Читать книгу Wild West Extra Großband Sommer 2018: 9 Western - Pete Hackett - Страница 32
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Vergangenheit
Golden Fox. Das war der Name, dem sie ihm seines blonden Haares wegen gegeben hatten. Und John Foxworth hatte ihn stets mit Stolz getragen.
Er hatte als kleiner Junge seine Eltern bei einem Banditenüberfall verloren und wurde von einem Krieger der Navajo gefunden, nachdem ihn die Verbrecher achtlos zurückgelassen hatten, da er für sie weder von Bedeutung noch eine Gefahr war.
Walking Bear, so der Name jenes Kriegers, war mit Johns Vater, einem angesehenen Fährtenleser, gut bekannt gewesen. In tiefer Trauer um den Verlust seines Freundes nahm er den kleinen John mit zu seinem Stamm und zog ihn als einen der ihren auf.
Er war sehr glücklich gewesen bei den Navajo.
Mit einem anderen Jungen des Stammes, der nur wenig jünger war als Golden Fox, hatte ihn damals eine besondere Freundschaft verbunden. Ganz gleich ob es ums Jagen ging oder um das Trainieren ihrer Fähigkeiten als Fährtenleser und Kämpfer, er und der junge Navajo, den man Black Wolf hieß, waren unzertrennlich gewesen.
Sie wuchsen als beste Freunde heran. Nach dem ersten Büffel, den sie nach langem und zähem Ringen gemeinsam erlegt hatten, hatten die beiden jungen Männer sogar Blutsbrüderschaft geschlossen.
Nichts, so schien es, würde diese Freundschaft jemals zerstören.
Doch dann trat Singing Bird in ihrer beider Leben...
Eigentlich war sie schon immer da gewesen, war sogar im selben Alter wie die beiden Freunde. Nur war sie den beiden vorher irgendwie nie richtig aufgefallen, da sie meist recht schüchtern und zurückhaltend war.
Die meiste Zeit hatte sie im Tipi ihrer schwer kranken Mutter mit deren Pflege zugebracht. Erst als die Frau nach einem harten und langen Winter gestorben war, hatte Singing Bird sich wieder aktiver am Stammesleben beteiligt.
In der Folge hatte sie viel Zeit an der Seite von Golden Fox und Black Wolf verbracht, aus zweierlei Gründen – um sich von ihrer Trauer abzulenken und weil sie sich stark zu John Foxworth hingezogen fühlte.
Die Art, wie sich seine harten Muskeln unter seinem Lederhemd abzeichneten.
Sein breites, jungenhaftes Grinsen, die blitzenden, blauen Augen.
Auch die ganz besondere Weise, wie er sie behandelte.
Als wäre sie einem Krieger wie ihm ebenbürtig, und nicht nur eine Frau.
All dies entfachte in ihr das Feuer der Leidenschaft, wenn sie nachts in ihrem Zelt lag und an ihn dachte.
Über all diesen Gefühlen war ihr jedoch nicht entgangen, dass Black Wolf damit begonnen hatte, ihr recht offensichtliche Avancen zu machen. Mehr oder minder freundschaftlich hatte sie diese sanft, aber bestimmt zurückgewiesen. Black Wolf war ein imposanter junger Mann, der es im Stamm bestimmt noch weit bringen würde. Herb und ungestüm, aber gut aussehend. Nur löste er in ihr eben nicht dieselben Gefühle aus wie Golden Fox.
Zum großen Bruch kam es, als sie die beiden Freunde wieder einmal auf die Jagd hatte begleiten dürfen.
Singing Bird und Golden Fox waren im Nachtlager zurückgeblieben. Black Wolf war noch einmal losgezogen, um die Fallen zu überprüfen, die er im Laufe des Tages aufgestellt hatte.
Als er wieder ans Lagerfeuer zurückkehrte, lagen sich sein Blutsbruder und Singing Bird in den Armen und tauschten leidenschaftliche Küsse.
Black Wolf sah rot!
Mit einem wilden Schrei sprang er auf seinen Freund zu, das gezogene Jagdmesser in der erhobenen Faust. Golden Fox konnte gerade noch die Frau in seinen Armen aus der Gefahrenzone stoßen, als Black Wolfs sehniger Körper auch schon gegen den seinen prallte.
Es gelang ihm, dem zornigen Freund das Messer aus der Hand zu schlagen, allerdings erst, nachdem er einen tiefen Schnitt am Oberarm abbekommen hatte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht wehrte er den wilden Angriff seines Freundes ab. Er verpasste ihm ein paar kurze, aber kräftige Hiebe ins Gesicht. Sie trieben den ungestümen Angreifer zurück, der unmittelbar neben der Feuerstelle auf seinem Hosenboden landete.
Keuchend stand Foxworth mit erhobenen Fäusten da, bereit, eine weitere Attacke abzuwehren.
Singing Bird kniete wenige Schritte entfernt und starrte die beiden Kontrahenten aus großen Augen an. Doch Black Wolf machte keine Anstalten, noch einmal auf seinen Blutsbruder loszugehen. Stattdessen wischte er sich das Blut von seiner aufgeplatzten Oberlippe. Nachdenklich betrachtete er einen Moment lang das rote Nass auf seinem Handrücken.
Dann erhob er sich, nahm sein Messer auf und steckte es in die am Gürtel hängende Wildlederscheide zurück.
Ohne Golden Fox und Singing Bird noch eines einzigen Blickes zu würdigen, ging er wortlos zu seinem Pferd, stieg auf und ritt in die Nacht davon.
Als Golden Fox und Singing Bird am nächsten Morgen zum Stamm zurückkehrten, erfuhren sie, dass Black Wolf wenige Stunden vor ihnen hier angelangt war. Er hatte ohne Erklärung seine nötigsten Habseligkeiten zusammengepackt und den Stammesältesten verkündet, dass er das Dorf verlassen würde. Dann war er stolz erhobenen Hauptes von dannen geritten.
Da Singing Bird außer ihrem jüngeren Bruder White Feather keine lebenden Angehörigen mehr hatte, bat Foxworth die Stammesältesten um Erlaubnis, die junge Frau zu seiner Squaw machen zu dürfen. Eine Bitte, die ihm widerspruchslos gewährt wurde.
Während der Hochzeitsfeierlichkeiten, als alle ausgelassen tanzten und sangen, hatte ihn in einem ruhigeren Augenblick sein Ziehvater Walking Bear zur Seite genommen.
"Manitu wacht über dich, mein Sohn", sagte der alte Navajo. "Ich habe ihn gestern Nacht im Traum gebeten, dich stets zu behüten. – Meine Augen sind zwar nicht mehr so scharf wie bis vor einigen Sommern. Aber noch kann ich zumindest alles sehen, was um mich her geschieht."
Er legte seine Hände auf die Schultern seines Ziehsohns. Er blickte ihn fest an.
"Ich weiß, dass weder dich noch Singing Bird eine Schuld trifft. Aber über dem Herzen Black Wolfs sah ich in meinem Traum die gefiederte Schlange der Eifersucht. Du hast in dir zum Feind gemacht. Sei auf der Hut, wenn ihr euch wieder begegnen solltet."
Golden Fox nickte. "Ja, Vater, ich werde Acht geben. Und es tut mir furchtbar Leid. Ich habe niemals geahnt, dass Black Wolf in Singing Bird verliebt war. Sie hat mir erst vor wenigen Nächten davon erzählt."
Verlegen senkte er seinen Blick.
"Das ist auch der Grund, warum wir euch ebenfalls verlassen werden. Ich möchte nicht, dass es noch mehr böses Blut gibt, sollte Black Wolf eines Tages zurückkehren."
"Eine weise Entscheidung, auch wenn es mein Herz mit Trauer erfüllt, dich gehen zu sehen", erwiderte Walking Bear. "Ich weiß, dass du nur das Beste im Sinn hast. Dein Geist ist rein und voll von Liebe, für deine Squaw und deinen Stamm. Geht unbesorgt. Ich werde mich auch weiter um White Feather kümmern. Er wird zu einem starken Krieger heranwachsen, wie auch sein Vater einer war. – Und wie auch du einer wurdest", fügte er stolz hinzu.
Sie ergriffen einander an den rechten Unterarmen, eine Geste des Respekts unter Kriegern. Dann kehrten sie zu den anderen Feiernden zurück ans Feuer.
Später in der Nacht lag das junge Paar in seinem Zelt. Sie liebten sich so leidenschaftlich wie zärtlich. Bis in die frühen Morgenstunden brannte das Feuer in ihnen, bis sie endlich erschöpft in ihre Felle sanken und eng umschlungen einschliefen.
Anderntags verabschiedeten sie sich von allen im Dorf. Dann waren sie aufgebrochen – in ein neues Leben.