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VORWORT

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Zwei Jahrzehnte sind nun schon vergangen, seit ich Michael Lehofer begegnet bin. Aus dieser ersten Begegnung ist sehr schnell eine Freundschaft geworden. Es ist also eine recht alte Freundschaft, die uns verbindet. Aber sie hat nichts von diesem Zauber unserer ersten Begegnung eingebüßt. Im Gegenteil! Obwohl wir uns nur ein- oder zweimal im Jahr sehen, ist diese Freundschaft so jung und lebendig, so beglückend und bereichernd geblieben wie am ersten Tag. Was wir miteinander teilen und worüber wir uns austauschen, woran wir uns gemeinsam erfreuen und worüber wir uns gelegentlich auch ärgern, wäre im Lauf der Jahre immer mehr geworden. Keiner von uns käme auf die Idee, dass unsere Freundschaft dabei gealtert wäre. Sie ist – wie wir beide ja auch – älter geworden, aber dabei doch ganz jung geblieben.

Bemerken Sie den Unterschied? Eine Freundschaft kann gar nicht altern, sie kann nur lebendig bleiben. Sonst ist es keine Freundschaft, sondern nur die Illusion einer Freundschaft.

Aber Michael Lehofer wäre nicht mein alter Freund Michael, wenn er bei dieser sehr einfachen Erkenntnis über das Altern einer Freundschaft stehen bliebe.

Das ist banal, darüber braucht man kein Buch zu schreiben. Die wirklich interessante Frage ist doch die, wie es einer einzelnen Person und damit uns allen mit dem Älterwerden geht. Und wenn dann die Antwort lautet: »Genauso wie eine Freundschaft kann auch ein Mensch nicht altern, er kann nur im Lauf des Lebens seine Lebendigkeit verlieren«, fangen die meisten an, sich innerlich gegen so eine Erkenntnis zu wehren. Die sich daraus zwangsläufig ergebende Schlussfolgerung »Alter ist eine Illusion« empfinden sie möglicherweise sogar als Provokation. Aber genau für diese Leserinnen und Leser, denke ich, hat Michael Lehofer dieses Buch geschrieben. Und liebevoller, einfühlsamer und vorsichtiger lässt sich das, was er uns zum Thema des Alterns mit auf den Weg geben will, kaum darstellen.

In unserem Kulturkreis ist die Angst vor dem Alter sehr verbreitet. Aber ist es wirklich das Älterwerden, was uns ängstigt oder ist es nicht vielmehr unsere eigene Vorstellung von dem, was dann auf uns zukommt und wie sich unser Leben verändert, wenn wir älter werden? Diesen kleinen, aber entscheidenden Unterschied deutlich zu machen, ist das zentrale Anliegen, das Michael Lehofer mit diesem Buch verfolgt.

Dass wir uns im Lauf des Lebens ständig verändern und dabei auch körperlich älter, irgendwann vielleicht auch gebrechlich werden, ist ein ganz natürlicher Vorgang. Davor brauchen wir uns ebenso wenig zu fürchten wie vor der Pubertät oder der Menopause. Es ist ja auch gar nicht dieser natürliche Veränderungsprozess, vor dem wir Angst haben, sondern es ist unsere Vorstellung vom Alter. Und die können und sollten wir ändern, sagt Michael Lehofer.

Und es stimmt ja auch: Manchen gelingt es, ihre eigene Lebendigkeit mit jedem neuen Tag auch immer wieder neu zu spüren. Sie erleben sich als quicklebendig, egal, wie alt sie schon geworden sind. Anderen gelingt das nicht so gut. Sie verlieren, je älter sie werden, ihre Lebendigkeit. Für alle, die noch ein kleines bisschen Lust auf ein spannendes und bereicherndes Leben haben, ist dieses Buch eine Offenbarung.

Und am Ende versteht man dann auch, weshalb alles, was lebendig ist – auch eine Freundschaft –, niemals wirklich alt werden kann. Nur tiefer und inniger.

Gerald Hüther

Neurobiologe und Autor

Alter ist eine Illusion

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