Читать книгу Entführung in eine bessere Zukunft - Peter Giesecke - Страница 9
ОглавлениеAm nächsten Tag war Robert Sommer beunruhigt. Die E-Mail von Nauroth ließ keinen Zweifel zu: Sein Chef Jörg Breithaupt war nie am Tempel angekommen. Und es gab keine Spur, wo er sich aufhalten könnte. Sommer überlegte, Jörgs Sohn anzurufen, aber er zögerte. Dieser befand sich bei seiner Mutter in Kanada, der geschiedenen Frau von Jörg. Er wollte ihn einerseits nicht beunruhigen, andererseits konnte dieser ihm vielleicht weiterhelfen. Robert entschloss sich schließlich zu einer unverfänglichen E-Mail an den Sohn, ob sein Vater vielleicht bei ihm war. Auch seine Antwort war negativ, mit dem Hinweis, mal auf Bali nachzufragen. Robert Sommer sah jetzt die Zeit gekommen, den Vorstand zu informieren. Das für die Entwicklung zuständige Vorstandsmitglied war Dr. Ing. Jakoby, der Mann, dem sie den Auftrag in Indonesien verdankten. Er war in früheren Jahren ein Studienfreund von Dr. Habibi gewesen, dem jetzigen Staatsminister für Forschung und Entwicklung. Habibi hatte bei Fokke Wulf promoviert und anschließend in seinem Land schnell Karriere gemacht und das Forschungszentrum Puspiptek gegründet, auf einem riesigen Gelände in Serpong. Er hatte die Vision, der erste Flugzeughersteller in seiner Region zu werden und deshalb den Windkanal in Auftrag gegeben, aber auf dem selben Gelände wurden außerdem ein Forschungsreaktor von Siemens und andere spektakuläre Einrichtungen installiert.
Jakoby teilte die Besorgnis von Sommer, er lehnte sich zurück und überlegte.
„Wir haben also drei Probleme. Das dringendste ist zweifelsohne das Verschwinden von Herrn Breithaupt. Was schlagen Sie vor?“
Sommer sagte nachdenklich: „Auf alle Fälle soll Nauroth vor Ort eine Vermisstenanzeige aufgeben, ich habe aber keine Ahnung, wie dort sowas funktioniert. Ich habe auch kein großes Vertrauen in die dortigen Behörden.“
Jacoby gab Hilfestellung: „Ich werde Habibi um Hilfe bitten, er soll veranlassen, dass die Passagierlisten aller Flüge der letzten zwei Wochen überprüft werden, vielleicht geht sowas auch für Schiffspassagen. Falls eine Meldepflicht bei den Hotels existiert, wäre das vielleicht eine weitere Möglichkeit.“
Sommer ergänzte: „Wir sollten in allen größeren Zeitungen ein Foto veröffentlichen und eine Belohnung ausschreiben.“
Jakoby stimmte zu: „Sehr gut, ich denke, zehntausend Euro wären angemessen, wenn sie zum Auffinden von Breithaupt führen. Die beiden anderen Probleme sind keine. Wir brauchen für die Zeit von Breithaupts Abwesenheit einen kommissarischen Leiter für die Abteilung, das übernehmen Sie. Und wir müssen uns um die neue Anfrage kümmern. Jemand muss vor Ort recherchieren, das übliche, wo ist der Standort, wie ist er erreichbar, welche Unternehmen kommen als Subunternehmer in Frage und so weiter. Na, Sie wissen schon.“ Sommer wusste aber bereits, wer das machen würde.
Jörg machte sich wieder auf den Weg. Es war heute etwas kühler als die Tage davor, er führte dies auf den auffrischenden Wind zurück und war dankbar für den Wechsel. Alles lief zunächst wie erwartet, er erreichte den Bergkamm und passierte ihn diesmal auf der linken Seite. Nach etwa zwei Kilometern kam er an einen ausgetrockneten Bachlauf, der vom Bergkamm wegführte. Er hatte steile brüchige Hänge, Jörg brauchte zwei Versuche, um auf der anderen Seite hochzukommen. Die Aktion hatte ihn eine viertel Stunde gekostet und er beschleunigte die Geschwindigkeit, um den Zeitverlust wieder aufzuholen.
Der Wind wurde stärker und er stolperte häufig. Er erreichte das Ende des Bergkamms, der hier nach Norden abbog. Dies war jetzt etwa die Strecke, die er am Tag zuvor zurückgelegt hatte, ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er dafür eine gute Stunde benötigt hatte. Er bemerkte, dass ihm das Ablesen der Uhrzeit schwerer fiel, offenbar war es dunkler geworden. Ihn befiel ein mulmiges Gefühl, er fühlte sich mit einmal unheimlich allein. Was machte er an diesem unwirklichen Ort? Warum konnte er nicht in seinem Tempel sein, mit seinem Freund diskutieren, die Ruhe genießen, und sich auf seine Rückkehr nach Hause freuen? Was war das für eine höhere Macht, die sein Schicksal in irgendwelche Bahnen lenkte, ohne jede Rücksicht auf seine Persönlichkeit? Es war unfair! War der Verlauf seines Lebens vielleicht wirklich bis in jedes Detail vorherbestimmt, wie ein präzises Uhrwerk, entsprechend den Gesetzen von Ursache und Wirkung? Warum sollte er dann noch eigentlich nachdenken, was er als Nächstes tun sollte, es lag ja ohnehin fest? Aber er dachte darüber nach, er konnte sich so oder so entscheiden. Also hatte er doch einen freien Willen, der die Entscheidung vornahm. Er erinnerte sich wieder an Descartes, der an seiner eigenen Existenz gezweifelt hatte. Dessen Problem war ähnlich. Descartes kam zu dem Schluss, dass er dachte, also auch existieren musste. Jörg erinnerte sich an seinen Philosophieprofessor, der den Ausspruch als Gelegenheit für einen Scherz benutzte: Coitus, ergo sum. Auch logisch. Und er erinnerte sich an die anschließende Diskussion. Es kamen Zweifel an der Schlussfolgerung von Descartes auf: Was, wenn das Gefühl des Denkens auch nur eine Täuschung war? Jörg glaubte ebenfalls, die freie Entscheidung zu haben, zum Beispiel weitergehen oder umkehren, aber vielleicht war dies ja auch nur eine Täuschung? Er dachte an Sue und entschloss sich weiterzugehen. Wieder begann das mühselige Verfahren mit den Stöcken und den Seilen, es ging jetzt wieder deutlich langsamer. Es wurde immer dunkler und er hatte zunehmend mehr Mühe, die Umgebung zu erkennen. Der Wind nahm beängstigend zu, eine Bö ließ ihn stolpern und er fiel zu Boden. Er entschloss sich für eine letzte Seillänge und dann hörte er das Rauschen der Brandung. Es war beunruhigend laut, Regen kam, plötzlich war es stockdunkel. Er konnte sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten und suchte Halt an einem Baum. Vor zwei Wochen hatte er schon mal einen Taifun erlebt, aber da hatte er sich in seinem Gästehaus in Serpong aufgehalten und fasziniert auf die aufgepeitschte Landschaft geblickt.
Jetzt geriet er wirklich in Panik, die Situation war jetzt überhaupt nicht mehr faszinierend, sondern ausgesprochen bedrohlich. Wie sollte er den Weg zurückfinden, wenn der Regen länger andauerte? Und auch wenn es aufhörte, waren seine Zweige nicht inzwischen weggefegt? Er hatte einen Anhaltspunkt, der Winkel, mit dem er auf das Ufer aufgetroffen war, war einigermaßen senkrecht. Er müsste sich also nur senkrecht zurückbewegen, um seinen Berg der guten Hoffnung wiederzufinden, aber auch dazu brauchte er Licht. Schlimmstenfalls müsste er bis zur Morgendämmerung warten. Er rechnete, das wäre etwa um sechs, dann benötigte er noch etwa drei Stunden bis zum Camp und wäre um neun wieder zurück. Das würde genügen, die Entführer kamen mit dem Proviant um elf, sein Verschwinden bliebe also unentdeckt. Er setzte sich, lehnte sich an den Baum und zwang sich zur Ruhe. Nach zwei Stunden hörte der Regen so schnell wieder auf, wie er gekommen war. Nach der absoluten Dunkelheit schien ihm der Mond jetzt taghell zu leuchten. Es war inzwischen ein Uhr nachts. Seine Zweige waren tatsächlich weggeweht, aber er war sicher, auf Grund der guten Sichtverhältnisse und der Vorgabe der Richtung die Bergkette auch so zurückfinden zu können, es handelte sich schließlich nur um einige hundert Meter. Seine Zuversicht wurde nicht enttäuscht, er war ungemein erleichtert, jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, er dachte an Sue und war glücklich. Und dann kam er an das Flussbett. Aus dem ausgetrockneten Bachlauf war ein reißender Strom geworden. Er schien unüberwindbar, Jörg war kurz davor, sich hinzusetzen und einfach aufzugeben. Er war mit einem Mal unendlich müde, nachdem, was bisher schon passiert war, war dies einfach zu viel. Welche Möglichkeiten hatte er? Das Wasser war zu tief, um es durchwaten zu können. Zum Schwimmen war die Strömung viel zu schnell, er würde es nie schaffen, am anderen Ufer rauszukommen. Er konnte warten, bis der Wasserspiegel wieder fiel, schließlich konnte so ein kleiner Berg nicht allzu viel Wasser speichern, auch wenn der Regen sehr heftig gewesen war. Aber wie lang würde das dauern?
Er beschloss, bachabwärts zu gehen. Vielleicht fand er ja eine leichter passierbare Stelle, der Zeitfaktor war ebenfalls auf seiner Seite. Nach zweihundert Metern entdeckte er einen entwurzelten Baum, der auf die gegenüberliegende Seite ragte. Er hatte schon öfters in Filmen gesehen, wie man Baumstämme als Brücke benutzte, und setzte sich rittlings auf den Stamm. Er rutschte zentimeterweise vorwärts. Auf halber Strecke ragte ein großer Zweig nach oben, der seinen Vormarsch stoppte. Er hob das rechte Bein und bewegte es auf die andere Seite des Zweiges. Jetzt hingen beide Beine nach links. Er hielt sich weiter am Zweig fest und zog das linke Bein nach, um sich anschließend rückwärts weiterbewegen zu können. Er hatte es beinah geschafft, da drehte sich der Stamm. Jörg hielt sich krampfhaft am Zweig fest und hing jetzt senkrecht über dem Bach. Seine Beine ragten bis zu den Oberschenkeln ins Wasser hinein, die Strömung verstärkte den Zug auf seine Arme. Der nächste Zweig war einen Meter entfernt. Er nahm allen Mut zusammen und ließ eine Hand los, um den zweiten Zweig zu packen. Er versuchte, sich diesem durch Schaukelbewegungen zu nähern, aber die Strömung hielt ihn in seiner Position. Dann verließ ihn die Kraft und er fiel. Die Strömung riss ihn unbarmherzig mit sich. Er war ein guter Schwimmer, aber hier ging es nur noch darum, denn Kopf oben zu behalten und Verletzungen zu vermeiden. Seine Gedanken rasten. Wie weit war es bis zur Küste? Etwa ein Kilometer. Wie würde er dort ankommen? Am seichten Ufer oder prallte er auf ein Riff? Und würde ihn die Strömung ins Meer spülen? Wenn jetzt Ebbe war, wäre er verloren. Er drehte sich in Bewegungsrichtung und versuchte mit den Füßen Hindernisse abzufedern. Plötzlich tauchte vor ihm etwas auf, er versuchte noch unterzutauchen, aber es war zu spät. Der Schlag auf den Kopf ließ ihn fast besinnungslos werden. Er ließ sich jetzt einfach nur noch treiben, willenlos und ohne Hoffnung. Weitere Hindernisse im Wasser scheuerten ihm den Rücken auf, sein rechtes Knie prallte gegen einen Stein.
Dann ein Wunder! Auf der rechten Seite war eine Einbuchtung, die einen Teil des Wassers zur Strömungsumkehr zwang. Er kannte dieses Phänomen vom Wildwasserpaddeln, es hatte dort auch einen eigenen Namen: Kehrwasser. Jörg war in Sicherheit, und es war zum Glück auch auf der richtigen Seite. Seine Müdigkeit war verflogen, die Schmerzen vergessen. Die Bergkette war schwach zu erkennen, offenbar war der im Wasser zurückgelegte Weg sehr viel kürzer als gefühlt. Er nahm seinen Marsch wieder auf, dabei wählte er einen Winkel von fünfundvierzig Grad, um Weg zu sparen. Das rechte Knie begann zu schmerzen. Zur Entlastung suchte er sich einen Stock mit einer Gabel, den er auf die richtige Länge kürzte. Dann humpelte er langsam, aber stetig vorwärts, den verschwommen sichtbaren Bergkamm immer im Blick, auf keinen Fall durfte er jetzt die Richtung verlieren. Nachdem er zum wiederholten Mal gestolpert war, fühlte er plötzlich ein Hindernis. Es war ein Draht, zwei Handbreit über den Boden gespannt. Er war alarmiert, seine Lichtung war noch viel zu weit entfernt!
Eine Wolke schob sich vor den Mond, es wurde deutlich dunkler. Irgendetwas musste sich vor ihm befinden, und er hatte den Alarm ausgelöst, genauso wie damals die beiden unglücklichen Besucher. Dies musste das Versteck der Bewacher sein. Er kroch so schnell wie möglich zurück, bis er unter einem umgestürzten Baum Schutz fand. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Seitlich hinter ihm sah er Lichter, die auf ihn zukamen. Er erkannte vier Personen, sie rannten an ihm vorbei und übersprangen den Draht. Er richtete sich ein wenig auf, und erkannte nun im Licht ihrer Lampen die Umrisse eines Hauses. Er glaubte, auf seiner eigenen Lichtung zu sein, die Größe und Ausrichtung war gleich, sogar das provisorische Klo befand sich an der gleichen Stelle. Zwei der Gestalten nahmen mit gezückten Waffen eine Position vor dem Eingang ein, die beiden andern stürmten lautlos hinein. Lange Zeit geschah gar nichts. Die Wachen von draußen näherten sich der Tür und spähten hinein. Jörg glaubte Stimmen zu hören, aber er war zu weit entfernt, vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Die Bewacher berieten sich kurz vor dem Haus, schlossen die Tür und bewegten sich erneut in seine Richtung. Der Mond schien wieder, Jörg hatte Angst entdeckt zu werden und zog sich wieder in sein Versteck zurück. Die Männer nahmen den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. Er wartete, bis sie sich genügend entfernt hatten, und begann, ihnen zu folgen. Er war mit seinem kaputten Knie langsamer als sie, außerdem musste er sich bemühen, leise zu sein. Sie gingen in senkrechter Richtung auf die Bergkette zu, dann verschwanden die Lichter. Er war wieder allein und wollte nur noch eins: Zurück ins Camp und schlafen, es war inzwischen fast vier Uhr. Es schmerzte wieder am ganzen Körper und das Gehen wurde immer beschwerlicher. Mit letzter Kraft erreichte er die Lichtung. Ein Lichtstrahl blendete ihn.
Sue rief erleichtert aus: „Jörg, Jörg, bist du es wirklich? Wie siehst du aus, was ist mit dir passiert, warum kommst du so spät?“
Hatte Sue etwa die ganze Nacht auf ihn gewartet? Er überschritt den Draht und sie nahm ihn in ihre Arme.
„Ich hatte solche Angst, der Taifun war furchtbar und du warst ihm schutzlos ausgeliefert. Was ist mit dir passiert?“ Er schüttelte nur den Kopf. Sie nickte und führte ihn ins Haus. Ohne zögern ging sie mit ihm in ihr Abteil. Er schaute sie fragend an. Sie nickte wieder, half ihm aufs Bett und legte sich zu ihm. Sie schliefen eng umschlungen ein.
Schäfer genoss den Flug. Er hatte Emirates gebucht und der Flug ab Frankfurt hatte eine fast zweistündige Verspätung. Das hatte ihn zuerst geärgert, weil er damit seinen Anschlussflug ab Dubai verpassen würde, aber als die Stewardess ihn darüber aufklärte, dass er für die neun Stunden Wartezeit in einem Luxushotel im Flughafen untergebracht werden würde, verbesserte sich seine Stimmung wieder. Er hatte auf Bitten des örtlichen Vertreters für Singapur gebucht, dieser hatte eine Anfrage von Mannesmann, die dort ein Auslieferungslager unterhielten. Für das Problem hatte er zwei Lösungsmöglichkeiten ausgearbeitet, über die sie vor Ort mit dem Kunden diskutieren wollten. Der Besuch in Malaysia war für einen Tag später geplant. Schäfer wählte sich aus dem reichhaltigen Kinoprogramm einen Science-Fiction-Film und genoss den servierten Lunch. Er hatte Fisch gewählt, zusammen mit dem Rotwein eine gute Wahl.
Das Hotel in Dubai war tatsächlich exzellent. Er informierte seinen örtlichen Vertreter per Handy über die Verspätung und gab ihm die neue Ankunftszeit. Dann zog seine Schuhe aus und legte sich auf das Bett. Zum Schlafen war er nicht müde genug, er schaute eine Weile die Deutsche Welle im TV und döste vor sich hin, alles in allem sehr entspannend. Das Frühstück war typisch asiatisch-orientalisch, es gab alle Arten von Gemüse, Fleisch, Geflügel, kleine Würstchen und Frühlingsrollen. Er war an solches Essen am Morgen nicht gewöhnt und entschied sich stattdessen für Croissants mit reichlich Marmelade und Kaffee. Er schaute mit Bedauern auf die verschmähten Speisen, revanchierte sich aber an der Saftbar – es gab tatsächlich frisch gepresste Säfte der verschiedensten Früchte – und lehrte drei Gläser Saft derPassionsfrucht. Es war ein guter Tagesanfang.
Im Flughafen von Singapur erwartete ihn elegant gekleideter junger Mann mit einem Namensschild in der Hand.
„Hallo, Herr Schäfer, mein Name ist Nauroth. Willkommen in Singapur, das erste Mal hier?“
Sie verstanden sich sofort. „Ja, und es war ein toller Flug. Ziemlich warm hier.“
„Daran müssen Sie sich in den nächsten Tagen gewöhnen, es wird noch heißer.“
Schäfer fragte verwundert: „Für einen typisch deutschen Namen sehen Sie ziemlich asiatisch aus.“
Nauroth musste lachen. „Das sagen alle, die mich das erste Mal sehen, meine Mutter ist Vietnamesin. Ich habe in Darmstadt an der TU Wirtschaftsingenieurwesen studiert.“
„Und wie kamen Sie in unsere Firma?“
„Meine Freundin war Übersetzerin in der Exportabteilung, jetzt ist sie meine Frau und macht den Bürokram.“
„Und warum wurde als Außenstelle gerade Jakarta als Standort ausgewählt?“ „Indonesien war damals die Region mit dem größten Entwicklungspotential, wir fühlen uns dort jedenfalls beide sehr wohl. Ein großer Vorteil ist, dass die Sprache relativ leicht zu erlernen ist, die Grammatik ähnelt der vietnamesischen und die Aussprache ist unproblematisch. Meine Frau hat am Anfang versucht, vietnamesisch zu lernen, es gibt aber viele Wörter, die bis zu fünf und mehr verschiedene Bedeutungen haben, man erkennt sie nur an der Betonung. Das macht das Erlernen sehr schwierig.“
Schäfer fragte interessiert: „Wie läuft heute das Geschäft mit Vietnam?“
„Immer besser, es gibt inzwischen ein sehr gutes Bildungssystem und die Jugend ist hungrig auf technischen Fortschritt. Darf ich Sie bitten, am Ausgang zu warten, ich muss den Mietwagen holen.“
Schäfer setzte sich auf seinen Koffer und betrachtete die Umgebung. Ein dickbäuchiger Tourist rief ein Taxi heran, beendete seine Zigarette und schnippte die Kippe vor dem Einsteigen auf den Boden. Genau in diesem Moment trat ein elegant uniformierter Polizist an ihn heran und forderte ihn höflich auf, die Kippe wieder aufzuheben. Die folgende Szene erschien Schäfer zunächst ziemlich unwirklich, aber am Ende konnte er nur noch aus vollem Herzen lachen. Der Polizist war zwei Köpfe kleiner und von schlanker Statur.
Der Tourist war aufgebracht: „Do you mean this really serious, why do you not remove this yourself?”
Der Polizist blieb ausgesprochen höflich, er sprach ausgezeichnet englisch. „No problem, Sir.“ Dann zog er eine Pinzette aus der Jackentasche, hob damit die Kippe auf und steckte sie in einen kleinen Plastikbeutel. Anschließend füllte er einen Coupon aus und überreichte ihn dem überraschten Touristen.
„Now you are filed for twenty Dollar.“
Das brachte den Dicken nun völlig aus der Fassung, er brüllte los, schimpfte unflätig, und endete mit: „You are really crazy.“
„No problem, Sir.“ Es folgte ein kurzer Wink, ein Wagen erschien wie aus dem Nichts, ein zweiter Kollege legte ihm Handschellen an, dann schubsten sie ihn in den Wagen. Schäfer musste immer noch lachen, als Nauroth erschien. Er beschrieb die Episode und Nauroth bestätigte:
„Es ist hier tatsächlich strafbar, Kippen, Kaugummi und Ähnliches auf den Boden zu werfen, in diesem Fall kommt noch Beamtenbeleidigung hinzu.“
„Was passiert mit dem Mann?“
„Er kommt innerhalb der nächsten Stunde vor ein Schnellgericht, es könnte ziemlich teuer für ihn werden. Der Kaugummiverkauf ist hier übrigens verboten, es gibt ihn nur auf Rezept in der Apotheke. Kommen wir jetzt zum Geschäft, fühlen Sie sich frisch genug, mit Mannesmann zu sprechen, wir haben einen Termin in zwei Stunden.“
Schäfer nickte. „Ich habe drei mögliche Lösungen ausgearbeitet, sollten alle funktionieren.“
Nauroth hatte eine Bitte. „Ich bin übrigens Peter, wir sollten unsere Kommunikation erleichtern.“
Sie gingen das Projekt noch einmal durch. Das Problem war typisch für die kleineren Schwierigkeiten, mit denen seine Abteilung häufig konfrontiert wurde: Die im Lager gestapelten Rohre wurden über ein Rollensystem zur Verladestation geführt. Am Ende war eine Waage zur Erfassung des Verladegewichts angebracht. Gewünscht war ein System, das auf dem Weg zur Verladestation die Länge automatisch erkennen und protokollieren konnte. Im Prinzip eine leichte Aufgabe, die Schwierigkeit lag in der geforderten Genauigkeit von zwei Millimeter.
Auf der Fahrt zur Hafenanlage erhielt Nauroth einen Anruf aus Serpong. Es war Herr Bam, der Betriebsleiter des Windkanals. Was er Nauroth erzählte, war so erschreckend, dass dieser den Wagen stoppte.
Schäfer fragte erschrocken: „Was ist los?“
Die Antwort von Nauroth war beunruhigend. „Es gibt in Serpong einen Entführungsfall. Sie vermissen seit gestern einen deutschen Ingenieur, der für Siemens arbeitet.“ „Siehst du einen Zusammenhang mit Breithaupt?“
„Schwer zu sagen, aber es scheint mir doch sehr wahrscheinlich.“
Die Fahrt zu Mannesmann erfolgte in gedrückter Stimmung. Der Empfang war herzlich, Nauroth war dort gut bekannt. Schäfer präsentierte seine Vorschläge.
„Die erste Möglichkeit ist typisch mechanisch, wir installieren und integrieren ein Reibrad in die Rollenbahn und messen den Umlenkwinkel, während sich das Rohr über das Rad bewegt.“ Diese Lösung scheiterte an der geforderten Genauigkeit von zwei Millimetern.
Schäfer präsentierte den nächsten Vorschlag. „Die zweite Lösung ist rein elektronisch, wir platzieren unter der Rollenbahn eine sechs Meter lange Fotodioden-Kette mit einem Diodenabstand von einem Millimeter, das ist dann auch gleichzeitig die garantierte Genauigkeit. Die Kette wird von oben beleuchtet und die Länge ergibt sich aus der Zahl der Dunkelsignale. Dies wäre meine bevorzugte Lösung, da der Genauigkeitsnachweis garantiert ist.“
Der Betriebsleiter machte seine Hoffnung zunichte. „Das ist im Prinzip sicher richtig, allerdings scheitert diese Lösung an den Schmutzbedingungen in unseren Lagern, wir können nicht alle Stunden die Dioden saubermachen.“
Schäfer war enttäuscht, nickte aber. „Das verstehe ich. Kommen wir damit zu einer typisch mechatronischen Lösung. Dazu komme ich auf die ohnehin vorhandene Waage an der Verladestation zurück. Wenn das Rohr in einer definierten Position gestoppt wird, können wir die Länge aus dem Verhältnis der Kraftsensoren der linken zur rechten Seite berechnen. Diese Lösung erfordert den minimalsten Aufwand, wir müssen nur eine Formel in den Bilanzierungscomputer eingeben und das Problem ist gelöst. Allerdings müssen die Kraftsensoren gegen genauere ausgetauscht werden und die Signalverarbeitung muss verbessert werden, dies ist der elektronische Anteil. Letztendlich müssen wir noch einen mechanischen Stopp einfügen, der durch einen Endschalter kontrolliert wird. Es handelt sich also um eine typisch mechatronische Lösung.“
Der Einkäufer von Mannesmann war hochzufrieden.
„Dann bitten wir um die Ausarbeitung eines Preisangebotes mit möglichst kurzer Lieferzeit.“
Sie wurden zum Essen in die Werkskantine eingeladen. Der Einkäufer war neugierig.
„Sie wirken irgendwie bedrückt, gibt es dafür irgendeinen Grund?“
Nauroth berichtete über das Verschwinden der zwei deutschen Mitarbeiter aus Serpong.
„Und es gibt keine Lösegeldforderungen?“
Nauroth schüttelte den Kopf. „Nein, nichts, kein Lebenszeichen und auch keinen Hinweis, warum sie entführt worden sind.“
Ein Mannesmann-Mitarbeiter zog aus seiner Tasche eine Zeitung heraus. Es handelte sich um das Singapur News Journal, auf der ersten Seite war das Foto einer jungen attraktiven Asiatin abgebildet. Laut dem beigefügten Kommentar handelte es sich um die Tochter eines Unternehmers, der sich auf hochentwickelte Fernsteuersysteme spezialisiert hatte. Seine Tochter war die Leiterin der Entwicklungsabteilung. Sie war vor fünf Wochen spurlos verschwunden. Die erwartete Lösegeldforderung blieb bisher aus und ihr Vater machte sich große Sorgen. Er hatte eine Belohnung von hunderttausend Dollar ausgesetzt.
Um neun Uhr morgens klingelte das Telefon im Vorstandssekretariat.
„Hier spricht die Sekretärin von Dr. Habibi in Jakarta, er möchte dringend Dr. Jakobi sprechen.“
Jakobi war sofort am Telefon. „Guten Morgen, Hal, wie geht es bei euch, ihr habt sicher besseres Wetter als wir.“
„Wie man es nimmt, gestern hatten wir einen mittleren Taifun. Mein Anruf hat allerdings einen ernsten Hintergrund.“
Jakobi fragte begierig; „Etwas Neues von Breithaupt?“
„Leider nein, es ist noch schlimmer geworden. Seit gestern sind wir sicher, dass ein weiterer Kollege aus Deutschland entführt worden ist.“
„Was macht euch so sicher, dass es sich in diesem Fall wirklich um eine Entführung handelt?“
„Die Umstände, der Firmenwagen sprang nicht an und der Kollege hatte sich ein Taxi bestellt. Genau wie bei Breithaupt. Er kam nicht im Hotel an, und es gibt auch keinen Unfallbericht von der Strecke.“
„Gibt es eine Lösegeldforderung?“
„Bis jetzt noch nicht, und ehrlich gesagt, erwarten wir auch keine, die Ähnlichkeit mit dem Verschwinden Breithaupts ist offensichtlich.“
„Um wen handelt es sich diesmal?“
„Um einen Serviceingenieur von Siemens. Er ist ein bekannter Spezialist für die Kalibrierung von Kernreaktoren. Unsere Wissenschaftler am Kernreaktor wollen das Spektrum ihrer Versuche erweitern, dies erfordert eine Neueinstellung der Parameter, die die Reaktionsgeschwindigkeit bestimmen.“
„Was ist das für ein Reaktor, wie groß ist seine Leistung?“
„Es handelt sich nur um einen Forschungsreaktor, die Leistung geht bis maximal zwei Kilowatt. Der Aufbau des Kerns ist relativ einfach, zwei Kernhälften werden kontrolliert aufeinander zubewegt, bis sich die gewünschte Leistung einstellt. Die kritische Masse, bei der die Kettenreaktion beginnt, lässt sich so sicher einstellen. Der Bewegungsablauf wird durch voneinander unabhängige Sensorsysteme kontrolliert und im Störfall sofort zurückgefahren. Wir können die Geschwindigkeit sogar so einstellen, dass die Funktion einer Atombombe simuliert wird, natürlich ohne die darauffolgende unkontrollierte Kettereaktion.“
„Habt ihr entsprechende Versuchsergebnisse bereits veröffentlicht?“
„Sicher, das ist ja der Hauptzweck dieser Forschung. Der Siemensmitarbeiter hat den Mechanismus mit Hilfe eines Servicetechnikers komplett zerlegt, es müssen einige Teile neu dimensioniert und das Ganze wieder zusammengesetzt und kalibriert werden.“
„Was habt ihr jetzt vor?“
„Laut Siemens ist ein qualifizierter Ingenieur bereits unterwegs. Wir werden ihn sicherheitshalber auf dem Forschungsgelände im Gästehaus unterbringen. Ich überlege, ob zwischen unseren beiden Entführten Gemeinsamkeiten bestehen. Beide sind anerkannte und erfolgreiche Ingenieure, beide haben promoviert, und beide sind etwa dreißig-vierzig Jahre alt. Ihre fachlichen Tätigkeiten und Erfahrungen sind aber total verschieden.“ Jakobi dachte kurz nach.
„Lass mich das nochmal checken. Ich habe übrigens heute Morgen schon einen Anruf von einem meiner Ingenieure erhalten. Er ist auf Erkundungstour für einen geplanten Windkanal in Malaysia. Er hat mich über einen Zeitungsbericht informiert, in dem von der fünf Wochen zurückliegenden Entführung der Leiterin einer Entwicklungsabteilung die Sprache ist, das Unternehmen entwickelt hochspezialisierte Fernsteueranlagen.“
„Also gibt es bis auf die hochwertige Ingenieurtätigkeit auch hier keine Übereinstimmung.“
Sie beendeten das Gespräch und Jacobi forderte die Personalakte von Breithaupt an. Er hatte sich nicht getäuscht, Breithaupt hatte in Kalkar promoviert. Sein Doktorthema war die experimentelle Untersuchung von Strukturmaterialien, die für den schnellen Brüter vorgesehen waren. Nach erfolgreichem Abschluss hatte er sein Tätigkeitsfeld komplett geändert. Beim Bewerbungsgespräch gab er hierfür Gewissensgründe an. Jacobi erinnerte sich an die damalige Berichtserstattung in den Medien. Der Reaktortyp sollte angeblich während der Energieerzeugung auch noch gleichzeitig neuen Kernbrennstoff erzeugen, dies erinnerte ein wenig an ein Perpetuum mobile. Das Fatale stellte sich im Laufe der Entwicklung heraus, nämlich dass diese Annahme offenbar auf einem Fehler in der Berechnung beruhte. Da schon immense Summen in das Projekt hineingesteckt worden waren, hatte die Politik große Mühen, es zu stoppen, keiner wollte die Verantwortung übernehmen. Dazu kam, dass die angewandte Technik höchst riskant war. Die Spaltung erforderte im Gegensatz zum konventionellen Kernreaktor schnelle Neutronen, dies verbot den Einsatz von Wasser als Kühlmittel. Stattdessen wurde als Wärmeträger flüssiges Natrium verwendet. Breithaupt hatte damals drastisch geschildert, was im Falle eines Gaus passieren würde: Bei einem Leck in der Kühlflüssigkeitsleitung trat flüssiges Natrium an die Luft. Dort würde es sich sofort selbst entzünden und eine Explosion einleiten. Die Folge wäre verheerend: das im Reaktor erzeugte Plutonium, einer der giftigsten Stoffe überhaupt, würde fein verteilt in die Atmosphäre gelangen. Diese Argumentation von Breithaupt war im Vorstellungsgespräch eine überzeugende Begründung gewesen, eine mögliche Karriere aufzugeben und ganz von vorne anzufangen. Dann erinnerte Jakobi sich plötzlich an ein Interview, das vor zwei Tagen im Fernsehen gesendet worden war. Ein Reporter des „Stern“ war unter etwas mysteriösen Umständen nach Afghanistan eingeladen worden. Das Gespräch hatte unter höchster Geheimhaltung in einer Höhle in den Bergen stattgefunden. Der Bericht des Reporters barg tatsächlich eine kleine Sensation, der Interviewte sah aus wie eine Reinkarnation von bin Laden, nur jünger. Der Inhalt des Gesprächs war typisch für Gestalten dieser Art. Er beschrieb die Mitglieder des IS als Schlächter, unwürdig im Namen des Islam zu handeln. Unter ihrer Herrschaft starben wahllos neben Schiiten und Christen auch Sunniten, sie waren dafür für die Hölle bestimmt. Es sei endlich Zeit für eine radikale Lösung, an deren Ende eine wirkliche islamische Weltordnung nach sunnitischem Vorbild stünde. Die folgende Botschaft war eindeutig: „Wir werden die Welt, so wie sie jetzt besteht, vollständig vernichten.“ Der Auftrag war ihm in einer Offenbarung von Allah befohlen worden, er hätte zur Durchführung ein halbes Jahr Zeit. Die Sunniten reinen Glaubens sollten unbesorgt sein, sie würden „Hour Zero“ unbeschadet überleben und anschließend in einer Gemeinschaft leben, die Allah gefällig ist. Er wirkte auf Jakobi ungemein überzeugend, auch wenn er ihm natürlich keinen Glauben schenkte. Jedenfalls nicht vor zwei Tagen. Jakobi dachte lange nach, er versuchte die Fakten zusammenzufassen. Der Siemensmitarbeiter war ein international anerkannter Spezialist für die Einstellung bestimmter Parameter für eine gewünschte Kettenreaktion, diese schlossen auch Versuche zur Simulation von Atombomben ein. Breithaupt hatte ebenfalls ein umfangreiches Wissen auf diesem Gebiet, speziell mit schnellen Brütern. Die entführte Entwicklungsleiterin kam aus Singapur, also örtlich sehr nahe zu den beiden anderen Fällen, sie war Expertin für fortschrittliche Fernsteuersysteme und hatte sicher auch ein fundiertes Wissen über alle Arten von elektronischen Kontroll- und Steuersystemen. Ein fanatischer Fundamentalist kündigte das Ende der Welt an. Ein Verdacht keimte in Jakobi auf, der so ungeheuerlich war, dass er sofort zum Hörer griff.
„Bitte verbinden Sie mich mit Habibi in Jakarta! Sagen Sie, es ist sehr dringend.“
Habibi war sofort am Telefon. „Hallo, Hal, ich hoffe, du hast noch nicht Feierabend.“ In Darmstadt war es zwar erst Mittag, aber Jakarta war sechs Stunden voraus.
Habibi beruhigte ihn. „Ich wollte sowieso später gehen, ich warte noch auf den Bericht unseres Werkschutzes. Ich habe sie beauftragt, einen verschärften Sicherheitsplan auszuarbeiten.“
Jakobi war überrascht. „Das genau wäre meine erste Bitte gewesen.“
Er berichtete von seinem Verdacht. Habibi unterbrach ihn: „Das kannst du nicht wirklich glauben, das ist undenkbar! Niemand kann das wollen.“
Jakobi insistierte. „Und wenn er glaubt, von Gott den Auftrag bekommen zu haben?“ Er berichtete Hal von dem Interview.
Habibi dachte nach. „Bin Laden hatte mehrere Söhne, sie waren damals in Pakistan nicht dabei, der älteste müsste etwa Mitte dreißig sein, sein Name ist, glaub ich, Hamsa bin Laden. Das Alter könnte hinkommen, und die Ähnlichkeit mit seinem Vater war wirklich verblüffend. Wahrscheinlich hat er da noch etwas nachgeholfen, um seine Wirkung zu verstärken, man sagt, er hat seinen Vater sehr geliebt. Ich will nicht glauben, dass dein Verdacht zutrifft! Aber wenn es wirklich wahr ist, was sollten wir dann jetzt tun? Wir können doch nicht die ganze Menschheit in Panik versetzen.“ Jakobi stimmte zu: „Nein, wir brauchen mehr Fakten, bevor wir irgendetwas unternehmen. Wenn wir mehr Hinweise haben, müssten wir wohl irgendeinen Geheimdienst oder so was informieren. Das bringt mich zu meiner zweiten Bitte, könntest du mal nachforschen lassen, ob es in eurer Region noch weitere ähnliche Fälle unerklärten Verschwindens von Personen gibt, die ins Schema passen?“