen und notfalls auch mit deiner Zunge«, feixte der Ilt.

Der Hochingenieur schnappte nach Luft.

Mava war alarmiert und hielt den Zeitpunkt für gekommen, zu intervenieren.

»Gucky, Hochingenieur da Chao unterstützt uns auf ganzer Linie«, sagte sie scharf. »Dafür hat er höchsten Respekt verdient. Also unterlass solche Späße bitte. Andernfalls muss ich Atlan um deine Ablösung bitten.«

»Ist ja gut«, maulte der Ilt. »Man wird doch noch mal Spaß machen dürfen. Frieden?« Er streckte dem Hochingenieur die Hand hin.

Der betrachtete die pelzigen Finger und verzog das Gesicht. »Mach, was du willst, aber lass mich in Ruhe. Ich schaue nach meinem neuen Lykander. Vielleicht kann der mir ja noch bei einer Testreihe helfen, bevor der nächste schießwütige Flottenkommandant vorbeikommt.«

Er wandte sich ab und stapfte zwischen den verwaisten Kontrollkonsolen hindurch davon.

*

»Ei-ei«, sagte Gucky. »Jetzt wollte ich ihn ein wenig aufmuntern, und er macht sich einfach vom Acker. Der ist ja wirklich ein ziemlicher Griesgram.«

»Sieh es ihm nach«, bat Salkis. »Er hängt an seinem Lykander, und er hat jedes Mal Angst, dass der nächste normal wird. Er glaubt immer noch, die Sache beruhe auf einem Fehler in der Hardware. Dass er zugestanden hat, Lykander als Kommandanten des Kurierschiffs auftreten zu lassen, war ein sehr großes Opfer.«

»Hm. Also gut, sag ihm, dass ich mich in aller Form bei ihm entschuldige. Aber ich kann nicht versprechen, dass ich untätig bleibe, wenn er in meiner Gegenwart ausfallend wird.«

Salkis lächelte warm. »Ich weiß, du meinst es gut. Ich werde versuchen, ihm das zu erklären. Aber es wird nicht einfach werden.«

»Hmpf«, machte Gucky und kehrte dann zum vorherigen Thema zurück. »Diese Lyos-Dinger erinnern mich an die alten Daniel-Roboter. Nur dienten die sogar als tumbe Kampfkonsorten, die den Gegnern menschliche Truppen vorgaukeln sollten. Robotisierte Dummys für Testläufe ergeben aber irgendwie auch Sinn.«

Guckys Worte irritierten Mava. Mit gerunzelter Stirn sagte sie: »In Kampfeinsätzen sind arkonoide Roboter bei uns verboten. Wenn man nicht mehr zwischen Robotern und Arkoniden unterscheiden kann, ist das Risiko viel zu hoch, dass einfach auf alle scharf geschossen wird anstatt mit Paralysatoren. Damit schneidet man sich ins eigene Fleisch, wir ihr Terraner sagt.«

»Auch wir Beuteterraner wie Atlan und ich. Schätze, an irgendeinem Punkt ist das auch damals in der Liga jemandem aufgefallen. Die Dinger sind jedenfalls wieder verschwunden, und die Truppen ziehen heute nur noch mit TARAS ins Feld. Diesen Blechkameraden sieht man ihre Herkunft deutlich an.«

Mava warf dem Metallkörper, der hinter Gucky schwebte, einen prüfenden Blick zu. Er war für einen TARA relativ schlank und klein, aber die Form war der typische Kegelstumpf mit einer Halbkugel oben drauf. Allerdings war die Oberfläche mit einem grünlich schimmernden Material durchzogen, das die Kommandantin nicht zuordnen konnte.

»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte die Leitende Programmiererin.

Gucky zuckte die Achseln. »Wir haben mehrere Szenarien durchgeplant. Dass da Nardonn nicht seine Spitzel auf Zalit eingesetzt hat, sondern den Kurier hier abfangen wollte, engt die Auswahl der nächsten Schritte bereits ein. Ihr müsst auf jeden Fall beim Sicherheitsplan bleiben. Und wir beide sollten langsam zurück auf die TARTS, hm, Kommandantin?«

»Richtig«, bestätigte Mava.

Sie verabschiedeten sich von Salkis, und Gucky teleportierte mit Mava zu einem mobilen Transmitter, den sie in einer Siedlung einige Kilometer nördlich der Werft hinterlassen hatten. Von dort wechselten sie in die nahe dem Nordpol gelegene Hauptstadt Murnotar, dann per öffentlichem Transmitter zu einer Minenstation auf dem innersten Planeten, der zurzeit auf der anderen Seite der Sonne stand.

Auf Mava da Valgathans Signal hin trat die TARTS aus der Sonnenkorona aus und holte sie im Vorbeiflug mit einem Beiboot ab. Im Sichtschutz der Sonne schlichen sie unbemerkt von da Nardonns Sonden aus dem System.

Ihre Rückkehr würde mit mehr Getöse passieren.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

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