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ОглавлениеReis und Brot
REIS UND BROT
Reis steht in Afghanistan an jedem Tag auf dem Tisch. Afghanen lieben gutes Essen, entsprechend gut muss auch der Reis sein. Auf dem Land haben fast alle Familien ein kleines Stück Land, auf dem Reis angebaut wird. Er wird an heißen Tagen auf dem bewässerten Feld angepflanzt. Die Bauern stehen dabei auf schlammigem Untergrund, die Sonne brennt vom Himmel und Feuchtigkeit steigt dampfig auf. Selbstverständlich, dass die Dorfbewohner sich bei dieser schweren Arbeit gegenseitig unterstützen: Jeder hilft jedem. Selbst die Kinder packen tatkräftig an und die Frauen versorgen die Runde mit leckerem Essen und erfrischendem Dough.
Geerntet wird mit dem Traktor. In meinem Dorf gibt es einen einzigen Bauer, der einen Traktor besitzt und den anderen – gegen etwas Reis oder Geld – bei der Ernte hilft. Auf diese Weise kann er selbst seine Felder für den Anbau von Gemüse nutzen, das im Sommer, wenn die Reisbauern auf Zukauf von Gemüse angewiesen sind, einen besonders guten Preis erzielt.
Nach der Ernte wird der Reis zum Reisröster getragen. Der gart den ungeschälten Reis in einem großen, vom Herdfeuer schon ganz schwarz gewordenen Topf und der Reis wird parboild. Dann füllt er ihn zusammen mit feinem Sand in eine riesige Pfanne und röstet ihn über dem Feuer. Dadurch bekommt der Reis sein typisches Aroma. Nach dem Rösten wird der Sand herausgesiebt, die Schalen werden mit einem Blasebalg weggepustet und der Reis steht zum Abholen bereit.
Zu Hause wird der Reis in großen Tontöpfen im Schuppen hinter dem Haus trocken gelagert. Reis ist wie Wein: je älter, desto besser. Das wusste niemand besser als mein Großvater, der Reis immer auch schon für das nächste Jahr eingelagert hatte. Der Duft von Reis bei meinen Großeltern ist mir unvergessen geblieben; ich habe solch guten Reis nie mehr gegessen.
Wir selbst haben den Reis vor allem für den eigenen Bedarf angebaut und nur manchmal, nämlich wenn wir Einnahmen brauchten, auch zum Verkauf. Dann wurde ein Handel mit dem Großhändler aus der Stadt gemacht, der die Reissäcke mit einem alten Lkw abgeholt hat.
Afghanischer Reis ist unter der Bezeichnung Sella-Reis hierzulande am besten im afghanischen Supermarkt zu bekommen oder kann online bestellt werden. Wegen seiner besonderen Herstellung und Verarbeitung bleibt er beim Kochen schön körnig und klebt nicht, so wie es für Qabuli Palau oder Narenj Palau und viele andere afghanische Reis-Rezepte sein muss. Chalaw und Berenje Dampokht sind schnell und unkompliziert zuzubereitende Reisgerichte, die sich als Beilage zu den meisten Fleischoder Gemüsegerichten eignen, zum Beispiel als Alternative zur Brotbeilage.
Wichtig bei der Zubereitung ist es, den Reis vorab ein bis zwei Stunden einzuweichen, damit die Reiskörner etwas länger werden – für uns ein Qualitätsmerkmal – und um die Kochzeit zu verringern.