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Der Fuchswallach, der einmal Cobble gehört hatte, war angebunden. An dessen Kopfbewegung und Ohrenspiel ersah Joe, dass Brazos-Jim inzwischen auch in der Nähe war und offensichtlich von der Felswand herüberkam.

Der Rappe stand wie ein Denkmal. Joe ging ganz langsam auf ihn zu. Er war aber noch nicht bis auf vier Pferdelängen heran, als drüben zwischen den Büschen in mindestens ebenso weiter Entfernung Brazos-Jim auftauchte.

Der Bandit lehnte sich auf sein Gewehr. „Weiter solltest du nicht gehen, Joe. Ich brauche ihm nur zu pfeifen, und schon rennt er los. Er springt los, Joe, vergiss das nicht.“

„Ich hätte nie gedacht, dass du so ein Schurke sein kannst. Du bist der dreckigste und mieseste Kerl, den ich kenne. Ich schäme mich, ein Texaner zu sein, weil du Hundesohn dort geboren bist.“

„Mach dir nichts daraus“, meinte Brazos-Jim lachend. „Ich hätte dich vielleicht längst abschießen können. Aber ich wollte, dass wir noch einmal darüber sprechen. Was ist sie dir denn wert?“

„Jim, ich kenne nur eine Bedingung: Binde sie sofort los! Sofort!“, sagte Joe barsch.

„Nein, dann verschenke ich einen Trumpf. Welcher Spieler würde das tun? Joe, du hast sicher eine Menge Geld gespart. Ich weiß, dass du es früher in einem Bauchgurt getragen hast. Bestimmt auch jetzt wieder. Ich habe elftausend Dollar. Dann sind das zusammen vielleicht zwanzig Mille oder mehr. Wer von uns beiden das viele Geld bekommt, hat auch noch die Frau.“

„Du kannst mein Geld bekommen, aber binde sie sofort los und lasse sie frei!“, sagte Joe hart.

„Bedingungen stelle höchstens ich, nicht du. Sieh nur, mein Rappe wird schon nervös. Joe, das tut nicht gut, sage ich dir. Also schnall ab und komm herüber. Weißt du, ich will mich dieses Mädchens wegen nicht mit dir schießen, aber ich kenne deine verrückten Ideen. Damals, als du mich wegen Elena verprügeln wolltest, das war auch so etwas. Ich musste in den letzten Tagen viel daran denken. Jetzt passt es mir in den Plan. Ich binde das Mädchen sofort los, wenn du ohne Waffen drei Schritte vor mir stehst. Schnall ab!“

„Tun Sie es nicht!“, schrie Diana.

Der Hengst erschrak, wollte loslaufen, aber Brazos-Jim zischte: „Ruhig, ruhig, Junge, ganz still, Black!“

Der Hengst blieb stehen, aber schon war Diana bis an den hinteren Rand des Sattels gerutscht. Ihre Arme waren straff ausgestreckt. Der Riemen, mit dem sie an den Ast gebunden war, war ganz stramm.

„Schnall ab, Joe, sonst stürzt sie mit dem Ast herunter. Du willst doch nicht, dass sie sich weh tut, nicht wahr?“

„Ich glaube nicht mehr, dass du dein Wort hältst, Jim“, sagte Joe.

„Doch, dir gegenüber halte ich es. Ich verspreche dir folgendes: Du schnallst ab und kommst her. Ich binde das Mädchen los, und dann wirst du den Rappen besteigen. Er ist nicht ganz so gut wie dein Star, aber immerhin. Du wirst auf ihm einen wunderbaren Ritt haben. Natürlich, und das verstehst du sicher, muss ich dich fesseln. Sieh mal hier!“ Er zog ein Paar Handschellen aus der Tasche.

„Die stammen von einem vorwitzigen Marshal aus Atlantic City. Ich habe keinen besseren Helfer. Es gibt sogar einen Schlüssel dafür, aber den behalte ich natürlich.“

„Und weiter?“, fragte Joe.

„Du wolltest doch, dass ich das Mädchen losbinde. Dafür zahlst du einen Preis. Was sonst?“

„Und wenn ich mich weigere?“

Brazos-Jim lachte. „Sie hat mich wie Dreck behandelt. Vielleicht nehme ich ihr das so übel, dass es mir gleich ist, was aus ihr wird. Dein Geld ist auch kein Dreck. Aber es ist anders, Joe. Du willst sie doch nicht leiden lassen, nicht wahr. Sie hat Angst.“

„Nein!“, rief Diana. Aber der Hengst wurde sofort wieder unruhig.

„Wenn du ihn aufregst, rennt er los, Baby!“, mahnte Brazos-Jim. „Schön still sein. Du bist dir die ganze Zeit so großartig vorgekommen. Jetzt wirst du klein, nicht wahr? – He, Joe, sie zittert vor Angst. Der Ast ist schwer, verstehst du, und das weiß so ein kluges Mädchen. Er könnte ihr auf den Kopf fallen. Das wirst du doch nicht wollen, Joe! Du wirst also abschnallen. Und das Gewehr lässt du auch los. Sofort, Joe, sonst pfeife ich!“

Der Hengst wurde wieder unruhig. Er trippelte auf der Stelle, und Joe sah, wie Diana die Schweißperlen der Angst auf der Stirn standen. Gewiss, der Sturz konnte vielleicht harmlos ausgehen. Aber vieles sprach dagegen. Auf alle Fälle war es eine bodenlose Gemeinheit, die sich Brazos-Jim ausgedacht hatte.

Joe schnallte den Revolvergurt ab. Er hatte sowieso keine Munition für den Colt mehr. Aber er musste auch das Gewehr loslassen. Dann ging er auf Brazos-Jim zu.

„Mach nur keinen Fehler, Jim“, sagte er ruhig. „Mach ja keinen, denn diesmal wird es anders als in San Antonio!“

„Ich werde keinen Fehler machen. Komm her und streck die Hände vor, Joe!“

Brazos-Jim hielt die Handschellen und spitzte den Mund.

„Solltest du Ideen haben, dann denke daran, dass ich wenigstens einmal pfeifen kann, ganz egal, was du dir ausgedacht hast.“

„Ich habe nicht eine Idee“, erwiderte Joe und streckte die Hände vor. Die Handschellen schnappten zu.

„Dein Versprechen?“, fragte Joe.

„Ich halte mich daran. Aber erst muss ich dich sichern. Geh zu Cobbles Pferd!“

Joe trat zu dem Wallach, und Brazos-Jim löste das Lasso vom Sattelhorn, warf die Schlinge über Joe und zog sie fest. Dann schnürte er das Ende am Sattelhorn des Fuchses fest.

„So, und nun binde ich sie los. Sieh nur genau hin!“

Joe sah, wie Brazos-Jim an dem Lasso zog, von dem Joe geglaubt hatte, es sei oben am Ast festgeknotet. In Wirklichkeit ließ es sich mit einem Ruck lösen. Nur mit den Händen war Diana am Ast festgebunden. Wäre der Hengst weggelaufen, hätte ihr im Grund nichts weiter passieren können. Sie wäre bloß mit den Handgelenken am Baum hängend etwas hilflos gewesen, sonst nichts. Der Sturz und die Gefahr, vom Ast erschlagen zu werden, hatten gar nicht bestanden. Brazos-Jim hatte Joe mit einem Trick hereingelegt, aber Diana schien wohl auch an die Gefahr geglaubt zu haben, die Brazos-Jim ihr vorgegaukelt hatte.

Joe spie wütend aus. „Einerseits bin ich froh, dass du noch nicht ganz unten angelangt bist, Jim. Aber andererseits …“

„Ja, du bist ’reingelegt worden. Das tut weh. Für dich, Joe, ist es besonders bitter. Aber darüber reden wir noch.“ Brazos-Jim stieg auf den Rappen, stellte sich auf die Kruppe und schnitt den Riemen durch, der Dianas Hände am Ast festgebunden hatte. Die Fesseln aber, die ihre Handgelenke zusammenhielten, löste er nicht.

„Siehst du, Joe, sie ist frei!“, rief er.

„Binde ihre Hände los, Jim!“ sagte Joe. „Das gehört dazu.“

„Sie ist frei, und sie ist vom Baum los. Darum ging es. Ich werde sie später auch ganz losbinden, aber sie mag dich, verstehst du? Sie mag dich so sehr, dass ich aufpassen muss. – Steig ab, Diana!“

Diana gehorchte. Dann stand sie mit vorn zusammengefesselten Händen neben dem Rappen.

Brazos-Jim nahm den Zügel und führte den Rappen zu Joe hin. Dann löste er das Lasso und sagte, während er den Revolver zog: „Steig auf! Du sollst reiten. Du bist immer ein guter Reiter gewesen. Das ist jetzt deine Chance. Ich will mir später nichts vorwerfen, Joe, deshalb gebe ich dir den Rappen. Du kannst dich sicher noch an Pedro Vaspato erinnern?“

„Der Capataz von der Double-P-Ranch?“

„Genau der. Als wir damals vor sieben oder acht Jahren mit der Herde der Matador-Ranch nach Abilene trailten, haben wir ihn doch überholt. Er hatte nur sechshundert Rinder bei sich, und du hast doch gesagt, dass ihn die Indianer ganz schön gemolken haben. Ja, das haben sie. Aber weißt du noch, was Pedro gemacht hat, als er einmal so einen Roten erwischte?“

„Ja, ich entsinne mich.“

„Er hat den Roten auf ein Pferd gesetzt, und zwar mit einer Schlinge um den Hals. Das andere Ende war um den Schwanz des Pferdes geknotet. Und dann hat er das Pferd bocken lassen. So mache ich es mit dir. Bleibst du oben, Joe, kannst du Diana mitnehmen und lieferst dein Geld ab. Fällst du ’runter, hm, dann brauchen wir uns nicht mehr zu unterhalten. Dann bist du eben kein guter Reiter, nicht wahr?“

„Du bist ein Teufel, Jim, aber jetzt überrascht es mich gar nicht mehr.“

„Und diesmal ist kein Trick dabei, Joe, darauf kannst du wetten. Diana will ich für mich, Joe. Heil und nicht mit einem Loch im Kopf. Aber dich, Joe, muss ich loswerden. Ich glaube nicht, dass der Rappe dich nicht schafft. Probieren wir es aus.“

„Brazos!“, rief Diana empört. „Das dürfen Sie nicht tun! Es ist Mord. Sie haben diesen Rappen abgerichtet, und er wird bestimmt …“

„Still, Baby, er hat eine Chance. – Joe, hast du eine?“

Joe nickte. „Ja, sie ist klein, aber ich habe sie. Fragt sich nur, was du tust, wenn er mich nicht abwerfen kann.“

„Ich habe es dir gesagt. Aber sei zufrieden, Joe, er wirft dich ebenso ab, wie Pedros Schecke den Roten abgeworfen hat. Und dann rast er los, und du hängst mit dem Hals in der Schlinge. Der Rote ist nach fünfzig Sprüngen des Schecken tot gewesen. Vielleicht schon früher.“

„Zu einem Kampf mit den Fäusten bist du dir zu schade, wie?“, fragte Joe. „Ich würde es sogar mit dem Revolver tun, wenn du mir nur zwei Schuss Munition gäbst.“

Brazos-Jim lachte. „Nein, Joe, wir sind zu gleichwertig. Einer würde tot sein, der andere schwer verletzt, oder beide tot. Was habe ich davon? Du hast eine Chance, und das hast du zugegeben. Ich halte danach mein Wort und gebe dir das Mädchen für dein Geld. Wie viel hast du?“

„Weniger als du, aber genug, um eine Herde zu kaufen.“

„Nun gut, ich werde es nachher zählen. Steig auf!“

Der Rappe war bestimmt gut dressiert und würde wie irr bocken. Im Grunde, so sagte sich Joe, habe ich gar keine Chance. Jim wird tun, was er kann, damit mich dieser rabenschwarze Teufel abwirft. Danach gibt es keine Chancen mehr.

„Jim!“, rief Diana. „Jim, ich gehe mit Ihnen und bleibe bei Ihnen, immer! Wenn Sie dafür Joe gehen lassen. Ich verspreche es.“

Brazos-Jim lachte verächtlich. „Und in drei Stunden reitet er wieder hinter uns. Nein.“

Joe räusperte sich und sagte schroff: „Angenommen, ich bleibe oben. Glaubst du, dass ich dich einfach gehen ließe?“

„Hör auf zu reden! Steig auf!“

Joe tat, als wolle er sich in den Sattel ziehen, doch dann packte er nur das Sattelhorn, während Brazos-Jim hinter ihm stand. Joe hielt sich fest, zog blitzschnell beide Beine an und trat mit aller Wucht nach hinten aus.

Brazos-Jim bekam beide Stiefel in die Magengrube, flog zurück und drückte mehr instinktiv den Revolver ab. Aber Joe hatte schon den Sattel des bockenden und vom Schuss erschrockenen Pferdes losgelassen, war in die Knie gegangen und flog jetzt Brazos-Jim entgegen, der am Boden saß und gerade wieder den Revolver heben wollte.

Sie prallten zusammen, und Joe wischte mit den zusammengebundenen Armen den Revolver zur Seite. Dennoch drückte Brazos-Jim ab, aber auch diesmal verfehlte er Joe.

Als Joe mit beiden Händen auf Brazos-Jims Gesicht einschlagen wollte, riss der Bandit blitzschnell das Knie hoch und traf Joe an der empfindlichsten Stelle. Joe brüllte auf, und die Schmerzwelle schoss wie ein Stich bis zum Hinterkopf hoch. Ihm wurde fast schlecht vor Schmerzen, und Brazos-Jim nutzte die Chance. Er bekam wieder den Arm frei, riss den Revolver herum und wollte die Mündung in Joes Hüfte stoßen.

Doch plötzlich schrie Diana: „Lassen Sie los, Sie Scheusal! Lassen Sie los, oder ich bringe Sie mit Ihrem eigenen Gewehr um!“

Brazos-Jim sah zur Seite, und in dem Augenblick sah Joe auch wieder klar. Er sah den Revolver neben sich, stieß ihn aus Brazos-Jims Hand und wollte ihn packen. Er verlor ihn aber, weil die Fesseln ihn behinderten, und Brazos-Jim nutzte den Augenblick, um sich auf die Seite zu wälzen. Jetzt war Joe zwischen ihm und Diana, die das Gewehr hielt. Brazos-Jim spürte den Revolver unter seinem rechten Handgelenk, zog die Hand zurück und hatte die Waffe wieder.

Er stieß sie nach vorn, aber da reagierte Joe schon, packte den Lauf und drückte ihn nach rechts.

Beide rangen verzweifelt um die Waffe. Brazos-Jim versuchte sie auf Joe zu richten, und der wiederum wollte sie von sich abwenden.

Diana stand, das Gewehr in den Händen, hilflos daneben, weil sie fürchtete, Joe bei einem Schuss zu verletzten.

In diesem Augenblick riss Joe mit aller Kraft die Waffe herum. Plötzlich gab es einen Stoß in seiner Hand. Ihm war, als habe er glühendes Eisen angegriffen, und gleichzeitig platzten ihm fast bei dem infernalischen Knall aus nächster Nähe die Trommelfelle.

Er begriff noch gar nicht, was geschehen war, als Brazos-Jim unter ihm aufbrüllte, den Revolver losließ und dann erschlaffte.

Zwei Minuten später war Brazos-Jim tot. Er hatte sich ungewollt mit dem eigenen Revolver erschossen. Das Geschoss war ihm in die Luftröhre gefahren. Daran erstickte er.

Joe stand auf und starrte fassungslos auf den Toten. Dann blickte er zu Diana hin, die sich beide Hände vors Gesicht presste. Das Gewehr hatte sie fallen gelassen. Mehr aus Routine und Gewohnheit hob Joe es auf, wollte die Patrone aus der Kammer stoßen und sah, dass da nur eine leere Hülse war. Diana hatte Brazos-Jim vorhin mit einem ungeladenen Gewehr bedroht. Aber gerade das war die Entscheidung gewesen.

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