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Produktionsorientierter Literaturunterricht

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Schreiben ist im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht auch eine Auseinandersetzung mit literarischen Vorlagen. Unter dem Paradigma des produktionsorientierten Literaturunterrichts entstand in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Vorschlägen, wie Schülerinnen und Schüler in aktiver Auseinandersetzung mit Texten eigene Lernprodukte entwickeln können. Produktionsorientierter Literaturunterricht hat ein mehrfaches Ziel: »das Verstehen des Textes und die Aneignung von reflektierbaren Erschließungsverfahren«, »die [37]Entwicklung der inneren Vorstellungskraft« wie auch den »Aufbau von Lesemotivation«.34

Ein anregendes Beispiel für ein produktionsorientiertes Verfahren ist »Blackout Poetry«. Das Verfahren erzeugt aus einer Textvorlage – in der Regel einer Seite eines literarischen Buches – eine Text-Bild-Komposition, die aus ausgewählten Wörtern der Vorlage gebildet wird.35 Es ist nicht erstaunlich, dass das Verfahren in einer Kultur der Digitalität an Popularität gewonnen hat und auch für den Deutschunterricht fruchtbar gemacht worden ist.36 Blackout Poetry ist eine Technik, welche die eigene Produktion an eine Textvorlage anbindet – ganz im Sinne von Stalders Referentialitäts-Merkmal. Sie löscht die physische Textvorlage teilweise aus und schafft ein neues physisches Artefakt, das aber wiederum Buch- und Bastelkultur für ein Netzpublikum zelebriert (vermutlich, weil der Text auch digital vorliegt oder zumindest digital reproduzierbar ist). Blackout Poetry wird auf Pinterest- und Padlet-Boards im Netz geteilt.37


Abb. 4: Blackout Poetry zu einer Seite aus Hesses Steppenwolf. – © Maike Bonsen.

Blackout Poetry ist nicht nur symbolisch auf den Leitmedienwechsel bezogen: Hilfsprogramme ermöglichen, digitale [38]Formen zu erstellen oder das Format sogar weiterzudenken.38 Die Webseite »Versteckte Verse«39 ermöglicht es, einen Text digital zu schwärzen und so nach Wortmaterial zu suchen, aus dem ein Gedicht entstehen kann. Dieses Vorgehen ersetzt eine künstlerische Bearbeitung einer Buchseite (vgl. Abb. 4) nicht, kann jedoch als Entwurf den Schreibprozess unterstützen. Mit digitalen Verfahren können Buchseiten durch Augmented-Reality-Inhalte ergänzt werden: Hält man beispielsweise auf einem Smartphone die Lego-App über eine Seite des Lego-Katalogs, sieht man die abgebildeten Modelle aufgebaut, die Figuren spielen zudem kleine Szenen darauf. Mit einfachen Hilfsmitteln können solche AR-Ergänzungen auch für Buchseiten eines Romans erstellt werden.40

Versteckte Verse (versteckteverse.glitch.me)

 Webseite, auf der Blackout Poetry mit eigenen (digitalen) Texten erstellt werden kann

 Produkte lassen sich herunterladen und speichern bzw. ausdrucken

[40]Blackout Poetry zeigt, dass produktionsorientierter Literaturunterricht zu attraktiven und multimedialen Schreibaufträgen führen kann – es handelt sich um eine Art kreative Form materialgestützten Schreibens. Digitale Hilfsmittel erweitern einerseits die Handlungsmöglichkeiten bei der Bearbeitung solcher Schreibaufträge, andererseits ermöglichen sie eine Reflexion des Leitmedienwechsels. Eine Buchseite ist in Zeiten von Augmented Reality mehr als eine physische Seite: Sie kann auch ein Code sein, mit dem Inhalte im Netz abgerufen und auf einem Display sichtbar gemacht werden.

Digitales Schreiben. Blogs & Co. im Unterricht

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