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[7]Einleitung

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In einem längeren Essay hat die Schweizer Autorin Meral Kureyshi erklärt, wie sie schreibt. Darin findet man ein Zitat, das auf den ersten Blick nichts mit digitalen Formen des Schreibens zu tun hat, aber viel darüber sagt, wie Schreibprozesse im 21. Jahrhundert ablaufen:

Es ist schön, eine Geschichte zu erzählen, plötzlich wird sie wahr. Allein dadurch, dass sie jemand liest, und eine weitere Person vielleicht, und darüber spricht, sie weiterdenkt und etwas mitnimmt, sich erkennt darin – oder auch nur ein Gefühl wiederfindet, etwas, was sie berührt.1

Kureyshi beschreibt einen Schreibprozess, der nicht spezifisch digital ist.2 Ihre Perspektive auf das eigene Schreiben lässt sich aber auf digitale Schreibverfahren übertragen: Was etwas Geschriebenes bedeuten mag, erfahren Menschen erst, wenn andere es lesen.3 Einfacher als im Internet war es nie, Texte zu veröffentlichen und Reaktionen wahrnehmen zu können. Auf [8]digitalen Plattformen wird über die Praktiken der Likes, über Kommentare und andere Reaktionen sichtbar, wer einen Text wahrgenommen und wer darauf reagiert hat. Diese Mess- und Sichtbarkeit der Rezeption beeinflusst Schreibsettings. Möglicherweise führt also digitales Schreiben zu etwas, was Kureyshi als Umschlag in die Wahrheit wertet. Zumindest findet es in anderen – genauso realen – Kontexten statt, als wenn nur ein Blatt Papier beschrieben würde, das dann lediglich eine Lehrerin oder ein Lehrer liest und beurteilt.

Das vorliegende Buch basiert auf einem kulturpragmatischen Ansatz. Dirk von Gehlen versteht darunter die Haltung, Praktiken zuerst zu verstehen und erst dann zu bewerten.4 Die Empfehlung an alle Neugierigen, aber auch an Kritiker und Skeptiker der Digitalisierung des Lernens lautet: erst ausprobieren, dann beurteilen. Das Prinzip der experimentellen Medienkompetenz setzt Medienpraxis vor Reflexion und Wissenserwerb über das Funktionieren von Medien. Wer Schreiberfahrungen macht, kann darüber nachdenken, was sie für einen selbst bedeuten – wie das Kureyshi tut. Und wer erfährt, wie digitale Schreibprozesse funktionieren und Resonanz erzeugen, kann sich gezielt über ihre Funktions- und Wirkungsweise informieren.

Dieses Buch soll Mut machen, mit digitalen Hilfsmitteln zu schreiben und darüber nachzudenken, was dabei passiert. Es richtet sich insbesondere an Lehrkräfte und zeigt Wege, mit Schülerinnen und Schülern im Netz zu schreiben und sie dabei [9]zu begleiten, wie sie experimentelle Medienkompetenz aufbauen.

Zunächst werden Grundlagen des digitalen Schreibens vorgestellt. Es folgt eine Übersicht über schreibdidaktische Aspekte digitaler Schreibverfahren. Davon ausgehend werden didaktische, technische und rechtliche Bedingungen formuliert, unter denen im Unterricht digitales Schreiben funktioniert. Innerhalb dieser Voraussetzungen sind Typologien digitaler Schreibumgebungen angesiedelt: Schreibverfahren in Blogs, in Messenger-Programmen, in Wikis und anderen Settings werden hier vor- und mit didaktischen Hinweisen so dargestellt, dass eine einfache Umsetzung im Unterricht möglich ist.

Zu den rechtlichen Rahmenbedingungen der Nutzung von Online-Tools und -Datenbanken finden sich einige Anmerkungen im Band. Grundsätzlich gilt aber: Wer das jeweilige Programm im Rahmen des Unterrichts einsetzt, muss selbst prüfen, ob es rechtlich zulässig ist. Es ist immer empfehlenswert, die Datenschutzerklärungen der Anbieter sorgfältig zu lesen. Stets müssen Urheberrechtsfragen und Persönlichkeitsrechte beachtet werden.

Den Transfer vom Buch in ihren Unterricht müssen Lehrerinnen und Lehrer leisten. Fertig geplante Stundenkonzepte können nicht präsentiert werden. Nur wer die spezifischen Klassen, Lehrpläne und die technischen Möglichkeiten einer Schule kennt, kann Unterricht wirksam planen. Dieses Buch soll dazu inspirieren.5

Digitales Schreiben. Blogs & Co. im Unterricht

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