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4.

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Diesmal war Roland alleine gekommen. Nane konnte sich nicht erinnern, dass er das zuvor schon einmal getan hatte. Roland tat niemals etwas aus eigenem Antrieb. Aber sie fand es schön, dass er da war. Und schöner noch, dass die anderen nicht mitgekommen waren.

»Wie geht es dir?«, fragte er mit aller Ernsthaftigkeit, die solch ein Krankenbesuch verlangte. »Heilt der Stich gut?«

»Ja. Danke«, sagte Nane. Ohne Vorwurf, wie auch aus Rolands Worten keinerlei Bitte um Entschuldigung klang. Beider Verhältnis zu diesen Dingen war nahezu geschäftsmäßig. Zug und Gegenzug, Aktion und Reaktion – eins zog das andere nach sich, das wusste sie, damit war zu rechnen, da gab es nichts zu jammern oder zu verzeihen.

»Gut«, sagte Roland und nickte. Seine Pranke näherte sich ihrer Bauchdecke, schob das Nachthemd hoch, fuhr über ihre Haut und betastete den Verband. Sie ließ es geschehen, ungerührt wie von der kumpelhaften Intimität eines Bruders, staunte darüber, wie zart die Berührung war. Rolands muskelbepackte Arme konnten Eisenstäbe biegen, aber sie würden niemandem etwas zu Leide tun, solange Vater es nicht befahl.

Roland räusperte sich. »Vater«, sagte er langsam, und plötzlich war alles anders. Seine Fingerkuppen brannten wie Eis auf ihrer Haut, ihre Bauchmuskeln spannten sich zuckend, die frische Wunde schickte Wellen des Schmerzes durch ihren ganzen Körper.

Sofort zog er die Hand zurück. »Vater sagt, es ist gut«, fuhr er fort. »Erst einmal gut. Er hat Sanna gesagt, es ist gut.« Er wiederholte es eindringlich. Vaters Gebote, sein Evangelium. »Er hat Sanna gesagt, lass sie jetzt. Lass sie jetzt, hörst du? Aber pass auf, Sanna, pass gut auf. Pass gut auf Nane auf. Was sie sagt. Pass gut auf Nane auf. Was sie tut. Pass gut auf. Das hat er gesagt.« Sie spürte Rolands Hand in ihrer, fühlte seine Muskeln, spürte seine Besorgnis. »Du musst vorsichtig sein, Nane, hörst du? Vorsichtig. Was du sagst und was du tust. Ja? Wirst du das?«

»Ja«, sagte sie. »Ja, Roland. Ich werde aufpassen. Ganz bestimmt. Mach dir keine Sorgen.«

»Das ist gut«, sagte Roland, und er klang erleichtert. »Ja, das ist gut. Gut ist das.« Behutsam drückte er ihre Hand, hielt sie fest. Sie schloss die Augen. Es ist schön, beschützt zu werden, dachte sie. Es ist schön, in Sicherheit zu sein. Wenn jemand über einen wacht, der so stark ist, dass er niemanden fürchten muss. Dann muss man selber auch keine Angst haben. Nicht einmal vor der Dunkelheit.

Aber sie wusste auch, dass Roland Vaters Junge war. Mochte er noch so zart und mitfühlend sein, Vaters Wort war für ihn Gesetz.

Sie öffnete ihre Augen wieder. Roland war schon gegangen. Sie war wieder allein.

Fürchte die Dunkelheit

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