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Kapitel sechs
ОглавлениеEine nützliche Lektion, die Diamond bei der Polizei gelernt hatte, war die, daß jeder mit einem einigermaßen autoritären Auftreten überall eingelassen wird, mit Ausnahme vielleicht von Downing Street 10. Das Kinderheim war ein freistehendes viktorianisches Haus gleich hinter dem Ausstellungsgebäude Earls Court. Die Holzfensterrahmen mußten erneuert werden, und an manchen Stellen, wo der Verputz brüchig geworden war, schien das Mauerwerk durch. Die Kommune hatte Wichtigeres zu tun.
Er klingelte, und eine Frau mit Schürze kam an die Tür. Während er den Vierziger-Jahre-Filzhut lüftete, den er noch immer als seine persönliche Hommage an die großen Detectives vergangener Zeiten trug, sagte er: »Morgen, Madam. Sie sind bestimmt Mrs. ...?«
»Straw.«
»Mrs. Straw, Mrs. Straw ...«, sagte er nachdenklich, als überlege er, ob sie die erforderlichen Qualitäten für einen lebenslangen Urlaub in der Karibik mitbrachte.
Sie wartete, fasziniert.
Er sagte: »Sie sind aber nicht die Leiterin dieser Schule?«
»Nein«, sagte sie und befingerte ihre Schürze. »Ich bin die Generalhilfe.«
»General! General Hilfe.« Er tat, als wollte er salutieren.
Sie lächelte nicht. »Sie wollen zu Miss Musgrave.«
»Miss Musgrave. Ja natürlich!« Er machte einen Schritt nach vorn, so daß sie zur Seite treten mußte. »General Hilfe, Peter Diamond wünscht, Miss Musgrave zu sprechen.«
Sie schaffte es, »Sie sind angemeldet« zu sagen. Falls sie das als Frage gemeint hatte, was wahrscheinlich war, so wurde ihr Bemühen durch ein breites, entwaffnendes Grinsen von Diamond zunichte gemacht. Die Folge war, daß sich Mrs. Straws Tonfall am Ende des Satzes senkte, so daß ihre Äußerung zur Feststellung wurde. Sie fügte hinzu: »Miss Musgrave ist sehr beschäftigt.«
»Als ob ich das nicht wüßte!« sagte Diamond.
»Sie kennen Miss Musgrave?« sagte sie erleichtert.
Er zuckte mit den Schultern wie ein Italiener, so daß es alles oder nichts bedeuten konnte. »Sie wird mich empfangen, denke ich.« Er war jetzt im Flur, und Mrs. Straw schloß die Tür. Aus den Tiefen des Hauses drang Kindergeschrei. »Sie gibt doch nicht gerade Unterricht, oder?«
»Bitte warten Sie, ich sage ihr, daß Sie hier sind.«
In diesem Augenblick lugte ein Gesicht aus einer Tür auf halber Höhe des Flures. Diamond rief laut: »Da sind Sie ja, Miss Musgrave.«
Das war nicht einfach so ins Blaue hinein gesagt. Das Gesicht musterte ihn mit dem Ausdruck eines befehlsgewohnten Menschen.
»Peter Diamond«, sagte er zu ihr und ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Ein Mann seines Umfanges in Bewegung ist nicht leicht aufzuhalten. »Mrs. Straw hat mir gerade gesagt, wie beschäftigt Sie sind, aber vielleicht haben Sie ja doch eine Minute Zeit für mich. Ich will Ihnen nichts verkaufen.«
Miss Musgrave mochte etwas über dreißig sein, war groß und schlank, und ihr blondes Haar war zu einem kleinen Pferdeschwanz nach hinten gekämmt und mit einer schwarzen Schleife zusammengebunden. Sie ergriff die ausgestreckte Hand nicht sofort. Sie fragte: »Worum geht es denn?«
Er strahlte. »Es geht um eines der Kinder, das japanische Mädchen. Vielleicht könnte ich behilflich sein.«
»Kommen Sie herein.« Ihr Büro diente offensichtlich auch als Unterrichtsraum. Diamond sah drei Kinderstühle und Tische. Ihren eigenen Schreibtisch zierte eine Reihe von bemalten Masken aus Eierkartons. Der Boden war mit Farbflecken übersät. Eine Menagerie aus Stofftieren saß auf dem Aktenschrank. Kinderbilder, die die ganze Skala von begabt bis unbeholfen abdeckten, waren an die Wände geklebt. Diamond gefiel es. Da ein zusätzlicher Stuhl in Erwachsenenformat fehlte, ließ er sich auf einer Holztruhe mit flachem Deckel nieder, der, so hoffte er, sein Gewicht aushalten würde.
Miss Musgrave fragte, ob er einen Kaffee wollte. Sie hatte eine volle Tasse auf ihrem Schreibtisch stehen.
»Nein, danke. Ich möchte Ihnen wirklich keine Mühe machen.« An diesem Punkt hielt er es für ratsam, sich ihrer Gnade auszuliefern. »Ich war früher Detective Superintendent bei der Polizei. Früher. Ich muß darauf hinweisen, daß ich als Privatmann hier bin.« Er erklärte, wie er seinen Arbeitsplatz bei Harrods verloren hatte. »Ich habe das kleine Mädchen in jener Nacht gesehen, und ich bin entsetzt, daß ihre Familie nach – wie lang ist das jetzt her? – sechs Wochen noch immer nicht gefunden worden ist.«
»Ich bin sicher, daß die Polizei alles tut, was in ihrer Macht steht«, sagte Miss Musgrave.
»Keine Frage.«
»In der Zwischenzeit kümmern wir uns hier so gut um sie, wie wir nur können. Sie braucht besondere Zuwendung. Das ist mein Fachgebiet, Mr. Diamond.« Sie klang abwehrend, aber völlig souverän. Der argwöhnische Blick, mit dem sie Diamond betrachtete, verriet, daß sie die Dampfwalzentaktik, mit der er sich Einlaß verschafft hatte, nicht sonderlich schätzte.
»Ich kann mir vorstellen, daß es nicht leicht ist, wenn ein Kind so gar nicht spricht«, probierte er.
»Wir haben es hier mit einer Vielzahl unterschiedlicher Probleme zu tun.«
»Mit beschränkten Mitteln, wie ich annehme.«
»Mr. Diamond, falls Sie damit andeuten wollen, daß Naomi nicht die Aufmerksamkeit erhält, die ihre schwierige Lage verlangt, so irren Sie sich. Sie ist intensiven Tests und Befragungen unterzogen worden.«
»Naomi – Sie kennen ihren Namen?«
Miss Musgrave schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie ja irgendwie nennen. Jemand vom Personal der japanischen Botschaft hat diesen Namen vorgeschlagen, weil er sowohl in Japan als auch bei uns bekannt ist.«
»Naomi ist ein japanischer Name? Ich dachte, er kommt schon im Alten Testament vor.«
Hosianna! Seine Kindertage als Chorknabe zahlten sich aus. Miss Musgraves Ausdruck wurde milder. Ein Mann, der sich in der Bibel auskannte, konnte nicht gänzlich schlecht sein. »Warum genau sind Sie hier, Mr. Diamond?«
»Um dem Mädchen zu helfen, seine Familie zu finden.«
»Ach so – und wie wollen Sie das machen, wo doch alle anderen bis jetzt daran gescheitert sind?«
»Indem ich mich hier als Sherlock Holmes betätige, aber kostenlos.«
»Gut und schön, aber ich weiß nicht, was die Polizei davon halten wird.«
»Die Polizei steckt bis zum Hals in der Scheiße, wie Sherlock zu Dr. Watson zu sagen pflegte.«
Sie legte die Hand an den Mund, möglicherweise, so vermutete Diamond, um eine schwaches Lächeln zu verbergen.
Er deutete auf die Tasse auf ihrem Schreibtisch. »Ihr Kaffee wird kalt.«
Sie ließ die Hand sinken, und jetzt lächelte sie eindeutig. »Das ist Fleischbrühe. War das jetzt ein Beispiel ihrer kriminalistischen Fähigkeiten?«
Er machte mit den Fingern eine Pistole nach und hielt sie sich an die Schläfe.
Miss Musgrave, wieder ernst, sagte: »Naomi kann keine Fragen beantworten, daher kann ich mir nicht vorstellen, inwieweit Sie ihr von Nutzen sein könnten.«
»Ich kann gut beobachten.«
»Und Schlüsse ziehen?« Ihre Augen blickten spöttisch.
»Sie müssen doch zugeben, daß das Kind Hilfe braucht.«
An diesem Punkt war Miss Musgrave zu packen. Sie nahm einen tiefen Schluck von der Fleischbrühe. »Wenn es Ihnen ernst ist, kommen Sie heute nachmittag um zwei Uhr wieder. Ich habe dann die Autistenklasse. Hier in diesem Zimmer. Sie können sich ja mal ansehen, wie das so abläuft. Und vielleicht wird Ihnen dann klar, wie schwierig das alles ist.«
Man hatte Diamond einen Stuhl für einen Erwachsenen gleich neben die Tür gestellt. Für einen Mann seines Körperumfangs war es unmöglich, in einem so kleinen Büro nicht aufzufallen, aber Miss Musgrave störte es nicht, und die Kinder warfen ihm kaum mal einen flüchtigen Blick zu. Hereingeführt wurden sie von Mrs. Straw und einer anderen Frau, die sehr froh schien, sie für eine Weile loszuwerden.
Ein Junge schrie unaufhörlich, weniger gequält als vor Wut. Als er den Raum betrat, riß er sich von Mrs. Straw los, lief zu einem Bücherregal, fegte sämtliche Bücher vom unteren Regalbrett und quetschte sich in den schmalen Raum darunter, wo er weiterschrie.
»Das ist Clive«, erklärte Miss Musgrave über den Lärm hinweg. Sie machte keinerlei Anstalten, die Bücher zurückzustellen oder Clive zu beruhigen. »Und das ist Rajinder.«
Rajinder bewegte sich ruckhaft, mit hüpfenden Schritten, beide Arme angewinkelt und die Handgelenke abgeknickt. Er ging zu einem der Kinderstühle, setzte sich und fing an zu schaukeln, wie es schien, im Rhythmus von Clives Schreien.
»Kommt rein, ihr beiden«, forderte die zweite Lehrerin die übrigen Kinder auf, die den Raum anscheinend nicht betreten wollten, verständlicherweise. »Tabitha, Naomi, wir können nicht den ganzen Tag auf euch warten.« Sie legte die Hand um den Hinterkopf eines Kindes und zog es sachte herein, ein blasses, besorgt dreinblickendes Mädchen von ungefähr sieben Jahren, mit feinem blondem Haar, vermutlich Tabitha. Sie trug eine dicke Plastikbrille, die mit einem Band befestigt war, wie bei einer Sportbrille. Kaum hatte sie einen Schritt ins Zimmer getan, als Miss Musgrave auch schon zu der anderen Lehrerin sagte: »Sie muß gewickelt werden, wären Sie so lieb?«
Tabitha wurde zurückgerufen und Naomi ins Zimmer geschoben. Diamond hatte das Kind in jener Nacht bei Harrods kurz gesehen, und er erinnerte sich, wie unbeteiligt sie dreingeblickt hatte, umringt von der Polizei. Heute morgen hatte sie den gleichen geistesabwesenden Gesichtsausdruck, als ob ihre Augen niemanden wahrnähmen. Auf irgendeiner Ebene mußte ihr Verstand aber doch funktionieren, denn sie bewegte sich normal, ging schnurstracks zu einem Stuhl und setzte sich, ruhig, ungestört von Clives Schreien oder Rajinders Schaukeln oder von der Anwesenheit der Erwachsenen. Jemand hatte ihr ein weißes Band im Haar befestigt, und sie trug ein rotes Kordsamtkleid, eine schwarze Strumpfhose und Turnschuhe.
»Sie bleibt da so lange sitzen, wie ich sie lasse«, sagte Miss Musgrave. »Zu den anderen kann ich durchdringen. Äußerlich wirken sie gestörter als Naomi, aber sie ist unerreichbar, und das liegt nicht nur am Sprachproblem. Es muß eine Form von Autismus sein.«
Diamond hatte Fernsehsendungen über autistische Kinder gesehen, die körperlich normal wirkten, aber unwiderruflich in ihrer eigenen Welt eingeschlossen waren. Sie legten verschiedene Verhaltensformen an den Tag; sie bekamen etwa Schreikrämpfe, verzogen das Gesicht, vermieden jeglichen Kontakt zu anderen Menschen und zeigten unangemessene emotionale Reaktionen wie Gelächter, wenn jemand sich weh getan hatte. In seltenen Fällen vollbrachten sie sonderbare Gedächtnisleistungen; so konnten sie beispielsweise Musik nachspielen, die sie erst ein einziges Mal gehört hatten, oder komplizierte Zeichnungen von Orten und Gebäuden anfertigen, die sie nur kurz gesehen hatten. Soweit er sich erinnerte, herrschte Uneinigkeit über die Behandlungsmethoden bei Autismus. Er hatte erschütternde Filme gesehen, in denen Mütter ihre Widerstand leistenden Kinder gewaltsam umarmten, bis diese aufhörten, sich zu wehren, was Stunden dauern konnte. In manchen Fällen waren die Ergebnisse ermutigend gewesen.
Miss Musgrave schloß die Tür und brachte dem heulenden Clive einen Stift und Papier. Zu Diamonds Verblüffung nahm der Junge die Sachen, wurde still und fing an zu schreiben oder zeichnen, nach wie vor in der zusammengekauerten Position unter dem Regal. Auch Rajinder konnte überredet werden, ein Blatt zu nehmen und ihm seine Aufmerksamkeit zu widmen, obwohl ihm geduldig erklärt werden mußte, was er machen sollte.
»Und jetzt sehen Sie mal, wie Naomi reagiert.« Miss Musgrave hielt ihr einen Stift hin. Naomi starrte geradeaus und rührte sich nicht. Sachte nahm Miss Musgrave die rechte Hand des Mädchens und schloß die kleinen Finger um den Stift.
Diamond sagte: »Entschuldigen Sie meine Frage, aber halten Japaner Stifte so?« Er nahm einen Kugelschreiber aus seiner Tasche und zeigte, was er meinte. »Ich dachte, sie halten sie ganz gerade, so.«
Miss Musgraves erste Reaktion war ein unterkühlter Blick. Doch dann akzeptierte sie den Einwand.
Die Kleine ließ es zu, daß man ihre Fingerhaltung änderte. Sie bekam ein weißes Blatt Papier vor sich auf den Tisch gelegt. Miss Musgrave stand hinter Naomi und führte den Stift, so daß eine Linie auf dem Blatt entstand. »Und jetzt, Naomi, beweis mir, daß ich mich irre, und male ein Bild.« Aber Naomis Augen waren nicht auf das Blatt gerichtet, und sobald Miss Musgrave zurücktrat, blieb die Hand ruhig liegen.
»Ich hatte schon stumme Kinder im Unterricht«, sagte Miss Musgrave, »und normalerweise kann man sie dazu bringen, mit dem Bleistift zu arbeiten.«
»Ist sie stumm?«
»Jedenfalls still. Nicht taub. Sie gibt leise Geräusche von sich, wenn sie irgendwie überrascht wird.«
»Das ist doch schon was.«
»Manche Autisten lernen nie sprechen.«
Rajinder schien das als Herausforderung zu betrachten und fing an, immer wieder »Miss« zu sagen, bis Miss Musgrave seine Zeichnung begutachtete, ihn lobte und ihm ein neues Blatt gab. Vom Bücherregal her kam ein neues Geräusch. Clive hatte die Lust am Zeichnen verloren, ein Spielzeugauto aus der Tasche geholt und drehte nun dessen Räder mit dem Finger. Er ließ die Räder nicht aus den Augen.
»Wenn man ihn läßt, macht er das den Rest der Stunde. Es wird obsessiv«, sagte Miss Musgrave. »Er entspricht wirklich dem Stereotyp eines autistischen Kindes.«
»Was heißt das?«
»Er meidet die Gesellschaft anderer. Stellt keinen Blickkontakt her. Will nicht umarmt werden. Bekommt Anfälle, wenn er das Gefühl hat, jemand kommt ihm zu nahe.«
»Ist Naomi auch so?«
»Sie ist eher der reservierte Typ. Ihr Stummsein ist symptomatisch.«
»Haben Sie schon versucht, sie zu umarmen?«
»Sie reagiert gleichgültig. Passiv. Das ist ein weiteres abnormes Verhalten bei diesen Kindern.«
»Sind Rajinder und Tabitha auch Autisten?«
»Ja.«
»Kann Clive sprechen?«
Sie nickte. »Aber meistens wiederholt er immer nur dieselben Wörter.«
»Macht er irgendwelche Fortschritte?«
»Ein wenig. Hören Sie«, sagte sie, »wenn Sie versuchen möchten, zu Naomi durchzudringen, bitte sehr.«
Das Angebot war verführerisch, aber er war klug genug, es nicht anzunehmen. Bei der ersten Begegnung erschreckte ein Mann mit seiner Statur jedes Kind, wenn er ihm zu nahe kam. »Im Augenblick«, erklärte er unverblümt, »würde ich lieber zu Ihnen durchdringen. Das ist mein Schlachtplan für heute.«
Sie erstarrte. »Was meinen Sie damit?«
»Ich möchte Sie davon überzeugen, daß ich Sie nicht stören werde. Ich möchte wiederkommen. Immer wieder. Ich könnte hier sitzen und zuschauen, oder ich könnte mich nützlich machen, aber ich möchte hier sein. Ich bilde mir nicht ein, daß ich bei Naomi Wunder bewirken kann. Mir ist klar, daß es lange dauern wird, bis sie mir vielleicht irgendwelche Hinweise gibt. Was würden Sie davon halten, wenn ich regelmäßig herkäme?«
Sie antwortete nicht sofort. Sie ging zu Clive hinüber, der wieder anfing zu schreien, als sie näher kam. Einen Moment lang kämpfte sie mit ihm um das Spielzeugauto. Dabei biß er sie in die Hand, und sie schrie vor Schmerz auf. »Wenn ich das nicht mache«, erklärte sie Diamond, »ist die ganze Stunde vergeudet. Läßt du jetzt wohl los?« Sie entriß Clive das Auto, und er stieß einen durchdringenden Schrei aus. »Du bekommst es gleich zurück. Aber mach mir zuerst eine Zeichnung von dem Auto. Eine Zeichnung.« Das Kind wurde langsam wieder ruhiger und nahm den Stift.
Als Miss Musgrave zu Diamond zurückkam, rieb sie sich die Hand. »Würden Sie mir ein wenig über sich erzählen, bevor ich mich zu Ihrem Vorschlag äußere?«
»Was möchten Sie wissen?«
»Also. Warum sind Sie nicht mehr bei der Polizei?«
Er zögerte. »Ich habe den Dienst quittiert. Ich bin dem Assistant Chief Constable gegenüber ausfallend geworden.«
»Warum?«
»Wegen eines zwölfjährigen Jungen. Man hatte mich beschuldigt, ihn mit dem Kopf gegen eine Wand geschlagen zu haben.«
Sie starrte ihn an. Dann meinte sie: »Wenigstens sind Sie ehrlich.«
»Okay«, fügte er hinzu. »Ich bin wohl kaum die geeignete Person hierfür. Vergessen Sie’s.« Er nahm seinen Hut.
»Setzen Sie sich, Mr. Diamond«, erwiderte sie mit Bestimmtheit. »Haben Sie es getan?«
»Was getan?«
»Den Jungen geschlagen?«
»Nein, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Er wollte mich angreifen, und ich habe ihn zur Seite geschubst. Er ist mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen. Man hat mir nicht geglaubt, und ich habe ein paar Dinge gesagt, die mir heute noch leid tun.«
»Haben Sie selbst Kinder?«
Er schüttelte den Kopf.
»Sind Sie verheiratet?«
»Ja.«
»Aber sie mögen sie.«
»Kinder?« Er nickte.
Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich heiße Julia.«