Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 169

Оглавление

8.

BOSTICH I

21. April 2046 NGZ

Da Nardonn konnte den Sieg nicht so sehr genießen, wie er es gerne getan hätte. Drei zu spät reagierende THARK-Raumer hatten sie einkesseln und abschießen können, aber nicht, ehe die Besatzungen sich zumindest zum Großteil über Transmitter absetzen konnten. Sie würden sich mit neuen Schiffen wieder in den Kampf werfen.

»Immerhin haben wir die Murnark-Werften samt den Rohstoffquellen des Parauvsystems in unserer Hand«, stellte da Minterol fest. »Das bedeutet weniger Nachschub für unseren Gegner, und mehr für uns.«

Sie führten eine Holokonferenz mit Kholaam, dem Anführer der Naat-Flottille, die zu ihrer Unterstützung gekommen war. An sich wäre es Jarak da Nardonn lieber gewesen, wenn er die Sache nur mit seinen eigenen Leuten hätte abwickeln können, aber in einem hatte Atlan leider recht: Die Zahl seiner aktiven Unterstützer in der Flotte war bedenklich gering. Ihm standen nur wenige Hundert Schiffe zur Verfügung, und wenn er nicht das Heft in zu hohem Maß aus der Hand geben wollte, mussten diese sich auf die Brennpunkte verteilen und jeweils die Kommandoschiffe stellen.

»Dass uns der Mascant durch die Finger geglitten ist, ist trotzdem ärgerlich«, sagte da Nardonn. »Aber du hast recht, wir müssen die positive Seite sehen. Die Tato von Murnark hat darauf bestanden, mir in einer persönlichen Zeremonie das Treuesiegel überreichen zu wollen, daher muss ich in Kürze zum Planeten aufbrechen. Danach werde ich die wichtigsten Werften inspizieren.«

»Ich wünsche, dich zu begleiten«, warf Kholaam ein.

Da Nardonn wäre beinahe zusammengezuckt. Er zögerte mit der Antwort.

»Ich denke, das wäre kein guter Garrabozug«, sagte er schließlich. »Die Murnarkoniden sind dafür bekannt, besonders stark an althergebrachten Werten und Traditionen festzuhalten. Das ist einerseits gut für uns, andererseits kann es bedeuten, dass ihre Haltung gegenüber unseren Verbündeten nicht immer ... angemessen ist.«

»Du willst damit sagen, dass es zu Spannungen kommen könnte, weil sie Naats für minderwertige Wesen halten?«, sagte Kholaam.

Da Nardonn breitete die Hände aus. »Du hast es auf den Punkt gebracht. Ich könnte nicht garantieren, dass man nicht sogar versuchen wird, dich zu kommandieren, als wären wir noch im alten Imperium. Es ist mir ohnehin klar, dass nicht alle unsere Unterstützer verstehen, warum ich mir die Naats als Verbündete gewünscht habe. Dabei verbindet uns so viel mehr, als uns trennt. Beide Völker haben mit dem Arkonsystem ihre Wurzeln verloren ...«

»Du brauchst mir keine politischen Reden zu halten«, unterbrach ihn Kholaam. »Ich verstehe und akzeptiere deine Bedenken.«

Da Nardonn atmete auf. Er hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde. Auch wenn er die Zusammenarbeit mit den Naats durchaus zu schätzen wusste, war er nicht gewillt, sie in jene Geheimnisse einzuweihen, die ihn in der Talur-Werft erwarteten.

»Ich danke dir für dein Verständnis, Kholaam«, sagte er. »Nach meinem Gespräch mit der Tato und ihrem Rat werden wir die Sicherung des Systems besprechen müssen. Vermutlich wird man hier eine Wachflotte der Naats nicht akzeptieren, höchstens in untergeordneter Funktion. Ob es mir gefällt oder nicht, ich werde vermutlich einen größeren Teil meiner eigenen Flotte hierher beordern müssen, zumindest für den Anfang.«

Zumindest, bis alle meine Schiffe mit der neuen Waffe ausgestattet sind. Deren Existenz werde ich euch aber nicht auf die Nase binden.

»Vorerst benötigen wir euren Schutz«, fuhr er laut fort. »Ich schlage vor, dass ihr vor allem den systemweiten Patrouillendienst übernehmt und meine Schiffe die unmittelbare Sicherung des Planeten. Kommandant da Minterol wird mit dir die Details der Verteilung besprechen. Ich muss mich fertig machen. Ihr entschuldigt mich.«

Während da Minterol die Faust an die Brust hob, verabschiedete Kholaam ihn mit einer Handbewegung, die naatschen Sitten entstammen musste. Die Zeiten, da die Naats sich in diesen Dingen aus arkonidischer Kultur bedienten, waren wohl ebenfalls vorbei.

*

Die Zeremonie fand im Regierungspalast der Tato statt, einem etwa 150 Meter hohen weißen Trichterbau im Zentrum Murnotars, den lediglich seine Höhe von den umgebenden Bauten unterschied. Für jemanden, der die Pracht der Bauten Zalits kannte, waren sowohl das Äußere als auch die schlichte, zweckdienliche Innenausstattung unspektakulär. Lediglich der ornamentierte Teppichstreifen in der Mitte des lichtgrauen Marmorbodens verlieh den hellen Gängen und dem hohen Zeremoniensaal etwas Besonderes.

Der Kreis an Teilnehmern der Siegelübergabe war äußerst übersichtlich, was wohl der kurzfristigen Anberaumung geschuldet war. Dennoch zogen sich die gegenseitigen Vorstellungen und die anschließende Zeremonie eine gefühlte Ewigkeit hin. Da Nardonn konnte sich nicht erinnern, jemals vorher eine mit dermaßen vielen Schnörkeln durchzogene Übergabe erlebt zu haben.

Zusätzlich kämpfte die Tato immer wieder mit ihrer Zeremonialkleidung.

Für eine Frau ihrer Stellung forderte die murnarkonidische Tradition anscheinend ein so enges Kleid und so hohe Schuhe, dass es an einer jüngeren Frau mit normalem Körperbau aufreizend gewirkt hätte. An der stämmigen kleinen Markane da Chao dagegen war es eine mittlere Katastrophe und sorgte zudem dafür, dass sie sich nur in langsamen, gemessenen Trippelschritten zu bewegen wagte.

Als das Drama in neun Akten endlich vorbei war, ließ die Tato sich zunächst entschuldigen, da sie dringend die Kleidung wechseln musste. Obwohl es weitere Wartezeit bedeutete, war da Nardonn dankbar dafür.

Endlich kehrte sie in einer sachlichen, mausgrauen Uniform zurück, an der lediglich einige goldene Tressen ihren Rang bekundeten. Im palasteigenen Hangar bestiegen sie einen Regierungsgleiter und machten es sich in zwei Sesseln im Passagierraum bequem. Für da Nardonns Gardetrupp aus zehn Raumlandesoldaten war ein zweiter Gleiter zur Verfügung gestellt worden. Lediglich der kommandierende Orbton, ein Mondträger aus dem Khasurn der ter Kerusan, stieg auf einen Wink von da Nardonn mit in den Regierungsgleiter und ließ sich im Hintergrund nieder.

Inzwischen war bereits der halbe Tag verstrichen, und da Nardonn befiel eine gewisse Nervosität. Entsprechend dankbar war er dafür, dass ihm zumindest ein Triumphzug durch jubelnde Bürgermassen erspart blieb. Nach dem Verlassen des grauen Trichterbaus, in dessen oberster Ebene die Gleiterhangars für die verschiedenen Verwaltungsabteilungen lagen, schwenkten die Gleiter direkt auf einen hohen Südkurs.

Während sie die von Grünanlagen und Wäldchen durchzogene Hauptstadt überflogen, gab da Nardonn sich seinen Gedanken hin. Er glaubte nicht, dass Atlan jemand war, der eine Niederlage so ohne Weiteres hinnahm. Der Mascant würde wiederkommen, und wenn es so weit war, wollte da Nardonn zurück im Orbit sein und die Flotte befehligen. Er wollte das System zumindest so lange halten, bis er die Pläne der neuen Waffe gesichert hatte. Vielleicht blieb er sogar, bis die BOSTICH I mit einem Exemplar ausgestattet war, aber das hing von vielen Faktoren ab.

»Wir besuchen als Erstes die Chao-Werft, die sich seit unzähligen Generationen im Besitz meiner Familie befindet«, drang Markane da Chaos Stimme in seine Gedanken. »Dort findet die Fertigung von ...«

»Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, Tato«, sagte da Nardonn, »aber wie du verstehen wirst, muss ich möglichst bald zu meinen Leuten im Orbit zurück. Ich ersuche dich daher, die Besichtigung auf die wichtigsten Punkte zu beschränken. Ist nicht die Talur-Werft die älteste und traditionsreichste Werft des Planeten? Sie würde mir als einziger Besuchspunkt genügen.«

Die Tato wirkte pikiert. »Aber die Chao-Werft ist eine der bedeutendsten Produktionsstätten des Planeten. Sie ...«

»Ich bin eher an Entwicklung als an Produktion interessiert, wie dir völlig klar sein sollte.«

Sie blinzelte. »Wie meinen?«

Jarak da Nardonn beugte sich in seinem Sessel vor. »Werte Tato. Niemand schafft es auf diesem von sturen Traditionalisten dominierten Planeten, die Zügel in die Hand zu bekommen, wenn er nicht äußerst intelligent zu taktieren weiß. Also stell dich nicht dumm, denn das beleidigt meine Intelligenz so sehr wie deine. Du weißt genau, warum ich hier bin, und ich möchte wissen, warum ich das Gefühl bekomme, hingehalten zu werden.«

Sie starrte ihn kurz an, senkte dann die Lider und seufzte. »Ich wusste, dass das nicht lange gut geht. Aber mein Cousin ...«

»Was ist mit deinem Cousin?«, fragte da Nardonn scharf, als die Tato verstummte.

»Er ... er ist der Hochingenieur auf der Talur-Werft. Und er ist ... nun ja, ein sehr eigener Mann, mit sehr eigenen Überzeugungen.«

»Und was für Überzeugungen sind das?«

Die Hände fest ineinander verhakt sah sie nun wieder auf. »Er ist ein Atlan-Anhänger. Nicht Baronatsgetreuer oder loyal zu da Ariga, sondern einfach ein Bewunderer des Mascanten. Und ich fürchte, er stellt dir in der Werft eine Falle.«

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)

Подняться наверх