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Оглавление6. KAPITEL
Köln – Vingst
Dienstag, 07. Mai 2013
11:10 Uhr
Die Tür, an die er klopfte, gehörte zu einer schummrigen Kneipe im hinteren Teil des Bürgerzentrums. Sie wurde sofort geöffnet, und Heinz betrat den dahinterliegenden Raum. Er schüttelte Michael die Hand und folgte ihm die Treppe hinauf. Michael hatte seit seiner Geburt einen Sprachfehler. „W…willst du eine T…Tasse K…Kaffee, Heinz?“, fragte er stotternd.
„Danke, das ist großzügig von dir, aber ich habe schon mit Brigitte Kaffee getrunken. Sind die anderen schon da?“
Er schaute sich in der kleinen Bar um. Alles war blitzblank geputzt, eher untypisch für eine original kölsche Kneipe, wo sonst Unmengen an Unrat auf dem Fußboden landeten. Aber für Michael bedeutete dieser Ort alles. Er war sein ganz privates Reich.
„Du hast doch Telefon, oder?“, fragte Heinz.
„K…klar, h…hinten im Büro. Geh nur hinein, da stört dich keiner.“
Das Büro war ebenfalls klein und sauber. Heinz setzte sich an den kleinen Schreibtisch und wählte …
„Hallo“, ertönte eine Stimme am anderen Ende des Hörers.
„Ich bin‘s nochmal. Könnt ihr mich abholen?“
Es folgte eine kurze Pause.
„Ja, bei Michael. In Ordnung, in zehn Minuten.“
Er legte auf und goss sich einen Klaren ein. Immer, wenn er nervös war, musste er etwas trinken …
Franky Schmitz war im Immobilien-Geschäft tätig. Und für diejenigen, die es gerne genauer wissen möchten, das stimmte sogar zum Teil. Seine Familie besaß etliche Villen und Grundstücke in Köln, der Eifel, sowie im Bergischen Land. Aber, so wie es nun einmal war, mischte Franky auch in diversen schillernden Geschäftszweigen kräftig mit. So unterhielt er unter anderem Bordelle und Spielcasinos in der Innenstadt und den Randzonen von Köln.
Darüber hinaus verfügte er über einschlägige Beziehungen, die ihn ständig mit Nachschub eines speziellen, weißen Pulvers aus Südamerika versorgten. Er war so etwas wie der Al Capone von Köln und lebte standesgemäß.
Franky liebte ausschweifende Partys, schnelle Autos, Kunst und schöne Frauen. Nur blutjung mussten sie sein. Natürlich war er verheiratet. Anna war eine gute Seele, die schon bald nach der Hochzeit ihr eigenes Leben für ihn aufgegeben hatte. Seitdem siechte sie im Niemandsland vor sich hin, versuchte allerdings krampfhaft, den Schein zu wahren und sich nichts anmerken zu lassen.
Aber Franky hatte im Moment große Sorgen. In letzter Zeit lief es nicht mehr so gut für ihn. Das, was so gut angefangen hatte, war allmählich ins Stocken geraten. Natürlich ging es um die Lieferungen des besagten, weißen Pulvers. Spezialeinheiten der Drogenfahndung hatten in kürzester Zeit einen Nachschubweg nach dem anderen geschlossen und die gesamte Ware beschlagnahmt. Das bedeutete, seine Kunden saßen quasi auf dem Trockenen. Nun war Franky Schmitz allerdings nicht auf den Kopf gefallen, hatte schon bald die richtigen Schlüsse gezogen und einen Plan B ausgearbeitet. Die Sendungen aus Südamerika sollten, wenn möglich, auf viele kleine Transporteure verteilt werden. Da die Gewinnspanne in diesem Geschäft entsprechend hoch war, konnte er in diesem Fall sogar kleinere Niederlagen in Kauf nehmen, denn hin und wieder flog einer dieser Trottel auf, die sich für 5000 Dollar Erfolgsprämie der Gefahr aussetzten, eine sichere Zukunft in irgendeinem Staatsgefängnis in Südamerika zu verbringen.
Und da war ihm irgendwann die glorreiche Idee gekommen, seine Aktivitäten auf kleinere Geschäftsleute auszuweiten. Natürlich musste man hier und da etwas nachhelfen, aber danach waren die besagten Geschäftsleute gerne bereit, ihm einen kleinen Dienst zu erweisen und ihren Importsendungen aus Südamerika eine gewisse Ware beizufügen. Klappte die Sache, so ließ sich Franky auch gar nicht lumpen und spendierte ein gutes Trinkgeld, oder es gab eine Gratisvorstellung in einem seiner Etablissements. So war er auch auf einen ganz bestimmten Antikladen in Bad Münstereifel aufmerksam geworden. Sophies Verbindungen und vor allem der gute Name ihres Vaters waren einfach zu ideal für sein Vorhaben, doch die Gute war solide wie ein Fels, und er hatte selbst nach ausgedehnten Observationen keine Schwachstelle bei ihr finden können. Bis auf … na ja, daran wurde zumindest bereits eifrig gearbeitet.
Die eigentliche Drecksarbeit erledigten inzwischen kleinere Ganoven für ihn, die er aus der seidenen Unterwelt kannte. Einer von ihnen war Heinz Gromberg, den Franky nicht wirklich mochte. Er und die ganzen Schmeißfliegen seiner Zunft brachten das ganze Geschäft in Verruf, auch wenn sie ihm manchmal von Nutzen waren. So wie im Augenblick, auch wenn er noch nicht zufrieden war. „Warum zum Teufel dauerte diesmal die Übergabe so lange?“ Es war an der Zeit, sich der Dinge persönlich anzunehmen …