Читать книгу Entführung in eine bessere Zukunft - Peter Giesecke - Страница 8

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Es war ein guter Wochenanfang. Diplomingenieur Robert Sommer lehnte sich zurück und las das Anschreiben noch einmal. Es war eine Anfrage für die Projektierung und Installation eines Windkanals in Malaysia. Was für ein glücklicher Zufall. Er überflog die Spezifikation. Der Kanal war gedacht für die aerodynamische Entwicklung von Personenkraftwagen und Lastkraftwagen, offenbar hatte das aufstrebende Land beschlossen, in dieser Richtung zu expandieren. Die Größenordnung und Ausstattung entsprach etwa der des Kanals in Bandung, dessen Abnahme gerade erfolgreich abgeschlossen war. Der Abschlussbericht war vor einer Woche eingegangen, alle Restmängel waren behoben und das Ergebnis vom Kunden bestätigt. Die Zahlung der Restsumme von fünf Millionen Euro war damit gesichert. Alles in allem war die Abwicklung dieses Auftrages erfolgreich, auch wenn der Gewinn wesentlich kleiner war, als ursprünglich kalkuliert. Er blätterte die Anfrage noch einmal durch und strahlte.

„Hey, Bob, what’s the matter with you, im Lotto gewonnen?““ Der Fragende war sein Chefkonstrukteur Heinz Schäfer, er hatte zwei Jahre in Boston bei der amerikanischen Schwesterfirma Trebel gearbeitet und das prägte immer noch seine Sprüche.

Sommer antwortete: „Wir haben eine Anfrage, für genau das richtige Objekt, für genau den richtigen Zeitpunkt und für genau den richtigen Ort.“

Schäfer trat neugierig näher und blätterte die Spezifikation durch. „Wahnsinn, das liegt ja nur einen Steinwurf von unserem letzten Projekt entfernt, und die Größenordnung scheint mir recht ähnlich.“

Sommer bestätigte: „Stimmt, der Unterschied besteht im Wesentlichen in der Messkabine, sie wollen eine eingebaute Drehscheibe haben, um die Seitenwindempfindlichkeit zu untersuchen, und sie wollen im Boden die Integration eines Rollenprüfstandes, um die Motorleistung unter realistischen Bedingungen zu messen.“

Sein Chefkonstrukteur nickte. „Kein Problem, das ist konventionelle Ingenieurarbeit, den Entwurf machen wir in einer Woche. Und die Genauigkeitsanforderungen sind geringer als bei dem indonesischen Kanal.“

Schäfer bemerkte: „Mr. Noproblem wird begeistert sein!“

Den Namen verdankte Jörg der Bedienmannschaft des Kanals in Indonesien, er pflegte auf Fragen mit: „No problem, you have only to …“ zu antworten.

Sommer bemerkte zufrieden: „Klar, er ist noch vor Ort und kann den potentiellen Kunden kontaktieren. Wo ist er jetzt eigentlich?“

Schäfer dachte nach. „Er hatte sich vor zwei Wochen abgemeldet, um auf Bali in einem Tempel zu meditieren.“

Sommer war ungeduldig. „Können wir ihn erreichen?“

Schäfer nickte. „Es gibt keinen Handykontakt, aber wir könnten unsern Vertreter vor Ort hinschicken, der hat sicher nichts gegen einen kleinen Ausflug.“

Entführung in eine bessere Zukunft

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