Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 171
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Attitude
Gucky drückte sich eng an die Stahlwand des Raumschiffsgangs. Er hörte zwei plaudernde Besatzungsmitglieder in einem Quergang näher kommen. Sie erreichten die Kreuzung und gingen weiter, ohne in seinen Korridor einzuschwenken.
Gucky ließ langsam die Luft wieder aus den Lungen. Den Deflektor durfte er nur in absoluten Notfällen benutzen, denn auch wenn er ein weitgehend emissionsgedämpftes Modell trug, blieb doch immer eine verräterische Reststrahlung oder der Schatten, den die Dämpfung bei ungünstiger Lage in die Strahlungssignatur der Umgebung stanzen konnte.
Zwar hatten die Arkoniden keinen Anlass, auf getarnte Eindringlinge zu achten, aber auf einem Kriegsschiff wie der BOSTICH I gab es sicherlich eine gewisse Grundparanoia, die nie zum Erliegen kam – und sei es, dass die Positroniken routinemäßig die Messprotokolle auf Unregelmäßigkeiten prüften. Umso wichtiger war es, dass Gucky kein zusammenhängendes Muster erzeugte. Bewegung durch Teleportation erleichterte das, zehrte aber auch an seinen Kräften. Er zog es vor, ohne technische Hilfsmittel unentdeckt zu bleiben.
Ob das an seinem letzten Zielort möglich sein würde, musste sich zeigen. Er widmete sich wieder dem Terminal, das der Grund für seinen Aufenthalt in dem Gang war. Es gab darin einen allgemeinen Holoplan der Zentrale, der aber keine beweglichen Ausstattungsobjekte zeigte. Daher betrachtete Gucky sämtliche Aufnahmen aus der Bordinfo, die Szenen aus der Zentrale zeigten. Allmählich formte sich daraus ein Bild in seinem Kopf.
Wieder näherten sich Schritte. Hastig desaktivierte Gucky das Terminal und teleportierte sicherheitshalber in eine Abstellkammer, die er bereits als Versteck genutzt hatte.
Nur sprang er dieses Mal direkt vor die Füße eines Roboters.
Tentakelarme schossen vor, um ihn zu packen. In einer instinktiven Reaktion wehrte Gucky sie telekinetisch ab. »He, lass gefälligst die Griffel von mir!«
»Die Arbeitsfläche muss frei bleiben«, schnarrte der Roboter. »Bitte, entferne dich. Die Arbeitsfläche muss frei bleiben. Bitte ...«
»Ja, ja, kapiert«, murrte Gucky und lockerte eine Steckkarte im Inneren des Arbeitsroboters. Sofort verstummte dieser und stellte jegliche Bewegung ein.
»Was mach ich nur mit dir?«, murmelte der Mausbiber. Er hatte eindeutig eine mobile Reinigungs- und Wartungseinheit vor sich, die keine Wachfunktion erfüllte. Trotzdem hatte sie womöglich einen optischen Speicher, der ausgelesen wurde, wenn jemand überprüfte, warum der Roboter ausgefallen war. Sie durften auf keinen Fall sehen, was vorgefallen war.
Der Mausbiber opferte wertvolle Minuten, um herauszufinden, wo die Speichereinheit war. Dann erzeugte er einen Kurzschluss, der einen Überschlag an genau dieser Stelle verursachte. Damit es nicht allzu sehr auffiel, tat er das Gleiche noch an einigen anderen, ähnlich aufgebauten Stellen. Schlussendlich ließ er einen Kanister mit Reinigungschemikalien auf den Roboter stürzen.
Mit etwas Glück würde man davon ausgehen, dass der Kanister schlecht verstaut worden und auf den Roboter gestürzt war, was die Schäden verursacht hatte. Einer genauen Betrachtung würde das zwar nicht standhalten, aber wer hätte wohl Anlass und Muße, einen solchen Unfall genauer zu untersuchen?
Seine Geräte registrierten eingehenden Funkverkehr. Vermutlich versuchte die Leitzentrale, die ausgefallene Einheit zu erreichen.
»Zeit, hier zu verschwinden«, murmelte er. »Hoffentlich hat der Bursche keine Daten hochgespielt, bevor ich ihn ausgeschaltet habe.«
Noch ein Sprung, und sein Einsatz war ohnehin vorbei, und er konnte zurückkehren. Ob er erfolgreich gewesen war, würde sich dann zeigen müssen.
Er visualisierte die Zentrale, rief sich die exakte Richtung und Entfernung von seinem augenblicklichen Standort ins Gedächtnis und sprang.
Eisiger Schreck durchfuhr ihn, als er materialisierte und feststellte, dass die Zierpflanze fehlte, hinter der er Deckung finden wollte. Stattdessen stand er zwar in einer abgelegenen Ecke, aber völlig frei im Raum.
Geistesgegenwärtig ließ er die Sonde los und teleportierte sofort wieder. Dieses Mal war der Raum leer, den er angepeilt hatte. Angespannt esperte und lauschte er.
Kein Alarm, und niemand in der Zentrale dachte daran, ein seltsames Pelzwesen im Raumanzug gesehen zu haben.
Gucky atmete auf. »Wieder mal Glück gehabt, Alter.«
Blieb nur zu hoffen, dass die Miniatursonde auch ohne ihn ihren Weg fand und die Daten lieferte, die sie benötigten.
Er machte sich auf den Rückweg.
Wo er eben noch gestanden hatte, machte es »Plopp«.
*
»Wer sind diese Leute, die unsere Sicherheitsuniformen tragen? Dieses spindeldürre Weib und den polierten Kerl habe ich nie zuvor hier gesehen!« Vadkuin da Chao sah starr auf den Holomonitor mit den Aufnahmen aus dem Foyer von Verwaltungstrakt C.
Salkis seufzte. Nur ein Narr wie Vadkuin konnte die schlanke und dennoch weibliche Gestalt der Frau als »spindeldürr« bezeichnen. Sie selbst hatte sich lange gewünscht, einmal so auszusehen. Inzwischen hatte sie sich mit den Gegebenheiten abgefunden.
»Ein Agentenpaar, das mit uns zusammenarbeitet«, erklärte Atlan. »Sie sorgen zum einen dafür, dass die Behauptungen der Tato über den Einsatz von Sicherheitskräften untermauert werden, und sollen zum anderen die Dinge in unserem Sinne kanalisieren.«
Vadkuin gab weiter keine Ruhe. »Und wenn da Nardonn ganz andere Pläne hat als das, was sie ihm vorschlagen?«
»Er wäre kein guter Taktiker, wenn er nicht erkennen würde, dass unsere Lockspur unter den vorgeblichen Umständen das beste Vorgehen ist. Außerdem ist schon eine Menge Arbeit reingesteckt worden, die es zumindest wert macht, es auszuprobieren. Aber selbst wenn ...«
»... hast du dafür einen Plan vorbereitet. Kapiert.«
Der Mascant lächelte. »Richtig. Aber wir müssen die Scharade nicht mehr lange aufrechterhalten. Ich habe bereits das Signal an die Funkboje gegeben. Bis der nächste Akt eingeläutet wird, hat Gucky sich ausreichend erholt.«
Salkis sah zu dem Ilt, der sich mit zerzaustem Fell wieder in einen der Sessel geworfen hatte. Angelegentlich schlürfte er ein Getränk aus einem orangefarbenen Karton, der wie eine Wurzel geformt war.
»Bin schon fast wieder auf den Beinen«, piepste der Kleine und sah Salkis treuherzig an. »Es ginge allerdings schneller, wenn mich jemand kraulen würde ... es war wirklich anstrengend, unbemerkt durch die Schiffe zu springen.«
»Es war herausfordernd«, sagte der TARA-Psi. »Ich habe einiges von meiner Hyperkristallmaterie verbraucht. Bald werde ich Nachschub benötigen.«
»Salkritfresser«, sagte Gucky und beäugte den Roboter, während Salkis sich zu ihm setzte und das Fell hinter seinen Ohren kraulte. »Da sieht man wieder, wie viel besser eben naturgegebenes Talent gegenüber maschinell gestütztem ist. Ich brauche nur billigen Möhrensaft zum Auftanken.«
Vadkuin musterte Salkis und Gucky. Las sie Missvergnügen in seinen Zügen?
Sie lächelte ihn an. »Wenn du möchtest, kraule ich dich auch, wenn ich mit Gucky fertig bin.«
»Bist du vollends dem Irrsinn verfallen, Weib?«, knarzte Vadkuin und wandte sich ruckartig ab.
Gucky verdrehte die Augen, um sie anzusehen, und sagte leise: »Auch ohne seine Gedanken lesen zu können glaube ich, dass er dich mag, wobei er eine reichlich seltsame Art hat, das auszudrücken.«
»Ich weiß«, entgegnete Salkis ebenso leise. »Auch so ziemlich jeder andere aus seinem Umkreis weiß es. Markane zum Beispiel, darum die komische Bemerkung vorhin. Nur er selbst kapiert es nicht oder will es nicht akzeptieren. Dabei sieht er mich auf eine Weise, wie es kein anderer tut. Die meisten sehen in mir ein kleines plumpes Wesen, das nur wegen seiner Intelligenz Bedeutung für sie hat. In seinen Augen aber bin ich unanständig attraktiv. Das hat er mir sogar schon gesagt, wobei er es als Beleidigung formuliert hat, aber trotzdem – es sagt etwas aus.«
Gucky schloss halb die Augen. »Du erwiderst seine Gefühle aber hoffentlich nicht nur deshalb, weil er deinen Körper schön findet?«
Sie lächelte. »Nein. Ich habe mich längst damit abgefunden, dass meine Genetik verhindert, jemals einem arkonidischen Idealbild zu entsprechen. Und mich abzuplagen, um nur ein halbes Ergebnis zu erzielen, sehe ich nicht ein. Aber er ist ein ganz besonderer Mann, und unter seiner rauen Schale sehr warmherzig und gut. Auch so etwas, das jeder weiß außer ihm selbst.«
Sie kraulte dem Ilt das weiche Fell, und für einen Moment kam ihr die Situation absurd vor. Draußen wurde überall im Kugelsternhaufen gekämpft und gestorben; manchmal schnell, manchmal unendlich qualvoll. Unsichtbare Energiefinger tobten ihre Gewalten in Schirmen aus, und wenn die schützenden Felder flackernd versagten, blühten für Momente neue Sonnen auf und vergingen.
Thantur-Lok brannte ... und da saß sie nun, kraulte einem putzigen Pelzwesen das Fell und sprach darüber, was zwischen ihr und Vadkuin vermutlich ewig unausgesprochen bleiben würde. Was bedeutete das schon im Vergleich zu all den abrupt beendeten Schicksalen da draußen?
»Woran denkst du?«, murmelte der Ilt, der sie trotz der halb geschlossenen Augen aufmerksam musterte.
Einen Moment suchte Salkis nach Worten.
»Ich denke an den Krieg«, antwortete sie schließlich. »Bislang war er für uns hier irgendwie weit weg, und es fällt mir immer noch schwer, zu glauben, dass etwas so Grausames in unser Leben eingebrochen ist. Was wir hier machen, ist wie ein ... ein Schauspiel. Es fühlt sich nicht an wie Teil eines Krieges.«
»Unterschätz nicht die Gefahr!«, mahnte Gucky ungewohnt ernst. »Wenn etwas schiefgeht oder da Nardonn Lunte riecht, könnte es jederzeit passieren, dass er den Spieß umdreht und wir es erst merken, wenn die Strahlerschüsse durch den Raum jagen. Der TARA-Psi und ich sind zwar euer Ticket nach draußen, aber auch wir haben eine Reaktionszeit.«
»Ich weiß«, sagte Salkis, auch wenn sie die Aussage in Bezug auf den Roboter eher als kleines Problem sah. »Außerdem könnte da Nardonn jederzeit die Geduld verlieren und uns aus dem All beschießen lassen. In meinem Kopf sind mir all diese Gefahren klar, aber sie dringen irgendwie nicht durch. Vielleicht ist das auch gut, weil ich sonst das Gefühl hätte, nicht einfach nur hier sitzen und dich kraulen zu dürfen.«
Der Ilt ließ seinen Nagezahn in einem Lächeln aufblitzen. »Wieso? Du hilfst gerade dem entscheidenden Streiter im Kampf um den Frieden dabei, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Das ist ein wichtiger Dienst in diesem Krieg – vielleicht der allerwichtigste.«
Salkis lächelte schief und sah auf. Ihr Blick begegnete dem des Mascanten, und sie sah auf einmal unter all seiner Konzentration und Ruhe das Gefühl, das sie selbst so weit von sich schob. Sie hatte ihn in den vergangenen Stunden immer wieder beobachtet, wie er geplant und seine Leute in den Einsatz geschickt hatte.
Nach außen strahlte er vor allem Konzentration und Ruhe aus, doch wenn man ihm in die Augen sah, konnte man die Anspannung darunter erkennen; das Wissen, dass dort draußen jeden Moment, den der Krieg länger dauerte, Leben unwiederbringlich verloren gingen. Selbst in diesem Moment erhielt er auf irgendeinem Weg die aktuellsten Lageberichte, und mehr als einmal hatte sie seine Kieferknochen hervortreten sehen, während er sie sichtete.
»Lass uns einfach hoffen, dass unser Coup gelingt und der Krieg niemals ernsthaft hier ankommt«, murmelte Gucky. »Der Plan mag nicht ganz fein sein, aber er könnte so viele Leben retten ...«
Unwillkürlich sah Salkis nach oben, wo irgendwo weit über der Werft im All mehr als 100 Kriegsschiffe darauf lauerten, dass der Feind zurückkehrte. Es würde noch mindestens einen Kampf geben ... geben müssen. Es war unvermeidlich.
Sie konnte nur hoffen, dass es schnell vorbei war.
*
Da Nardonn stieg hinter seinem Trupp in den engen Schacht hinunter. Der Umfang war so klein, dass unten nicht mehr als vier Mann gleichzeitig stehen und arbeiten konnten. Im oberen Bereich waren die Wände mit kurzen Thermostößen verglast worden, um zu verhindern, dass Sand nachrutschte. Da Nardonn war klar, dass die in diese Wände geformten Griffe alles andere als sicher waren. Nach nur wenigen Metern allerdings begann bereits Fels, und in diesen hatten die Söldner Stahlhaken treiben können, auf denen sich gut klettern ließ.
Sie hätten mit ihren Antigravaggregaten abwärts schweben können, doch sie wollten jede unnötige Energieemission vermeiden. Es genügte, dass die Thermostrahler bald auf etwaigen Energieortern im Inneren der Werft deutliche Spuren hinterlassen würden. Er konnte nur hoffen, dass sich da Chao und seine Helfer tatsächlich durch Guulems Einsatz im Konverterschacht ablenken ließen.
Der Abstieg kam ins Stocken. Da Nardonn warf einen Blick nach unten, wo er im Licht der Anzugstrahler den Boden des Schachtes erkennen konnte. Er sah weder Fels noch Sand, sondern nur das grau schimmernde Verbundmaterial der unterirdisch eingepassten Verschalungen. Haken waren ins Material getrieben worden, von denen Stahlseile zu aus der Wand ragenden Elektrowinden führten.
Seine Leute standen bereit, doch Pethora gab mit erhobener Hand Zeichen, dass es noch nicht so weit war. Aufmerksam sah sie auf eine Anzeige, wartete auf ein Signal, und senkte dann abrupt die Hand. Vier Thermostrahlen zogen gleichzeitig gleißende Linien in den Boden und vereinigten sich zu einem Kreis. Es knackte kurz, dann hing das Bodenstück an den Winden.
Pethora betätigte die Kontrollen der synchron laufenden Winden. Langsam sank das Bodenstück abwärts in einen dunklen Raum. Keine Schüsse fauchten, keine Explosionen. Nicht einmal Licht flammte auf.
Pethora sprang mit den drei Soldaten bereits von der Platte, ehe jene den Boden berührt hatte. Sie sicherten nun den Raum unterhalb des neu entstandenen Lochs. Der Rest des Trupps und da Nardonn folgten ihnen mit einem kurzen, durch die Antigravaggregate gemilderten Sprung. Es bedeutete keinen Unterschied, ob da Chao sie ortete. Für eine Reaktion war es längst zu spät.
Die Helmstrahler rissen entlang breiter Gänge aufgestellte Kisten und Regale aus der Dunkelheit. Sie füllten den weiten Raum, in dem sie angekommen waren. Dass sie mit der Verbundstoffplatte genau in einem der Gänge gelandet waren, sprach für die exakte Ortskenntnis der da-Guulem-Geschwister.
Geführt von Pethora da Guulem hielten sie zielstrebig und in ständiger Bereitschaft auf den Ausgang zu. Das Schott glitt auf. Der Gang dahinter war leer, aber etwas anderes hatte keiner erwartet. Die Stärke da Chaos lag nicht im Einsatz von Personen – die Zahl seiner Helfer ließ sich laut der da Guulems an einer Hand abzählen. Es waren die automatischen Schutzvorrichtungen, die sie fürchten mussten.
Pethora warf eine winzige, trübgraue Kugel in die Luft. Sofort schwirrte sie davon.
»Die Sonde wird vor uns bleiben und sich in etwaige Überwachungsübertragungen einklinken, um sie auf Standbild zu schalten«, erklärte sie. »Selbst wenn er uns doch angemessen haben sollte, bekommt da Chao auf diese Art nicht heraus, wo wir gerade sind, und kann keine gezielte Abwehr betreiben.«
Sie rückten weiter vor. Pethora hatte sich in die zweite Reihe zurückgezogen, um sich den Messungen ihrer Ortungssonde widmen zu können, während die erste Reihe das Vordringen sicherte. Da Nardonn ging neben ihr. Nach nur wenigen Schritten ließ sie wieder anhalten und deutete auf zwei Stellen in der Wand.
»Feldprojektoren. Mit denen könnte er uns den Rückweg abschneiden und uns womöglich mit einem weiteren Feld weiter vorne gefangen setzen, falls er irgendwie Wind von unserem Vorrücken bekommt. Ich empfehle Eliminierung«
Da Nardonn machte eine zustimmende Geste, und die beiden Kämpfer der vordersten Reihe schossen auf je einen der Punkte einen kurzen Impuls scharf gebündeltes Punktthermofeuer auf schwacher Stufe. Unter dem Verbundmaterial kamen Schaltungen zum Vorschein und verschmorten in Sekundenbruchteilen zu einem unkenntlichen Klumpen.
»Gut mitgedacht«, bemerkte da Nardonn, während sie wieder weiter vorrückten.
Pethora lächelte schmal. »Wir haben bereits unangenehme Erfahrungen mit den Schlichen des Hochingenieurs gemacht. Stopp!«
Dieses Mal deutete sie auf einen Punkt im Boden. »Bodenklappe verschweißen. Sie ist nicht fixiert.«
Als die Soldaten erneut und dieses Mal mit breiter Fächerung schossen, bemerkte da Nardonn: »Es kommt mir nicht sonderlich klug vor, alles mit Schüssen zu beseitigen. Die Energieentfaltung könnte uns verraten.«
»Jede andere Variante, diese Probleme zu beseitigen, würde uns mehr Zeit kosten. Du wolltest hingegen ein schnelles Vorrücken, oder?«
»Und wenn er uns bemerkt und sich zurückzieht, bevor wir ankommen?«
Sie machte eine wegwischende Geste. »Dann müsste er entweder an unseren von ihm festgesetzten Leuten vorbei, oder würde meinem Bruder in die Hände laufen. Nein, er ist uns sicher. Er und wer immer alles bei ihm sein mag.«
Sie betonte das auf eine Weise, die da Nardonn hellhörig machte. »Was meinst du damit?«
»Nun ...« Sie zögerte, fuhr dann aber fort: »Was, wenn es gar nicht da Chao ist, der hinter alldem steckt? Was, wenn er nur den Befehlen eines anderen folgt – jenes Mannes beispielsweise, den er so verehrt? Was, wenn der nicht etwa abgeflogen ist, wie er uns glauben machen wollte, sondern hier ist, in dieser Werft, um persönlich alle Daten zu sichern, die für ihn von Wert sind?«
»Du meinst, der Mascant ...?«
Sie machte eine vage Handbewegung. »Es ist nur ein Gedankenspiel. Aber es wäre ihm zuzutrauen, oder? Er ist ein Mann voller Tricks und Schliche, sagt man.«
Da Nardonn dachte an das erste Auftreten Atlans, an die schnell nachgeschobene Behauptung, es wäre nur ein Doppelgänger gewesen. An seine erfolgreiche Zerschlagung einer Kernzelle der Gos'Pothora, die nur durch hinterlistige Tricks möglich gewesen war. »Das ist er.«
Der Gedanke, dass der Mann, der den Thantur-Baron auf Platz zwei seiner Liste der Erzfeinde verwiesen hatte, hier in seiner Reichweite sein mochte, elektrisierte ihn.
»Aber wie sollte er hierhergelangt sein?«
Pethora schnaubte. »Es mag keine Transmitterverbindungen zur Werft geben, aber durchaus zur Hauptstadt. Und von dort kann man innerhalb weniger Tontas mit einem Gleiter hierher gelangen. Seine Funkbotschaft könnte über ein Relais zur TARTS gegangen und von dort ausgestrahlt worden sein, um dich über seinen Aufenthaltsort zu täuschen.«
»Und dann hat meine Verstärkung ihm durch den notwendigen Rückzug seiner Leute den Rückweg abgeschnitten. Aber hätten sie sich diesem aussichtslosen Kampf gestellt, wäre uns sofort klar gewesen, dass er auf dem Planeten war. Ja, es könnte sein ... nicht notwendigerweise, aber es ist deswegen nicht auszuschließen.«
Sie waren im Laufschritt einem Gang gefolgt und blieben an einer Kreuzung stehen. Wieder deutete Pethora auf mehrere Stellen an Wand, Decke und Boden.
Während die Soldaten ihre kontrollierten Schüsse abgaben, fragte sie: »Sollten wir tatsächlich des Mascanten habhaft werden, was wird dann mit ihm geschehen?«
»Wir nehmen ihn in Gefangenschaft und werden ihm voraussichtlich den Prozess machen.«
»Du wirst ihn nicht an die Ladhonen ausliefern?«
Da Nardonn wiegte den Kopf. »Vielleicht. Aber ich werde ihn erst aus der Hand geben, wenn ich ihn nicht mehr als Druckmittel in diesem Krieg brauche.«
»Wäre es nicht schlauer, ihn umgehend verschwinden zu lassen? Wenn du ihn festhältst und ihm offen den Prozess machst, fordert das nur Rettungsaktionen heraus. Es wird durchsickern, wo du ihn festhältst, und dann werden sie mit der gleichen List und Tücke vorgehen, mit der sie dir beim ersten Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Wenn aber der Kopf der gegnerischen Flotte einfach verschwindet ...«
»... werden sie unsicher sein«, beendete da Nardonn den Gedankengang. »Das hat etwas für sich.«
»Aber wenn du ihn den Ladhonen übergibst, könnte es sein, dass sie ihr Ziel erreicht haben und dir nicht mehr als Verbündete zur Verfügung stehen.«
»Was also schlägst du vor, Pethora?«
Sie hob die Augenbrauen. »Sollten wir das nicht lieber unter uns besprechen?«
Da Nardonn sah zu den wartenden Soldaten. »Sichert die Gänge!«, befahl er und zog sich mit Pethora ein paar Schritte zurück, während ter Kerusan die Leute verteilte und detailliertere Anweisungen gab. »Also?«