Читать книгу Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018 - Pete Hackett - Страница 25

Die Nacht war eisig geworden in dieser Höhe von über zweitausend Metern. Diana hockte verkrümmt auf dem Sattel, als sie durch bereiftes Gras weiter aufwärts dem Glavier Pass entgegenritten.

Brazos-Jim hatte am Abend zuvor ein Dickhornschaf geschossen, aber es war ein Widder gewesen, und das Fleisch hatte penetrant geschmeckt. Nun hielt er erneut Ausschau nach Wild. Aber es war wie verhext. Hier oben auf den Matten des Hochgebirges schien alles ausgestorben zu sein.

Wütend sah Brazos-Jim auf Dianas Rücken. Seit gestern hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Es war, als sähe sie durch ihn, Brazos-Jim, hindurch. Er schien für sie gar nicht mehr zu existieren.

Gerade das aber machte Brazos-Jim noch mehr auf sie verrückt. Er konnte kaum noch an etwas anderes denken als an Diana. Nun stand sein Entschluss, sie auch gegen ihren Willen bis weit nach Westen mitzunehmen, unverrückbar fest. Er besaß elftausend Dollar von dem Raub in Atlantic City. Mehr war es nicht gewesen, wenn auch der City Herald, die Zeitung jener Stadt, von mehr als zwanzigtausend Dollar Beute geschrieben hatte. Vielleicht, so sagte sich Brazos-Jim, hat der Bankdirektor eine große Chance genutzt und sich unter dem Deckmantel des Raubes auch ein wenig gesundgestoßen.

Aber elftausend Dollar, das war in Oregon ein riesiges Vermögen. Damit konnte er unter anderem Namen schon ein großer Mann werden. Vielleicht, so überlegte er weiter, könnte ich nach Norden hinauf, nach Washington-Territorium gehen, dort gibt es niemanden, der nach Brazos-Jim fragen wird. Höchstens Red River Joe!

Richtig, dachte er. Red River Joe würde folgen, bis zum Nordpol käme der mir nach. Weil er verrückt auf Diana ist. Ebenso verrückt wie ich. Und ganz bestimmt ist er auch auf das Geld scharf. Joe hat immer Sachen gemacht, die viel Geld brachten, auch wenn es dabei um Kopf und Kragen ging.

Red River Joe muss von meiner Spur weg!, sagte sich Brazos-Jim. Die Frau gehört mir, das Geld auch. Joe hat immer fair gekämpft und nie etwas getan, was krumm ausgesehen hat, aber es geht diesmal um eine Frau. Und da ist auch bei ihm alles anders, überlegte Brazos-Jim.

Er erinnerte sich an eine Sache, das war in Texas gewesen, und beide waren sie von einem Trail nach Abilene zurück nach San Antonio gekommen. Beide mit viel Geld, beide mit tausend Plänen für die Zukunft. Mein Gott, dachte Brazos-Jim, das alles ist schon sieben Jahre her. Oder sind es acht? Jedenfalls hatte Joe damals ein Mädchen, eine Mexikanerin. Bildhübsch, wenn auch ganz anders hübsch als Diana. Feuer und Blut, so hatte Joe selbst gesagt. Ja, und er, Brazos-Jim, war auch auf die Kleine verrückt. Wie hieß sie noch? Ah ja, Elena. Richtig, die kleine Elena. Und um sie hatten sie gekämpft. Das war kein kleiner Boxkampf mehr gewesen. Damals hatten sie sich ohne Limit geprügelt. Ja, und mitten in diese Schlacht hinein war dieser lange Vaquero gekommen, Elenas Mann, den sie verlassen hatte. Davon hatte zuvor niemand in San Antonio gewusst. Das beendete jenen Kampf, und anschließend gab es in San Antonio ein Riesenbesäufnis, an das die Leute dort vielleicht noch heute zurückdenken. Joe und Brazos-Jim waren in jener Nacht Arm in Arm von einem Saloon zum nächsten gezogen, hatten getrunken und danach Kleinholz gemacht. Am nächsten Tag waren sie ebenso vereint bei Sheriff Mauther wieder in der Zelle aufgewacht.

Brazos-Jim schmunzelte, als er daran dachte. Aber er wurde wieder ernst, da ihm der vorausgegangene Kampf einfiel. Da war es bitter geworden. Und bitter würde es auch diesmal werden. In puncto Frauen verstand Red River Joe keinen Spaß. Vielleicht würde diese Kratzbürste da vorn auch sagen, was er mit ihr angestellt hatte. Und wie er Red River Joe kannte, hakte es dann bei ihm aus.

Nein, sagte er sich, Joe ist zu viel. Einer von uns beiden ist zu viel, und Joe muss weg! Ich werde auf ihn warten. Denn bestimmt ist er nicht weit. Ja, er wird kommen, und dann tragen wir es aus.