Читать книгу Wild West Extra Großband Sommer 2018: 9 Western - Pete Hackett - Страница 28

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"Mrs. Turrington, Mr. McQuade – wenn Ihnen die Pferdezucht irgendwann zum Hals raushängt, können Sie beide bei mir anheuern. Für Leute Ihres Schlages ist immer Platz in Noble's Sensational Show!"

Barnaby Noble grinste so breit, dass sich die Enden seines Walrossschnauzers aufwärts bogen. Seine Bassstimme dröhnte laut und weithin hörbar, als wähne er sich in der Manege seines Zirkus, wo er den nächsten Auftritt ankündigte.

Und tatsächlich lenkte er damit die Aufmerksamkeit etlicher Leute auf sich. Zudem hatten sich ohnedies einige Neugierige um sie geschart, die eben schon die Auseinandersetzung im Korral mitangesehen hatten.

Die Brünette, die Barnaby Noble als Mrs. Turrington angesprochen hatte, winkte lächelnd ab.

"Sorry, Mr. Noble, aber nach Zirkusluft steht mir nicht der Sinn."

"Aber Ihr Auftritt mit dem schwarzen Teufelshengst", er wies mit dem Daumen über die Schulter, "war ganz klar zirkusreif! Wie übrigens auch Ihr Schuss, mit dem Sie diesem Kerl entwaffnet haben, Mr. McQuade. Damit könnten Sie reich und berühmt werden. Glauben Sie mir, ich weiß wovon ich rede!"

Lou McQuade erwiderte nichts, verzog nur die Lippen zu einem angedeuteten Lächeln.

Darlene Turrington ergriff wieder das Wort. "Aber wie sieht's aus, Mr. Noble? Hätten Sie nicht Lust, 'Devil's Fellow' zu kaufen? Er würde sich gut machen in Ihrem Zirkus."

"Oh, das würde er", gestand Noble ein, "gar kein Zweifel. Aber wer sollte diesen Burschen bezähmen oder ihm gar Tricks beibringen? Ich beschäftige zwar einige der besten Pferdetrainer unseres schönen Landes", der Zirkusdirektor hob dabei die Stimme, damit ihn auch ja niemand überhörte, "aber mit diesem Hengst kommen scheint's nur Sie zu Rande, meine Liebe." Er lachte dröhnend. "Wenn ich Ihnen das Tierchen also abkaufen soll, müsste ich Sie dazu bekommen!"

"Da müssten Sie dann mit meinem Mann drüber reden", meinte Darlene Turrington. "Ich weiß nicht, welchen Preis er für mich ansetzen würde."

"Eine Lady wie Mrs. Turrington ist mit Geld nicht zu bezahlen", ließ sich Lou McQuade nun doch zu einer Bemerkung hinreißen. Sein Gesicht blieb ernst dabei, die Augen geschmält.

"Aber, aber, mein lieber Mr. McQuade, das war doch nur ein Scherz!", lenkte Noble ein. "Dass mein alter Freund Tiberius Turrington seine hübsche Frau über alles schätzt und wie seinen Augapfel hütet, zeigt sich doch schon daran, dass er ihr seinen besten Mann als Aufpasser mit nach Petersburgh geschickt hat, nicht wahr?"

Der Blick, den er McQuade dabei schenkte, war nicht zu deuten.

Trotzdem nickte Lou McQuade. "Genau so ist es, Sir."

Darlene Turrington versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihr das Thema unangenehm war.

"Möchten Sie sich unsere anderen Pferde ansehen, Mr. Noble? Wir haben ausnahmslos die schönsten Tiere der Turrington-Zucht mitgebracht."

In Barnaby Nobles Manege trabten etliche Turrington-Pferde. Und er hatte auch nicht übertrieben, als er behauptete, dass die besten Trainer der Vereinigten Staaten für ihn arbeiten würden. Die Kombination aus beidem – edle Tiere und ausgezeichnete Artisten, die mit ihnen auftraten – hatte Noble's Sensational Show zu einem der berühmtesten Zirkusse des Landes gemacht. Und damit gab sich Barnaby Noble noch nicht zufrieden – er wollte die Nummer eins auf dem Gebiet werden!

"Das glaube ich Ihnen", sagte er jetzt. "Aber leider bin ich diesmal nicht hierher gekommen, um eines Ihrer Pferde zu kaufen, Mrs. Turrington. Ich hatte eigentlich gehofft, Tiberius zu treffen. Ich wollte etwas mit ihm bereden."

Darlene Turrington hob bedauernd die Schultern. "Mein Mann war leider verhindert. Aber vielleicht können Sie mir sagen, was Sie mit ihm besprechen wollten? Sie wissen ja, dass er mir in allem, was Geschäft und Zucht anbelangt, freie Hand lässt."

Noble nickte. "Ja, natürlich, ich weiß. Ich bin nur nicht sicher, ob Sie – nun, verstehen Sie mich nicht falsch, aber mein Anliegen ist etwas... merkwürdig, sagen wir mal."

"Spucken Sie's einfach aus, und dann sehen wir weiter, okay?", schlug Darlene Turrington vor.

"Hmm. Na schön..."

Barnaby Noble bedeutete der schönen Rancherin und ihrem Vormann, sich etwas von den Umstehenden abzusetzen. Was die Neugier der anderen natürlich erst recht schürte. Fast konnte man meinen, sehen zu können, wie sie lange Ohren machten.

Auch Slim Jim hatte sich im Schutze der Menge unauffällig genähert und stand nur wenige Schritte von den Dreien entfernt. Eng an eine Hauswand gepresst, konnte er alles hören, was gesprochen wurde, ohne selbst dabei gesehen zu werden.

Noble grummelte etwas Unverständliches, fasste in die Innentasche seines Jacketts und holte ein vergilbtes Papier heraus, das er umständlich auseinanderfaltete. Es war handschriftlich beschrieben und enthielt außerdem eine Zeichnung.

"Wahrscheinlich werden Sie mich für verrückt halten", warnte Noble vor, "vielleicht wissen Sie auch gar nicht, wovon ich rede –"

"Bis jetzt jedenfalls nicht", warf Darlene Turrington ein, "und so lange Sie nicht deutlicher werden, wird sich daran auch nichts ändern."

Noble räusperte sich vernehmlich und sagte dann in fast feierlichem Ton: "Haben Sie je etwas über die Legende vom goldenen Mustang gehört?"

"Wer hat das nicht?", meinte Lou McQuade und die Turrington nickte beipflichtend.

"Ja", sagte sie mit versonnenem Blick. "Mein Mann hat mir vor einigen Jahren kurz nach unserer Hochzeit davon erzählt. Die Legende besagt, dass die hier in der Nähe lebende Navajo einen Schutzgeist haben, der in Gestalt eines goldenen Mustangs über sie wacht. Er soll dafür Sorge tragen, dass die Krieger des Stammes immer in der vollen Blüte ihrer Manneskraft bleiben und auch sonst Schaden und Krankheit von den Navajo fern halten."

Sie blinzelte, als die Strahlen der vorüberziehenden Nachmittagssonne ihr makellos schönes Gesicht trafen.

Barnaby Nobles Blick saugte sich für einen Moment an ihren wohl geformten Brüsten fest, die von dem engen, halb offenen Hemd kaum gebändigt wurden.

Weiß Gott, der alte Tiberius hat Glück, so ein heißblütiges Weibchen sein Eigen nennen zu dürfen, dachte er. Dann besann er sich wieder auf das Papier in seiner leicht zitternden Hand.

"Nun, laut einer meiner Quellen scheint es sich dabei um mehr als eine Legende zu handeln", sagte Noble. Er wies auf eine Stelle auf dem Papier, die wie eine Skizze oder Karte aussah. "Dies ist der Weg zu einem verborgenen Tal, dem Hidden Valley. Dort soll sich tatsächlich der goldene Mustang aufhalten, ständig bewacht von den Indianern."

In seine Augen trat ein begeistertes Leuchten, als er weitersprach: "Laut der Beschreibung, die ich erhielt, muss es sich bei dem Tier um das edelste und anmutigste Wildpferd handeln, das jemals die Prärie durchstreifte. Sein Fell soll in der Sonne glänzen wie pures Gold!"

Er faltete das Papier behutsam zusammen und steckte es in seine Tasche zurück.

"Leider", sagte er mit Missmut in der Stimme, "scheint der Stamm nicht daran interessiert zu sein, mir dieses wunderbare Pferd zu verkaufen, obwohl ich ein erkleckliches Sümmchen dafür geboten habe. Und jetzt hatte ich eben gehofft, Ihr Mann könnte mir vielleicht irgendwie weiterhelfen. Er lebt schon lange hier und hat gewiss bessere Beziehungen zu den Navajo als ich."

Darlene Turrington schüttelte den Kopf: "Tut mir Leid, aber da kann er Ihnen wohl kaum weiterhelfen. Sein Verhältnis zu den Indianern war noch nie besonders gut."

"Nur mal aus Neugier, Sir", mischte Lou McQuade sich ein, "Wie viel haben Sie den Rothäuten denn für das Pferd geboten?"

"Dieselbe Summe, die ich jedem bieten würde, der mir dieses besondere Tier beschafft: Gold im Werte von fünfzigtausend Dollar", antwortete der Zirkusbesitzer.

Slim Jim hatte genug gehört. Unauffällig verließ er seinen Horchposten und machte sich auf zum Doc, wo er seinen verletzten Kumpanen vorhin abgeliefert hatte.

Slim Jim grinste. Buck Porter würde seine Schmerzen ziemlich schnell vergessen, wenn er ihm von dieser heißen Sache berichtete...

Wild West Extra Großband Sommer 2018: 9 Western

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