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8.
ОглавлениеDie Tür zu Manningas Büro stand offen und schickte einen Lichtkegel und eine Wolke erkaltenden Zigarettenrauchs hinaus auf den dämmerigen Korridor. Der Chef arbeitete also noch, wie erwartet. Stahnke klopfte kurz an den Türrahmen und schob seinen massigen Körper über die Schwelle, ohne auf ein »Herein« zu warten.
Alt sieht er aus, überlegte er, als er den Kriminaldirektor an seinem Schreibtisch sitzen sah. In einem übervollen Aschenbecher kämpfte die Glut einer nachlässig ausgedrückten Selbstgedrehten hartnäckig ums Überleben. Manninga hatte seinen Oberkörper halb zwischen die aufgestützten Ellbogen sacken lassen; sein Kinn lag auf der Brust auf. Nur die Schreibtischlampe brannte. Ihr kalkiges Licht ließ Manningas Haare schütterer als gewöhnlich wirken und zeichnete harte Schatten in sein erschlafftes Gesicht. Der Mann wirkte erschöpft, mehr noch: kaputt. Aber sehr viel besser sah Stahnke selber nach diesem Tag wohl auch nicht aus.
»Wie war die Vernehmung?«, fragte er. »Haben Sie etwas aus Frerichs rausgekriegt?«
Manninga schüttelte den Kopf: »Nichts. Kein Wort. Der Kerl schweigt wie ein Grab.«
So abgedroschen und unpassend er diesen Ausdruck auch fand, Stahnke war einfach zu müde, um darauf zu reagieren. »Nichts zu machen gewesen? Nicht einmal für Sie als Quasi-Nachbar?«
»Na, das ja nun auch nicht.« Manninga richtete sich auf und hob abwehrend die Handflächen. Die Finger seiner rechten Hand schimmerten gelblich. »Wir wohnen zwar im selben Dorf, aber gute Bekannte waren wir deswegen nicht. Gab ja kaum Berührungspunkte.«
»Ach so. Na, ich dachte ja nur.« Müdigkeit machte reizbar, Stahnke wusste das, und auf ein Streitgespräch mit seinem Chef konnte er wirklich verzichten. Ein andermal gerne, aber nicht jetzt. »Aber Schweigen nützt ihm jetzt auch nichts mehr. Wir haben ja praktisch alles in der Hand. Und wegen des Mordes an seiner Frau ist er sowieso dran.«
»Hab ich ihm auch gesagt. Dass er seine Lage nur durch Kooperation verbessern kann. Wenn überhaupt, unter uns gesagt. Aber er hat nicht reagiert. Ließ sich weder schocken noch gut zureden. Hat einfach dichtgemacht.«
»Wen hatten Sie denn beim Verhör mit dabei?«, fragte Stahnke.
»Wen? Keinen.« Manninga wandte sich zur Seite und zog ein weiteres Bündel Papier auf seine ohnehin schon mit Aufzeichnungen übersäte Schreibunterlage. »Wozu denn? Hier hat doch im Moment wirklich jeder genug zu tun. Oder glauben Sie, ich könnte ›Guter Bulle, böser Bulle‹ nicht auch alleine spielen?«
Lass gut sein, dachte Stahnke. Wir brauchen beide unsere Ruhe.
»Ist er noch im Arrest?«, fragte er noch, bereits im Gehen begriffen.
»Ja«, sagte Manninga. »Haftbefehl ist schon seit gestern ausgestellt, und eigentlich sollte Frerichs längst in Oldenburg in U-Haft sein. Aber wegen der neuen Entwicklung dürfen wir ihn noch ein bisschen hier behalten, statt ihn hin und her zu karren. Spart ja auch mächtig Kilometer.«
»Und damit Fahrtkosten«, ergänzte Stahnke überflüssigerweise. Irgendwie konnte er heute kein Ende finden. »Wollen Sie denn nicht auch bald mal Feierabend machen?«
»Sicher«, sagte Manninga. »Bald. Aber vielleicht gehe ich vorher noch einmal zu ihm runter. Mal sehen.« Er beugte sich wieder über seine Papiere.
Was für ein Job, dachte Stahnke und ging endlich.