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Joe konnte von der Höhe aus weit zurück ins Tal sehen. Er entdeckte dort weit unten zwei Männer, die zu Fuß auf dem Rückweg waren. Aber wenn er nach vorn blickte, über das Tal hinweg bis hinüber zu den im abendlichen Dunst liegenden Felswänden, dann sah er auch den Rand des Tales, das von Steinmauern umschlossen wurde. An einer Stelle jedoch gab es so etwas wie einen schrägen Aufstieg aus dem Tal heraus, und Joe verbrachte fast eine Stunde, weil er Brazos-Jim und Diana dort erwartete. Aber sie kamen nicht. Also musste Brazos-Jim unten im Tal geblieben sein.

Misstrauisch überlegte Joe. Sollte das wieder eine Falle sein? Oder wusste Jim nicht, dass dieses Tal weiter hinten keinerlei Ausgang hatte?

Die langen Jahre in Gefahr hatten Joe dazu erzogen, erst an eine Falle zu glauben. Deshalb wandte er sehr viel Zeit dafür auf, den Weg ins Tal zu beobachten, Hinterhaltmöglichkeiten zu untersuchen und jede Gefahr auszuschließen, in eine Falle zu geraten. Es gab keine.

Er bereute seine Vorsicht nicht, als er unten im Tal ankam und dort auf die Hufspuren der beiden Pferde stieß. Brazos-Jim und das Mädchen waren also wirklich weiter in dieses Tal geritten.

Zweifel beschlichen Joe. Gab es vielleicht doch einen Ausgang, und er hatte ihn nur nicht sehen können? Vielleicht eine ganz schmale Schlucht, die von oben einfach nicht zu erkennen war?

Wieder befürchtete er eine Falle.

Doch plötzlich sah er Brazos-Jim.

Der einstige Gefährte stand auf einem Felsbalkon am Rande des immer enger werdenden Tales. Von seinem Pferd und von Diana war nichts zu sehen. Die mussten irgendwo vorn zwischen den Bäumen sein, wo Joe sie von hier aus nicht sehen konnte.

Aber so wie Joe seinen Rivalen entdeckt hatte, sah Brazos-Jim seinen Verfolger. Er war dort auf die Felswand geklettert und hatte da einen guten Rundblick über das Tal. Er musste jetzt auch wissen, dass er in ein blindes Tal geritten war.

Joe war sicher, dass er es wusste. Es gab keinen Ausweg dort im Südwesten. Sonst wäre Brazos-Jim nicht auf den Fels geklettert. Und Brazos-Jim wusste das inzwischen auch.

Jetzt, dachte Joe, wird er sich stellen müssen. Jetzt ist es soweit. Und er fragte sich, ob es noch härter werden würde als damals in San Antonio, als sie sich wegen Elena geprügelt hatten.

Die leise Ahnung, dass Brazos-Jim diesmal sogar schießen würde, wuchs in Joe. Nein, er mochte nicht mehr an einen harten, aber doch fairen Fight glauben. Aber da waren immer wieder diese Erinnerungen an alle Zeiten. Diese sentimentalen Empfindungen von Freundschaft und gegenseitiger Achtung.

Ob Brazos-Jim auch so dachte? Joe stellte sich zum ersten Male diese Frage ganz im Ernst, und er wollte sich einfach nicht eingestehen, dass aus dem harten Texasjungen Brazos-Jim der Bandit Brazos-Jim geworden war, dem auch Freundschaft und alte Erinnerungen nicht mehr das bedeuteten wie Joe.

Joe entschloss sich, weiterzureiten. Er konnte den ganzen Weg über Brazos-Jim oben im Felsen sehen. Brazos-Jim hatte das Gewehr bei sich.

Das Gehölz neben dem Pfad war niedrig. Schließlich gab es gar keinen Pfad mehr, und Star, der Braune, musste sich seinen Weg zwischen den niedrigen Bäumen suchen. Ein Waldbrand schien hier vor einem Jahrzehnt alles vernichtet zu haben. Nur noch Büsche und kleine Bäume gab es.

Joe sah weit und breit keine gute Deckung für sich und das Pferd. Da parierte er den Hengst und saß ab. Er band dem Tier die Zügel hoch und trieb ihn mit einem Klaps auf die Hinterhand zurück, wo etwas mehr Schutz durch höhere Bäume geboten war.

Das Gewehr in der Hand ging Joe zu Fuß weiter. Irgendwo dort vorn waren höhere Büsche und Bäume, und da hatte Brazos-Jim das Mädchen und die Pferde zurückgelassen.

Brazos-Jim lachte plötzlich von seinem Felsbalkon herab. Es klang schauerlich und hallte von der entgegengesetzten Felswand als Echo zurück.

Joe ging weiter. Er ließ Brazos-Jim nicht aus den Augen. Doch für einen Schusswechsel war die Entfernung zu groß. Joe glaubte auch nicht mit Bestimmtheit, dass Brazos-Jim schießen würde.

Da feuerte Brazos-Jim dennoch. Der Schuss konnte nicht genau gezielt sein, und trotzdem blieb Joe sofort stehen.

Er sah, wie Brazos-Jim repetierte und erneut anlegte. Nun wurde es ihm zur Gewissheit, dass es kein versöhnendes Gespräch geben würde. Nein, es ging nur noch um eine Entscheidung.

Joe rannte, und diesmal spritzte der Dreck keine zwei Schritte vor ihm auf. Ungeachtet dessen lief Joe weiter, warf sich dann plötzlich hinter eine Gruppe niedriger Bäume und entging so einem besser gezielten Schuss.

In der Deckung der niederen Sträucher und Jungbäume robbte Joe vorwärts. Er verschwendete keine Zeit dafür, zurückzuschießen. Dazu war ihm seine wenige Munition zu kostbar.

Als er einmal nach Brazos-Jim ausblickte, sah er den Gegner noch immer auf dem Felsbalkon. Aber Brazos-Jim wollte offenbar wieder nach unten klettern. Er hatte das Gewehr umgehängt und ließ sich in die Tiefe fallen.

Joe hätte ihn jetzt in aller Seelenruhe abschießen können wie einen kapitalen Hirsch auf der Lichtung. Doch er dachte gar nicht daran. Und Brazos-Jim schien sich auf Joes Fairness zu verlassen.

Wieder sprang Joe auf und rannte in der Richtung weiter, in der er Diana und die Pferde vermutete.

Plötzlich stockte er und blieb wie angewurzelt stehen. Entsetzt und nahezu fassungslos blickte er auf das Bild, das sich vor ihm zwischen dem Gebüsch auftat.

Dort stand ein einzelner Baum, dessen obere Krone wohl in jenem Waldbrand vernichtet worden war. Unten aber hatte der Baum wieder ausgeschlagen und ähnelte nun einem alten, verschlissenen Pinsel, dessen Borsten nach allen Seiten abstanden.

Unten hatte dieser Baum sehr tiefe und starke Äste. An einen dieser Äste war Diana mit den Händen angebunden worden. Während sie mit nach oben gestreckten Händen am Ast zu hängen schien, saß sie auf Brazos-Jims Rappen. Das Tier stand ruhig, aber wenn es weglaufen würde, flog Diana aus dem Sattel und hing dann an jenem Ast in der Luft.

Aber da war noch mehr. Joe bemerkte deutlich ein Lasso vom Sattelhorn des Rappen gehend zum Ast. Würde der Hengst loslaufen, bliebe Diana nicht nur am Ast gefesselt hängen, sondern das Lasso würde den vermutlich morschen Ast auch noch losreißen. Diana würde unter dem Ast zu Boden stürzen.

Joe empfand diesen Einfall so schon als teuflische Gemeinheit. Dass Brazos-Jim sich dafür aber eine Frau ausgesucht hatte, verschlug Joe den Atem. Ein Texaner, der eine Frau misshandelte. Das hätte Joe nie für möglich gehalten.

Er war so verstört, dass er fast an eine Sinnestäuschung glaubte. Dann aber begriff er alles. Brazos-Jim brauchte nur den gut abgerichteten Hengst durch einen Pfiff in Gang zu bringen, dann war es geschehen. Noch stand der Rappe. Aber sogar vom Felsbalkon aus hätte Brazos-Jim ihn wegpfeifen können.

Joe fragte sich nicht, warum ein Mann so etwas tat. Er dachte auch nicht darüber nach, wieso Brazos-Jim sich so geändert hatte. So was wäre ihm früher nie eingefallen.

Für Joe gab es in diesen Sekunden nur den einen Gedanken: Die Frau muss sofort und sicher befreit werden. Aber wie?

Jede unüberlegte Hast konnte Diana in höchste Lebensgefahr bringen. Wer wusste im Voraus, ob sie sich nicht schwer verletzte? Wer wusste, wie das Pferd reagieren würde, wenn sich ihm jemand näherte?

Eines aber konnte sich Joe sofort beantworten. Die Frage, ob Brazos-Jim ihn hier erwartet hatte, die stellte sich nicht mehr. Brazos-Jim hatte nicht nur gewartet, sondern hier die Entscheidung vorbereitet. Und er besaß alle Trümpfe.

Dakota Western Großband 7 Romane Dezember 2019 - Wildwest Sammelband 7018

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