Читать книгу Entführung in eine bessere Zukunft - Peter Giesecke - Страница 5

Оглавление

Die stetig lauter werdende Melodie seines Weckers war schlicht störend. Er hatte die Nacht kaum geschlafen, zum einen, weil die Klimaanlage zu laut war, aber vor allem, weil er wieder einmal ein Problem zu lösen hatte. Er stand unter hohem Zeitdruck. Wenn er innerhalb der nächsten zwei Tage keine Lösung finden würde, würde dies den Gewinn an seinem Projekt empfindlich schmälern.

Als er endlich eingeschlafen war, hatte er geträumt: Er schwebte über einer Grube, die fast bis zum Rand mit langen, dünnen Schlangen gefüllt war. Keine besonders angenehme Situation, aber mit einiger Mühe gelang es ihm, den Schwebezustand beizubehalten. So sehr er sich auch bemühte, den Anblick zu vermeiden, musste er doch immer wieder und wieder hinunterstarren, irgendetwas hielt ihn gefangen. Es war ein sehr unwirklicher Zustand, typisch für Träume dieser Art. Der Schwebezustand blieb auch in der Aufwachphase noch eine kurze Weile erhalten, der Geist war noch nicht durch irgendwelche, hinderliche Naturgesetze eingeschränkt, aber die Wirklichkeit, und damit auch sein Problem, nahmen langsam wieder von ihm Besitz. Bei der Abnahme seines Windkanals wurde eine Zeitmessung um das doppelte überschritten, ein willkommener Grund für seinen Kunden, einen deutlichen Preisnachlass zu fordern.

Der Gedanke kam wie ein Blitz, die Lösung lag nun klar vor ihm. Es war nicht das erste Mal, dass er mit dieser Methode die Lösung eines dringenden Problems gefunden hatte. Einzige Voraussetzung war, dass man von dem Problem wirklich durchdrungen war und ständig darüber nachdachte. Irgendwann nahm man es dann mit in seine Träume, wo es ungestört von irgendwelchen Beschränkungen vom Unterbewusstsein betrachtet und analysiert wurde. Und die Aufwachphase, dieser kurze magische Zustand zwischen Traum und Realität, war der Moment, wo die Lösung dekodiert wurde. Die Schlangen symbolisierten eine Vielzahl von Schläuchen, die zur Übertragung von Drucksignalen zu den nachgeschalteten Sensoren dienten. Die Signale kamen von der Oberfläche eines Flugzeugflügels, der mit über Tausend kleinen Löchern versehen war und dessen Druckprofil im Windkanal untersucht wurde.

Und er war als Projektleiter verantwortlich für das gesamte Windkanalprojekt. Er war mit einem Schlag hellwach und konnte es kaum abwarten, den Gedanken zu überprüfen. Er ging in den Frühstücksraum des Gästehauses, wo sein Obermonteur schon auf ihn wartete und herzlich begrüßte: „Hallo Jörg, auch schon ausgeschlafen?“

Jörg antwortete ebenso gut gelaunt: „Na ja, sagen wir, aufgehört zu schlafen.“

Sein Obermonteur war ein Hüne mit fast zwei Metern Größe, eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit mit bestimmtem Auftreten. Neben ihm sah Dr. Jörg Breithaupt trotz seiner über einundachtzig Metern fast kleinwüchsig aus. Er war eine Person mit angenehmer Erscheinung, mit seinen vierzig Jahren hatte er sich sehr gut erhalten. In seiner Stammfirma in Darmstadt war er Leiter einer Spezialabteilung für Sondermess- und Prüfmaschinen. Er hatte einen sehr jovialen Führungsstiel, der vom Vorstand seiner Firma missbilligt wurde. Ihm war das egal, er hatte sowieso nicht vor, weiter aufzusteigen. Seine jetzige Position empfand er als Traumjob, er war neugierig auf andere Kulturen und hatte die Freiheit zu bestimmen, welche Projekte er persönlich begleitete. Er hatte einen kompetenten Stellvertreter, dem er blind vertraute.

Sein Obermonteur war neugierig. „Hast du nochmal nachgerechnet, warum die Signallaufzeit zu lang ist?“

Jetzt konnte Bernd seinen Verdacht loswerden: „Ich habe es in den letzten Tagen zig Mal nachgeprüft und komme immer zu demselben Ergebnis. Einen Rechenfehler schließe ich hundertprozentig aus. Ich habe aber einen Verdacht, und du kannst ihn vielleicht bestätigen.“ Der Obermonteur blickte neugierig.

„Erinnerst du dich noch, wie ihr die Druckschläuche montiert habt?“

Der richtete sich auf. „Na klar, wir waren zu zweit und fast zwei Tage beschäftigt. War ziemlich langweilig, für jeden der tausend Schläuche die gleiche Prozedur.“

Jörg drehte sich zum Windkanal um. „Okay, dann schauen wir uns das Ergebnis mal gemeinsam an.“

Der Obermonteur zuckte die Schultern und sie gingen zur Messkabine. Jörg entfernte die Abdeckung zum Kabelschacht und fand seine Vermutung bestätigt, die Messschläuche waren der Länge nach in Schlaufen gelegt. Er musste laut lachen, war er doch das Opfer seiner eigenen Vorsichtsmaßnahme geworden. Es gibt auf Baustellen dieser Art gewisse Klauquoten, abhängig von der Art der Objekte und dem Land, beispielsweise waren in Schwellenländern kleine Schrauben und Elektrokabel besonders gefragt. Jörg hatte also sicherheitshalber die doppelte Länge an Messschläuchen angefordert, aber dummerweise hatten die keinen interessiert. Und Monteure stellen nun mal im Zweifelsfall keine ihrer Ansicht nach überflüssigen Fragen und so verarbeiteten sie dummerweise die komplette Länge, und dies führte logischerweise zur Verdoppelung der Signallaufzeit. Murphy hatte wieder einmal zugeschlagen.

„Hey, Mr. Noproblem, was macht ihr da in unserem Kabelschacht?“ Der Fragesteller war der künftige Betriebsleiter des Windkanals, ein immer gut gelaunter, etwas wohlbeleibter Typ, der ausgezeichnet Englisch sprach.

Bernd mochte diesen Typ, er antwortete enthusiastisch: „Hallo, Mr. Bam, sie haben mich erschreckt, aber ich habe gute Nachrichten, unser Problem ist gelöst, alles was wir brauchen, ist eine Schere.“

Jörg Breithaupt war erleichtert, die Abnahme seines Windkanals war nahezu abgeschlossen, kleinere notwendige Nachbesserungen waren für seine Monteure kein Problem und stellten keinen großen Kostenfaktor mehr dar. Er übte diese Tätigkeit bereits seit fünfzehn Jahren aus, und sie hat ihn zu allen Ecken der Welt gebracht. Er war berechtigt, Businessklasse zu fliegen, und manchmal wechselte er auch zu Economy und nahm dann seinen Sohn mit. Das Geld stimmte und von der großzügigen Reisekostenerstattung konnte er sich bequem einen Urlaub leisten, den er dann nach erfolgter Abwicklung direkt vor Ort antrat. Er war durch seine häufigen Aufenthalte in Südostasien vom Buddhismus fasziniert und wollte diesmal wieder einmal nach Bali, er hatte sich dort für zwei Wochen in einem Tempel angemeldet, um abzuschalten und zu meditieren. Jörg erinnerte sich an seinen ersten Aufenthalt. Kaum hatte er damals den Flughafen von Denpasar verlassen, nahm ihn die einzigartige Atmosphäre von Bali gefangen. Der Gegensatz zu Java und insbesondere zu Jakarta mit seinen Straßenschluchten und hektischen Verkehr war enorm. An seinem ersten Wochenende übernachtete er im Nusa Dua Beach Hotel. Nauroth hatte es für ihn gebucht. Nauroth war der örtliche Repräsentant seiner Firma für den südasiatischen Raum.

Nauroth ermunterte ihn: „Gönn dir mal was ganz Besonderes, es ist das beste Hotel auf Bali, hier haben schon viele bekannte Persönlichkeiten Urlaub gemacht, Ronald Reagen sogar einige Male.“

Jörg hatte damals nur gelacht: „Und du denkst, ich könnte mich da lückenlos einreihen.“

Die Anlage war wirklich mehr als nur luxuriös, sie war verschwenderisch. Jörg hatte mit Erstaunen beobachtet, wie, nachdem er das Zimmer für eine kurze Pause verlassen hatte, ein Page hineinstürzte, um sein Bett wieder glattzuziehen. Er beschloss damals, vor dem Luxus zu fliehen, mietete sich ein Motorrad und fuhr ins Land. Der Tempel, auf den er traf, faszinierte ihn durch seine Schönheit und die Gelassenheit seiner Mönche. Er hatte damals beschlossen, sein nächstes Wochenende in genau diesem Tempel zu verbringen.

Dieses Wochenende war für ihn prägend, er hatte sich mit einem Priester angefreundet, der ausgesprochen gut Englisch sprach und ihn in die Rituale des Tempels einführte. Er musste für die Übernachtung nicht bezahlen, als Gegenleistung wurde von ihm erwartet, dass er die Wege fegte und im Garten mithalf. Sein Englisch sprechender Freund hatte sich als eine außerordentliche Persönlichkeit herausgestellt. Er war ein reiner Buddhist, im Gegensatz zu der in Bali vorherrschenden Mischung von Hinduismus und Buddhismus. Sein neuer Freund hatte in Japan studiert und auch promoviert. Ein Angebot für eine Professur hatte er abgelehnt.

Bernd war neugierig. „Warum hast du das Angebot nicht angenommen?“

Der Mönch antwortete ohne zu zögern. „Ich spüre im Innersten, was es heißt, ein wirklicher Buddhist zu sein, und möchte auch so leben. Deshalb bin ich jetzt hier.“

Jörg erinnerte sich, mit welcher Überzeugung er dies geäußert hatte, jetzt war er begierig, mehr über diese Philosophie zu erfahren. Der Flieger nach Denpasar ging in drei Stunden, er rief seinen Chauffeur. Der bemerkte bedauernd: „Tut mir leid, der Wagen springt nicht an, ich warte auf Hilfe.“

Jörg war es auch recht. „Macht nichts, ich nehme ein Taxi.“

Es war ein schrecklicher Albtraum, das Röhren des Helikopters schallte in seinen Ohren und sein ganzer Körper schmerzte. Er war im Taxi auf dem Weg zum Flughafen gewesen, als sein Fahrer plötzlich anhielt und zwei weitere Männer zustiegen. Er wollte protestieren, aber dann hatten sie ihm auch schon etwas aufs Gesicht gedrückt, er hatte Angst zu ersticken, dann verlor er das Bewusstsein. Er wollte sich endlich von diesem Albtraum befreien und versuchte mit aller Anstrengung aufzuwachen. Das Dröhnen hielt an und die Schmerzen nahmen noch zu. Er versuchte, sich zu bewegen, und bemerkte, dass ihn etwas daran hinderte. Seine Arme waren auf den Rücken gebunden und seine Füße ebenfalls gefesselt. Er bekam es mit der Angst zu tun, dass dies vielleicht sogar die Wirklichkeit sein könnte, und er versuchte schnell wieder einzuschlafen. Doch dann kamen zu dem Geräusch und den Schmerzen noch etwas anderes hinzu, ein unangenehmer Gestank nach Öl, Kerosin und Abgasen, und ihm wurde immer bewusster, dies ist kein Albtraum. Er konnte nichts sehen, seine Augen waren verbunden. Panik überfiel ihn, panische Angst vor dem, was mit ihm passieren würde. Er hatte unzählige ähnliche Szenen in Filmen erlebt und mit den Akteuren mitgezittert, aber dies war etwas völlig anderes.

Er versuchte, klar und analytisch zu denken, aber es gelang ihm nicht. Sobald er einen Gedanken gefasst hatte, kam auch schon der nächste, sein Bewusstsein drehte sich wie ein Karussell. Dann endlich konnte er einen produktiven Gedanken festhalten. Er erinnerte sich an seinen Freund aus dem balinesischen Tempel, der ihm gelehrt hatte, durch langes Luftanhalten zur inneren Ruhe zu kommen. Er atmete so tief wie möglich ein, bekam aber auf Grund des Gestanks sofort einen heftigen Hustenanfall. Er versuchte es noch einmal mit einem weniger tiefen Zug und tatsächlich gelang es ihm zumindest einen kurzen Zeitraum, den Atem anzuhalten. Endlich kamen seine Gedanken etwas zur Ruhe, er hatte jetzt zumindest den Willen, darüber nachzudenken, was er tun könnte. Eigentlich nichts, er war gefesselt und konnte nichts sehen.

Wichtig war zunächst, etwas über die gegenwärtige Situation herauszufinden. Und die war offenbar anders als in seinem Albtraum. Dies war kein Helikopter, das Geräusch hatte zwar eine entfernte Ähnlichkeit, aber er bemerkte ein spürbares hin- und herschwanken, dies war offenbar ein Boot oder ein Schiff, wobei die schnellen Bewegungen mehr auf ein größeres Boot hindeuteten. Das ohrenbetäubende Motorgeräusch und der Gestank ließen ihn vermuten, dass er offenbar im Maschinenraum untergebracht war. Er überlegte, irgendwie die Zeit zu messen, um eine Idee über die zurückgelegte Distanz zu gewinnen, verwarf den Gedanken aber wieder, weil er sowieso nicht wusste, wie lange er schon unterwegs war. Er wartete auf ein mögliches akustisches Signal eines anderen Schiffes, dies würde zumindest auf eine befahrene Schifffahrtsroute hinweisen, aber da kam nichts. Er fiel wieder in Panik, er war hilflos und noch immer ohne jede Information über seine Position oder das Fahrtziel. Er änderte die Strategie und versuchte völlig abzuschalten, sich dem Geschehen willenlos auszuliefern, egal, was da käme. Es gelang ihm, wieder vor sich hinzudämmern, und wären da nicht die Schmerzen, wäre er vielleicht sogar eingeschlafen. Plötzlich wurde das Motorgeräusch deutlich leiser und ging in ein langsames Tuckern über, dann wurde es mit einem Schlag still. Ihm dröhnten noch die Ohren und im ersten Moment hatte er das Gefühl, seine Hörfähigkeit verloren zu haben. Er spürte das Schwanken des Bootes, sonst geschah nichts. Dann hörte er plötzlich Stimmen, eine aus etwas Entfernung und eine unmittelbar über ihm. Soweit er es beurteilen konnte, sprachen sie einen arabischen Dialekt, aber er war sich nicht sicher. Dann knarrte es, offenbar wurde eine Luke oder Tür aufgestoßen. Zwei Männer packten ihn an der Schulter und zogen ihn nach oben. Sie nahmen ihm jetzt die Binde ab und er konnte ihre Gesichter sehen. Es waren wild aussehende junge Kerle, vielleicht noch nicht einmal zwanzig. Sie betrachteten ihn mit einem ausdruckslosen Blick, der ihn beunruhigte. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätten ihre Gesichter verborgen, als Zeichen, dass er sie später nicht wiedererkennen sollte, aber das war ihnen offenbar egal. Sie lösten seine Fußfesseln und bedeuteten ihm, aufzustehen. Als ihm das nicht gleich gelang, zogen sie ihn brutal hoch und schoben ihn vor sich her vom Boot herunter.

Der Weg führte vom Strand weg direkt in den Dschungel. Es gab keinen richtigen Weg, aber der Abstand zwischen den Bäumen war genügend groß, um ein unbehindertes Gehen zu ermöglichen. Er war jetzt hellwach und hoch konzentriert. Er merkte sich den Stand der Sonne, um eine Information über die Wegrichtung zu gewinnen. Die Sonne stand auf halber Höhe, er konnte noch nicht erkennen, ob es noch vormittags oder schon Nachmittag war, aber das war nur eine Frage der Zeit. Sie hatten die Sonne im Rücken, der Schatten fiel ziemlich genau um fünfundvierzig Grad nach rechts. Er bemühte sich, mit gewohnter Schrittlänge zu gehen und zählte die Schritte. Dies tat er im Achtertakt: hu-hu-hun-dert eins-eins-eins-eins, hu-hu-hun-dert ein-undzwanzig …

Bei hundertfünfundzwanzig angekommen, ergab das somit tausend Schritte. Die Richtung wechselte einige Male, wenn ein Sumpf oder ein kleines Gewässer im Weg war, er merkte sich auch die Schrittzahl an diesen Wendepunkten. Zum Glück war die Gesamtrichtung aber ziemlich konstant, er würde später ohne Mühe zurückfinden, vorausgesetzt, die Sonne schien. Die war inzwischen auf einem tieferen Stand, also war es Nachmittag, etwa drei bis vier Uhr. Während des ganzen Weges sprachen die Entführer kein einziges Wort, was die Situation noch unwirklicher machte. Aber es war Wirklichkeit. Nach einem Fußmarsch von etwa zweieinhalb Kilometern, dessen Weg er über seine geschätzte Schrittlänge errechnet hatte, gelangten sie auf eine Lichtung. Es war keine natürliche Lichtung, man sah deutlich die Spuren früherer Bäume. In der Mitte der Lichtung war ein fensterloses Gebäude mit einer Größe von etwa fünf Mal acht Meter. Die Tür stand offen. Seine Begleiter stießen ihn ohne irgendeinen Kommentar hinein und verschwanden. Er war überrascht und erleichtert zugleich, er war nicht allein. Die Bewohner waren genau so überrascht wie er. Sie betrachteten ihn abschätzend, offenbar waren sie im Zweifel, ob er Freund oder Feind war.

Ein Mann mittleren Alters brach schließlich das Schweigen: „Willkommen in unserer Runde, mein Name ist Ben Miller, ich komme aus Oklahoma. Verraten Sie uns bitte, wer Sie sind.“

„Gerne, mein Name ist Jörg Breithaupt, Breithaupt wie Dickkopf, und ich komme aus Deutschland.“

Seine Vorstellung brach das Eis und auch die restlichen drei stellten sich vor. Es war eine gemischte Runde. Da war Pierre Dupont, er war Franzose, und noch relativ jung. Kes Groothof war offensichtlich der Senior, er war kam aus den Niederlanden, lebte aber in Bandung, einer Industriestadt im Norden Javas. Die einzige Frau in der Runde war wohl eine Eurasierin. Sie war hübsch, schlank und sehr apart, aber sie war ungemein verschüchtert, so dass Pierre ihre Vorstellung übernahm, sie hieß Sue Maillin und kam aus Singapur. Nach der Vorstellung zog sie sich ins Innere der Hütte zurück. Jörg hatte tausend Fragen auf den Lippen, aber die anderen bedeuteten ihm erst mal, Platz zu nehmen und etwas zu trinken.

Ben übernahm wieder die Gesprächsführung. „Wir waren am Anfang nicht sicher, ob Sie vielleicht zu denen gehören und uns endlich mal sagen, was die von uns wollen.“

Die Bemerkung überraschte Jörg, offenbar wussten die anderen genau so wenig wie er. Er fragte: „Was denken Sie, warum Sie uns gekidnappt haben?“

„Wir glaubten anfänglich natürlich, es handelt sich um Lösegeld, aber wir sind schon länger hier, ohne dass irgendwelche derartigen Aktivitäten stattgefunden haben.“

Jörg fragte nach: „Aber was sagen denn unsere Entführer?“

Ben war offenbar der Wortführer, er versuchte eine Antwort. „Während der ganzen Zeit, die wir hier sind, haben sie kein einziges Wort mit uns gewechselt. Sie verpflegen uns, indem sie zweimal die Woche Brot, Gemüse und Fisch bringen, sie stellen einfach alles vor die Hütte und verschwinden wieder. Für Getränke haben wir einen Wasservorrat, der für mehrere Monate reicht, nicht besonders beruhigend, was unsere vorgesehene Verweildauer hier angeht.“

Jörg war verwirrt. „Gibt es den überhaupt keine Instruktionen?“

Jetzt übernahm Pierre die Antwort: „Nur eine, und die ist klar definiert, du kannst sie auf dem Schild am Eingang nachlesen: Sie dürfen sich auf der Lichtung frei bewegen, wer versucht, sie zu verlassen, wird getötet.“

Jörg war verstört. „Klingt ernst!“

Pierre fuhr fort. „Es ist ernst. Du hast sicher bemerkt, wie verstört Sue ist.“

Jörg bestätigte. „Ja, sie wirkt auf mich traumatisiert, so, als ob ihr etwas Schreckliches angetan wurde.“

„Nicht ihr, aber das Ergebnis ist das Gleiche.“

Kes übernahm die Aufgabe, von dem schrecklichen Ereignis zu berichten. Er wirkte ausgesprochen abgeklärt, vielleicht eine Folge seines fortgeschrittenen Alters. „Vor etwa einer Woche tauchte plötzlich ein junges Pärchen auf der Lichtung auf. Sue hatte draußen ihr tägliches Tai Chi praktiziert, wir waren im Haus und haben vor uns hin gedöst. Das Mädchen stolperte und fiel hin und Sue eilte herbei, um ihr zu helfen. Sie hatten nur ein kurzes Gespräch, die beiden waren auf einer Inseltour und wollten ein wenig wandern. Sie haben einen Trampelpfad gefunden und sind ihm gefolgt. Bis hier. Dann war buchstäblich alles zu Ende. Einer unserer Bewacher tauchte plötzlich wie aus dem Nichts auf und hat die beiden mit zwei Salven aus seiner Maschinenpistole exekutiert. Ohne jede Frage, ohne irgendeine Regung, einfach so. Sue bekam einen Weinkrampf und sackte zusammen. Wir stürmten aus dem Haus und konnten zunächst gar nicht begreifen, was gerade passiert war. Aber es war Realität, vor uns lagen zwei junge Menschen, die einige Minuten vorher wahrscheinlich noch unbeschwert gelacht hatten, und jetzt lagen sie da, reglos, leblos, tot. Der Wächter bedeutete uns mit Gesten, dass wir sie begraben sollte. Sie waren noch warm, als wir das Grab zuschauf…“

Die Stimme versagte ihm und er bedeckte seine Augen.

Ben übernahm: „Wenn wir bisher noch etwas Hoffnung gehabt hatten, dann war spätestens jetzt klar, das hier ist blutiger Ernst.“

Dieser Bericht gab Jörg den Rest, er wollte sich nur noch zurückziehen und nichts mehr hören, nichts mehr denken, nichts mehr tun. Er hatte im Haus Feldbetten gesehen und fragte, welches er benutzen könnte.

Pierre antwortete. „Es gibt nur noch eins, und du kannst es hinstellen, wo du willst. Lediglich die Lady hat ein abgeteiltes Segment.“

Jörg fiel sofort in einen unruhigen Schlaf, der immer wieder durch Aufwachphasen unterbrochen wurde, aber irgendwann kam er zur Ruhe. Es war inzwischen dunkel und er beschloss durchzuschlafen.

Er wurde durch ein Geräusch wach, das er nicht zuordnen konnte. Der Raum war halbdunkel, es war also etwa sechs Uhr morgens. Er fragte sich, ob es eine Uhr im Raum gab. Er hatte Hunger und musste auf die Toilette. Dies führte ihn nach draußen und er fand am Rand der Lichtung ein kleines Häuschen. Der Holzsitz war sauber, darunter war ein etwa zwei Meter tiefes Loch. Es gab auch Papier. Es stank und er beeilte sich, fertig zu werden. Als er wieder ins Haus kam, waren die anderen gerade dabei sich anzuziehen. Sie empfingen ihn schweigend, die Stimmung war gedrückt. Er fragte sich, ob dies wohl ein Dauerzustand war, und er fragte, wie das mit dem Frühstück geregelt war.

Es stellte sich heraus, dass die Verpflegung überraschenderweise ausgezeichnet war. Das Brot war einigermaßen frisch und schmeckte aufgebacken ausgezeichnet. Es gab Butter, Marmelade und man konnte sich Eier kochen. Zum Kochen gab es einen vierflammigen Gasherd, die Propangasflaschen waren außerhalb angebracht. Es gab Instantkaffee und Teebeutel. Ben eröffnete das Gespräch.

„Du bist gestern Abend schnell verschwunden und eingeschlafen, das ist sicher verständlich, nach dem, was dir passiert war, aber nun sind wir natürlich alle neugierig und wollen mehr von dir erfahren.“

Jörg berichtete über seine Tätigkeit auf Java, über seine Absicht, einen Tempel auf Bali zu besuchen, über die Taxifahrt, die so unvermittelt mit einer Reise in einem Boot endete, und über seinen Weg ins Camp. Ab hier wurde er ausführlicher: „Ich habe versucht, die Entfernung und die Richtung zum Camp zu bestimmen. Wir sind in nahezu senkrechter Richtung zum Strand in den Dschungel eingedrungen. Aus dem Stand der Sonne habe ich geschlossen, dass wir uns etwa in südlicher Richtung bewegten. Der Richtung war immer geradeaus, mit einigen Abweichungen, wenn ein Sumpf auf dem Weg lag. Die Entfernung der Lichtung zum Strand beträgt etwa zweitausendfünfhundert Meter. Mehr weiß ich nicht, ich habe keine Ahnung, ob dies Festland oder Insel ist.“

Ben unterbrach ihn. „Wir haben gesehen, aus welcher Richtung du angekommen bist, genau entgegengesetzt zu der Richtung, aus der wir nach und nach ankamen, das lässt jetzt zumindest den Schluss zu, dass es sich entweder um eine wirkliche Insel oder um eine Halbinsel handelt. Wir wissen, dass sich im Gebiet von Indonesien hunderte von Inseln befinden, von denen viele unbewohnt sind. Wenn ich mich und meine Opfer verstecken wollte, würde ich auf jeden Fall eine dieser Inseln wählen.“

In Jörg begann jetzt sein beruflicher Instinkt zu erwachen. „Wenn man verschiedene Informationen zusammenfügt, ist das Ergebnis oft mehr als die Summe seiner Teile. Ich schlage vor, wir fassen alles zusammen, was wir wissen, wer hat noch was beobachtet?“

Kes begann; „Ab und zu hören wir weit aus der Ferne das Horn eines Schiffes, offenbar ist eine Schifffahrtslinie in der Nähe.“

Jörg bestätigte. „Dies könnte nützlich sein. Kann man erkennen, aus welcher Richtung es kommt?“

Ben ergänzte. „Etwa aus der Richtung, aus der wir auf die Lichtung aufgetroffen sind.“

Bernd war zufrieden. „Gut, das bedeutet, in südlicher Richtung von hier aus ist ebenfalls Meer. Was wissen wir noch?“

Alle schüttelten den Kopf „Nichts.“

„Vielleicht doch, wie groß schätzt ihr die Entfernung ein, die ihr vom Strand zum Camp zurückgelegt habt?“

Die Meinungen gingen zwar etwa auseinander, aber man einigte sich darauf, dass es weniger als ein Kilometer gewesen sein müsste. Jörg fasste zusammen. „Gut, das gibt an dieser Stelle eine Breite von etwa zweieinhalb Kilometer, über die andere Ausdehnung wissen wir nichts. Wie lange hat es gedauert, bis der Wächter eintraf, nachdem das Pärchen die Lichtung betreten hat?“

Sue überlegte, es fiel ihr sichtlich schwer sich zu erinnern. „Schwer zu sagen, vielleicht fünf bis maximal zehn Minuten.“

Jörg rechnete kurz. „Gut, das bedeutet zweierlei, die Station der oder des Wächters ist in der Nähe und es gibt ein Alarmsystem.“

Ben bestätigte. „Darüber haben wir natürlich auch schon nachgedacht, aber wir konnten keinen Hinweis auf ein solches System erkennen, es gibt keine Lichtschranken, keine Näherungssensoren, es gibt noch nicht einmal Strom.“

Jörg widersprach. „Das sagt nichts, die Sensoren könnten batteriebetrieben sein und die Sensoren sich im Wald befinden. Ist schon mal jemand über den Rand der Lichtung hinaus in den Dschungel gegangen?“

Kes antwortete entsetzt. „Nein, natürlich nicht, besonders nicht nach der Erfahrung mit unserem toten Pärchen.“

Jörg dachte kurz nach. „Es äußerst wichtig herauszufinden, wie das Alarmsystem arbeitet, in diesem Zusammenhang möchte ich einen Vorschlag machen.“

An dieser Stelle wurde er von Pierre unterbrochen, seine Ausdrucksweise verriet Ärger und Ungeduld.

„Dafür, dass du noch nicht einmal einen Tag bei uns bist, riskierst du eine ganz schön große Lippe. Willst du dich etwa zu unserem Anführer aufspielen?“

Jörg blieb ruhig. „Nichts liegt mir ferner als das, und darum genau handelt es sich bei meinem Vorschlag.“

Die anderen ergriffen sofort seine Partei, dieser Pierre war offenbar ein ziemlicher Nörgler. Ben ermutigte ihn. „In unserer Situation ist jeder Vorschlag willkommen, was willst du uns sagen?“

„Eigentlich etwas Selbstverständliches: Es könnte und wird passieren, dass ernsthafte Entscheidungen getroffen werden müssen. Diese sollten natürlich nicht von einem Anführer getroffen werden, sondern durch eine demokratische Abstimmung. Wir sind zu fünft und dabei wird es wohl auch bleiben. Damit wird bei Ja-Nein-Entscheidungen immer ein eindeutiges Ergebnis zustande kommen, dieses sollte auch von denen akzeptiert werden, die vielleicht dagegen gestimmt haben.“

Ben fragte; „Das heißt?“

Jörg erklärte: „Das heißt, dass sie es nicht boykottieren dürfen. Natürlich sind sie nicht gezwungen, selbst mitzumachen, zum Beispiel wenn wir uns für einen Ausbruch entscheiden sollten. Wir können gleich beginnen, wer stimmt diesem Vorschlag zu?“

Alle waren dafür. Jörg fuhr fort: „Ich benötige noch eine gemeinsam getragene Entscheidung. Ich möchte heute Nacht damit beginnen, die Position und Wirkungsweise des Alarmsystems herauszufinden, außerdem möchte ich, wenn möglich, die Umgebung erkunden.“

Dies war das erste Mal, dass Sue in die Diskussion eingriff: „Du warst bei der Ermordung des Pärchens nicht dabei, wenn du es erlebt hättest, würdest du niemals auf einen solchen Gedanken kommen.“ Sie verstummte, ihre Augen wurden feucht.

Jörg versuchte sie zu beruhigen, „Ich bin mir über den Ernst der Lage voll bewusst und werde mich entsprechend verhalten.“

Auch diese Abstimmung verlief positiv. Ben bot sich sogar an, ihn zu begleiten, aber Jörg lehnte ab, er wollte keine Verantwortung für andere übernehmen. Inzwischen war es Mittag geworden und er erfuhr mehr über den normalen Tagesablauf. Das Mittagessen wurde jeweils von zwei Personen zugerichtet, und jede Woche gab es einen Wechsel. Diese Woche waren Kes und Sue an der Reihe. Das Ergebnis war sehr schmackhaft, was er vor allem Sue zurechnete.

Während des Essens fragte Kes: „Du hast vorhin gesagt, dass es vermutlich bei fünf Personen bleiben wird, wie kommst du darauf?“

Die Antwort von Jörg war überzeugend. „Es gibt kein weiteres Bett mehr, und diese Aktion scheint mir in aller Gründlichkeit vorbereitet zu sein. Ich vermute, dass wir in absehbarer Zeit mehr über unsere Mission erfahren werden.“

Kes fragte nach. „Was für eine Mission?“

Jörg bedauerte. „Das weiß ich nicht, aber wenn es nicht um Lösegeld geht, müssen sie irgendetwas von uns wollen. Es wäre äußerst wichtig herauszufinden, um was es sich dabei handeln könnte. Vielleicht geben unsere Berufe ja irgendeinen Hinweis. Ich selbst habe Physik und Maschinenbau studiert und arbeite als Leiter einer Entwicklungsabteilung für Sondermess- und Prüfanlagen.“

Die anderen kannten sich ja schon länger und so beschrieb Ben ihre Tätigkeiten. „Ich selbst bin Professor für automatisierte Fertigungstechnik und war vor der Entführung auf einem Kongress in Kuala Lumpur. Pierre ist Feinwerktechniker und arbeitet für eine Firma, die weltweit den Service zur Reparatur komplexer Fertigungsautomaten bereitstellt. Kes ist spezialisiert auf die Installation der Elektrik und Signalverarbeitung von Robotersystemen und Sue arbeitet in der Firma ihres Vaters, die führend ist in der Entwicklung hochentwickelter Fernsteuersysteme, der Automatic Control System Limited.“

Bei der Nennung ihres Firmennamens horchte Jörg auf, er erinnerte sich an eine Nachricht der BBC über das Verschwinden der Tochter eines Unternehmers in Singapur. Die Behörden gingen davon aus, dass wohl bald eine Lösegeldforderung eingehen wird, aber er hat nichts mehr davon gehört. Es war jetzt etwa drei Wochen her, und als er Sue von dem Bericht erzählte, bekam sie wieder einen Weinkrampf. Ihren Vater ohne jede Nachricht zu wissen, bereitete ihr körperliche Schmerzen. Er bereute, die Nachricht erwähnt zu haben, aber es war zu spät. Sue zog sich in ihre Ecke zurück und blieb stumm. Ihm wurde bewusst, dass es den anderen wohl ähnlich gehen musste. Sein Fall lag anders, er hatte sich ordnungsgemäß bei seiner Firma abgemeldet und seinem Sohn eine Nachricht geschickt, dass er die nächsten Wochen im Tempel abtauchte und nicht zu erreichen wäre. Er war dankbar, dass sich keiner Sorgen um ihn machen musste, jedenfalls jetzt noch nicht. Die anderen schwiegen, die Diskussion über ihre mögliche Mission war erst mal beendet. Er ging nach draußen und studierte die Umgebung. Die Lichtung war von Büschen und Bäumen umgeben, der Blick reichte maximal zwanzig Meter ins Innere. Einige Bäume am Rand hatten dünne Lianen, ein Umstand, den er dankbar zur Kenntnis nahm. Der Nachmittag ging mit den Vorbereitungen zu seinem nächtlichen Erkundigungstrip drauf. Er bastelte sich einen Köcher und Schnüre aus den Lianen.

Als es anfing, dunkel zu werden, legte er sich auf sein Bett und ruhte aus. Die anderen saßen schweigend vor dem Haus, Kes rauchte und die beiden anderen tranken Tee. Sue war nirgends zu sehen, wahrscheinlich war sie in ihrem Abteil und weinte. Er verfluchte sich, ihr von dem Fernsehbericht erzählt zu haben. Er versuchte zu meditieren, aber seine Meditation ging bald ihn bloßes Dösen über. Er war zu aufgeregt, um zur Ruhe zu kommen, und er dachte sich alle möglichen Strategien für seinen Ausflug aus. Um schätzungsweise zehn Uhr stand er auf. Die andern lagen inzwischen in ihren Betten und schliefen oder stellten sich schlafend. Er ging leise hinaus und schloss die Tür hinter sich. Er legte das auf ellenlänge aufgerollte dünne Seil aus Lianen über seine Schulter und nahm die vorbereiteten Stöcke auf den Rücken. Die Sicht war gerade richtig, dunkel genug, um nicht aufzufallen, aber genügend hell, um sich zu orientieren.

Am Ende der Lichtung ging er zu Boden und begann langsam zu kriechen. Er bewegte sich nur zentimeterweise vorwärts und hielt immer wieder an, um die Umgebung mit unendlicher Vorsicht abzutasten. Nach etwa einem halben Meter fühlte er beim Absetzen seiner Handfläche plötzlich einen stechenden Schmerz. Im ersten Moment glaubte er, von einer Schlange gebissen worden zu sein und er verfiel wieder einmal in Panik. Zum wievielten Mal in den letzten zwei Tagen, es wurde langsam zur Gewohnheit. Die Panik ließ nach, als er feststellte, dass es sich lediglich um einen Stachel handelte, der aus dem Boden ragte. Er konzentrierte sich jetzt darauf, seine Hände nur noch schleifend über den Boden fortzubewegen. Die nächsten zwei Meter überwand er ohne weitere Zwischenfälle, er benötigte dazu etwa eine viertel Stunde. Doch dann fühlte er plötzlich auf seinem Unterarm einen leichten Widerstand. Er zog seine Hand vorsichtig zurück. Eventuell lag die Lösung für das Warnsystem direkt vor ihm. Er wurde ungeduldig und zwang sich erst mal dazu, tief durchzuatmen. Nur jetzt keinen Fehler machen! Er nahm eine stabile Position ein, auf keinen Fall durfte er jetzt aus dem Gleichgewicht kommen. Die linke Hand flach auf dem Boden bewegte er seine rechte Hand millimeterweise vorwärts. Er betastete den Draht, ohne Kraft auszuüben. Er war etwa zwanzig Zentimeter straff über den Boden gespannt und verlief parallel zum Rand der Lichtung. Offenbar umrundete er das gesamte Areal. Etwas passte nicht ins Bild. Bei seiner Ankunft im Camp hatten er und seine Begleiter die Lichtung beschritten, ohne auf ein Hindernis zu treffen, offenbar gab es eine offene Stelle, deren Position nur ihnen bekannt war. Andererseits glaubte er nicht, dass die Planer des Verstecks eine solche Sicherheitslücke zugelassen hätten. Was hätte er getan, um sie zu schließen? Es gab nur eine Lösung, es musste einen zweiten Ring geben, dessen Öffnung zum Durchgang des ersten etwas versetzt war. Seine Erinnerung an seine Ankunft bestätigte seine Vermutung. Seine Begleiter hatten ihn kurz vor Erreichen der Lichtung grob zur Seite geschoben, er hatte das in diesem Moment lediglich als Schikane empfunden, aber jetzt erkannte er den Sinn. Zur Bestätigung kroch er zu der bewussten Stelle und fand seine Vermutung bestätigt. Eine tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn. Er markierte die Stelle mit einigen seiner Stöcke, die er schief in den Boden stieß, damit es möglichst natürlich aussah. Er schuf so eine Reihe von genau fünf Stöcken vom Durchgang bis zum Lichtungsrand. Er schlief diese Nacht so ausgezeichnet wie schon lange nicht mehr.

Entführung in eine bessere Zukunft

Подняться наверх