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Red River Joe hatte sein Lager in einem Hochtal aufgeschlagen. Die Finte Brazos-Jims, im Bach zu reiten, war für Red River Joe keine Täuschung gewesen, die ihn vom Wege abgebracht hätte. Nach zehn Minuten war er wieder an die Spuren gekommen. Seit Stunden ritt er dann weiter in die Berge hinein, und der Abstand zu Brazos-Jim und dem Mädchen schmolz zusehends. Damit aber wuchs die Gefahr eines Hinterhalts.

Hier im Hochtal hatte Star, der Hengst, genug Gras, Wasser und auch Platz, sich zu bewegen. Joe hatte noch Stücke vom Wapitihirsch, die er nach dem glücklichen Schuss auf Vorrat gebraten hatte, damit sie nicht schlecht wurden. Jetzt aß er kalt davon, hatte wegen der Entdeckungsgefahr auch kein Feuer gemacht und hockte im Schutz einiger niederer Tannen. Griffbereit lag die Winchester neben ihm. Da es eine Waffe mit Kaliber 30.30 war, passte die Munition nicht für den Revolver. Aber Revolverpatronen waren von Brazos-Jim nicht zurückgelassen worden.

Immer wieder musste Joe an das geraubte Geld denken, das Brazos-Jim bei sich trug. Wollte Brazos-Jim Diana etwa für immer mitnehmen, um irgendwo etwas mit dem Geld anzufangen und Diana womöglich zu heiraten?

Der Gedanke an eine Heirat der beiden machte Joe wütend. Er konnte sich nicht mehr dazu zwingen, das als eine Sache zu betrachten, die ihn nichts anging. Alles, was Diana betraf, erschien ihm jetzt wichtiger als alles andere. Er spürte auch, dass er Brazos-Jim hasste, weil er das Mädchen mitgenommen hatte. Oder war sie wirklich aus freien Stücken mit ihm gezogen?

Lehre mich einer die Frauen kennen, dachte Joe. Womöglich hat sie es gar nicht für ihren Bruder getan.

Er geißelte sich selbst mit der Idee, Diana könne für Brazos-Jim etwas empfinden, könne ihn gar lieben.

Solche und ähnliche Gedanken hielten ihn vom Schlaf ab. Doch schließlich war die Erschöpfung eines harten Ritts größer als die Eifersucht. Er schlief ein.

Wie gerädert kam er sich vor, als er in der Nacht erwachte. Über ihm stand das Sternenzelt, ringsum waren die Geräusche der Nacht. Grillen, quakende Frösche am Bach, hin und wieder Stars Schnauben, und mitunter der Schrei einer Eule drüben in den Felsen am Talende.

Doch davon konnte er nicht munter geworden sein.

Er richtete den Oberkörper auf und zog das Gewehr über den Schoss. Unbewusst schob sich seine Hand an den Unterhebel. Er lauschte in die Runde, versuchte mit seinem Blick die Dunkelheit zu durchdringen, sah aber nur etwa zehn Schritt entfernt die Silhouette seines Pferdes. Hinter den Felsen stand irgendwo der Mond, und dort war auch der Himmel heller. Doch den Mond selbst vermochte Joe nicht zu erkennen.

Plötzlich hörte er Hufschlag. Das Echo verzerrte dieses Geräusch und ließ Joe erst glauben, der Hufschlag komme aus einer anderen Richtung. Doch dann war Joe aufgestanden und lauschte gespannt nach Osten. Und genau von dort kamen die Reiter. Dem Hufgetrappel nach waren es mindestens fünf Pferde, wahrscheinlich mehr. Die Reiter ritten im Schritt, und den kurzen Tritten der Pferde nach, was Joe am Getrappel der Hufe hören konnte, befand sich die Reitergruppe an der Steigung weit vor dem Hochtal.

Joes erster Gedanke war Johnston und dessen Aufgebot. Vielleicht war er mit Kingsman zusammengetroffen, hatte nun die Spuren gefunden und wollte nun mehr Erfolg ernten als vor Tagen.

Joe hasste Johnston nicht, eigentlich war das Gegenteil der Fall. Der Kampf mit dem Marshal war fair gewesen. Verrückt fand Joe nur die Idee, dass damals Johnston einen Faustkampf einer Verhaftung vorgezogen hatte. Andererseits wusste Joe von Kingsman, warum Johnston so gedacht hatte.

Aber der Marshal war nicht allein, und sein Aufgebot könnte ihn veranlassen, anders zu handeln, als er selbst das vielleicht wollte. Deshalb war Joe gar nicht scharf darauf, mit Johnston zusammenzutreffen.

Wütend über die Unterbrechung des Schlafs machte sich Joe daran, sein Zeug zusammenzupacken, holte den Hengst, sattelte auf und war bereits auf dem Pferd, als die Reitergruppe den Hohlweg zum Tal emportrappelte.

Joe wusste, dass sie in fünf Minuten im Tal sein mussten. Also galt es, rasch zu verschwinden.

Er trieb den Hengst an und galoppierte über weiches Gras dem Westausgang des Tales zu.

Aber das Tal war groß, viel größer, als Joe geglaubt hatte. Er geriet zudem in hellen Mondschein, weil der Mond mittlerweile über die schroffen Felszacken gestiegen war und nun das ganze Tal erleuchtete.

Joe versuchte zwischen den Büschen und einzelnen Tannengruppen zu reiten, um nicht gleich aufzufallen. Immer wieder drehte er sich um und blickte zum Ostzugang zurück, aber von den Reitern war noch nichts zu erkennen.

Schließlich erreichte er eine Stelle, wo seitlich sehr hohe Felswände tiefe Schatten ins Tal warfen. Er hielt sich im Schatten und parierte den Hengst. Aufmerksam spähte er nach hinten und sah dort ganz weit weg am Talende die Reiter. Es schienen viel mehr als fünf zu sein. Ihre hellen Pferde wurden ebenso vom Mond beleuchtet wie die Gesichter der Männer. Nur die dunkleren Pferde und die dunkle Kleidung verschwamm auf diese Entfernung. Metall blitzte im Mondlicht, und Joe glaubte, dass es mindestens zwanzig Mann waren, die dort auf ihren Pferden näher kamen. Sein Verdacht, dass es Johnston mit dem Aufgebot war, festigte sich.

Joe war sich darüber klar, dass sie ihm sofort folgen würden, wenn sie von ihm nur die geringste Spur fanden. Denn damit würden sie auch Brazos-Jim und das Mädchen entdecken können. Bis jetzt waren sie auf der richtigen Spur geritten.

Joe wollte nicht, dass Brazos-Jim von Johnstons Aufgebot gestellt würde. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er es nicht wollte, aber irgendwie sah er in der Sache etwas, das nur ihn und Brazos-Jim etwas anging, solange das Mädchen bei Jim war. Und obgleich ihm Johnston auf eine bestimmte Art sogar imponierte, war die Sympathie nicht so groß, dass er dem Marshal gegönnt hätte, Brazos-Jim zu schnappen.

Für Joe war Brazos-Jim kein Kerl wie Cobble es gewesen war. Cobble hatte nie etwas anderes im Leben getan als geraubt, gestohlen und betrogen. Aber die Geschichte am Arkansas und so manches andere Erlebnis mit Brazos-Jim in jener Zeit der Herdentriebe, so etwas konnte Joe nicht einfach ausradieren. Das haftete in seinem Gedächtnis. Im Laufe jener Jahre auf dem Trail hatten

sie sich gegenseitig mehr als einmal das Leben gerettet, hatten Schulter an Schulter gegen Indianer gekämpft, hatten das letzte Stück Brot geteilt und sich gegenseitig die Wunden verbunden.

Nein, sagte sich Joe, Jim ist kein Bursche, den ich Johnston überlassen werde. Jim wird das Geld an die Bank in Atlantic City zurückschicken und mit nach Oregon gehen, oder wir werden es auskämpfen. Denn er wird Diana nicht bekommen.

Der Gedanke, dass Diana vielleicht ganz anders entscheiden könnte, dass sie womöglich weder nach Oregon mitgehen noch mit einem der beiden Männer etwas zu tun haben wollte, irritierte Joe.

Es war für ihn beschlossen, dass er mit Brazos-Jim ein Hühnchen zu rupfen hatte. Er würde mit ihm kämpfen, ob mit Fäusten oder Revolver. Aber Johnston ging das nichts an.

Wenn ich Jim schlage, sagte sich Joe, wird er das Geld zurückschicken und Diana in Zukunft in Ruhe lassen müssen. Schlägt er mich, behält er das Mädchen und auch das Geld. Damit ist er für immer ein Bandit.

Ich muss ihn schlagen, sagte sich Joe verbissen. Dianas und Jims wegen muss ich ihn schlagen.

Noch sah Joe alles wie einen fairen Wettkampf an, in dem Johnston nichts verloren hatte. Aber sehr bald sollte er seine Ansicht ändern.

Denn für Brazos-Jim waren bereits alle Brücken der Vergangenheit zerstört. Der große Texaner wollte den Weg der letzten sechs Jahre nicht mehr verlassen, und er wollte auch nichts aufgeben, was er hatte. Weder Diana noch das Geld.

Dass es so war, konnte Joe nicht ahnen. Aber es war in seinem Plan der entscheidende Fehler. Der Brazos-Jim, auf dessen Spur er ritt, war nicht mehr jener wilde Cowboy, für den Joe ihn immer noch hielt.

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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