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Red River Joe sah die beiden Verfolger, als er den Kamm des Gebirges gerade erreicht hatte. Es war kurz nach Mittag. Die Spuren von Brazos-Jims und dem Mädchen waren so deutlich, dass Joe sich fragte, wann Brazos-Jim einen Hinterhalt versuchen würde. Auch der Abstand hatte sich verringert. Vorhin hatte Joe Pferdemist gesehen, der keine halbe Stunde alt sein konnte.

Während Joe noch überlegte, wo sich Brazos-Jim möglicherweise verborgen halten würde, sah er unten an den Matten, die er eben noch heraufgekommen war, die beiden Verfolger.

Er konnte nicht erkennen, wer die beiden waren, aber auf alle Fälle hatten sie seinen Trick im Hochtal durchschaut, sonst wären sie nicht auf seine Spur gekommen.

Fast noch mehr als die Verfolger beschäftigte ihn die Frage, wo Brazos-Jim mit Diana stecken mochte. Schon die ganze Zeit hatte Joe mit einem Hinterhalt gerechnet, aber nun roch es förmlich danach. Sein Instinkt warnte ihn, aber er sah hier oben nirgendwo eine Stelle, die für solche Zwecke geeignet gewesen wäre.

Nein, dachte er, Jim ist unten in diesem Tal. Er wird dort lauern und nirgendwo anders, vorausgesetzt er ist nicht weitergeritten.

Aber auch an einen Weiterritt mochte Joe nicht glauben. Brazos-Jim musste längst gemerkt haben, dass er so schnell nicht vorankam. Offenbar behinderte ihn Diana viel mehr, als sich Brazos-Jim das ausgerechnet hatte.

Joe ritt weiter. Es ging ziemlich steil bergab auf jenen Talkeil zu, in dem dunkle Tannen aufragten und jede genaue Einsicht in den Talgrund versperrten.

Auch Joe hinterließ eine gute Spur, aber dann, als er schon ziemlich weit unten war und den Taleinschnitt erreicht hatte, überquerte er eine Stelle, an der eine Lawine talwärts gerast war. Überall lag Schotter, ragten große Felsbrocken auf, die auf halber Strecke stehengeblieben waren, lag zerknicktes Gehölz, türmten sich Wälle von zusammengeschobener Grasnarbe.

Joe trieb den Hengst auf eine Schotterstrecke, ritt scharf nach links ein wenig die Lawinenstrecke aufwärts und hielt sich genau auf dem Schotter, wo die Hufe keine Spuren hinterließen. Dann kam er zu einem umgestürzten Baum, saß ab und ging zu Fuß die Strecke bis dorthin zurück, wo er abgebogen war. Sorgsam verwischte er auch jene kümmerlichen Spurenreste, die er hinterlassen hatte. Dann kehrte er zu Star zurück, saß auf und ritt in weitem Bogen am Talrand entlang, erreichte den Wald und ritt ein Stück weit darin bis zu einer Schneise, die ebenfalls durch Lawinensturz entstanden sein musste.

Hier konnte er weit bis zur Talsohle blicken, wo irgendwo dort unten der Trampelpfad weiterführen musste, auf dem Brazos-Jim mit Diana geritten war.

Joe saß ab, stellte sein Pferd geschützt zwischen die Bäume und ließ es angebunden vom Waldgras fressen. Er selbst hatte noch ein zähes Stück von dem Wapitifleisch, das schon gebraten war, aber dennoch wie aufgeweichtes Leder schmeckte.

Er kaute es und setzte sich an den Rand der Schneise, und zwar so, dass er getarnt saß, selbst aber alles sehen konnte, was bis zum Ende der Schneise geschah.

Eine Stunde lang beobachtete Joe die Tiere. Vor allem die Vögel behielt er im Auge, weil ihr Verhalten ihn warnen würde. Da war ein Häher, der immer in dieser Schneise strich und die Singvögel ängstigte. Offenbar bangten die Alten um ihre Jungen. Es war jetzt die Zeit, wo die zweite Brut ausgeschlüpft sein musste.

Auch ein großer Greif strich mitunter über die Schneise. Es schien, als habe er seinen Horst irgendwo auf einem der Felsen weiter oben. Es war ein Steinadler, der zuweilen gemeinsam mit seinem etwas größeren Weibchen dicht über die Tannenspitzen strich. Vor ihm hatten die Singvögel aber nicht soviel Angst wie vor dem Häher.

Einmal hoppelte ein Kaninchen über die Schneise. Der Greif rüttelte, strich aber weiter, als das Kaninchen weiter hoppelte. Lange saß das possierliche Tier neben einem Baumstumpf ziemlich weit unten, wo der Pfad quer verlaufen musste. Der zu dem Stumpf gehörende umgestürzte Baum verdeckte etwas von der Sicht in den rechten Winkel unten. Aber Joe beobachtete das Kaninchen.

Wieder tauchte der Adler auf. Er war diesmal allein, kreiste über der Schneise, und Joe fragte sich, ob er das Kaninchen jagen wollte. Doch plötzlich zog er hoch und flog weit über die Wipfel weg, bis Joe ihn nicht mehr sah.

Kurz danach kam der Häher mit wildem Gekreische über die Schneise, und dann hoppelte das Kaninchen weg, hetzte plötzlich und verschwand im Unterholz.

Joe hörte das Schnauben eines Pferdes. Da der Schall von unten nach oben steigt, hörte er jedes Geräusch genau, das aus dem Talgrund kam. Und nun vernahm er auch den Hufschlag, offenbar auf Geröll, das von dieser Lawine in den Talgrund getragen worden war.

Fast unmittelbar nach diesem Geräusch tauchten unten die beiden Reiter auf. Es mussten jene beiden sein, die Joe schon vom Kamm aus gesehen hatte. Sie ritten sehr schnell. Vielleicht, so sagte sich Joe, haben sie mich gesehen und wollen mich nun einholen.

Joe wartete, bis sie unten an der Schneise vorbei waren, holte Star, zog den Gurt wieder stramm und saß auf. Dann ritt er im Schritt die Schneise hinab, umging die zersplitterten Baumstämme und kam unten im Talgrund an, als die Schüsse südwestlich von ihm auf peitschten.

Es konnte keine Meile entfernt sein. Erst hörte er nur eine Winchester. Dann donnerte zweimal ein Revolver, und schließlich brüllte wie ein Kanonenschlag der Abschuss einer Sharps auf.

Joe ritt nach links und sah auf dem Pfad im weichen Morast des von Bäumen beschatteten Weges die Spuren von vier Pferden. Von zweien waren sie ganz frisch.

Wieder krachte ein Gewehr, die Winchester. Danach herrschte Stille.

Der Häher kreischte wieder, aber sonst regte sich kein Vogel.

Joe konnte die schmale Gasse im Wald nicht entlang sehen. Der Pfad, kaum noch als solcher zu erkennen, schlängelte sich um Baumriesen herum, an Felsbrocken vorbei durch Gebüsch, das dort gedieh, wo der Wald dünner stand. Und irgendwo dort hinten fand der Kampf statt, den Joe zwar erwartet und eigentlich sogar einberechnet hatte, dessen Ausgang ihm jedoch ungewiss blieb.

Unbewusst war er versucht, den Hengst anzutreiben. Doch das wäre ein Fehler gewesen, den er nicht machen wollte. Er durfte nicht zu früh dort sein.

Wieder knallte die Sharps, und der Schuss erinnerte an einen Kanonenschlag. Doch die Winchester antwortete fast unmittelbar mit ihrem helleren Peitschen.

Dicht vor Joe flüchteten zwei Weißschwanzhirsche, eine Hirschkuh mit ihrem schon ziemlich großen Kalb, quer über den Pfad. So nahe, dass Star sich erschrocken aufbäumte.

Joe hatte ein paar Sekunden mit dem Hengst zu tun, und als das Tier sich wieder beruhigt hatte, sah er plötzlich weit voraus zwei Pferde, die reiterlos und mit hängenden Zügeln quer zum Pfad zwischen Bäumen standen, aber trotz des Waldgrases nicht fraßen, sondern in jene Richtung äugten, aus der nun wieder Schüsse fielen.

Als Joe noch ein Stück geritten war, sah er zwei Männer bäuchlings hinter einem umgestürzten Baum vor einer Schlucht liegen. Rechts und links von ihnen ragten Felswände auf, und irgendwo weiter in der Schlucht schien der Gegner zu liegen.

Joe nickte grimmig. Das ist der Hinterhalt, den Jim für mich errichtet hat, dachte er, aber die falschen Leute sind ihm hineingeraten.

Die Stelle, die sich Brazos-Jim für seinen Hinterhalt ausgesucht hatte, war grandios. Er war dort unten imstande, eine ganze Patrouille der Armee aufzuhalten. Denn nur ein Mann konnte jeweils in die Schlucht reiten. So schmal war sie. Aber irgend etwas schien die beiden Verfolger gewarnt zu haben, denn ganz offensichtlich waren sie gar nicht erst in die Schlucht hineingeritten. Trotzdem hatte Brazos-Jim sie festgenagelt. Als es einmal im Düsteren der Schlucht oben aufblitzte, wusste Joe, wo Brazos-Jim lag. Er konnte von dort aus das Gelände vor der Schlucht wie einen Präsentierteller übersehen und in Schach halten.

Einer der beiden Männer, die hinter dem Baum lagen, hatte die Sharps. Er schoss, und der Feuerblitz der großkalibrigen Waffe fegte meterweit von der Mündung aus auf die Schlucht zu.

Dann krachte wieder die Winchester, diesmal aber von einer ganz anderen Stelle. Und Joe sah deutlich, wie nach dem ersten Schuss das eine der beiden Pferde hinten herumwirbelte und zusammenbrach. Nach dem zweiten Schuss bäumte sich das zweite Pferd auf, und ein dritter Schuss warf das Tier zu Boden.

Der Wutschrei der beiden Männer hinter dem Baum drang bis zu Joe.

Wieder donnerte die Sharps, aber die Winchester antwortete nicht mehr.

Joe wusste genug. Er wendete sein Pferd, ritt rückwärts zur Schneise und ließ Star, der mürrisch schnaubte, hinaufklettern. Oben gab er dem Hengst eine Verschnaufpause, und als das Tier sich erholt hatte, ritt er nach Südwesten zu am Rand des Tales weiter.

Für Joe war klar, wie es weiterlaufen würde. Brazos-Jim hatte bestimmt längst sein Pferd bestiegen und ritt schon weiter. Die beiden Verfolger brauchte er nicht mehr zu fürchten; die hatten keine Pferde mehr.

Joe sah keinen Anlass, den beiden zu helfen. Obgleich er nicht wusste, wer sie waren, so glaubte er nicht, dass einer von beiden verwundet worden war. Auch zu Fuß hatten sie jetzt im Sommer kaum Schwierigkeiten, eine Ansiedlung zu erreichen. Und wer es auch sein mochte, er kannte niemanden aus Holdford und Umgebung, dem er sich verbunden gefühlt hätte.

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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