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Einleitung

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Das vorliegende Werk ist als Handbuch konzipiert. Es richtet sich an gebildete Laien, Studenten und Wissenschaftler, die sich für Schopenhauer interessieren, sich in sein Denken einführen lassen oder über ihn lehren oder forschen wollen. Dabei geht es weniger darum, spezielle Gegenstände seiner Philosophie detailliert zu erläutern, als vielmehr darum, dem Leser eine grundlegende und kompakte Orientierung zu vermitteln. Das gilt für folgende Bereiche: Schopenhauers Leben (»Biographische Skizze«), die gedanklichen Grundstrukturen seiner Philosophie (»Systematischer Abriß«), deren zentrale Begriffe (»Lemmata«) sowie schließlich deren Wirkungsgeschichte (»Rezeption«). Abgerundet wird das Buch durch einen bibliographischen Teil sowie ein Namensregister.

Obgleich sich das Werk eines Philosophen keineswegs auf sein Leben reduzieren läßt, leistet doch letzteres in aller Regel zumindest einen Beitrag zum Verständnis desselben. Dies trifft sicherlich auch auf Schopenhauer zu. Deshalb ist es mehr als legitim, eine »biographische Skizze« an den Anfang dieses Buches zu stellen, die freilich nicht Selbstzweck ist, sondern im wesentlichen Schopenhauers Weg zur Philosophie und sein Leben in dieser wissenschaftlichen Disziplin nachzeichnet.

Der »systematische Abriß« stellt zunächst die einzelnen Veröffentlichungen Schopenhauers mit ihren inhaltlichen Schwerpunkten sowie die Struktur seines Ansatzes vor, der – nach Auffassung des Philosophen – kein auf einem obersten Prinzip beruhendes System, sondern ein organisches Gebilde darstellt, dessen Teile ebenso vom Ganzen abhängen, wie das auch umgekehrt der Fall sei. Letzten Endes will Schopenhauer in seinem Ansatz einen »einzigen Gedanken« zum Ausdruck bringen: »[D]ie Welt ist die Selbsterkenntniß des Willens.« (W I 506) Dabei gliedert er seine Philosophie in vier sich ergänzende und wechselseitig erläuternde Disziplinen: eine Erkenntnistheorie, eine Metaphysik der Natur, eine Metaphysik des Schönen sowie eine Metaphysik der Sitten, welche die vier Bücher von Die Welt als Wille und Vorstellung ausmachen. Nach einer kurzen Erläuterung der frühen »Philosophie des besseren Bewußtseins«, die Schopenhauer bald hinter sich läßt, werden in dem Kapitel die genannten Disziplinen als einzelne sowie in ihrem Verhältnis zueinander expliziert.

Die »Lemmata« stellen den bei weitem umfangreichsten Teil des Buches dar. In mehr als 140 Abschnitten werden zentrale Begriffe von Schopenhauers Philosophie nicht einfach nur genannt, sondern im Ausgang von den Texten, in denen sie auftreten, gründlich analysiert. Es liegt auf der Hand, daß eine derartige Auswahl stets angreifbar bleibt. So wird weder der Anspruch der Alternativlosigkeit noch der Vollständigkeit erhoben. Vielmehr möge es genügen, daß die Auswahl im großen und ganzen nachvollziehbar und plausibel ist. Die Darstellung der Begriffe ist einerseits textnah, anderseits aber wird durchaus auch auf Schwierigkeiten hingewiesen, die einzelne Begriffe – sei es durch Ambiguität, mangelnde Präzision oder Defizite in der Begründung – aufweisen. Auf eine ausführliche Einbeziehung der einschlägigen Sekundärliteratur wurde verzichtet, da sie ein ohnedies umfangreiches Buch hätte gänzlich ausufern lassen. Wer eine tiefergehende Diskussion einzelner Begriffe oder Gedankenkomplexe sucht, sei an die entsprechende Spezialliteratur verwiesen. Umgekehrt ist sich der Verfasser darüber im klaren, daß seine Darstellung keineswegs von einer Position einer tabula rasa ausgeht, sondern einen – von bestimmten Voraussetzungen geprägten – hermeneutischen Zugriff darstellt, der sich im Zuge einer langjährigen und in einschlägigen Veröffentlichungen dokumentierten Beschäftigung mit Schopenhauer und seinem Denken herausgebildet hat.1

Das Kapitel »Lemmata« stützt sich – wie auch die übrigen – im wesentlichen auf die von Arthur und Angela Hübscher edierte Zürcher Ausgabe (Werke in zehn Bänden) der Werke Schopenhauers, welche – mit Ausnahme der Schrift Ueber das Sehn und die Farben – alle zu Lebzeiten publizierten Texte des Philosophen enthält. Sicherlich böte die von Arthur Hübscher vorgelegte historischkritische Ausgabe (Sämtliche Werke) ein höheres Maß an philologischer Präzision, doch ist sie wohl aufgrund der Ausstattung und des Preises weniger verbreitet. Da sich der Grundriß Schopenhauer nicht allein an ein philosophisch ambitioniertes Fachpublikum, sondern an eine breitere – auch bildungsbürgerliche und studentische – Leserschaft richtet, erscheint die Wahl der Zürcher Ausgabe dem Verfasser plausibel. Darüber hinaus sei angemerkt, daß die in dieser Ausgabe enthaltenen Texte dieselbe Gestalt wie in den Sämtlichen Werken aufweisen.2 Bei Texten, die nicht in der Zürcher Ausgabe stehen, wurde auf entsprechende Ausgaben zurückgegriffen, etwa den von Arthur Hübscher edierten Handschriftlichen Nachlaß oder die von Volker Spierling herausgegebenen Philosophischen Vorlesungen.3

Da Schopenhauer zu den meistgelesenen Philosophen der Neuzeit zählt, erscheint es lohnend, der Rezeption seines Denkens ein eigenes Kapitel zu widmen. Angesichts der großen, kaum zu überblickenden Zahl seiner Leser muß dabei jedoch selektiv vorgegangen werden. Vergegenwärtigt man sich, daß Schopenhauers geistige Leistung insbesondere philosophischer Art ist, liegt es nahe, die Rezeption im Bereich der Philosophie in den Vordergrund zu stellen. Dagegen wird Schopenhauers Einfluß auf Musiker und Schriftsteller lediglich kursorisch behandelt. Das liegt nicht zuletzt daran, daß die literarische Rezeption in ihrer ganzen Breite kaum von einem einzelnen Forscher bewältigt werden kann. Immerhin liegt zu diesem Thema eine Reihe mehr oder weniger gewichtiger Monographien vor.4

Am Ende des Buchs befindet sich ein bibliographischer Teil, der sich – angesichts der Fülle der Literatur über Schopenhauer – auf das Wesentliche beschränken muß. Dazu zählen die wichtigsten Ausgaben, in denen Schopenhauers Werke vorliegen, ein Verzeichnis der im vorliegenden Buch verwendeten oder zitierten Texte sowie eine Liste grundlegender Sekundärliteratur. Daß hier eine Auswahl getroffen werden muß, liegt ebenso auf der Hand wie der Einwand, daß diese bis zu einem gewissen Grad von den Präferenzen des Verfassers geprägt ist und daher kritisierbar bleibt.

1 Vgl. z. B. Peter Welsen. »Schopenhauers Hermeneutik des Willens«. In: Thomas Regehly / Daniel Schubbe (Hg.). Schopenhauer und die Deutung der Existenz. Perspektiven auf Phänomenologie, Existenzphilosophie und Hermeneutik. Stuttgart 2016, 157–170.

2 Für Leser, die andere Ausgaben benutzen, sei auf die Konkordanz im Anhang des Schopenhauer-Handbuchs von Schubbe und Koßler verwiesen. Vgl. Daniel Schubbe / Matthias Koßler (Hg.). Schopenhauer-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart / Weimar 2014, 403–426.

3 Die genauen Angaben befinden sich im bibliographischen Anhang des vorliegenden Buches.

4 Vgl. Schubbe / Koßler (2014), 358–360.

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